Orden Ogan
Orden Ogan
Interview
ORDEN OGAN sind derzeit in aller Munde und gelten als eine der ganz großen Hoffnungen auf der deutschen Heavy Metal-Bühne. Für uns ist das ein Grund, die Band mal wieder zum aktuellen Stand der Dinge zu befragen – und auch sonst zu so einigen interessanten Dingen.
Hallo, Jungs, schön, dass Ihr Euch Zeit nehmt für unser Interview.
Zunächst mal, ein Lob für euer Album “Vale“, man merkt auf jeden Fall, wie sehr Ihr Euch bemüht, etwas Eigenes, Spezielles zu kreieren, und ich denke, heutzutage gibt es kaum etwas, was höher anzurechnen ist. Ich gehe davon aus, dass das auch ein vorgefertigtes Ziel war, oder?
Seeb: Erstmal vielen Dank für die Blumen, aber – nein. 😉 Wir bemühen uns nicht etwas “Eigenes“ zu kreieren, sondern versuchen einfach unsere Vision, musikalisch wie auch das “Drumherum“ so umzusetzen, wie wir es uns am besten gefällt. Ich denke der Eindruck der Eigenständigkeit resultiert einfach nur daher, dass die breite Masse Bands, die es mittlerweile gibt und von der jede eine eigene Plattform in Form von Myspace usw. hat, auf Nummer sicher geht und auf funktionierende Normen und Klischees zurückgreift, was sowohl Songwriting, als auch Layout und Image etc. angeht.
Wir tun das eben nicht, sondern machen die Musik, die aus uns herausströmt und ignorieren alles, was links und rechts liegt. Ich finds ehrlich gesagt schade, dass so wenige Bands den Mut dazu haben neue Elemente in ihren Sound zu integrieren.
Um was für einen Orden dreht sich Euer Bandname, was müssen wir uns darunter vorstellen?
Nils: ORDEN OGAN war zunächst ein mittelalterlicher Karnevalsverein, der seinen Namen Ogan einer damaligen vitalisierenden Pflanze “Mandragora Oganis“ entlieh. Durch verschiedene Riten wie nackt um eine Tanne tanzen, Gewichte am Hodensack und letzten Endes der allseits bekannte Pariser Massenselbstmord, bei dem alle Mitglieder in der Seine ertranken, schien ORDEN OGAN ein geeigneter Bandname für uns zu sein.
Textlich scheint es auf Eurem neuen Album auch einiges zu entdecken geben. Mögt Ihr uns ein paar Hinweise geben, damit es etwas einfacher wird der Storyline zu folgen?
Seeb: Die “Vale“ Story entstand erst, nachdem bereits alle Songs und Lyrics komplett fertig waren und das Coverartwork stand. Wir haben nach einem Namen für den Mann mit dem Zylinder gesucht und schnell erkannten wir, dass es Parallelen und Verbindungen zwischen den einzelnen Texten gibt, und rasch war “Alister Vale“ geboren. Einer der Lords of the Flies, die das sog. Empire regierten. Vale war allerdings zutiefst entsetzt über die Art und Weise wie, und von den Machenschaften einzelner Mitglieder. So zerschlug er den Kreis und alles was ihm dafür geblieben ist, ist die Undankbarkeit der Menschen, die nicht wissen, was sie mit der Freiheit anfangen sollen, die ihnen gegeben ist. Und ganz nebenbei klebt auch noch dieser lästige Fluch an ihm, der alles hinter ihm zu Grunde gehen lässt, was er verlässt. Städte, Menschen, Ernten usw.
Wir haben die Story auch im Artwork der CD niedergeschrieben und die Käufer der CD werden auf unserer und der Yonah Records-Seite die Möglichkeit haben einen „Begleit-Comic“ runter zu laden.
Ich sehe trotz allem einen recht persönlichen Bezug in manchen der Lyrics, die durchaus auch alle für sich Sinn ergeben. “Friend Of Mine“ scheint davon zu handeln, wie man von einem Freund im Stich gelassen wird, der hinterher aber auch feststellen muss, dass am Ende keiner für ihn da ist, “Farewell“ könnte man als einen Song über das Ende einer Beziehung interpretieren…Gibt es noch andere Inhalte, die sich so in die Story einflechten?
Seeb: Wie bereits gesagt, flechten sich alle Inhalte der Songs in die Story ein, da wir diese anhand der einzelnen Texte entwickelt haben. Bei “Friend of Mine” und “Farewell” hast du Recht. “The Candle Lights” allein steht für den Abschied aus dem oder einem ungewollten Leben, „…And If You Do Right“ dafür, dass man sich nicht gegen seine Emotionen wehren kann, egal wie sehr man es versucht. Der stärkste Text ist möglicherweise “What I’m recalling“ – ein Revue-passieren-Lassen am Endes des Weges, bei dem man feststellt, dass es eigentlich nichts gibt, für das es sich zu leben gelohnt hat.
