Path Of Golconda
Path Of Golconda

Interview

PATH OF GOLCONDA haben sich zuletzt mit ihren Studiowerken "Destination Downfall" und "The Threshold Diaries" als Speerspitze des deutschen Black ’n‘ Death etabliert. Klassesongwriting, Killertracks, heftige Gitarrenattacken und wütende Growls eingebettet in einfallsreiche Melodien, das sind die Markenzeichen dieser Youngster aus Oberhausener Landen. Höchste Zeit, dieser äusserst talentierten Waldhorde einmal gründlich auf den Zahn zu fühlen.

Path Of GolcondaSeit wann gibt es die Band? Wer hat Sie gegründet? Und gab es die obligatorischen Line-up Wechsel?

Roman: Path of Golconda existieren seit 1999. Glücklicherweise sind wir keine der Bands, die ständig Line Up- Wechsel verkünden müssen – ein stabiles Line Up ist mir sehr wichtig. Unsere Musik klingt so, weil genau diese fünf Leute sie machen – ich glaube gar nicht, dass es anders funktionieren würde. Nach der Veröffentlichung unserer Demos „Astigian“ und „Demonheart“ mussten wir uns allerdings von unserem damaligen Sänger trennen, der er sich von dieser Philosophie entfernt hatte und nicht mehr dieses gemeinsame Ziel vor Augen gehabt zu haben schien. Im Nachhinein allerdings ist dies aber alles andere als problematisch – seit Manuel an Bord ist, ist uns viel klarer geworden, was wir erreichen wollen und was uns die Band bedeutet – ich denke, dass wir seitdem unseren Stil gefunden haben. Nur merken, wann das war, kann ich nicht, haha! Wann zur Hölle war das, Manuel?

Manuel: Das genaue Datum wüsste ich selbst gern. Müsste zum Jahreswechsel 2002/2003 gewesen sein. Da ich allerdings seit meinem Einstieg starker Alkoholiker bin, mache ich diese und alle weiteren Angaben ohne Gewähr.

He he… Was macht ihr denn so, wenn ihr nicht gerade growlt, keift, eure Instrumente strapaziert oder Met in euch reinschüttet?

Was wir neben der Band machen? Beinahe alle studieren (Jura, und so was), und ich als Proletarier bin bei einer Bank angestellt.

Eure neuestes Output nennt sich „The Threshold Diaries“. Mir ist aufgefallen, dass auf eurer neuen Scheibe im Gegensatz zu „Destination Downfall“ deutlich weniger Black und wesentlich mehr Death, Thrash und Old-School-Einflüsse zu finden sind.
Könnt ihr etwas zu den Unterschieden zwischen „Destination Downfall“ und „The Threshold Diaries“ erzählen?

Roman: Es passte zu dem apokalyptischen Konzept von „Destination: Downfall“, Elemente aus dem Black Metal mit anderen Stilelementen zu kombinieren. Das rohe, energetische Feeling von „The Threshold Diaries“ dagegen funktioniert durch die Parts, die eine Huldigung an unsere Thrash und Death Metal- Helden sind. Ich denke, man hört beiden Scheiben an, dass es unverkennbar Path of Golconda ist – wir werden wohl auch in Zukunft mal das eine und mal das andere Element betonen, aber immer dabei das Grundfeeling von PoG- Songs behalten.

Welche musikalischen und textlichen Einflüsse werden in Euren Songs verarbeitet und wodurch werdet ihr inspiriert, spielen eher eigene Erfahrungen und Emotionen eine Rolle oder lasst ihr euch auch von phantastischen Themen?

Roman: Fantasy?! Hahaha…!

Manuel: Sicher meinst du mit Fantasy nicht irgendwelche Geschichten über Elfen, Zwölfen oder kleine Voll-Honks mit pelzigen Füßen, richtig? Bitte meine die Bilder im Kopf, die nicht real sind und die man weiterspinnen kann, bis daraus ein Traum und manchmal auch eine Paranoia wird, ja?…Dies spielt bei uns eine große Rolle, hehe…Im Ernst: Bei Destination:Downfall steht die Welt um uns herum im Vordergrund, während bei „The Threshold diaries“ der Fokus stärker auf unsere eigene Welt gerichtet ist. Insofern sind alle in der Frage genannten Themen Teil unserer Musik und der Texte.

Musikalisch haben wir keine Vorbilder, wenngleich wir natürlich viele Bands abfeieren und ihnen mit Respekt, Anerkennung und Huldigung begegnen.

