Paradise Lost
Interview mit Nick Holmes zu "Draconian Times MMXI"
Interview
Das Jahr 2011 stand für die wandlungsfähigen britischen Metaller PARADISE LOST hauptsächlich im Zeichen ihrer nostalgischen „Draconian Times MMXI“-Zeitreise mitsamt zugehöriger DVD-Veröffentlichung, doch auch ein neues Album zeichnet sich bereits am Horizont ab – für die Aufnahme des „Tragic Idol“ betitelten Werkes befindet sich das Quintett derzeit im Studio. Möglicherweise gab sich Sänger Nick Holmes deswegen beim Gespräch relativ knapp angebunden, doch verriet er mitunter, warum es im Proberaum der Band so eng ist und ob man das Mittneunziger-Logo für die kommende Veröffentlichung wiederbelebt.
Hallo Nick. Eure „Draconian Times MMXI“-Tour im Frühjahr verlief ja sehr erfolgreich. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben, wenn du auf die sieben Konzerte zurückschaust?
Hallo! Ich denke, die Publikumsreaktionen. „Draconian Times“ war ein großes Album für uns und es war schön zu sehen, dass es so viele Menschen berührte und ihnen immer noch sehr viel bedeutet.
Warum habt ihr euch dafür entschieden, gerade „Draconian Times“ und nicht ein anderes Album in Gänze zu spielen? Weil es ein Konsensalbum ist, das sowohl älteren als auch neueren Fans zusagt?
So in etwa. „Draconian Times“ ist vielleicht unser größtes Album und der Besucherzuspruch sowie die Reaktionen während der Tour haben das vollkommen bestätigt. Ich denke nicht, dass es unser bestes Werk ist, aber wir können seine Popularität nicht leugnen.
Würdest Du „Draconian Times“ also als das populärste PARADISE-LOST-Album bezeichnen?
Ja, ich denke schon.
Vor einigen Jahren habt ihr mit „The Anatomy Of Melancholy“ schon eine DVD herausgebracht, im Gegensatz zur aktuellen „Draconian Times MMXI“ besitzt sie einen Best-Of-Charakter. Seid ihr mit der Veröffentlichung nach wie vor zufrieden und habt ihr bei der neuen DVD Dinge anders gemacht, etwa im Bezug auf die Produktion?
„The Anatomy Of Melancholy“ gefällt uns nach wie vor. „Draconian Times MMXI“ unterscheidet sich da von der Herangehensweise nicht, auch hier wollten wir eine moderne Repräsentation der Lieder schaffen, denn die Produktion in den 90ern war doch völlig anders als heutzutage.
Die neue DVD zieht ihre Kraft natürlich auch aus dem Nostalgie-Faktor – würdest du dich selbst als nostalgische Person bezeichnen?
Nein, ich bin nicht nostalgisch. Ich mag es nicht, tiefer in die Vergangenheit zu schauen, als ich muss. Insbesondere, da die Zukunft permanent wartet.
War die Tour ein einmaliges Ding oder könnt ihr euch vorstellen, beispielsweise auch den großartigen „Draconian Times“-Vorgänger „Icon“ eines Tages in Gänze live darzubieten?
Es steht derzeit nicht auf der Agenda, aber wer weiß, wenn die Nachfrage da ist, warum nicht!
Die Dokumentation „On The Draconian Road“ auf der zweiten DVD zeigt euren Proberaum, der wirklich rappelvoll gepackt ist. Was hat es mit all dem Zeug abgesehen von den Verstärkern auf sich?
Haha. Das ist unser gesamtes Equipment aus 25 Jahren. Wir werfen das Zeug einfach nicht weg und es stapelt sich mittlerweile, obwohl das meiste davon sicherlich veraltet oder gar nicht mehr zu gebrauchen ist.
Du wirst manchmal dafür kritisiert, ältere Stücke wie „As I Die“, „Eternal“ oder „Embers Fire“ nicht mehr im alten Stil mit rauem beziehungsweise gegrunztem Gesang zu intonieren. Ist das etwas, das du wahrnimmst oder interessiert es dich herzlich wenig, weil du dir denkst, dass es bloß das Gemeckere einiger Alt-Fans ist?
Nun, meine heutige Umsetzung unterscheidet sich sehr von den „Gothic“-Ära-Vocals, aber wie ich denke doch nicht so sehr von jenen auf „Icon“. Der heutige Gesang ist ein Kompromiss, da eine Mischung aus Growling und klarem Gesang meine Kehle schädigen würde. Wir könnten natürlich auch einfach auf die alten Stücke verzichten, aber dann würden sich die Leute wohl noch mehr beklagen.
Auf der aktuellen DVD benutzt ihr euer Logo der mittleren 90er-Jahre. Findest du nicht, dass es ein besonders hübsches Logo ist? Habt ihr darüber nachgedacht, es für zukünftige Veröffentlichungen wiederzubeleben?
Ich denke, dass wir das „Icon“-Ära-Logo tatsächlich für das neue Album nutzen werden. Aber ich habe keinen Favoriten, es ist immer schön, wenn man auswählen kann.
Du sprichst euer kommendes, dreizehntes Album gerade an. Was darf man nach dem erfolgreichen Vorgänger erwarten? Nach „Faith Divides Us, Death Unites Us“ werdet ihr sicherlich nicht noch weiter zu euren Wurzeln zurückkehren, oder?
Die Band befindet sich gerade in den Chapel Studios in Lincolnshire, England, um „Tragic Idol“ aufzunehmen, die Veröffentlichung ist für April 2012 angesetzt. Es wird definitiv ein hartes, metallisches Album werden, aber gleichzeitig auch ein sehr abwechslungsreiches. Ich denke, dass es in puncto Ausgewogenheit ein besseres Werk als „Faith Divides Us, Death Unites Us“ wird, aber ich möchte mich nicht darauf festnageln lassen.
Gibt es denn bereits einige Arbeitstitel?
Ja, die Titel lauten „Solitary One“, „Theories From Another World“, „Honesty In Death“, „In This We Dwell“ und eben „Tragic Idol“.
Mit diesem neuen Album im Rücken werden PARADISE LOST 2012 auch etliche Festivals spielen, darunter erstmals auch das Wacken Open Air. Die Pressemeldung dazu sagt, dass eure Setlist dabei eure gesamte Karriere abdecken werdet. Ist das wirklich wahr?
Das höre ich zum ersten Mal …
Hm, dann ist das wohl etwas missverständlich kommuniziert worden. Aber bleiben wir in Deutschland, wo ihr in den letzten 20 Jahren in zahllosen Städten gespielt habt, unter anderem in Köln, Hamburg, München oder Stuttgart. Hast du eine Lieblingsstadt in Deutschland?
Vielleicht die Städte, die Du genannt hast. Aber es ist natürlich schwer, da eine fundierte Wahl zu treffen, denn eine Tour ist sicherlich nicht der beste Weg, um ein Land kennenzulernen. Oft sieht man von einer Stadt kaum mehr als den Club und die umliegenden Kneipen.
Da fällt dir die Wahl im Bezug auf England sicherlich leichter. Was ist der schönste Ort in deinem Heimatland?
Mein Haus in Yorkshire.
Eine klare Antwort. Dann viel Erfolg mit den Aufnahmen und dem kommenden Album!
Danke für die Unterstützung. Prost!