Paganizer
Interview mit Rogga Johansson zu "20 Years In A Terminal Grip"

Interview

Paganizer

Nimmt man die Jahre von TERMINAL GRIP mit dazu, feiern PAGANIZER ihr 20jähriges Jubiläum, und das standesgemäß mit einer randvoll gepackten Doppel-CD namens „20 Years In A Terminal Grip“, welche Best Of sowie Raritätensammlung zugleich ist. Das Album stellt einen zünftigen PAGANIZER-Death-Metal-Rundumschlag dar, ein repräsentativer Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen der Schweden, gleichzeitig mit zuhauf unveröffentlichtem Material. Jubilar Rogga Johannsson hat das Wort!

Kann man TERMINAL GRIP als die ursprüngliche Band ansehen, die letztendlich in PAGANIZER mündete?

Ja, tatsächlich lief die Sache mit TERMINAL GRIP für einige wenige Jahre, und dann haben wir uns zu PAGANIZER reformiert. Der größte Unterschied abgesehen vom Namenswechsel ist, dass wir den Drumcomputer gegen einen echten Schlagzeuger eintauschten.

Was kannst du uns über eure frühen Tage erzählen, als ihr TERMINAL GRIP gegründet habt bis hin zu den ersten Schritten mit PAGANIZER?

Vor TERMINAL GRIP spielte ich eher puren Industrial Metal in PUTASHRIEK. Aber als ich mich zu dieser Zeit als Teenager immer stärker für den Death Metal interessierte, entschied ich mich dazu, etwas mehr in dieser Richtung zu machen, und wir fingen mit TERMINAL GRIP an, behielten aber die Industrial Einflüsse bei, wir hatten auch einen Drumcomputer. Nicht weil wir das unbedingt wollten, aber wir leben in einer sehr kleinen Gemeinde, weshalb es schwierig war einen Schlagzeuger zu finden, welcher diese Art von Musik spielen kann. Wir machten innerhalb von drei Jahren zwei Demos. Danach lösten wir uns langsam auf und entschieden uns dazu, den Namen zu ändern als auch einige Bandmitglieder. Wir wurden zu PAGANIZER, einer eher Thrash/Death-Metal-Band, und ließen die Industrial-Einflüsse hinter uns.

Wie kam es zu der Idee einer Best Of mit dem Titel „20 Years In A Terminal Grip“?

Ich dachte einfach Anfang des Jahres, „Fuck, es waren jetzt 20 Jahre!“ haha! Und das ist auch so ziemlich die ganze Idee dahinter, dass es schon 20 Jahre sind und es cool wäre, einiges Material zusammenzustellen und eine Jubiläumsveröffentlichung zu machen. Eine wichtige Sache war, dass wir auch zwei alte TERMINAL GRIP-Songs aus den Neunzigern neu aufnahmen und auf die CD mit den Raritäten packten. Ich finde, das war eine coole Sache, und es machte Spaß, sie nochmals zu spielen, mit einem richtigen Schlagzeuger und weniger Industrial als auf den ursprünglichen Aufnahmen. 

Nach welchen Kriterien habt ihr die Songs für diese Veröffentlichung ausgesucht?

Die Best-Of-CD enthält Songs, die ich selbst sowie der Rest der Band für unsere besten Songs halten. Unglücklicherweise war nicht genügend Platz für alle Songs, die wir wollten, wir hätten ganz einfach noch zehn weitere Songs draufpacken können, haha! Aber es ist, was es ist, eine wirklich vollgepackte CD mit unseren eigenen Lieblingssongs von PAGANIZER. Die Raritäten-CD enthält viele Sachen, die auf verschiedenen Compilations, Splits, EPs und Mini-CDs veröffentlicht wurden. Auch einige unveröffentlichte Songs, die sehr cool sind sowie zwei Neuaufnahmen von TERMINAL GRIP aus den frühen Demos. Es befinden sich also viele coole Sachen darauf, was ich für viel interessanter halte als eine einfache Best Of.

Wie fühlt es sich an, so lange Teil der Szene zu sein und nicht nur in PAGANIZER Musik zu spielen?

Fühlt sich gut an. In den späten Neunzigern fing durch das Internet alles an schneller zu werden, daher wurde ich mit vielen Sachen beschäftigt, auch wenn ich immer noch in dem kleinen Dorf Gamleby lebe. Es fühlt sich nicht an, als ob es bereits 20 Jahre wären, haha! Ich kann mich noch immer an den Tag erinnern, an dem ich 18 wurde, im selben Jahr begannen wir mit TERMINAL GRIP, und es war nun legal für mich, in eine Bar zu gehen und Bier zu trinken. Ich und meine Metalhead-Kumpels gingen zur Bar und betranken uns, ich bin mir sicher, dass wir für alle anderen wie Abschaum aussahen. Seit damals hat sich nichts verändert, hahaha! Vielleicht nur, dass ich mehr Alben veröffentlicht habe, fetter geworden bin und auch mehr Tattoos habe, haha!

Was waren die besten und was die schlimmsten Dinge die dir in deiner 20jährigen Musikkarriere passiert sind?