Ihr seid ja bereits im Vorfeld der Veröffentlichung mit reichlich Lob überschüttet worden, auch von den großen Magazinen. Kam Euch das zu Gute, oder hat es bei Euch eher für zusätzlichen Druck gesorgt?
Seeb: …das werden wir erst noch herausfinden, wenn wir die Verkaufszahlen sehen 😉
Nils: Die Kritiken waren natürlich der Hammer und haben uns sehr gefreut. Aber trotz allem ist eine neue Platte auch ein neuer Anfang. Wir sind nicht, und waren auch nie auf der Suche nach einem massenkompatiblen Ergebnis. Musik ist für uns Selbstverwirklichung. Deshalb haben wir uns auf dieser Ebene keinem Druck ausgesetzt.
Seeb: Ja, das stimmt. Da sind wir ein bisschen verwöhnt und auch sehr optimistisch rangegangen. Nachdem die 2004er Eigenproduktion “Testimonium A.D.” so eingeschlagen ist haben wir uns nicht gedacht “oh mein Gott, wie sollen wir das toppen?“, sondern eher “wenn die die schon so gut fanden, was sollen sie dann erst von “Vale” halten?!“
Ihr seid eine aufstrebende Band, die in der Zukunft ein Wörtchen mitreden will. Mal angenommen, es gäbe eine Sache, die an der Szene, egal ob jetzt innerhalb des Melodic/Power Metal Genres oder darüber hinaus ändern dürftet/könntet, welche Sache wäre das?
Nils: Ich würde uns in die 80er zurückversetzen. Damals wäre für uns die Möglichkeit, von der Musik zu leben, wesentlich greifbarer gewesen. Ich will die Zeiten, in denen wir leben, keinesfalls schlecht machen, jedoch war es damals wesentlich leichter Fuß zu fassen.
Seeb: Diese ständige Wiederholung im Pop- und auch Metalbereich ist fürchterlich. Alles was einmal funktioniert wird bis zur totalen Vernichtung jeder Eigenständigkeit und Kreativität 1000e Male kopiert und ausgeschlachtet. Die Metalcore-Welle ist ein perfektes Beispiel dafür. Fast jede neue Band greift auf Hoppelrhythmen und Aggro-versus-clean-Gesang zurück. Vom Mix/Sound mal ganz abgesehen. Ich mein – JA – Andy Sneaps Mixe klingen gut, aber wenn ich mir ne KREATOR-Platte kaufe, möchte ich den KREATOR-Sound hören und nicht den Andy Sneap-Sound. Da klingt ja wirklich jede Band gleich. Und wo wir gerade dabei sind – was soll das, die Mixe der Platten immer NOCH fetter und NOCH lauter zu machen? Viele Produktionen übersteuern ja schon. Nach “total fett und laut“ kommt leider nur noch “zu fett und zu laut“, aber das haben einige noch nicht verstanden – siehe die aktuelle HEAVEN-SHALL-BURN-Platte – da wurde der Bogen eindeutig überspannt. Wozu gibt’s denn einen Lautstärkeregler an jeder Hifi-Anlage?!
Eure Karriere ist noch recht jung, trotzdem sei mir die Frage erlaubt, ob es schon mal einen Augenblick gab, in dem Euch das Musikerdasein so ein bisschen auf den Keks ging?
Nils: Ich bin ja meistens der Mann für Grafik und Design bei ORDEN OGAN. Am schlimmsten ist es, wenn du schon lange an etwas arbeitest, vollkommen von deinem Produkt überzeugt bist, und dann gefällt es dem Rest der Band nicht… dann könnte ich kotzen 😉
Seeb: Ich denke vor leeren Hallen haben auch die ganz Großen schon oft genug gespielt. Das muss man dann vielleicht einfach so hinnehmen. Aber 1600km für ein Festival zu fahren, bei dem einem dann nach drei Songs (!) der Saft abgedreht wird, weil der Veranstalter es nicht gebacken bekommt im vorher festgelegten Zeitrahmen zu bleiben macht echt keinen Spaß.
Ghnu: Jedes mal, wenn wir unsere Sachen aus dem Proberaum ins Auto schleppen, nervt mich das Musikerdasein. Sobald wir aber auf der Bühne stehen ist alles wieder vergessen und da freue ich mich Musiker zu sein.
Und um das Positive nicht zu vergessen: Welcher Moment war für Euch als Band bisher der erfreulichste, welcher bleibt Euch am besten in Erinnerung?
