Pascow
Interview mit Ollo, Swen, Alex und Flo zu "Diene Der Party"
Interview
Kann ich nachvollziehen, wir sind ja ähnlich alt und ich bin da auch immer im Zwiespalt. Es ist ja einfach ein Lied zu machen, das können dann alle mitsingen, aber ob sie es verstehen oder so meinen, das ist die eigentliche Frage. Schwierig damit umzugehen, ich kann nach es nachvollziehen, wenn es Bands gibt, die es aus den genannten Gründen nicht machen. Aber auch hier gibt es eine vermeintlich einfache Textzeile, die mich mehr berührt hat, als alles was ich zum Thema gehört habe. „Wald und Wiesen, Berg und Tal. Allen Vier seid ihr egal“. Wenn das die Richtigen hören und verstehen, dann bringt es hoffentlich was.
Alex: Gerade die Verbindung aus Heimat und Identität, Tirol das schönste Land der Welt und so weiter…Das waren eigentlich ihre eigenen Worte, eben umgedreht.
Nächstes Detail. Bei „Im Raumanzug“ höre ich auch eine kleine Brücke zu „Mila Schläft“ vom Album „Alles Muss Kaputt Sein“, oder?
Swen: Öhm, auf jeden Fall nicht bewusst…
(Um es deutlicher zu machen singe ich den Part vor…)
Ollo: Nach der zweistimmigen Gitarre, richtig? Ich weiß, was du meinst.
Swen: Nicht bewusst, hab ich jetzt schon einige Male gehört, aber selbst hab ich’s noch nicht gerafft.
„Castle Rock“, da gibt es eine Textzeile „…jeden Freitag mit Fisch und dazwischen mit fettigen Haaren, da findest du…“ und der Hörer kann im Prinzip „dich“ oder auch „mich“ ergänzen. Meiner Meinung nach eine große Stärke von euch, euch in den richtigen Momenten zurückzunehmen und nicht mit dem Zeigefinger auf andere zu zeigen. Bewusst oder unbewusst?
Alex: Gute Frage, im Booklet steht ja dann auch „mich“, aber an der Stelle fand ich es dann spannender es wegzulassen. Um eben einfach einen Raum zu schaffen, den jeder für sich selbst interpretieren kann. So direkt eindeutig auf mich als Person oder Sänger wollte ich es nicht beziehen.
In „Verratzt“ heißt es „..ein aufhaltsamer Aufstieg, auf den Thron der keiner ist…“. Das unterstreicht ja, dass ihr nicht komplett negativ seid und sehr wohl noch Potential seht, etwas positiv umzukehren.
Alex: Ja klar. Eventuell ist es auf der Platte weniger zu hören, als auf der vorherigen. Es war uns immer wichtig in Text und Musik darauf zu achten, dass es immer noch eine positive Wendung nimmt. Wir starten eventuell negativ (lacht) oder in der Scheiße, versuchen aber auch immer irgendwie rauszukommen. Wir sind manchmal melancholisch, aber depressiv wollen wir nie sein. Ist auch von uns keiner. Aufgeben war für uns nie eine Option. Sowohl inhaltlich als auch von der Musik. Wenn wir Parts hatten, die wir zu schwerfällig oder traurig fanden, dann fand das auch keiner gut. Es darf nicht hoffnungslos sein.
Manches knallte bei mir erst nach mehreren Durchläufen. Es gibt eine Textzeile bei „Fluchen Und Fauchen“, die lautet „…will gar nicht wissen, wie es bei dir war, denn der Mist den man so baut, den zahlt man ziemlich oft in bar…“, die Zeile fand ich schon lustig. Manchmal will man es nämlich einfach echt gar nicht wissen, wie es bei anderen war. Es sind schon viele prägnante Sätze auf „Diene Der Party“. In meinem Review habe ich am Anfang gemerkt, dass ich eigentlich zu 80% unbewusst um eure Texte rumstricke, sodass ich es dann geändert und Zitate komplett gestrichen habe. Mir fällt auf, dass ihr auf eurem Merchandise auch darauf verzichtet Lyrics zu verwenden. Bewusst?
Ollo: Ja, wir hatten mal einen Pulli, auf dem war alles durchgestrichen und ein T-Shirt mit Mila drauf. Aber ansonsten sind wir nicht so die Parolen-
Merchandise-Kreationisten.
Swen: Außer „Alles Muss Kaputt Sein“
Ollo: Ja genau, das war ja aber der Titel und keine Textzeile.
Ich denke, ich würde mir komisch vorkommen, wenn Leute mit Zeilen rumlatschen, die ich mir mal irgendwann im stillen Kämmerlein überlegt habe. Also bewusst keine Parolen und es ist nicht so, dass euch nichts einfallen würde?