Die besten Sachen waren die Veröffentlichungen von Alben und die Touren und Konzerte, viele lustige Momente und coole Erfahrungen während all der Jahre. In diesen Tagen ist die Veröffentlichung eines Albums unglücklicherweise nicht mehr so speziell, aber ich kann mich noch an das erste Album erinnern, man war damals noch richtig aufgeregt. Dasselbe gilt für meine erste Tour, das war total aufregend und eine vollkommen neue Welt voller Metal und kostenlosem Bier, haha! Die schlimmsten Dinge, hmmmm, ich weiß nicht wirklich. Metal zu spielen ist hauptsächlich Spaß, und wenn du gerade keinen Spaß hast, kannst du einfach zurücktreten und aufhören. Aber seit 20 Jahren konstante Line-Up-Probleme zu haben, ist natürlich keine Freude. Ich schätze also, dass das eine beschissene Sache ist, dass wir Konzerte und Touren oft aufgrund dessen absagen mussten, da die Band für eine gewisse Zeit nur aus mir und einem anderen Typen bestand, bis man ein neues Line-Up beisammen hatte. So ist das aber, wenn man in einer kleinen Gemeinde lebt.

Kannst du uns bitte einen kurzen Überblick über deine derzeitigen aktiven Bands und Projekte geben? 

Vor kurzem habe ich tatsächlich viele meiner Bands und Projekte aufgelöst oder bin ausgestiegen. Ich schätze, du bist der Erste, dem ich das in einem Interview erzähle. Meine Familie wächst, und ich verwende meine Zeit in diesen Tagen für viele andere Dinge anstatt für Musik, auch wenn ich noch immer so viel Musik wie möglich schreibe. Aber ich fühle nun nicht mehr das Verlangen, alles zu veröffentlichen, was ich aufgenommen habe, und ich denke, die Leute werden das zu schätzen wissen, haha. Ich fühle, dass es vielleicht besser ist, nur wenige Bands zu haben als haufenweise davon, und sich in diese richtig reinzuknien, vielleicht können in Zukunft auch mehr Bands von mir neben PAGANIZER Touren spielen. Das ist etwas, wovon die Leute über viele Jahre ziemlich enttäuscht waren, dass alle meine Bands und Projekte nur selten live spielen. Aber wenn ich nun weniger Projekte gleichzeitig am Laufen habe, können wir das eher realisieren. Die Bands, welche noch immer laufen, sind natürlich PAGANIZER, REVOLTING, THE GROTESQUERY und DOWN AMONG THE DEAD MEN. Bei einigen dieser Bands möchte ich auf jeden Fall ein Line-Up zusammenstellen, mit dem es möglich sein wird, in Zukunft Konzerte zu spielen. Ich arbeite auch gerade an einem Soloalbum unter meinem eigenen Namen, aber ich weiß noch nicht, wann es fertig sein wird. Vielleicht wird es in verschiedene Teile über die Jahre aufgeteilt, wie eine Trilogie.

Wie konntest du überhaupt über all die Jahre in so vielen Bands aktiv bleiben? Und wie schaffst du es die Kreativität beizubehalten?

Ich weiß es nicht. Vielleicht ist Bier eine gute Antwort? Ich mag es, einige Bier zu trinken und Musik zu schreiben oder aufzunehmen. Was die Kreativität anbelangt, so verwende ich nicht zu viel Zeit für einen Song, ich weiß nicht, ob das kreativ oder einfach faul ist, aber das ist wie ich arbeite, und bisher hat es in viel Musik resultiert. Ich mag das wirklich, aber ich kann nicht erklären wie die Musik wirklich fließt, es kommt einfach aus mir raus.

Es gibt einige Kritiker die sagen, dass all deine Projekte gleich klingen. Was erwiderst du diesen?

Ich habe das schon oft gehört, haha! Und natürlich können sie sagen, was sie wollen, und vielleicht ist das auch wahr, aber es ist mir egal, was jemand denkt. Ich mache die Musik, die ich mag, und ich mache das, da es mir Spaß macht. Die Leute können sich entweder daran erfreuen oder es nicht anhören. Das ist wirklich sehr einfach. Aber yeah, ich kann verstehen, was manche Leute sagen, vielleicht habe ich nur diesen einen Trick, haha.

Was hast du in nächster Zukunft alles geplant?

Einige Alben sind bereits seit einiger Zeit aufgenommen und warten darauf, veröffentlicht zu werden. Darunter ein neues Album von THE GROTESQUERY, der letzte Teil der geplanten Trilogie. Auch noch ein neues JOHANSSON & SPECKMANN und ein neues REVOLTING-Album sowie einige andere Dinge, die hier wartend rumliegen. Was neuen Stoff neben dieser monströsen PAGANIZER-Doppel-CD anbelangt, arbeite ich gerade neben meinem Soloprojekt nur an dem neuen DOWN AMONG THE DEAD MEN-Album für nächstes Jahr. Dennis und Dave haben schon ihre Songs geschrieben, ich muss nun noch meine schreiben, und dann werden die Aufnahmen vielleicht im nächsten Frühling gemacht. Daneben sind nur noch Auftritte im nächsten Jahr mit PAGANIZER geplant, wir haben hier schon Pläne für Europa genauso wie Schweden. Es wäre klasse, wenn alles hinhaut, wie es sollte.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Danke! Ihr solltet wirklich das PAGANIZER-Jubiläumsalbum „20 Years In A Terminal Grip“ checken! Zwei CDs zum Spezialpreis, vollgepackt mit neuen, alten, raren und unveröffentlichten PAGANIZER-Songs. Wonach könntest du sonst fragen, wenn du deine Musik hässlich magst?

06.12.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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