Orange Goblin
Interview mit Ben Ward zu "A Eulogy For The Damned"

Interview

Orange Goblin

Fünf Jahre nach „Healing Through Fire“ zeigt ihr dieser Tage erscheinender siebter Streich „A Eulogy For the Damned“ die harten Rocker ORANGE GOBLIN zugänglicher als jemals zuvor. Ein sympathischer Sänger und Frontmann Ben Ward erzählt, wie es dazu kam und warum der geneigte Hörer überhaupt so lange auf neues Material warten musste. Und auch die Nachwehen eines Dart-Turniers sollen noch eine Rolle spielen.


Hallo Ben, wie geht es dir? Wie ist das Wetter in London? Auch so kalt wie derzeit in Deutschland?

Hallo! Mir geht es bestens. Hier ist es auch sehr kalt, aber sonnig, deshalb kann ich mich nicht beschweren. Es ist typisches London-Wetter, ich bin es also gewohnt.

Kommen wir zum neuen ORANGE GOBLIN-Album „A Eulogy For The Damned“. Wie sind die ersten Reaktion bisher ausgefallen?

Bisher waren die Reaktionen sehr positiv – natürlich nicht alle, aber 99,9 Prozent. Wir sind jetzt besonders aufgeregt, weil die Fans das Teil in ein paar Tagen zu hören bekommen.

Seit eurem letzten Werk „Healing Through Fire“ im Jahr 2007 sind knapp fünf Jahre vergangen. Warum hat es so verhältnismäßig lange für das neue Album gebraucht?

Nun, Santuary Records sind pleite gegangen und wurden von Universal Records übernommen, so dass wir kurz nach der Veröffentlichung von „Healing Through Fire“ ohne Label darstanden. The Ideen zu einigen der Lieder stammen zwar schon von etwa 2008, aber erst letztes Jahr hatten wir das Gefühl, dass wir wieder ins Studio gehen sollten. So hatten einige Stücke eine sehr lange Reifezeit. Jeder in der Band trug seinen Teil dazu bei und deshalb gestaltete sich der Schreibprozess sehr natürlich. Auch die Aufnahmen selbst waren dann sehr entspannt, da wir an neun Wochenenden ins Studio gingen und die Zeit dazwischen nutzen konnten, um die Batterien aufzuladen, das bisher Aufgenommene zu hören und zu prüfen, ob wir hundertprozentig damit zufrieden sind.

 

 

Auf mich wirkt „A Eulogy For The Damned“ nicht so rauh wie die drei Alben zuvor, einige Stücke wie „Stand For Something“ sind beinahe schon poppig. War es für euch eine bewusste Entscheidung, dieses Mal ein wenig eingänger zu werden?

Wir wollten das richtige Studio und den richtigen Produzenten finden und ein Album erschaffen, das einfach so gut wie möglich klingt. Wir hatten kein Interesse daran, rückwärtsgewandt zu klingen oder ähnliches. Das Material sollte im besten Licht erstrahlen und ich denke, unser Produzent Jamie Dodd hat da fantastische Arbeit abgeliefert. Es war nicht wirklich eine bewusste Entscheidung, eingängiger zu werden, sondern eher eine natürliche Entwicklung. Wir haben aber nicht davor zurückgeschreckt, teilweise auch Material zu nutzen, das nicht ORANGE GOBLIN-typisch klingt.

Was kannst du mir über die Texte des Album erzählen? Gibt es ein übergeordnetes Thema oder handelt es sich einfach um unzusammenhängende Geschichten?

Es gibt kein wirkliches Thema. Ich habe das auf dem letzten Album gemacht und jedes Stück war lose mit der Großen Pest und dem Großen Brand von London im 17. Jahrhundert verbunden, was am Ende etwas restriktiv wurde. Deshalb habe ich mir dieses Mal die Freiheit genommen, über alles mögliche zu schreiben – seien es Horrorfilme, Bücher oder irgendetwas anderes, das mich interessiert und aus dem man etwas für ein ORANGE GOBLIN-Album machen kann.

Gab es andere Künstler im Allgemeinen oder Musiker im Speziellen, die dich bei der Arbeit am Album besonders beeinflusst haben?

Ich würde nicht „inspiriert“ sagen, aber es gibt viele Bands, die die Messlatte in den letzten Jahren sehr hoch gehangen haben und uns bewusst machten, dass wir das beste Album unserer Karriere hinlegen mussten, um mitzuhalten. Kapellen wie MASTODON, KYLESA, BARONESS und SOLACE werden stetig besser, deshalb mussten wir uns versichern, dass wir das auch tun.