Ollo: Wir finden es ganz schön, wenn das Shirt nicht automatisch als Band-Shirt identifiziert wird. Das erinnert mich an das Shirt von …BUT ALIVE „Ich möchte Ilona Christen die Brille von der Nase schlagen“, das war ganz witzig, aber so aus dem Zusammenhang herausgerissen ist es schwierig darstellbar. Dann kommt es zu einer Parole, die es gar nicht sein sollte.
Alex: Bei unserem neuen Merch, haben wir uns da schon Gedanken drüber gemacht. Als kleines Special gibt es bei allen neuen Motiven, innen im T-Shirt oder Pullover, einen kompletten Text.
Und man weiß als Käufer nicht, welchen man sich geschnappt hat?
Alex: Genau, es wird also nicht pro Motiv gemacht, sondern zufällig ausgewählt. Du weißt nicht, welchen Text du haben wirst.
Ein weiteres Zitat war das mit Yoda „…was würde Yoda machen? Ich kenn‘ ich nicht, aber ich weiß er würde lachen…“. Hab‘ mal darüber nachgedacht, er würde wahrscheinlich tatsächlich sehr lachen über unsere Gesellschaft. Seid ihr Fans von Star Wars bzw. so etwas nerdigen Dingen – wobei Star Wars ja nicht nerdig ist- oder kam es zu diesem Zitat, weil er so schlau ist?
Alex: (lacht) Ja, der ist definitiv ein Schlauer. Von den nerdigen Typen, einer dem man ruhig mal zuhören kann und wer mag Star Wars nicht? Ich find’s ganz gut.
Flo: Mir ist das so egal wie Fußball!
Alex: Das war jetzt Flo (lacht).
Zu „Diene Der Party“ habt ihr ja euer erstes richtiges Video gemacht? Warum habt vorher nie eines gemacht?
Alex: Wir haben ja schon mal bisschen was gemacht, aber eher so ne Gag-Nummer oder ganz spontan, aber so mit Gedanken machen vorher, da war es das erste Mal.
War das in einem Durchlauf erledigt? Sah nämlich so aus wie „Party machen, alles kaputt hauen, reißt die Flaschen auf und das war es dann“.
Ollo: Es hat schon ein paar Anläufe gedauert, es war aber an einem Tag abgedreht. Wir sind morgens nach Düsseldorf gefahren, haben um 12 oder 13 Uhr angefangen und waren abends um 21 Uhr fertig. Aber es hat schon mehrere Durchgänge gebraucht. Kay (Özdemir) hat das Video gedreht und er hat da schon seine Ansprüche, das war auch gut so. Wir haben den Song an dem Tag gefühlte 125 Mal gespielt (lacht).
Alex: Und wie klein der Raum war, dass kann man im Video nur erahnen. Er war echt mini, 3×3 Meter und wenn die Leute da drin waren, war es wie ein einziger Klumpen Menschen. Die Leute aus dem Video waren fast alles Kumpels von Kay und wir haben die gar nicht gekannt, aber nach 10 Minuten war man sich so auf der Pelle, sodass jede Distanz und Scham gefallen ist. So nah kommt man sich normalerweise nicht, wenn man sich noch nicht so gut kennt. (lacht)
„Diene Der Party“, „Zwickau Sehen Und Sterben“ und „Castle Rock“ sind ja sehr tanzbar. Zufällig oder wolltet ihr bewusst etwas verändern, poppiger werden?
Ollo: Poppiger werden jetzt nicht, aber wir haben festgestellt, dass wir auf jeden Fall nicht „Alles Muss Kaputt Sein“ zum zweiten Mal aufnehmen wollen. Wir hatten auch für uns definiert, dass es Veränderungen geben muss und da relativ früh klar war, dass es inhaltlich düsterer wird, lag es nah es musikalisch aufzulockern. Und diese Off-Beat-Gestampfe in Kombination mit straight gespieltem Bass und Gitarre, dass hat schon lange gebraucht und aber auch gereizt. An“Zwickau Sehen Und Sterben“ haben wir lange gearbeitet und bis wir „Castle Rock“ spielen konnten, dass hat ewig gedauert (lacht).
Für mich als „So tun als ob-Gitarristin“ hört sich das aber relativ einfach an – wo liegt da die Schwierigkeit?
Ollo: In der Tightness, dass eben alle auf den Punkt spielen müssen. Das ist so ein RAMONES-Ding, hört sich zwar simpel an, aber wenn es nicht annähernd perfekt gespielt wird, dann hört es sich an (zögert kurz…) wie Kacke (lacht). Und wie Kacke hat es sich sehr häufig angehört im Proberaum. Das sind Songs, die sind dann einige Wochen ad acta gelegt worden und dann erst wieder angegangen worden. Es hat gedauert, bis wir gesagt haben – es groovt, es rockt.
Aber mittlerweile habt ihr den drauf? Ist ja schon fast ein Pflicht-Livesong.
Alex: (lacht) Frag uns nächste Woche nochmal! Wir probieren es auf jeden Fall!
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