Nils: Die neue Scheibe raus zu bringen war ein sehr Kräfte zehrender Prozess. Als sie endlich in unseren Händen lag war das schon ein tolles Gefühl.
Seeb: Es gibt ständig hunderte davon! Eine neue überschwängliche Kritik, ein Interview, bei dem sich der Journalist vorher wirklich intensiv mit der Platte beschäftigt hat oder nicht zu vergessen eine simple Myspace-Nachricht, in der dich Leute aus den entferntesten Ländern der Welt bitten bei ihnen zu spielen, weil sie deine Musik lieben…
Ghnu: …da schließe ich mich an.
Drei Alben, die Ihr gegen nichts in der Welt tauschen würdet, weil Sie Euch so viel bedeuten?
Nils:
„Made In Japan“ – DEEP PURPLE
„Octavarium“ – DREAM THEATER
„On The Night“ – DIRE STRAITS
Seeb:
„Death Or Glory“ – RUNNING WILD (die beste Metalplatte, die je aufgenommen wurde!)
„Imaginations“ – BLIND GUARDIAN (dicht gefolgt…)
„Fear Of The Dark“ – IRON MAIDEN
Ghnu:
DEATH – „Symbolic“
BLIND GUARDIAN – „Imaginations From The Other Side“
AYREON – „Into The Electric Castle“
Die nächste Frage ist etwas provokant: Würdet Ihr in Euren Sound moderne, zeitgemäße, vielleicht trendige Stile integrieren, wenn Ihr dafür von heute auf morgen viel Geld und für einen gewissen Zeitpunkt auch viel Ruhm einfahren könntet?
Seeb: …bei uns ist Stilbruch ja sowieso an der Tagesordnung. Verhuren würde ich mich allerdings nicht. Wenn ich andere Elemente einbaue, dann nur, weil ich da Bock drauf habe und das Ergebnis geil ist und nicht um mich verkaufen zu können 😉
Ghnu: Auf jeden Fall nicht unter dem Namen ORDEN OGAN, wenn einer von uns Bock hat mal was anderes auszuprobieren, würde das mit Sicherheit unter einem anderen Namen passieren.
Stellt euch vor, ihr dürftet den Soundtrack zu einem Film komplett alleine komponieren. Welche Art von Film wäre euch am liebsten?
Seeb: Tja, ob du’s glaubst oder nicht – ich bin gerade sogar dabei den Soundtrack zu einem Horrorfilm zu komponieren. Nicht zuletzt aufgrund von ORDEN OGAN habe ich mich sehr viel mit Orchestermusik beschäftigt und durch Zufall ist dann eine interessante Zusammenarbeit zustande gekommen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt darf ich da leider noch nicht mehr drüber verraten.
Ghnu: Mal davon abgesehen, dass ich überhaupt nicht in der Lage wäre einen Soundtrack zu komponieren, auf jeden Fall irgendwas im Fantasybereich. Mhh, wobei… ein Soundtrack nur mit Drums. Wer braucht schon ein Orchester.
Und genug der Träumerei. Ganz konkret: Was gibt es von Euch in der nächsten Zeit zu erwarten?
Nils: Ich werd mir gleich erstmal ne Birne essen…
Seeb: Oh, Birne klingt gut. Ich glaub wir haben aber nur noch Kiwis da.
Ghnu: Ich glaube ich komponiere einen Soundtrack, du hast mich da glaube ich auf eine großartige Idee gebracht. Ich freue mich schon darauf ihn meinen Bandkollegen vorzuspielen, und ich glaube ihnen geht es da nicht anders.
Seeb: Ääääh… nein… wirklich… das ist eine… äh… ganz tolle Idee! … Ach, aber nebenbei arbeiten wir schon am “Vale”-Nachfolger (und storymäßigen Vorgänger) “Easton Hope“. Aber bis der in den Läden steht warst DU, lieber Leser, hoffentlich auf all unseren Konzerten und hast “Vale” zur besten Platte deiner Sammlung gekürt! 😉
Mehr zu Orden Ogan
Band | |
---|---|
Stile |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Orden Ogan auf Tour
31.01.25 | metal.de präsentiertOrden Ogan - The Tour Of Fear 2025Orden Ogan, Angus McSix und All For MetalBackstage München, München |
01.02.25 | metal.de präsentiertOrden Ogan - The Tour Of Fear 2025Orden Ogan, Angus McSix und All For MetalIm Wizemann, Stuttgart |
07.02.25 | metal.de präsentiertOrden Ogan - The Tour Of Fear 2025Orden Ogan, Angus McSix und All For MetalBatschkapp, Frankfurt/Main |
Alle Konzerte von Orden Ogan anzeigen » |
Kommentare
Sag Deine Meinung!