Origin
Interview mit Paul Ryan zu "Antithesis"

Interview

ORIGIN haben mit „Antithesis“ vermutlich DAS technische Brutal-Death-Metal-Album des Jahres 2008 vorgelegt. Umso wichtiger und interessanter schien es deshalb, einen Abgesandten der Band zur Rede zu stellen. So geschehen im Zeichen des Sechssaiters…

Zunächst mal muss ich gestehen, dass ich schon lange nicht mehr so extrem heftig niedergetreten wurde, wie von „Antithesis“. Erst vor kurzem hielt ich „Fury & Flames“ von HATE ETERNAL für das vermutlich heftigste Album 2008; aber was soll ich sagen, „Antithesis“ mäht einfach alles nieder, HATE ETERNAL müssen sich auf der Zielgeraden geschlagen geben. Wie um alles in der Welt schafft ihr es, nach drei vorangegangenen Hammeralben immer noch einen drauf zu legen?

Wenn man sich konstant dazu antreibt, dass Beste zu geben, werden extreme Dinge passieren. Zufriedenheit ist der Tod vom Verlangen.

Ehrt es dich wenn ich sage, dass ihr HATE ETERNAL, deren letztes Album „Fury & Flames“ ich nach wie vor sehr schätze, in der Zielgeraden besiegt habt? Ich meine, „Fury & Flames“ ist extrem, aber „Antithesis“ schraubt sogar dem letzten, nach Luft ringenden Hörer die Rübe ab…

Die neue HATE ETERNAL ist großartig… ich bin ein sehr großer Fan ihrer Musik. Ich habe alle ihre CDs und bin ein Freund von Eric Rutan. Ich freue mich schon darauf, wieder mit diesen coolen Typen auf Tour zu gehen!

Wie darf ich mir das Songwriting bei ORIGIN vorstellen? Ihr werdet doch sicher nicht in den Proberaum gehen, einer legt ein Riff vor und los geht es…. Eure Musik weist ja schon fast mathematische Feinheiten auf, was gezielte Breaks und technisches Spiel angeht. Wie entstehen die Songs bei ORIGIN und gibt es einen Haupt-Songwriter?

Wir haben alle mal in einer gemeinsamen Gegend gewohnt, aber nun leben wir in vier verschiedenen Staaten, was das gemeinsame Spielen als Band auf ein Minimum beschränkt. Wir haben mit Relapse einen Termin vereinbart, dass wir das neue Album bis zum Frühjahr 2008 fertig haben wollten. Im April 2007 fingen wir an Songs zu schreiben, um im November ins Studio zu gehen, damit Relapse das fertige Produkt (inkl. Artwork) im Januar 2008 in den Händen halten konnten.
Ich habe Demos aufgenommen, und den Leuten Tabs geschickt, und allmählich haben sich die Songs verbessert. Wir haben uns 9 Tage genommen, um zu proben, James lernte die Songs mit dem Schlagzeug und fing auch mit den Gesangsstrukturen an, und während wir bereits im Studio ackerten, schrieb er die Texte.

Na dann erzähl mir doch gleich mal was über den lyrischen Inhalt von „Antithesis“. Gibt es einen textlichen Schwerpunkt? Wenn ja, wovon handeln die Songs?

„Antithesis“ basiert auf dem Krieg, in dem wir uns gerade befinden… Töten, um Frieden zu stiften. Jeder Krieg fängt aus diesem Grund an. „Finite“ behandelt die eigene Sterblichkeit. Nachdem meine Großmutter gestorben war, hab‘ ich diesen Song innerhalb von zehn Minuten geschrieben. Ich habe James erzählt, was ich damals erlebt und gefühlt habe, und er hat den passenden Text dazu geschrieben. Das war’s dann auch schon von meiner Seite, abgesehen von den Songtiteln. So läuft das auch meistens bei uns: Der Songtitel kommt zuerst, und James erledigt den Rest.

Habt ihr euch bestimmte Auflagen gemacht, als es an die Produktion des Albums ging? Also z.B., dass ihr bestimmte Dinge anders oder besser machen wolltet als früher. Ihr habt nun das vierte Album am Start, „Origin“ kam 2000 raus… was denkst du, habt ihr als Band und Musiker, die Alben aufnehmen dazugelernt?

