Perzonal War
Interview mit Shouter und Gitarrist Metti zu "Bloodline"

Interview

In der Vergangenheit oft mit METALLICA verglichen, entwickelten sich PERZONAL WAR mit jedem Album weiter und bilden nun, mit einer ganz eigenen Mischung aus Old School Thrash und einer modernen Power-Metal-Variante, zu Recht die Speerspitze dieses Genres, zumindest innerhalb Deutschlands, denn der internationale Erfolg läßt noch immer auf sich warten. Ob „Bloodline“, der aktuelle Longplayer der Band, dIntiesbezüglich ein Sprungbrett darstellt, wird sich noch zeigen. Jedenfalls ist Shouter und Gitarrist Metti im folgenden Interview diesbezüglich sehr zuversichtlich.

Perzonal War

Nach dem grandiosen „When Times Turn Red“ hat man endlich auch eure eigenen Qualitäten entdeckt und die ewigen Vergleiche mit METALLICA weitestgehend ad acta legen können. Nahezu im Anschluss an diese Veröffentlichung seid ihr mit DESTRUCTION, CANDLEMASS und DEATHCHAIN quer durch Europa getourt. Hatten die Eindrücke dieser Tour Auswirkungen auf euer Songwriting oder hat euch dieses Erlebnis anderweitig für das Ende Mai erscheinende Album „Bloodline“ inspiriert?

Um ehrlich zu sein würde ich nicht sagen, daß die Tour eine direkte Auswirkung auf das Songwriting hatte. Aber natürlich war es für uns eine Ehre mit so geilen Bands unterwegs sein zu können. Der Songwriting-Prozess ist eine völlig natürliche Sache: wir schreiben die Songs, die uns aus dem Ärmel purzeln. Denn alles andere hätte ja keinen Sinn. „Bloodline“ klingt wie PERZONAL WAR anno 2008 und wir sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Dennoch hat uns die Tour natürlich viel gebracht, da wir fast ausschließlich in Ländern unterwegs waren, die wir noch nie zuvor zu Gesicht bekommen haben.

In der Zwischenzeit gab es auch einige Line-Up-Probleme und als Martin letztendlich auch noch fest bei den Kollegen von SQUEALER A.D. eingestiegen ist, hatte ich schon befürchtet, dass da gar nichts mehr kommt, was sich dann ja zum Glück nicht bewahrheitet hat. Hat es deswegen mehr als drei Jahre gedauert, bis „Bloodline“ im Kasten war, oder gab es auch noch andere Gründe für diese längere Wartezeit?

Zwischen „Faces“ und „When Times Turn Red“ lag nur ein sehr kurzer Zeitraum und da wir zu dieser Zeit verdammt viel gespielt haben, geprobt haben etc. merkten wir doch, daß wir mal wieder ein bisschen Abstand von der Band bekommen wollten, damit sich auch das interne Klima wieder ein bisschen entspannt. Mucke, Family und Job zu koordinieren ist nicht immer leicht und wenn man einen gewissen Level mit der Band erreicht hat, muss man eben hart arbeiten und viel Zeit und Energie in die Sache investieren, um diesen zu halten. Martins Einstieg bei SQUEALER A.D. hatte damit recht wenig zu tun, da SQUEALER A.D. ja auch keine Band ist, die ständig tourt. PERZONAL WAR haben nach wie vor Priorität. Natürlich hat Svens Ausstieg zur Zwangspause beigetragen, denn einen geeigneten Basser zu finden, der nett ist, spielen kann und ins Bandgefüge passt, ist nicht gerade die leichteste Aufgabe. (lacht) Aber der Anschein, wir hätten allzulange Pause gemacht trügt ein bisschen, denn letztendlich haben wir die Aufnahmen zu „Bloodline“ schon im Juni letzten Jahres beendet. Wir konnten uns mit AFM allerdings nicht über ein Releasedate einig werden und wurden dann wieder zu einer Zwangspause verdonnert. Wir konnten also wieder erstmal nur warten und als Sascha uns dann mitteilte, er sähe sich in Zukunft nicht mehr bei PERZONAL WAR, waren wir natürlich erstmal ganz schön geschockt. Sascha hat die Band vom ersten Tag mit geprägt und auch die Zeit mit Sven war phänomenal. Es ist zwischen uns nie böses Blut geflossen und wir wünschen beiden das absolut Beste für die Zukunft. Letztendlich war es sehr fair von beiden uns offen und ehrlich zu sagen, daß die Luft für sie raus ist. Das Problem ist einfach, daß, wenn du von der Musik nicht leben kannst, der Spagat zwischen Job und Band sehr groß ist…und da hat verständlicherweise nicht jeder Lust drauf. Dennoch sind wir momentan hochmotiviert und haben mit Björn und Daniel zwei ausgezeichnete Leute an Bord…also, nix wie ab nach vorne!

