Perish
"Ich glaube wir bewegen uns immer noch in einer sehr integren Szene"
Interview
metal.de: Es spielt ja auch auf relativ aktuelle Themen an, die zwar nicht explizit erwähnt werden, aber jeder der Lesen kann und ein wenig Medien die letzten 2 bis 3 Jahren verfolgt hat wird sich da seinen Teil zu denken können, „Breathless“ fällt als Beispiel mir dazu ein.
JR: Ja, natürlich, aber auch da ist das eigentlich nur exemplarisch als Beispiel zu nennen. Es könnte auch allgemeiner darüber sein, was für eine Scheiße passieren kann, wenn man Menschen zu viel Macht gibt. Es ist aber bewusst eher so vage gehalten, da vielleicht wieder Menschen ankommen die wieder Fragen dazu stellen und dann muss sich eine Band wie wir zu Dingen äußern oder erklären auch wenn man das gar nicht möchte oder bezweckt hat.
metal.de: Black Metal als Genre ist nicht unbedingt bekannt dafür, auf Liveaktivitäten fokussiert zu sein und wenn, muss das „Setting“ stimmen. Oft sind es auch einige wenige ausgesuchte Konzerte, um die „Exklusivität“ zu wahren. Würdest du als Musiker in der Band sagen, du brauchst das Livespielen, gehört das untrennbar mit dazu?
JR: Nein. Ich bin auch jemand der nicht sagt, ich mache Musik um live zu spielen, obwohl ich das durchaus gern tue. Wir wollen schon entscheiden und gezielt aussuchen, was für Konzerte wir spielen, da wir glauben dass das für uns Sinn macht und gut funktionieren wird. Natürlich macht man Musik auch um live zu spielen. Black Metal einmal außen vor, wenn du neun von zehn Musikern fragst sagen dir neun Leute sie machen den Scheiß um live auf der Bühne zu stehen und nicht um im Studio zu sitzen. Bei mir ist das eher anders herum. Ich spiel gern live, macht mir aber genauso viel oder noch mehr Spaß im Studio die Energie und Ideen heraus zu lassen.
Aber natürlich wollen wir auch gern live spielen, es geht uns aber nicht darum, nun möglichst schnell einmal um die Welt zu touren und unseren Namen raus zu bekommen, sondern es muss passen und auch für uns natürlich Spaß machen. Das ist mir auch für die Qualität wichtig, die Soundqualität, den optischen Look umzusetzen und so weiter. Und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht geht, dann wird es halt nichts. Ich hätte beispielsweise meine Probleme damit, um 12 Uhr mittags auf einem Festival diese Art von Musik zu spielen, das ist irgendwie auch unstimmig. Wenn so ein Slot aber nur vorhanden ist, kannste zusagen oder absagen, wobei wir bei so was dann eher absagen würden. Das fühlt sich für uns falsch an.
metal.de: Das bedeutet letzten Endes ja auch Mehrarbeit und das können sich oft ja auch nur Bands einer gewissen Größe erlauben: Aufwändige Show, Bühnenbild, eigenen Mischer, eigene Beleuchtung und so weiter, spielt das für euch auch eine Rolle?
JR: Also die ersten Shows von uns sind natürlich Supportslots auf kleinen Indoorsachen, aber trotzdem werden wir unseren eigenen Soundmann und Licht mitnehmen um möglichst dem nahe zu kommen, was wir uns als Idealsituation vorstellen. Und wenn das bedeutet, dass jeder von uns dafür draufzahlt, muss man halt probieren es über Merch wieder rein zu bekommen und sonst hast du einfach Pech gehabt. Aber ich finde, wenn man sieht dass eine Band eine Art „Vision“ hat ist das auch persönlich für mich als Zuschauer wesentlich ansprechender als wenn man bei einer Performance das Gefühl hat, die sind nur da um später am Abend noch ein Bier mitnehmen zu können. Was auch total ok ist, aber wir haben da einfach einen anderen Anspruch. Mal schauen wie es läuft.
metal.de: Je nachdem wie die Resonanz aussieht, wollt ihr mit PERISH dann weitere Pläne verfolgen, neue Platte, Liveaktivitäten ausweiten oder bleibt das erstmal eine Art „Nebenprojekt“ von euch? Derer habt ihr ja schon recht viele allesamt in der Band.
