Perish
"Ich glaube wir bewegen uns immer noch in einer sehr integren Szene"
Interview
metal.de: Seid ihr euch beim Festlegen der Richtung und beim Songwriting schnell einig geworden? Ihr seid ja alle ziemlich in demselben Alter, von daher wird das Aufwachsen mit derselben Musik wahrscheinlich ähnlich gewesen sein, aber ich gehe davon aus, dass trotzdem einer die Zügel ein wenig in der Hand hält, wahrscheinlich du?
JR: Ja, stimmt, wir haben alle einen ähnlichen Background, bei mir ist es von uns dreien glaube ich am meisten der Black- und Death-Metal-Hintergrund, gerade Schweden und Norwegen, Florian kommt mehr aus der Richtung frühe MY DYING BRIDE und KATATONIA, was wie ich finde auch auf den Songs bei uns raus gehört werden kann, diese alten melancholischen Melodien zu „Brave Murder Day“-Zeiten. Unser anderer Gitarrist war auch früher ziemlich auf Schwedentod und auch Black Metal fixiert.
Aber da gab es keine großen Diskussionen, wir waren uns alle schnell einig. Man kennt das vielleicht aus anderen Bands, wo es einen Hauptsongwriter gibt, aber das war bei uns von Anfang an eigentlich relativ klar wie es klingen soll. Es ist sehr unverkopft und aus dem Bauch heraus entstanden, es war sehr spontan. Wir haben überlegt wie die Platte klingen soll, aber nicht wie die Songs sein sollen. Aber das hat dann auch nicht mehr lange gedauert und dann standen die Songs schon, das war eine sehr angenehme Erfahrung.
metal.de: Ihr habt ja auch viel von der Produktion alleine geleistet, ich gehe mal davon aus der ein oder andere hat bei euch ein Homestudio und das macht die Sache ein wenig einfacher, aber die Drums wurden glaube ich separat aufgenommen. Da wollte ich extra drauf eingehen, da mir wirklich der Drumsound auf diesem Album sehr gut gefällt. Seid ihr mit einer besonderen Vorstellung da ran gegangen?
JR: Ja, korrekt, ich habe bei einem Kumpel im Studio aufgenommen, ich hatte zwischenzeitlich selber ein kleines Studio, das musste ich leider aufgeben wegen Nachbarschaftsstress, aber plane nun, wieder eins selber für mich zu starten, so dass ich selber auch wieder meine Drums aufnehmen kann. Wir hatten sehr genaue Vorstellungen davon wie die Platte klingen soll. Also nicht absolut Garage wie alte DARKTHRONE, eher so in Richtung der Tägtgren- und Swanö-Produktionen, die auf uns schon immer sehr einflussreich waren.
Die klingen fett, ohne total überproduziert zu sein, sind aber trotzdem auch sehr verschieden voneinander und das war auch eigentlich unser Ziel und Anspruch, ohne das nun zu kopieren, aber auch einen druckvollen, aber nicht zu glatten Sound zu haben. Ich habe sehr viele Nächte mit Mischen verbracht und nach dem Master waren wir alle sehr happy damit. Die Studiosituation ist natürlich eine sehr gute Option Platten selber machen zu können. Manchmal ist es auch schwer Sachen abzugeben, wenn es „dein Baby“ ist. Gerade im Black Metal ist die Soundästhetik natürlich auch ziemlich vorgegeben. Du gehst eben halt mit Keller-Garagen-Sound ganz ans eine Ende des Spektrums oder hast wie Ende der 90er die krassen Produktionen wie von DIMMU BORGIR, es gibt einfach diese zwei Lager. Und wir wollten weder in das eine noch das andere so richtig rein, eher so dazwischen und das war eigentlich unser Ansatz.
metal.de: Ja, ich glaube es ist auch nicht leicht allen es immer ganz recht zu machen, gerade im Black Metal, für die eine Fraktion wird es nicht „kvlt“ genug klingen und für die anderen nicht modern genug.
JR: Es muss einfach passen, es gibt Bands die verstecken sich hinter dem ein oder anderen. Manche kaschieren spielerisches Können mit einem Rumpelsound, wo du die Riffs eh nicht mehr auseinander halten kannst und bei anderen passt dieser Sound dann aber wieder total gut zur Ästhetik.
metal.de: Was macht für dich denn die Faszination an Black und Death Metal der 90er aus, sowohl musikalisch als auch die Ästhetik?
JR: Es gibt glaube ich eine Seite die wir alle haben, die man in dieser Musik am besten ausleben kann. Es gibt im Black Metal eine emotionale Ebene die etwas ausdrücken kann, was in anderen Musikrichtungen meiner Meinung nach weniger oder weniger gut gesagt werden kann. Das sind natürlich die negativen Seiten, die sich natürlich auch in den letzten Jahren auch bei uns ein wenig angestaut haben. Jeder fragt ja in den Interviews ja „Hat euch die Pandemie beeinflusst bei diesem Projekt?“. Natürlich, in irgendeiner Weise schon, ich denke jeder Musiker wurde durch die Pandemie in welcher Art auch immer irgendwo kreativ beeinflusst. Unsere Texte auf dem Album sind ja auch sehr negativ gehalten und dieses Ausleben geht im Black Metal einfach am besten.
Wobei ich denke, dass man da aufpassen muss, es nicht zu weit abdriften zu lassen. „Anti Human, Anti Life“ war ja damals so ein Motto der Szene und hat teilweise zu Auswirkungen geführt von denen ich denke, dass sie in der Metalszene nichts zu suchen haben. Wenn irgendwelche Bands meinen, sie müssten sich hinter irgendwelchen totalitären Regimen oder Ideologien verstecken, hat das meiner Meinung nach nichts mit Freiheit oder Rebellion zu tun, sondern ist eher das genaue Gegenteil.
Um einen herum ist aber so viel Scheiße passiert, dass die Musik für uns ein guter Katalysator war, diese negativen Gefühle auszudrücken und da es auch mit vielen momentanen Entwicklungen der Spezies Mensch es nicht gut vorwärts geht und da hat das mit der Ausrichtung für uns einfach gepasst.
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