Ihr seid nach Ansicht vieler Szenekenner besonders stark, was abwechslungsreiches Songwriting angeht. Eure Kompositionen können mit Genregrössen locker mithalten. Woher kommt das? Wie entstehen die Songs? Äussert sich da besondere musikalische Ausbildung? Lasst Ihr Euch viel Zeit beim Komponieren?

Roman: Danke für das Lob! Nein, wir haben keine musikalische Ausbildung – wer uns live gesehen hat, weiß auch, dass virtuose Fehlerlosigkeit gar nicht unser Ziel ist. Es kommt bei uns nur auf die Emotionen an – und dafür braucht man keine Ausbildung. Allerdings eine Menge Zeit… wir brauchen tatsächlich furchtbar lange, bis ein neues Album geschrieben ist…

Manuel: Dabei tragen grundsätzlich alle zum Songwriting-Prozess bei, wobei einer immer eine erleuchtende Idee liefert, die dann ausgefeilt wird. Da wir uns alle sehr früh über den Gesamt-Kontext des nächsten Albums im Klaren sind, habe ich ein gutes Gefühl, was die Ausarbeitung und den voraussichtlichen Zeitaufwand anbelangt.

Ihr habt ja Euer Werk sicher nicht ganz billig bei Andy Classen im Stage One produzieren lassen. Was macht den Unterschied aus zu einer Eigenproduktion? Seid Ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Roman: Und wie wir das sind! Ich liebe den Sound, den Andy macht und mit ihm zu arbeiten ist großartig. Für uns zumindest, haha!

Manuel: Die Leidenschaft, die wir als Band mitbringen, bringt Andy als Produzent mit. Von der Zusammenarbeit mit ihm waren wir beide Male zutiefst beeindruckt, ebenso wie vom Endergebnis.

Roman: Es kommt bei Produktionen einfach darauf an, was die Band will. Manche Bands können monatelang selbst an Proberaumaufnahmen feilen, wir dagegen mochten auf Anhieb die Atmosphäre im Stage One, wo man für kurze Zeit extrem konzentriert arbeiten musste, um mit dem Budget hinzukommen. Die Tatsache, dass das ein teurer Spaß wird, ist spätestens egal, wenn man die fertige Scheibe in den Händen hält; eigentlich aber schon während der unzähligen, amüsanten Tage! Für mich ist Andy und der Sound, den er macht, einzigartig, und es bedeutet uns viel, ihn für uns begeistern gekonnt zu haben!

Wie kommt es eigentlich, dass eine Band mit solchem musikalischen Potenzial keinen Plattenvertrag hat? Plant ihr weiterhin Eigenvertrieb oder verhandelt ihr mit Plattenfirmen? Seid Ihr vielleicht zuwenig Core? Zu viel Old-School, zuwenig trendy?

Roman: Ich finde, wir sind verdammt „core“! Petria-Core, haha! Oh Mann, ich habe echt keine Ahnung, warum man uns bislang ignoriert hat. Vielleicht ist es einfach die generelle Situation auf dem Markt. Oder… ich weiß nicht! Wir hoffen natürlich auf Labelsupport in der Zukunft und „planen“ daher keinen Eigenvertrieb – aber ich denke auch nicht, dass wir uns irgendwie entmutigen lassen, nur weil es mal ein bisschen dauert, bis man uns registriert wird. Wir haben da wohl einen verdammt langen Atem.

Manuel: Wenn ich bedenke, wie sehr die Zahl der Leute steigt, die wir in den Shows mit unserer Musik erreichen und wie groß das Interesse an den letzten beiden Alben war, bin ich selbst immer wieder positiv überrascht. Ich denke, dies passiert losgelöst von irgendwelchen Trends, mit denen wir uns nicht wirklich auseinandersetzen.

Was habt Ihr euch bei der Covergestaltung gedacht? Welche Bezüge bestehen zur Musik des Albums?

Roman: Destination:Downfall hatte dieses Collagenhafte, was ja auch zu der Herangehensweise beim Songwriting gepasst hat. Bei „The Threshold Diaries“ gibt es keine Fakten, sogar sehr wenig an Stories und Theater – es geht nur um das Gefühl, um dieses sehr Persönliche an der Musik. Als ich die Arbeiten des Künstlers gesehen habe, war ich überrascht, wie gut sie der Stimmung entsprachen, die in meinem Kopf war: Weite, Abenteuerlust und eben ein endloser Horizont… aber auch Leere und diese Stille… Ich finde das Artwork einfach nur schön. Es gibt auch keine egozentrischen Portraits, sondern nur das Foto von uns als „Mannschaft“ auf den dunklen Gewässern. Und eben eine Reihe sehr stimmungsvoller Aufnahmen, die alle irgendwie mit den Songs harmonieren. Außerdem ist es eine kleine Fortführung des apokalyptischen Themas von „Destination:Downfall“, wo die reinigende Sintflut eine Rolle spielte.

