Pascow
Interview mit Ollo, Swen, Alex und Flo zu "Diene Der Party"
Interview
Man liest häufig von den „typischen PASCOW-Melodien“, könnt ihr damit überhaupt was anfangen?
Swen: Zwischenzeitlich schon.
Alex: Ich glaube nicht wirklich. Wir sind manchmal selbst überrascht, was die Leute als „typisch PASCOW-Songs“ definieren. Manchmal denken wir, das ist Ideal-Standard und dann sagen die Leute „mal was ganz anderes, damit hätten wir nicht gerechnet“. Und umgekehrt genauso. Wir spielen im Proberaum und überlegen, ob wir das so bringen können. Es erscheint uns dann zu weit von dem weg, was wir vorher gemacht haben. Dann hört man allerdings „typischer PASCOW-Song“ (lacht).
Swen: Was mich wundert ist, dass bei zwei Songs ein Keyboard drauf is….
…Moment, ich sag dir wo!!! „Castle Rock“ zum Beispiel. Da hab ich heute Mittag eine Orgel bemerkt und bin gleich von einem Anwesenden für dumm erklärt worden mit den Worten „Nie im Leben, sprich das bloß nicht an bei denen!“
Swen: Genau! (lacht) Da haben wir uns nämlich vorher Gedanken gemacht, dass es sicherlich manche scheiße finden oder eben auch cool. Und dann hat es noch nicht mal jemand erwähnt, es steht in keinem Review drin. Wir sprechen jetzt zum ersten Mal darüber.
Verdammt und ich hätte die Erste sein können! Aber ich habe noch eine relativ sinnlose Frage und zwar bezüglich der Schweißbänder, die ihr tragt. Die sind rot-blau-weiß, das ist natürlich kein Problem… aber, habt ihr nur zwei davon? Die tragen nämlich immer andere von euch, das ist mir auf Promo-Fotos und im Video aufgefallen.
Ollo: (lacht) Nein, wir haben 2000.
Menno, also kein Ritual mit besonderer Bedeutung?
Ollo: Nein, wir haben wirklich so viele davon. Die sind sehr hilfreich, manchmal tauschen wir sie untereinander, wenn einer sie vergessen hat. Zwischenzeitlich ist es zum Etikett geworden. Als die Dinger mal wieder so in waren, hat Alex gefühlte 2000 Stück davon bestellt und dann lagen sie im Proberaum (lacht) und man hat immer welche gegriffen.
Alex: Schweißbänder gab es da in drei Varianten. Dreifarbige, ganz rote und ganz schwarze. Irgendwann hat jeder von uns so ein Ding mitgenommen und dann haben wir uns einen Spass gemacht -weil das Saarland ja nahe an Frankreich liegt. Wenn wir nach Norddeutschland kamen, dann kam schon mal „ach, ihr sprecht ja gut deutsch, wir dachten im Saarland spricht man nur französisch…“ obwohl unsere Schweißbänder genau genommen wohl eher Holland sind, oder? Weiß einer das genau mit den Flaggen?
Swen: Nö…
Alex: Na ja, seitdem haben wir eben immer die dreifarbigen an.
Lasst uns auch über die Texte aus dem Box-Set sprechen. Bei einigen passen ja die Text-Zuteilungen wie die Faust auf’s Auge. Alex Gräbeldinger mit „Die Realität ist schuld, dass ich so bin“ zum Beispiel, oder auch Jörkk Mechenbier mit „Fluchen Und Fauchen“ oder BELA B., durften die das selbst aussuchen?
Alex: Als wir den Song „Die Realität Ist Schuld, Dass Ich So Bin“ fertig hatten, war gleich klar, dass sich jeder einen Text aussuchen darf und nur Alex Gräbeldinger diesen Text zwingend machen muss. Weil das war von uns allen klar, dass es perfekt passt. Die anderen haben sich dann aus 3, 4 einen ausgesucht.
Swen: Bei Bela waren es dann nur noch zwei, der kam am Schluss dazu.
Wie lange hatten die Schreiber Zeit, um sich was zu überlegen?
Ollo: So 2 Monate im Schnitt.
Alex: Chris Scholz kam als Letzter dazu, denn wir hatten 15 Songs, die wir aufnehmen wollten und waren uns aber nicht sicher, ob es alle auf das Album
schaffen. Wir dachten uns, es wäre doof wenn wir 15 Schreiber hätten und dann 2 ausladen müssten. Wir hatten also 13 Schreiber und mussten 2 noch dazunehmen, als klar war, dass es alle Songs auf die Platte schaffen.