„Bloodline“ ist richtig heavy ausgefallen und enthält sicherlich einige der härtesten Tracks eurer Karriere. Woher kam diese Aggression und Angepisstheit? Sind das vielleicht die Auswirkungen der letzten Tour und der Probleme mit dem Line-Up?

Für mich dient die Band immer mehr dazu auf positive Art und Weise Dampf ablassen zu können. Ich habe einen ziemlich stressigen Job und die Band ist ein prima Ventil kreativ zu sein, Spaß zu haben und sich einfach ausleben zu können. Natürlich hat auch der persönliche Musikgeschmack mit der härteren Ausrichtung zu tun. Ich habe für mich viele alte Thrash Acts wiederentdeckt und auch IN FLAMES haben es mir mit ihren letzten Veröffentlichungen sehr angetan…oder die grandiose „The Blackening“-Scheibe von MACHINE HEAD. Wir fühlen uns sehr wohl mit dem Ergebnis und ich denke wir haben endlich unseren eigenen Stil gefunden, der meilenweit vom METALLICA-Ding abgerückt ist, ohne unsere Wurzeln zu verleugnen.

Nun ist „Bloodline“ zwar sehr heavy und sehr viel straighter als alle eure Alben zuvor, trotzdem fehlen mir aber ein wenig Songs vom Kaliber „The Unknown“ von „Newtimechaos“, „Open My World von „Different But The Same“, „My Secret“ von „Faces“ oder „The Unbeliever“ von „When Times Turn Red“. Bin ich der einzige mit dieser Meinung? Wie kommt denn euer neues Album ganz allgemein in der Medienwelt so an? Wie sind die Reaktionen der Presse denn diesmal?

Mhhh, eigentlich finde ich die neue Platte eher „unstraigher“, als alle Veröffentlichungen zuvor. Wir haben uns diesmal gar keine Gedanken gemacht, was letztendlich dabei rauskommt, sondern einfach drauflos gespielt. Deshalb sind jetzt eher wieder mehr Parts und auch vertracktere Rhythmen dabei. Du sprichst jetzt die eher „softeren“ Songs der vergangenen Alben an, mit „Dead Meaning“ und „Dying Face“ haben wir meiner Meinung nach aber auch sehr melodische Songs im Gepäck und mit „The Same Blood“ ja schon fast eine Ballade. Ich finde das Songmaterial diesmal allgemein wesentlich ausgereifter und stärker, als auf jeder älteren Scheibe, auch wenn ich ganz besonders „Faces“ und „When Times Turn Red“ immer noch top finde. Was die Reaktionen der Presse betrifft, so haben wir bisher eigentlich nur absolute Top-Reviews bekommen, die besser sind als je zuvor. Aber über Geschmack läßt sich nun mal streiten und daß wir es nicht jedem Recht machen können ist eh klar. Bisher bescheinigte man uns allerdings größtenteils die besten Songs ever geschrieben zu haben und das freut uns natürlich sehr. Vielleicht solltest du die Scheibe noch drei- oder viermal mal mehr hören… Ich glaube, wenn man „Bloodline“ die nötige Zeit gönnt, wächst das Teil immer mehr und viele Melodien erschließen sich erst später.

Victor Smolski von RAGE war bereits auf „Different But The Same“ als Gastmusiker vertreten und hat sich jetzt noch einmal auf eurem neuen Track „Utopia“ verewigt. Wie kam es zur erneuten Zusammenarbeit und worum geht es in diesem Song?