JR: Ich habe Schwierigkeiten Dinge halb zu machen, auch wenn ich aus Zeitgründen leider gezwungen bin, vieles halb zu machen. So wie ich mich kenne und wenn alles mit dem Release gut läuft – und danach sieht es im Moment aus – können wir uns zeitnah wieder hinsetzen und anfangen neue Songs zu schreiben. Jetzt wo ich in Zukunft dann auch mein eigenes Studium haben werde steht dem eigentlich nichts mehr im Wege. Vor ein, zwei Wochen hat unser Gitarrist mir auch schon neue Songideen zugeschickt. Wir haben ja keinen Zeitdruck und wenn wir genug Material haben, was unseren Qualitätsansprüchen genügt und sich gut anfühlt, dann nehmen wir was neues auf, das ist der Plan. Es ist aber nicht so, dass wir sagen wir haben nun ein Album aufgenommen, dann erst mal zehn Jahre Ruhe und dann können wir über ein zweites nachdenken… da sind wir glaube ich nicht die Typen für.
metal.de: Apropos Alben. Heute lohnt sich das wahrscheinlich für Bands weniger finanziell gesprochen, aber gerade in dieser Musikrichtung sind so Dinge wie Demos, Splits, EPs ja natürlich historisch weit verbreitet. Heute ist das eher selten. Wären das Formate, die ihr euch alternativ auch vorstellen könntet? Oder macht es für euch mehr Sinn, komplettes Material zu sammeln und dann auf LP zu gehen?
JR: Ich persönlich steh auf so etwas, ja. Wenn die Qualität stimmt bin ich da durchaus offen für. Es gibt ja so EPs wo man das Gefühl hat, da hat die Band gerade noch die B-Ware zum letzten Album zusammen gekratzt, so etwas reizt mich eher nicht. Aber wenn die Bedingungen stimmen bin ich auch durchaus Splits oder EPs gegenüber nicht abgeneigt. Das ist ja das schöne bei uns, da wir die Sachen selber machen können und da recht frei sind.
metal.de: Gibt es für euch gewisse Veranstaltungen die ihr euch im Hinblick auf die Musikrichtung am ehesten vorstellen könntet für weitere Liveshows in Zukunft? Bei einem CULTHE-Fest etwa ist es ja etwa fraglich, ob es überhaupt noch stattfinden kann?
JR: Wir sind mit den Veranstaltern befreundet und das CULTHE-Fest ist tatsächlich fraglich momentan, aber die wollen durchaus im Winter wieder etwas machen, das ist ja direkt hier bei uns in Münster. Das wäre definitiv für uns denkbar, aber es gibt auch kleinere Undergroundfestivals oder größere Festivals wie das Party.San, was passen würde. Ich finde man muss schon ein wenig aufpassen, wo man spielt und wo man nicht spielt, also beim Steelfest wirst du uns eher nicht sehen, aber ich halte es im Black Metal für problematisch, dass du schnell in Ecken gestellt werden kannst für Situationen, für die du selbst vielleicht wenig kannst. Ich denk da an die alte ULTHA-Geschichte… ein, zwei mal mit den falschen Bands zusammen auf dem Billing gewesen und schon gab es den ausgeprägten Shitstorm. Wenn ich auf dem Party.San spiele und da spielen zwei, drei „problematische“ Bands, dann wäre das für mich ok.
Es gab auch im Backstage München in letzter Zeit Probleme mit Bands und der Antifa, wo ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt habe, das ging entschieden zu weit. Nur weil eine Band mal irgendwo sich wegen Corona komisch geäußert hat oder mit irgendeiner anderen dubiosen Band zusammen gespielt hat muss man nicht gleich komplette Veranstaltungen canceln und unter Generalverdacht stellen. Das finde ich persönlich übertrieben. Wenn ich aber auf einem Festival spiele wo ganz klar dem NSBM zuzuordnende Bands spielen, kann ich mich halt auch nicht mehr rausreden. Das ist keine Grauzone mehr, sondern das sind gestandene Nazis und so etwas wäre natürlich Tabu. Aber sonst gibt es echt coole Veranstaltungen im Untergrundbereich so bis ein-, zweitausend Leute, veranstaltet mit Herzblut. Das Baden In Blut wäre da ein Beispiel für mich, wo wir mit unseren anderen Bands auch spielen. Und auf kleinen, coolen Szenefestivals würde ich schon gerne spielen, du kommst in einen Austausch mit anderen Bands, anderen Leuten, kannst selber vielleicht auch neue Bands entdecken, wir sind ja selbst auch immer noch Fans. In dem Genre muss man aber leider tatsächlich vielleicht noch mal ein zweites mal genauer hinschauen, was da so unterwegs ist, als wenn du Punkrock spielst.
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