Das war dann wahrscheinlich noch „Smells Like Twen Spirit“, den habt ihr ja dann für die Fans ausgeschrieben?
Ollo: Genau, wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Einen Schreiber hatten wir in der Hinterhand und dann die Idee einen zu verlosen. Das war auch der Hammer, da kamen über 50 hammermäßige Geschichten.
Ihr werdet ein Buchprojekt daraus machen, was genau macht ihr mit den Texten?
Alex: Online auf jeden Fall veröffentlichten. Da so viele gute Sachen dabei waren, bei denen wir es schade fanden, wenn die unter den Tisch fallen würden. Wir machen so eine Art Fanzine oder Buch mit den Texten. Das wollen wir dann in einer 300-er Auflage machen, um es an die Schreiber zu verteilen und dann eventuell noch verteilen oder verkaufen.
Mein Favorit war der Text zu „Verratzt“, habt ihr auch einen Favoriten?
Alex: Ich bin ja großer Fan von Chris Scholz (Anm.d.Red.: Schreiber des Textes zum Song „Verratzt“ vom Magazin Plastic Bomb), ich fand den immer schon gut und das ist einer, der schon immer eine ganz andere Sicht auf die Dinge hat, anders als ich oder als die meisten anderen Leute.
Bei mir hat er auch den Nerv getroffen mit dem Thema „Pfandflaschenautomat“, da kann ich mich auch immer tierisch drüber aufregen. Über die verschwendete Zeit, die ständig defekten Automaten, dass nicht jeder Markt jeder Flasche annimmt und die Idiotie an und für sich. Oder um es mal platt zu sagen- Angela Merkel hat garantiert noch nie was in einen Pfandflaschenautomat geworfen.
Release-Party ist am Freitag 07.03. in Trier, ihr habt da BAMBIX dabei und DISCO/OSLO, wie kam es zu den letzteren, den Nordlichtern?
Ollo: Die sind ja bei Alex auf dem Label, bei Kidnap Music. Die waren relativ früh gesetzt.
Alex: Die haben ein Album und jetzt eine EP, die kam eine Woche vor unserer. Musikalisch sind die echt gut, geht in diese TURBOSTAAT-Richtung, sind schnell und haben eine gute Verbindung aus dem nordischen und dem klassischen Punk-Thema, von daher finde ich die sehr geil. Den ehemaligen Schlagzeuger kennen wir, da er bei BITUME spielt. Habe sie aber auch noch nie live gesehen.
Im Ex-Haus in Trier ist ja schon ein sicherer Hafen für euch, da werden auch viele Freunde kommen. Wovor seid ihr am meisten aufgeregt?
Ollo: Generell ist man sehr aufgeregt, ob es alles so klappt. Bis auf „Merkel-Jugend“ haben wir noch keinen Song live gespielt und da ist die Probe-Taktik im Vorfeld schon höher, bis man das Gefühl hat dass man es mehr oder weniger blind spielen kann. Das braucht man für eine Live-Situation auch, da wir man nämlich schnell mal abgelenkt.
Ollo, du schreist ja auch immer so von hinten (alle lachen), während dem Schlagzeug spielen. Da denke ich mir immer „meine Fresse, wie macht der das und auch noch astrein im Takt?!“. Du schreist wahrscheinlich auch „sprich leise Alex, leise“ bei „Lettre Noire“, oder?
Ollo: Nein, auf der Platte kommt es von Alex und live (lacht), öhm da kucken wir mal wer da so alles brüllt.
Unterscheidet sich die Record-Releaseparty großartig von einem anderen Konzert?
Ollo: Na ja, wir laden eben Bands ein, die wir gut finden und im Anschluss gibt es noch eine Aftershow-Party. Wir haben uns 2,3 Sachen überlegt, auch optische Effekte, die wir jetzt natürlich noch nicht verraten wollen.
Das macht ihr dann aber auch auf der Tour?
Ollo: Wir sind gerade dran, in Trier kenne ich schon ein paar Leute, die man für Lichteffekt und sowas fragen kann. Aber für die Tour sind wir noch Leute am
suchen.