Wir kennen Victor schon seit seiner Zeit bei MIND ODYSSEY, als wir noch beim gleichen Label B.Mind unter Vertrag waren. Seitdem haben wir ein freundschaftliches Verhältnis zueinander und auch Martin macht des öfteren Studiojobs für Victor. Als er hörte, daß Sascha ausgestiegen ist und wir ihn fragten, ob er uns nicht mit einem Solo aushelfen würde, sagte er sofort zu. Wir sind natürlich sehr stolz darauf einen solchen Wizard zum zweiten Mal mit auf einer Platte zu haben, denn Victor gehört nun mal einfach zu den besten Gitarristen, die auf dem Erdball wandeln. (grinst) Thanx again Victor…du hast noch einige Bierchen bei uns gut! Nun, der Song „Utopia“ wurde stark vom Film „Pan’s Labyrinth“ geprägt. Für mich ein absolutes Filmhighlight mit Langzeitwirkung. Die Idee, sich eine eigene Traumwelt zu erschaffen, weil man mit der grausamen Realität nicht mehr klarkommt und dann nicht mehr zwischen „Real“ und „Unwahr“ unterscheiden zu können, wird im Song lyrisch verarbeitet.

Neben Victor haben euch diesmal auch Schmier (DESTRUCTION), Willey Arnett (SACRED REICH), Gus Chambers (Ex-GRIP INC.) und Manni Schmidt (GRAVE DIGGER) zur Seite gestanden. Wie war die Zusammenarbeit mit diesen Jungs? Verlief da alles zur Zufriedenheit oder gab es auch Momente, in denen ihr verzweifelt habt?

Die Sache verlief total entspannt. Da wir zu allen Musikern einen guten Draht haben, lag es nahe mal nachzuhören, ob Interesse an einem Gastbeitrag besteht. Coolerweise hatten alle beteiligten Bock drauf. (grinst) Eigentlich war auch nicht geplant, so viele Gäste aufs Album zu holen. Wie schon erwähnt, liegen die Aufnahmen für das Album schon ein wenig zurück. Um aber nicht untätig zu sein, machten wir uns einfach ein paar Gedanken wer denn für einen Beitrag in Frage käme. Durch die Tour mit DESTRUCTION haben wir zum Schmier recht guten Kontakt und das Ganze hat dann auch hervorragend geklappt. Dadurch, daß Martin mit Gus bei SQUEALER A.D. gespielt hat, war es auch recht leicht ihn für das Projekt zu gewinnen. Auch Manni und Wiley haben astreine Jobs abgeliefert und das Album mit ihren geilen Solos veredelt. Wir sind sehr stolz auf jeden einzelnen Beitrag, denn jeder beteiligte Musiker spielt auf jeden Fall eine große Rolle für PERZONAL WAR und ist nicht wahllos aus Name-Dropping-Gründen mit am Start. An dieser Stelle bedanken wir uns nochmal ganz herzlich für die Unterstützung und das Engagement jedes Einzelnen!!!

Gehören die Bands eurer Gastmusiker denn eigentlich zu euren persönlichen Favoriten oder sogar zu euren Einflüssen?

Ganz klar zählen die Musiker und die beteiligten Bands mit zu unseren Einflüssen. SACRED REICH haben mit „The American Way“ in meinen Augen eines der besten Thrash-Alben überhaupt am Start, auch was die Lyrics angeht ist die Band einfach eine Wand. Und jeder, der mit Thrash Metal was am Hut hat, kommt wohl auch an DESTRUCTION nicht vorbei. (lacht) Wir sind auch alle sehr große GRIP INC.-Fans, seitdem die erste Platte „Power Of Inner Strength“ erschienen ist. Ich weiß noch genau, wie ich bei GRIP in der ersten Reihe stand und nur dachte: „Mann, ist der Sänger ein krasser Typ…“. Das liegt jetzt schon fast dreizehn Jahre zurück… (lacht) Und auch GRAVE DIGGER haben zumindest mich in meinen Anfangstagen stark geprägt. Ich weiß nicht wie viele unzählige Male ich die Band schon live gesehen hab. Und die ersten RAGE-Platten sind in meinen Augen nach wie vor unübertroffen, auch wenn ich die neuen auch sehr geil finde! Für uns persönlich ist auf jeden Fall ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen, diese Szenegrößen mit auf der eigenen Scheibe zu haben.

Welche Bands haben eigentlich generell den grössten Einfluss auf eure Musik?

