Parasite Inc.
Interview mit Sänger/Gitarrist Kai und Schlagzeuger Benni zum Album "Time Tears Down"
Interview
Das aktuelle und das letzte Cover sind sehr ähnlich. Wer hat es gemacht? Hat euch das so mit der Uhr so gut gefallen, hattet ihr kein anderes zur Auswahl oder wolltet ihr einen Bezug zwischen den Alben darstellen? Erzählt mal bitte mehr darüber!
Kai: Sowohl die Idee als auch die Umsetzung stammen von Benni und ja, es ist ein bewusster Brückenschlag zum Cover des ersten Releases. Ursprünglich wollten wir das Album ja „Back for War“ nennen. Dafür hatten wir auch schon ein Design ausgearbeitet und Entwürfe gemacht. Dann kam aber im Sommer 2012 der Film „The Expendables 2“ in die Kinos, der den Untertitel „Back For War“ trägt. Das war ziemlich frustrierend, vor allem weil sich zu allem Übel auch noch die Art des Designs mit unseren Vorstellungen sehr überschnitt. Im Nachhinein war es aber gut, dass wir das nochmal angehen mussten, weil es im Gesamten gesehen nun noch stimmiger und passender ist.
Welche Reaktionen habt ihr bislang auf „Time Tears Down“ bekommen?
Benni: Überwiegend eigentlich nur sehr positive! Vor allem die erfreulichen Reaktionen aus aller Welt haben uns sehr gefreut – z.B. aus den USA, Kanada und Japan. Dort hatte man uns bereits bei dem ersten Release ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt, aber im Moment bekommen wir gerade aus diesen Ländern einfach so viel positives Feedback – das haben wir so wirklich nicht erwartet.
Kai: Das kann dann auch schon mal etwas frustrierend sein, wenn man z.B. Konzertanfragen aus besagten Ländern bekommt, einem aber die Hände gebunden sind, weil man als kleine Band einfach nicht die Möglichkeit dazu hat, so etwas anzugehen.
Mein Eindruck ist, dass die deutsche Metalszene in den letzten Jahren wieder deutlich anzieht. Die Metalcore-Welle scheint etwas abzuebben und es wird zu einer Mischung aus Thrash und Melodic Death zurückgefunden. Was geht bei euch im musikalischen Umfeld ab und wie empfindet ihr die aktuelle Lage für junge Metalbands?
Kai: Ja, Ich denke auch, dass sich die „klassische“ Metalcore-Welle etwas gelegt hat und die Leute wieder mehr nach einem „neuen“ Sound suchen oder eben zurück gehen zu den Wurzeln…
Benni: Wobei dennoch leider zu beobachten ist, dass viele Bands offensichtlich versuchen, einen bestimmten aktuellen Sound zu treffen, der das Ganze ein bisschen wie Einheitsbrei klingen lässt – was ich sehr schade finde. Und ich persönlich verstehe auch nicht, warum fast jede neue Melodic Death Metal Band offenbar der Meinung zu sein scheint, dass Clean-Gesang automatisch dazu gehört. Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn mal ein kratziger, melodischer „Halb-Clean“-Refrain im Lied ist oder das Ganze stimmig verbaut wird, aber wo steht denn bitte geschrieben, dass die Strophe aggressiv sein darf, der Refrain dann aber wie Linkin Park klingen muss? Das verstehe ich wirklich nicht.
Kai: Na ja, es ist ja eigentlich ein bewährtes Mittel, um eine „gute“ Mischung zwischen Rotz und Eingängigkeit zu erzeugen, aber eben auch sowas von ausgereizt und nicht alle Bands scheinen es gut umsetzen zu können. Vielleicht ist es auch einfacher, einen Refrain mit einem cleanen Gesang auszuschmücken als sich im engen Korsett des Geschreis etwas zurechtzulegen – das ging mir selbst auch schon öfters so.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Die Lage zu jungen Bands kann ich ziemlich sicher nur sehr subjektiv und knapp anschneiden. Das ist ein sehr facettenreiches Thema und würde wohl den gegebenen Rahmen sprengen.
Ich empfinde die Lage für junge Bands als eher schwierig. Keine Ahnung woran es liegt aber als junge, engagierte Band bekommt man zuerst mal sehr viel Ignoranz von allen Seiten des hiesigen Business als auch von den Leuten zu spüren. Die Messlatte liegt so hoch, dass es wirklich Knochenarbeit ist um auf dem konventionellen Weg voran zu kommen und gehört zu werden (z.B. laufen Bewerbungen bei Labels / Konzerten / Festivals größtenteils ins Leere und Leute schauen sich auf Konzerten die jungen Bands nicht an). Im Gegenzug dazu stehen dann die Möglichkeiten, die einem das Internet bietet: Man kann sich als junge Band sehr gut selbst promoten und die Leute direkt erreichen. Das Problem ist aber, dass man in den Strukturen der Industrie meistens trotzdem ein Label braucht welches die entsprechenden Kontakte für Konzerte, Touren, physikalischen Vertrieb usw. hat. Dann kann eine gute Band z.B. bekannter werden aber in ihren Möglichkeiten limitiert bleiben weil ihnen das „Vitamin B“ fehlt, um bestimmte Dinge zu erreichen.