Das war es dann auch soweit, aber noch eine Frage an Swen. Wir heißen ja nicht umsonst metal.de und du bist der Metalhead von PASCOW. Jetzt oute dich mal, mit welchen Bands du die anderen angeblich so nervst im Bus?
Alex: (lacht) Die kann ich dir nennen…
Swen: Was ich im Bandbus so laufen lassen ist BLACK LABEL SOCIETY, da kriegen die anderen lange Zähne, vorallem wenn die Live-Platte läuft und ständig Soli gedudelt werden. Metal war die erste Gitarrenmusik, die ich mit viel Begeisterung gehört habe. Vor vielen Jahren hat das mit IRON MAIDEN angefangen, hat sich bis heute gehalten. Ich höre zwar auch andere Sachen, aber gerade vor kurzem habe ich mir die ENTOMBED, DEATH und die neue CARCASS zugelegt. Momentan höre ich sehr, sehr gerne AUDREY HORNE, die finde ich super! Mehr so klassischer Rock…
Ja, die letzte von AUDREY HORNE war sehr klassisch und weit entfernt vom Alternative Metal, den sie bis dahin gebracht haben.
Swen: Die sind supergut!
Ich kann auch gar nicht nachvollziehen, wie man so extrem die Grenzen ziehen kann, von wegen „nur Metal“ oder „nur Punk“. So lange es gut gemacht ist, am besten noch Gitarre dabei und es bei mir etwas auslöst, dann passt es für mich und ist mir eigentlich egal, wie sich das nennt.
Swen: Es muss einen begeistern und ein gutes Gefühl in einem auslösen.
Alex: Es muss authentisch sein und man muss der Band das abnehmen, was sie da machen. Dann ist es wirklich egal. Wir haben uns zwar für Punk entschieden, aber es ist so, dass jeder von uns auch noch andere Vorlieben hat. Im Bandbus läuft eigentlich nie Punk, nur wenn wir vom Hof runterfahren… (allgemeines Gelächter)…wenn wir dann aber 50 Kilometer gefahren sind kommt meistens „boah mach‘ den Scheiß aus“ und wir hören was ganz anderes. Dann kommt auch mal Metal, Indie oder ein Hörspiel, aber Punk hören wir da eigentlich nie.
Letztes Jahr hatte ich 2x das Vergnügen mit KRAFTKLUB, da die auf Festivals waren die ich besucht habe. Ich fand die Band nie scheiße, aber auch nie so toll und war dann aber von deren Einstellung auf der Bühne und deren Authentizität schwer beeindruckt. Das muss man anerkennen und letztendlich kann auch eine Platte saugut gespielt sein und trotzdem nix rüberkommen, ganz egal welches Genre. Gerade als Review-Schreiber kriegt man einen anderen Blick aus sowas.
Alex: Genauso ist es dann auch umgekehrt mit den Reviews. Als Schreiber sieht man das so und aus Sicht einer Band, sieht man genauso ob der Schreiber sich damit befasst hat. Gar nicht mal, ob er die Platte gut oder scheiße findet. Man erkennt es daran, was er schreibt und wie er die Platte aufnimmt…
Ollo: Wie er was argumentiert…
Alex: Genau, da gibt es paar Leute, ich meine gar nicht nur bei unseren Platten, wenn man die Platte dann kennt, merkt man sofort, wenn sich jemand nicht richtig damit beschäftigt hat. Die schreiben dann nur ihre Vorurteile auf und was sie eben von vornherein über die Band denken wollten. Das finde ich total schade. In der Punk-Szene ist es zum Beispiel sehr beliebt, dass man alles was nicht direkt aus der Szene kommt von Anfang an ein stückweit ablehnt und das finde ich schade und auch- wie sagt man so schön?- nicht open-minded. Damit setzt man sich selbst Grenzen, die keine Berechtigung haben.
Es folgt ein ausführlicher „Fach-Talk“ über „Ja, geil-Bands“, die nach 2 Tagen schon durch sind, über „durchgedreht, aber genial-Bands“ wie LSD on CIA, Fanliebe, die Macht von emotionalen, guten Lyrics, das Gefühl wenn eine Band deine Gedanken besser formuliert als du selbst, ZAKK WYLDE im Indianer-Outfit als Vorband von OZZY in Mannheim, die Flucht von Robert Trujillo zu METALLICA und das Leben an und für sich. Wir danken PASCOW für dieses ausführliche, ergiebige Interview.
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