Papa Roach -
Live sind wir Chaos und Eskalation mit Gefühl
Interview
Vor einiger Zeit hatte ich bereits schonmal das Vergnügen mit Gitarrist Jerry Horton zu sprechen. Dem Klampfenmann von PAPA ROACH. Damals sprachen wir über „Crooked Teeth“, der neuesten Scheibe von PAPA ROACH. Allerdings am Telefon. Heute sind wir mutig und probieren das Ganze face to face. Live und in Farbe. Jerry ist heute nämlich in Hamburg, um besagtes neues Album mit seinen Bandkollegen mittels einer großangelegten Tour zu zelebrieren. Hamburg ist heute der offizielle Tourstart. The beginning. Wow, spannenst. Da bietet es sich doch an, mal eben fix nachzufragen, wies denn so geht. Ob auch alle Köfferchen gepackt sind für die Weltreise. Irgendwo Backstage treffe ich auf einen sehr entspannten Herrn Horton und wir verziehen uns in eine ruhigere Ecke zum Quatschen.
Hey Jerry, wie schauts aus? Alles entspannt oder stressiger Tag heute für dich?
Hi. Ach es geht. Ja, es ist schon viel los gerade, aber nicht zu stressig. So wirklich freie Zeit hatten wir die Tage auch gar nicht, weil heute der erste Tag, der erste Abend der Tour ist, haben wir uns gut vorbereiten wollen und uns total darauf konzentriert.
Freust du dich schon sehr auf diese Tour?
Oh ja, total. Wir haben bisher kaum Gigs mit dem neuen Album „Crooked Teeth“ gespielt. Schon ein paar, z.B. in Russland. Aber nichts so Großes und bisher keine Tour. Und es ist toll jetzt eine komplette Show zusammengestellt zu haben und endlich das Ganze voll live zeigen zu können.
Die Proben liefen soweit gut?
Die liefen richtig gut. Sicherlich hätten wir locker noch ein paar Tage mehr gebrauchen können, aber es passt für uns alles sehr gut zusammen. Ich glaube wir haben eine ziemlich gute Setlist gebaut. Und vom Gefühl her stehe ich einfach total auf das neue Zeug. Das wird gut.
Gibt es eigentlich gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, wenn ihr die Show „baut“? Erwartet einem Japaner ein andere PAPA ROACH Running Order, als einem Europäer?
Dazu muss ich sagen, dass es grundsätzlich vom Publikum her schon fette Unterschiede gibt. Ich finde z.B., dass ihr Deutschen uns mehr verzeiht.
Ok. Ehm, sorry, was meinst du damit?
Naja, wir haben in Deutschland unheimlich viele Fans, die seit Anfang an dabei sind. Ihr kennt alle unsere Songs, und wir könnten jeden spielen und ihr würdet sie abfeiern, Während wir in den U.S.A eher eine wechselnde Fanbase haben, so dass die Menschen gar nicht wirklich alle Songs von uns kennen und dann auch bei den alten Sachen nicht so mitgehen.
Und selbst wenn es mal an der Sprachbarriere hapern sollte…
Hahaha. Das stört euch nicht. Mitgröhlen geht bei euch immer. Das ist voll gut.
Was ist das Schönste für dich beim Touren generell?
Definitiv die Shows. Die Energie. Die Magie. Das ist, wo die Magie passiert (lacht).
Und was stört dich am meisten wenn du unterwegs bist?
Ehm, ja heute morgen musste ich kalt duschen. Ja, war ok. Aber naja. Schön ist es nicht. Generell stört mich am Touren, dass ich meine Familie eine lange Zeit nicht sehen kann. Wir sind jetzt mit dieser Tour sieben Wochen unterwegs. Ich versuche zwischendurch so oft es geht zu hause anzurufen oder mit den Kids (Jerry hat zwei Töchter, elf Jahre und sechs Jahre alt) zu skypen.
Hast du denn irgendwas bei dir, wenn du reist, damit du dich mehr wie zuhause fühlen kannst?
Oh ich bin nicht der Glücksbringer-Typ oder so. Mir bringt es mehr, dann doch einmal öfter von unterwegs mit meiner Familie zu telefonieren.
Was würdest du sagen, wenn du einem kompletten Metalneuling eine PAPA Roach-Show beschreiben müsstest?
Haha. Chaos und Eskalation (lacht). Nein, wir achten auf eine gute Mischung. Wir haben da die Songs,die jeder kennt und mitsingen kann. Dann gibts bei uns die Songs, die den Moshpit schön bewegen. Wir versuchen viel mit dem Publikum gemeinsam zu feiern. Also ein kleines verrücktes Chaos irgendwie, aber mit sehr viel Gefühl. Am besten: einfach treiben lassen.
Was war der größte, beste Tourmoment, an den du dich erinnern kannst? Für dich persönlich?
Oh für mich auf jedenfall das „Poland Woodstock“. In 2011. Wir haben dort vor einer Menge von mehr als 350.000 Leuten gespielt. Das war: Wow, sag ich dir. Unbeschreiblich. Das Lustige ist, wir sind direkt am Tag danach zum „Download Festival“ nach Großbritannien geflogen. Da waren es dann nur noch mal eben 8.000 Menschen vor der Bühne. An jedem anderen Tag würden wir sagen:“Yeah geil. 8.0000!“ Aber wenn du genau einen Tag vorher, diese Massen hattest, guckst du raus und denkst. „Oh, okay. Ja gut. Nett.“ Hahaha (lacht).
Hahaha. „Nett“ ist ja ein „schönes“ Kompliment. Sag mal, was für ein Kompliment hat man dir zuletzt gemacht?
Oh, das war wirklich süß. Ich habe mitbekommen, wie unser vorheriger Drummer Dave jemanden unser neues Album empfohlen hat. Und das mit den Worten: „Die beste Platte, die Papa Roach jemals gemacht haben.“
Hach, wie schön. Lieber Jerry, Danke für deine Zeit, mal eben so fix kurz vor Showbeginn.
Ich danke ebenfalls. Und ich hoffe, dass alle die uns auf der Tour besuchen kommen, jede Menge Spaß haben werden.
Sprach er und verschwand in den Tiefen des Backstage-Bereiches. Später sah ich ihn dann nochmal. Grinsend auf der Bühne. Saitenzupfend. In Mitten von Chaos und Eskalation.
Wenn ihr auch noch ein Teil davon werden wollt, zumindest für einen Abend, dann habt ihr hier noch die ultimative Gelegenheit dazu.