Ich würde mal den Großteil der Bay Area bzw. Ami-Thrash-Szene als Einfluss zählen: Bands wie OVERKILL, TESTAMENT, METALLICA, MEGADETH, ANTHRAX oder SLAYER haben ganz klar ihre Spuren hinterlassen. Aber ganz besonders MORGANA LEFAY würde ich als großen Einfluss zählen und auch NEVERMORE, RAGE und IN FLAMES. Auch an PANTERA kommt man natürlich nicht vorbei. (lacht) Schade, daß mit Dimebag Darrel eine der besten Bands ever für immer gegangen ist! Klar hat sich das im Laufe der Zeit auch verändert und daß wir gerade in den Anfangstagen von PERZONAL WAR alle große METALLICA-Fans waren, steht wohl außer Frage. Aber in den zwölf Jahren Band kann man glaube ich eine sehr deutliche Entwicklung bei uns erkennen…

Zählen denn RUNNING WILD auch zu euren Einflüssen? Schließlich habt ihr mit „White Masque“ ein extrem geiles Cover hingelegt, das auf „The Revivalry – A Tribute To Running Wild“ veröffentlicht wurde. Warum habt ihr euch „damals“ gerade für diesen Song entschieden?

Für mich persönlich hat alles mit RUNNING WILD angefangen. Seit dem ich elf Jahre alt bin, bin ich absoluter Fan. Auch wenn ich zugeben muss, daß mich seit der „Black Hand Inn“ nichts mehr wirklich vom Hocker gerissen hat und ich die letzten beiden Veröffentlichungen fast schon peinlich finde. Aber RUNNING WILD waren der Grund für mich Musik zu machen, mir eine Explorer zu kaufen und eine Band zu gründen. Und ganz besonders „White Masque“ zählte von Anfang an zu meinen absoluten Lieblingssongs, da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut… Ich weiß nicht wie viele 1000 mal ich den Song auf Vinyl gehört habe: Weltklasse!!! Natürlich habe ich noch immer einen riesen Haufen RUNNING WILD-Raritäten und bin natürlich stolz drauf mit PERZONAL WAR auf dem Tribute-Sampler gelandet zu sein. Wenns nochmal einen gibt, dann wäre „Tortuga Bay“ auf A runter gestimmt eine geile Nummer! (grinst)

OK, kommen wir nochmal zurück zu eurem neuen Longplayer „Bloodline“. Das Cover ist diesmal extrem geil! Welche Idee steckt dahinter? Spielt das herabfließende Blut in gewisser Weise auf „When Times Turn Red“ an, denn das zugehörige Cover war ja komplett in roter Farbe?

Vielen Dank fürs Lob! Ja, mit der neuen Scheibe schließt sich der Kreis. Wir wollten den Bezug zur letzen Platte herstellen, auf der wir zum ersten Mal den Schädel mit der Krone als neues Maskottchen gezeigt haben. Den gibt es auf dem neuen Artwork wieder zu sehen, allerdings in einem etwas anderen Kontext. Das fließende Blut soll auch in diesem Fall für „Leben“, „Frische“ und „Power“ stehen, weil das in unseren Augen auch sehr gut zum neuen Songmaterial passt.

Nach diesem sechsten Longplayer ist es doch eigentlich auch mal Zeit an eine Live-CD oder sogar Live-DVD zu denken, oder? Wie schaut’s denn damit aus?

In Kürze wird eine Live-DVD erscheinen, die wir bei unserem 10-Jährigen mitgeschnitten haben. Wir haben da einen extralangen Set gespielt, der 25 oder 26 Songs enthielt. Auf der DVD werden auf jeden Fall 2 Stunden Live-Material, die bisherigen Video-Clips und auch sonst noch einiges an Bonus enthalten sein. Was genau, das entscheidet sich in den nächsten Wochen. Denn wenn, dann möchten wir da schon was Ordentliches bieten, was sein Geld auch wert ist. Aber wir sind da guter Dinge, denn Material ist en masse enthalten.

Vielen Dank, Metti, für das Interview. Die letzten Worte gehören dir:

Ich danke Dir fürs Interview!!! Es wäre klasse, wenn ihr mal ein Ohr riskieren würdet und euch das neue Album „Bloodline“ zu Gemüte führt. Unter www.myspace.com/perzonalwar gibts was zu hören. Ansonsten noch eine kurze Message an Rolf: „Bitte bring doch noch mal so einen Meilenstein wie „Death Or Glory“ raus…dann würde die nächste PERZONAL WAR-Scheibe auch wieder mehr nach RUNNING WILD klingen!“ (lacht)

25.05.2008

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