Wenn wir gerade bei guten Bands sind: Die Doom-Metal-Legenden BLACK SABBATH und SAINT VITUS werden dieses Jahr beide ein neues Album veröffentlichen – bist du darauf gespannt? Und glaubst du, sie können nach all den Jahren an die Klasse ihrer früheren Werke anknüpfen?

Oh ja, ich bin wegen beider Scheiben sehr aufgeregt. Ich hatte das Glück, die neue SAINT VITUS schon zu hören und ich kann den Fans versichern, dass sie sie lieben werden. Wegen BLACK SABBATH bin ich noch aufgeregter, denn sie sind meine absolute Lieblingsband. Wenn diese vier Männer zusammenkommen, hört die ganze Welt zu. Auch wenn das Resultat nicht das ist, was die Leute erwarten, so wird es dennoch großartig sein, sie wieder zusammen auf der Bühne zu sehen, wo sie all die alten Klassiker spielen, die wir lieben.

Lass uns einen Blick auf die Historie ORANGE GOBLINs werfen: Ihr habt bisher sieben Alben in gut 15 Jahren veröffentlicht. Hast du einen persönlichen Favoriten abgesehen vom neuen Langeisen?

Natürlich bin ich auf alles stolz, was wir bisher gemacht haben, weshalb es schwer ist, einen Favoriten zu wählen. Aber wenn ich müsste, würde ich „The Big Black“ nehmen. Ich habe tolle Erinnerungen an die Entstehungszeit des Albums und die folgenden Touren. Auch haben wir viele der Stücke dieses Albums immer noch in unserem Live-Set. Das zeigt, wie stark sie sind.

Das Titellied des gerade von dir genannten Albums wird von sinnlosem Gelaber eingeleitet, das irgendein Betrunkener auf einen Anrufbeantworter spricht. War das echt?

Ja, das ist vollkommen echt. Ich war den ganzen Tag auf einem Dart-Turnier und am Ende total besoffen, aber dachte, dass es eine gute Idee sei, unseren Bassisten Martyn anzurufen. Er war nicht zuhause, aber sicherte die Nachrichten. Als er sie dann der gesamten Band vorspielte, haben wir uns alle vor Lachen beömmelt.

Ist es das, was dich nach mehr als 15 Jahren ORANGE GOBLIN immer noch motiviert, der Spaß an der Sache?

Ja, in der Tat. Es ist immer noch totaler Spaß. Wir lieben es, verschiedene Länder zu sehen, lieben unsere Musik und alles, was damit zusammenhängt. Wir gehen alle regulärer Arbeit nach, weil wir von der Band nicht leben könnten. Und wie andere eben wochenends zum Fußball oder einkaufen gehen, um sich zu entspannen, so spielen wir in der Band. Sie ist unser Hobby und bereitet uns Freude. Wenn es eines Tages nicht mehr so sein sollte, werden wir aufhören, aber davon sind wir weit entfernt.

Im April tourt ihr in Großbritannien und spielt auch einige Sommerfestivals, wann kann man euch denn in Deutschland sehen?

Mittlerweile haben wir schon ein paar Festivals in Deutschland bestätigt: das Desertfest in Berlin am 19. April, das Metalfest Open Air am 01. Juni in Dessau und am 08. auf der Loreley sowie das Stoned From The Underground Fest in Erfurt am 14. Juli. Weitere Festivals sind geplant und wir hoffen, einen sehr beschäftigten Sommer zu haben.

Dann noch eine hypothetische Frage am Ende: Ihr habt schon mit bekannten Gruppen wie MONSTER MAGNET gespielt, aber wenn du zwei Bands – egal ob noch aktiv oder aus früheren Jahrzehnten – wählen könntest, mit denen ORANGE GOBLIN touren dürften, welche beiden wären das?

Hm, da kommen mir spontan BLACK SABBATH und LED ZEPPELIN in den Sinn. Das wäre ein Spaß, wenn wir zurück in die frühen bis mittleren 70er-Jahre reisen könnten!

Dann danke ich dir für das Gespräch, die letzten Worte gehören wie immer dem Befragten.

Ich danke all unseren deutschen Fans für ihre fortwährende Unterstützung. Wir wissen das sehr zu schätzen und hoffen, euch bald auf Tour zu sehen. Prost!

Quelle: Ben Ward
16.02.2012
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