„The Threshold diaries“ hat ja in den einschlägigen Medien sehr gute Kritiken eingeheimst. Wie ist eigentlich die Resonanz der Fans auf euer neues Album?

Manuel: Bis dato durchweg positiv. Ich habe bei unseren Auftritten mehr denn je das Gefühl, dass das Publikum und wir als Band eine emotionsgeladene Einheit bilden. In letzter Zeit kommt es häufiger vor, dass einzelne Refrains unserer Songs von den Leuten mitgesungen werden, was bei unserer Musik wohl eher selten vorkommt und ein unglaubliches Gefühl erzeugt.

Was ich gerne glaube… Wollt ihr eigentlich in Zukunft musikalisch eher in die epische Richtung der Songs „Promises In Stone And Fire“ oder „Between God And Gutter“ gehen? Gibt es überhaupt schon Pläne für die Zukunft und habt Ihr schon Ideen für die nächste CD?

Roman: Schon im Studio kamen mir 1000 Ideen für die nächste Platte! Wir haben zwar fast noch keine Riffs – wie gesagt, wir brauchen Äonen für einen Output!- aber die Stimmung und das Thema werden langsam immer klarer. Es soll auf jeden Fall viel dunkler sein als bisher und irgendwie… sexy! So eine Art schwarzes Märchen für Erwachsene, sehr theatralisch und, ja, bombastisch.

Das klingt doch schon mal sehr gut. Könnt Ihr darüberhinaus schon etwas zu Touraktivitäten sagen? Gibt es demnächst Konzerte von Euch, wenn ja, mit welchen anderen Bands? 

Manuel: Eine Tour ist in Arbeit, hier steht aber noch nichts Genaues fest. Die ersten Termine für Konzerte von jetzt an bis ins kommende Jahr stehen bereits: Im November sind wir u.a. in der Schweiz unterwegs, und spielen dann in Krefeld in der Kulturfabrik, nächstes Jahr dann in der Matrix in Bochum, Paderborn usw. Mit von der Partie sind u.a. Obscenity, Motorjesus, Power, Endstille und eine Reihe weiterer toller Acts. Wer sich über unsere Konzert- und Touraktivitäten auf dem Laufenden halten will, findet unter www.pathofgolconda.com die Rubrik „tourette“.

Was bedeutet Musik für Euch? Was genau Metal? Was hört ihr sonst noch,
auch im Nichtmetalbereich?

Roman: Ich höre gern Elektronisches; Techno und so was wie „Hanzel and Gretyl“. Außerdem liebe ich Johnny Cash. Wenn wir uns im Proberaum betrinken, dürfen „The Bones“ und die „Misfits“ nicht fehlen.

Manuel: Ja, außerdem können wir im Studio nicht mehr ohne „Dead can Dance“ einschlafen. Was Musik für uns bedeutet? Hmm…Musik kann verbinden sofern der geneigte Hörer diese nachvollziehen und dann nachempfinden kann. Dann ist Musik als Mittel zur Verständigung um ein vielfaches stärker als Sprache. Metal könnte man als eine vielfältige Musikrichtung und so etwas wie eine Subkultur bezeichnen, die wiederum zahlreiche Substile beeinhaltet. Das letzte Mal, als ich dachte „Das ist wirklich Metal“, war zu unserer Release-Party: Von der Bühne aus sah ich in der ersten Reihe einen kleinen Jungen, der –wie sich später herausstellte- 11 Jahre alt war. Ich war etwas erleichtert, als ich sah, dass er nicht allein, sondern mit seiner erwachsenen Schwester da war. Nach der Show kam der kleine zu mir und erzählte, dass er schon lange auf unsere Musik abfährt. Dann gröhlte er noch „Petriachor“! Ich war baff und dachte bei mir „Alter, das ist voll Metal“.

Roman: Es ist abgedroschen, ich weiß, aber es geht mehr um Lebenseinstellung als um spezielle Akkordfolgen und Viervierteltakte. Innerhalb der Band spielen fünf leicht verschrobene Typen zusammen, es geht unglaublich viel Zeit drauf und bei jeder neuen Aktion als Band freuen wir uns wie die Kinder, die einen Traum erfüllt bekommen. Für mich endet „Path of Golconda“ nicht an der Proberaumtür; ob zuhause oder wenn ich mit Freunden unterwegs bin: Dieses leicht boheme, romantische innerhalb klassischer Kunst gehört für mich ebenso dazu wie Rock´n´Roll- Parties und laute Musik!

Wir danken für die Fragen!

10.11.2006

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