Benni: Um noch die Frage nach unserem musikalischen Umfeld zu beantworten: Das ist schon ein bisschen ein Phänomen hier. Mit Hackneyed, Untertow, Bleeding Red, Necrotted, Revel in Flesh – um nur ein paar der Bekannteren zu nennen – ist in unserem direkten Umfeld doch echt ordentlich was los. Und das, denke ich, tut allgemein der Szene hier gut, weil es jungen Bands dann doch Mut macht, einfach am Ball zu bleiben. Vielleicht ist das auch ein bisschen so wie in den skandinavischen Ländern: Im rauen, kalten Schwabenland bleibt einem oft nur der Proberaum, weil sonst nicht viel geboten ist, haha.
Kai: Wobei man aber dazu sagen sollte, dass sich unser musikalischen Umfeld nicht nur auf das finstere Schwabenland beschränkt. Im Laufe der Jahre haben wir doch auch ein paar weitere engagierte Bands kennen gelernt, mit denen wir auch überregional gerne und in regem Kontakt stehen – man tauscht sich aus, unterstützt sich wenn möglich und so weiter.
PARASITE INC. glänzen für mich besonders durch die Riffs. Was macht für euch in erster Linie einen guten Song aus?
Kai: Hm, das ist sicherlich eine Geschmacksfrage. Ich persönlich mag keine zu sehr verschachtelten Songstrukturen oder 20-minütige Song-Epen, genau so wenig ausuferndes Riffgewichse oder Metal, der zu sehr auf Technik baut. Letztendlich ist aber das entscheidende Kriterium für mich, ob der Song irgendetwas in mir bewegt. Da ist es egal, ob die Riffs vielleicht nicht sehr komplex sind oder der Sound nicht der beste – wenn er mich emotional berührt, ist es ein guter Song.
Oh, Doublebass ist trotzdem wichtig… ganz, ganz viel Doublebass. Haha!
Benni: Haha, ja, danke auch für die vielen Doublebass-Parts! Nein, aber im Ernst: Wir als Band vertrauen da ehrlich gesagt schon auf Kais Händchen. Oft gibt’s Diskussionen, andere Vorschläge und andere Ideen… und Kai bleibt dann meistens hartnäckig, weil er seine „Vision“ des Songs im Kopf hat. Aber letztendlich zahlt sich das am Ende dann aus und wenn wir dann die ersten Demo-Aufnahmen hören, passt es oft einfach! Ich denke, vielleicht verderben zu viele Köche da manchmal wirklich den Brei. Jeder von uns liefert zwar Zutaten, aber Kai braut uns daraus was Gutes zusammen. Ich glaube, dass das einer der Hauptgründe dafür ist, warum die Songs einfach stimmig nach Parasite Inc. klingen.
Kai: Na ja, jetzt übertreibt er etwas, haha. Es gab auch schon Parts, bei denen ich auch einfach überstimmt wurde oder die nach ein paar Durchgängen dann sogar besser waren als ich mir das im Kopf ursprünglich ausgemalt hatte. Wir „zanken“ uns auch gerne mal wochenlang über ein paar Sekunden in einem Song, bis wir eine Lösung finden, mit der alle glücklich sind. Ich glaube aber, wir schweifen vom Thema ab… nächste Frage, bitte.
Ihr habt euer aktuelles Album auf YouTube komplett zum Anhören bereitgestellt. Warum? Vertraut ihr darauf, dass die Hörer denen das Album gefällt es dann auch wirklich kaufen? Oder kommt es letztendlich darauf an, dass sie zum Konzert kommen und Mundpropaganda betreiben?
Kai: Ja, da vertrauen wir ganz klar drauf – also auf den Verstand der Leute. Wir haben so gesehen auch nichts dagegen, wenn sich Leute unser Album aus dem Netz ziehen oder nur auf YouTube anhören. „Früher“ ist man ja auch in den Plattenladen gegangen und hat sich dort stundenlang eine CD angehört, bevor man sie gekauft hat, oder man hat eben Kassetten überspielt. Heute kann man die Musik mit nur geringem Qualitätsverlust bequem übers Netz anhören und keiner muss die Katze im Sack kaufen – eigentlich keine schlechte Sache. Man sollte sich nur eben auch im Klaren darüber sein, dass eine Band auf den finanziellen Support der Leute angewiesen ist, um weiter zu bestehen. Wächst eine Band, wachsen die Kosten und man kommt bald in Bereiche die durch die Band alleine einfach nicht mehr tragbar sind.
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