Pascow
Interview mit Ollo, Swen, Alex und Flo zu "Diene Der Party"
Interview
Während ein Großteil der Bevölkerung das Motto „Diene Der Party“ wörtlich nimmt und höchstwahrscheinlich volltrunken dem bunten Faschingstreiben beiwohnt, treffen wir uns dank virtueller Technik zum flotten Skype-Stammtisch (Vorteil Nummer 1: Keiner muss fahren!) mit Ollo, Swen und Alex von PASCOW, um ausführlich über deren neue Platte zu sprechen. Und Flo kümmert sich um Bier und sagt dann auch noch was zum Thema Fußball.
Wie geht es euch denn, nachdem „Diene Der Party“ am Freitag erschienen ist?
Alex: Gut, eigentlich geht es uns sehr gut mit der Platte. Wir sind nur etwas platt, da wir ja gerade noch geprobt haben, aber mit der Platte geht uns sehr gut. War eine schwere Geburt für uns…aber jetzt sind wir froh, dass alles raus ist und es nächsten Freitag dann auch live losgeht- endlich zum ersten Mal die neuen Songs spielen.
Eine Platte zum ersten Mal live spielen ist wohl für jeden Künstler das erste Highlight. Oder ist alles gleich geil – Platte spielen, Songs machen, aufnehmen, Platte rausbringen….?
Alex: Ich würde sagen, das ist alles anders geil. Der erste schöne Moment ist, wenn der Song fertig ist und man zum ersten Mal denkt, dass sich die Arbeit gelohnt hat und der Song so klingt, wie man ihn sich ungefähr vorgestellt hat. Was ich dieses Mal super fand war, dass wir noch 2 Wochen hatte nachdem wir ausdem Studio raus sind. Das Artwork war noch nicht fertig, das Format, alles musste noch geklärt werden und so hatten wir die Platte dann noch 2 Wochen ganz alleine für uns, ohne dass wir sie dem Label oder sonst jemandem groß geben mussten. Das war auch mal schön, die Platte für sich alleine zu haben. Dann kann man selbst mal für sich entscheiden, ob man wirklich alles so gut oder schlecht findet. Wenn das alles so zack-zack hintereinander passiert, dann wir manmanchmal etwas davon überrollt und, dass es diesmal so gelaufen ist, fand ich persönlich super.
Man kann sein eigenes Zeug dann auch endlich mal selbst im Detail hören…
Alex: Genau! Weil nach dem Studio klingt es ja meistens nochmal anders, als im Proberaum.
Du hast ganz kurz das Artwork erwähnt, ich habe noch nichts erklärendes darüber gelesen. Es zeigt einen Raben mit verbundenen Augen. Steht der Rabe als Synonym für intelligente Lebewesen und die blinden Augen für die Einstellung der Gesellschaft „nicht sehen wollen“?
Alex: Hm, ne der Rabe steht wohl – etwas klischeemäßig- eher für das dunkle Lebewesen. Das Artwork sollte von Anfang an dunkler und düster sein, denn wir haben auch das Gefühl, dass die Platte etwas düsterer und dunkler geworden ist, als die Platten vorher. Von daher fanden wir den Raben ganz passend und um es etwas zu steigern, trägt er die Augenbinde. Mit Intelligenz hat das jetzt nichts zu tun (lacht).
Immer lustig, was andere dann rein interpretieren. Ich konnte gerade noch so ein Box-Set ergattert, da es ja schon 6 Wochen vorher ausverkauft war. Nachdem ich es gestern bekommen habe, lese ich dann auf der LP, dass die Platte für Hans Hass ist. Eine Freundin, die anwesend war meinte sofort, das sei ein Taucher. Wer ist das denn?
Ollo: Nein, es war ein Freund von uns, der verstorben ist.
Alex: Der sollte mal bei uns Bass spielen ganz am Anfang. War von Anfang an sehr dicht an der Band dran, ein Freund der immer Musik gemacht hat und in Bands gespielt hat. Er ist letztes Jahr völlig unerwartet gestorben und sein Name bzw. Synonym war Hans Hass. Das mit dem Taucher wusste ich gar, aber Swen sagt gerade er weiß es auch…
Swen: Ja, es gab einen Meeresbiologen und Taucher, der so hieß.
Alex: Aber interessant, dass wir das jetzt auch wissen (lacht), werden wir sicherlich noch irgendwann mal gefragt.
Wie viele Box-Sets habt ihr denn insgesamt gemacht?
Ollo: Insgesamt haben wir 500 Box-Sets gemacht, plus noch ein paar freie Exemplare für die Schreiberlinge, Studio, für uns und ein paar Freunde, also so 600.
Habt ihr damit gerechnet, dass die so schnell weggehen? Die sind ja nicht gerade günstig in der Herstellung und ihr seid damit schon ein großes Risiko eingegangen?