Wir wollten das vielseitigste Album hinsichtlich Geschwindigkeit und Komposition machen. Es ist bis dato unser längstes und komplexestes Album geworden, und genau das wollten wir auch erreichen. Wir sind mit der Zeit vorangeschritten, als wir anfingen, war die Musik noch sehr runtergestimmt und schwerlastig. Deshalb klingt das frühe Material noch sehr stakkatolastig und rhythmisch. Später ging es dann um Geschwindigkeit und Gitarrensolos.

Was unterscheidet „Antithesis“ speziell vom Vorgänger „Echoes Of Decimation“?

Längere Songs und Solos statt hochintensiver, kurzer ‚Gesichtszerfetzer‘. Wir spielen noch immer „Riff-Arps“ (Arpeggio Rhythmen) und haben ein bißchen mehr Variation im Tempo (auch wenn es immer noch absolut schnell ist).

Die Metal-Welt zerklüftet sich zunehmend in Aufteilungen und Subgenres. Was denkst du, wo genau gehören ORIGIN hin und welche Zielgruppe sprecht ihr an? Logisch, dass sich eine Band nicht gerne in eine Schublade stecken lässt, aber oftmals ist solch ein Anhaltspunkt doch auch sehr wichtig, um die richtige Hörerschicht anzusprechen…
Wie wäre es mit Technical Brutal Death Metal?

Ich würde uns dem Death Metal zuordnen. Wir sind brutal und auf gewisse Weise technisch, deshalb kümmere ich mich nicht großartig um Kategorisierung. Ich denke wir konzentrieren uns mehr auf das Komponieren als auf Techniken, wenn wir Songs schreiben.

Dass der technische Aspekt bei ORIGIN sehr hoch im Kurs steht, dürfte außer Frage stehen. Ich möchte dich gerne mal dazu befragen, wie ihr diese Fähigkeiten an den Instrumenten erlangt habt. Autodidaktisch oder gezielte Schulungen?

Ich hab‘ mir alles selbst beigebracht, entweder indem ich mit anderen Leuten in einer Band gejammt hab, oder wenn ich mir auf Shows angeschaut habe, was die Gitarristen dort spielen. Und natürlich jahrelanges, endloses Training…

Mich würde interessieren, was du zu folgenden Bands sagst, bzw. hören, was du von ihnen hältst…

CRYPTOPSY – „None So Vile“ ist einfach HAMMER. Die neue CD habe ich noch nicht gehört. Flo, Alex und Eric sind großartige Musiker, und ich freue mich schon, mit diesen Jungs wieder auf Tour zu gehen.

NECROPHAGIST – Hannes und Stephan habe ich als echt coole und beeindruckende Musiker auf Tour kennengelernt. Mit Sami und Captain M. habe ich dagegen noch nicht großartig Worte gewechselt.

HATE ETERNAL – Eric ist einer der besten Gitarristen der Welt und zusammen mit Shaune, der ebenso begnadet ist, sind sie überragend. Ich kann’s kaum erwarten, dass das neue Album rauskommt. Das wird ganz sicher ein Killer!

DECAPITATED – Für sie und ihre Familien hoffe ich das Beste.

Werden wir die Chance bekommen, euch in Deutschland live zu erleben?

Wir sind gerade zurück von unserer Tour als Headliner, und es war einfach umwerfend. Ganz fette Grüße an HOUR OF PENANCE und IMPALED, die mit uns unterwegs waren. Der Auftritt beim Death Feast war einfach genial!!

Live ist derart extreme Musik sicherlich nicht so leicht umzusetzen. Sehr hoch ist die Gefahr, dass aufgrund der hohen Geschwindigkeit vieles untergehen könnte oder man einen scheiß Sound-Mann hat, der letztendlich im wahrsten Sinne des Wortes alles zu Brei mischt… denkst du, dass ORIGIN live den Studioaufnahmen gerecht werden?

Auf unserer letzten Europatour hatten wir unseren eigenen Soundmann Anthony ‚Tones‘ Columbus dabei… und wenn mir eins gesagt wurde, dann dass wir live noch schneller und kranker spielen, als auf den Alben.

„Antithesis“ macht mich immer wieder platt, ich hoffe, ihr bekommt dafür die Lorbeeren, die ihr verdient! Vielen Dank für das Interview.

Danke für das Interview!! Schaut auf unserer Seite vorbei, um euch auf dem Laufenden zu halten!

www.myspace.com/origin666

12.07.2008
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