Ollo: Auf jeden Fall, vorallem ist das ein Preisgefüge, in das wir ja vorher noch nie vorgestoßen sind. Platten von uns haben ja auf Konzerten nie mehr als 12 oder 13 Euro gekostet, CDs auch nicht und T-Shirts auch nicht. Dann kam irgendwann die Diskussion auf, was wir genau machten wollten und die Frage, was kostet das dann am Ende? Deshalb auch die Entscheidung, dass es nur über Tante Guerilla und bei Flight 13 zu kaufen ist, damit es eben nicht über einen weiteren Großhändler läuft. Denn die Gewinnspanne, die jetzt noch bleibt, ist dafür einfach zu gering. Aber, dass wir die Dinger sooo schnell loskriegen, haben wir nun auch nicht gedacht. Das war schon sehr überraschend.
Ich habe es mir gekauft, weil ich die Idee mit dem Buch schön fand und ich tatsächlich sehr gespannt war auf die Texte. Es ist auch toll geworden, mit den ausdruckstarken Bilder von Kay und dem schweren Vinyl. Wenn man es als Konsument umrechnet, dann ist es eigentlich auch gar nicht sooo teuer.
Ollo: Heutzutage kosten Platte ja schon mal 20 Euro. Alex hat auch sehr lange gesucht, bis der die Händler der einzelnen Teile zusammenhatte, damit wir dann auch diesen Preis halten können.
Alex: Jedes Teil, das da drin liegt, ist einzeln hergestellt worden. Das wurde nicht, wie bei der normalen CD, ans Presswerk geschickt und dann kriegt man ein fertiges Produkt zurück. Sondern der Karton wurde von einem Kartonhersteller gemacht, selbst der Schaumstoff kam von einem Extra-Händler, wir haben uns alles günstig zusammengesucht. Man hätte das wahrscheinlich auch über ein LP-, oder CD-Presswerk machen lassen können, dann wäre man aber wahrscheinlich bei 40 Euro gelandet. So war es viel Arbeit und wir mussten es auch selbst hier zusammenbauen, aber im Endeffekt sind wir jetzt auch total froh damit. Es war ja das erste Mal, dass wir so etwas außergewöhnliches gemacht haben. Wir waren uns selbst nicht sicher, ob da nicht was schiefgeht oder dann ein Teil dabei ist, das uns dann doch nicht gefällt.
Alex, du hast selbst gesagt du findest, dass „Diene Der Party“ dunkler geworden ist. Ich finde es etwas konkreter und schnörkelloser, man kann schneller verstehen, was du meinst. Wo seht ihr sonst noch Unterschiede zum Vorgänger „Alles Muss Kaputt Sein“?
Alex: Wenn es um Texte geht, dann hat bei mir bei der letzten Platte schon eine Art Umdenken eingesetzt. Das mit den kryptischen Verschachtelungen und codierten Texten, das haben wir jetzt ein paar Jahre gemacht und es war ja auch nichts Neues mehr. Es gibt viele Bands, die dass jetzt auch gemacht haben und teilweise auch wirklich gut gemacht haben. Damals habe ich schon begonnen, das Schreiben etwas umzustellen, war aber noch nicht so ganz zufrieden. Das war auch mein persönliches Ziel für diese Platte und klassische Punk-Bands bzw. Geschichtenerzähler standen dann eher Pate, als irgendwelche lyrisch-poetisch-kryptischen Sachen. Fand ich interessanter, wobei ich sagen muss, dass es auch schwieriger war (lacht) – so lange wie an diesen Texten, habe ich noch nie an Texten gearbeitet. Aber ich bin auch damit zufrieden, die Arbeit würde ich mir wieder machen und auch versuchen noch direkter zu sein. Wenn man ein gutes Thema hat, dann gibt es keinen Grund die Sachen zu codieren – dann sollte man sie heutzutage beim Namen nennen. Nicht nachquaken oder irgendwo abschreiben, aber ansonsten beim entsprechenden Thema gerne konkret benennen.
„Diene Der Party“ habe ich mindestens schon 50x gehört- wenn nicht sogar noch mehr- und kann immer mehr Details raushören. Ihr müsst euch eine mordsmäßige Arbeit damit gemacht haben. Wenn man sich „Lettre Noire“ anhört, dann ist es ja so, dass du eine Art Countdown runterzählt „…irgendwas ist schief gegangen in der Minute bis hierhin, in den zwei Minuten bis hierhin…“, ich habe das Gefühl die Betonung wird immer bissiger und letztendlich klingt das „bis hierhin“ wie „bis hierhin und nicht weiter!“….
Alex: Ja!
…womit wir bei der Frage sind, warum habt ihr ein Lied gesungen über „die Ekel aus Tirol“, denn eure Position ist doch glasklar, für jeden der euch kennt?
Alex: Schwer zu sagen, der Zwiespalt, der in dem Lied mitschwingt ist genauso gemeint. Denn wir waren uns gar nicht sicher, ob wir das machen sollen, machen können, machen dürfen und, ob es zu uns passt. Es war aber schon so, dass es mir beim Songwriting ein Bedürfnis war, dass irgendwie rauszulassen. Wir sind ja nicht mehr so ganz jung und haben das Ganze mit den BÖHSEN ONKELZ schon so ähnlich erlebt. Wie sich das wiederholt, ist fast schon gespenstisch, wie identisch das ist. Eventuell hatte ich das Gefühl, dass es bei FREI.WILD so wird wie bei denen, und eigentlich haben wir da schon was dazu zu sagen. Der Zwiespalt, ob wir damit nicht auch Werbung für die Band machen, ist nach wie vor da.
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