Opium Warlords
Interview mit Sami Albert Hynninen
Interview
OPIUM WARLORDS waren von Anfang an eine ganz besondere Band: Verschroben, schwierig, und nirgends so wirklich einzuordnen. Auf dem neuesten Werk „Taste My Sword Of Understanding“ präsentiert sich das finnische Ein-Mann-Projekt nun von einer deutlich eingängigeren, aber immer noch hoch emotionalen Seite. Wir sprachen mit Sami Albert Hynninen, dem Mann hinter der Maske, über das Album, seine diversen anderen Projekte und gehen der Frage nach, warum CDs viel besser sind als LPs.
Hallo Sami! Wie geht’s dir? Mir hat dein letztes Album unglaublich gut gefallen, und freue mich sehr dir nun ein paar Fragen stellen zu können.
Hallo! Mein Leben ist ein ständiger Kampf gegen die Kräfte, die versuchen mich runter zuziehen. Aber ich freue mich hier bei metal.de sein zu dürfen, also danke für die Möglichkeit und ein hallo an die Leser!
Obwohl auf dem neuen Album Themen wie Tod und Trauer allgegenwärtig sind, hat „Taste My Sword Of Understanding“ einen beruhigenden, ja ich würde sogar fast sagen positiven Effekt auf mich. Besonders in dem Song „The Self-Made Man“ scheint es nach der instrumentalen Passage so eine Art Wendepunkt zu geben, ohne dass sich der Inhalt des Textes ändert. Hast du bewusst diese „positiven“ Aspekte eingefügt oder interpretiere ich da zu viel hinein?
Das mag sich merkwürdig anhören, und vielleicht ist es auch schwer zu verstehen, aber ich lasse den Songs ihren Raum sich zu entwickeln. Natürlich kann ich einige Arrangements, Produktionselemente oder Anreize zu der Musik hinzufügen, um die richtige Atmosphäre zu schaffen und um das bestmögliche Album zu kreieren. Aber davon abgesehen versuche ich alles so aufzunehmen, wie es bereits in meinem Kopf existiert. Besser kann ich es nicht erklären
Du hast definitiv recht, dass es auf diesem Album ein positives, vielleicht sogar heilendes oder reinigendes Gefühl gibt, aber ich musste nichts hinzufügen um das zu erreichen. Es war von Anfang an so. Es gab auch schon auf den ersten beiden Alben ein paar positive Elemente. Aber da es insgesamt solch brutale Werke waren, wurde das Positive von den dunkleren Komponenten erdrückt, und blieb unter der Feindseligkeit versteckt.
Soweit ich weiß, sollte „Taste My Sword Of Understanding“ eigentlich das zweite OPIUM WARLORDS Album werden. Dieser Plan hat sich offensichtlich mit der Veröffentlichung von „We Meditate Under The Pussy In The Sky“ geändert. Gab es dafür einen bestimmten Grund? Und wie wichtig ist dir persönlich die Reihenfolge der Veröffentlichungen?
Die Reihenfolge der Veröffentlichungen ist für mich SEHR wichtig; genauso wie die Reihenfolge der einzelnen Songs auf einem Album. Jedes Album ist ein eigenes Ganzes, aber zusammen stellen sie eine noch größere Gesamtheit dar! Ich weiß genau, wie meine nächsten sechs Alben klingen werden und in welcher Reihenfolge sie erscheinen werden. Und danach habe ich noch einige andere Arbeiten im Kopf, die nur darauf warten, fertiggestellt und aufgenommen zu werden.
Wir mussten „We Meditate Under The Pussy In The Sky“ machen, da „Taste My Sword Of Understanding“ so ein gewaltiges Stück Arbeit war. Mit „Pussy“ waren wir in der Lage, „Sword“ ein wenig zu entlasten. Gleichzeitig konnten wir so ein ganz neues Album zwischen „Colonia Dignidad“ und „Taste My Sword“ schaffen, was toll ist, da so die Kontinuität noch besser wurde. Aber an zwei OPIUM WARLORDS-Alben und gleichzeitig noch anderen Projekten wie AZRAEL RISING, TÄHTIPORTTI und MARCH 15 zu arbeiten, war ein grauenvoller Prozess, und ich war einige Mal kurz vor einem kompletten mentalen und physischen Zusammenbruch. Nun da auch „Sword“ endlich veröffentlicht ist, bin ich etwas erleichtert. Aber natürlich arbeite ich auch schon wieder an den nächsten Werken, daher war die Erleichterung nur von kurzer Dauer.
Du warst – und bist auch immer noch – in einer ganzen Reihe von Bands aktiv. Wenn du neue Musik machst, weißt du jedes Mal sofort, bei welchem Projekt die Songs später erscheinen werden? Und wann ist für dich der Moment gekommen, an dem du entscheidest, ein neues Projekt zu gründen, beispielsweise OPIUM WARLORDS?
Früher war mir das nicht immer klar, es war sozusagen nicht in Stein gemeißelt. Einige REVEREND BIZARRE-Songs waren ursprünglich KLV-Songs, und manchmal war ich nicht sicher, ob eine Idee für THE CANDLES BURNING BLUE oder ein anderes Projekt verwendet werden würde. Viel OPIUM WARLORDS-Songs sind zunächst durch einige andere Bands und Projekte gegangen, bis sie schließlich hier ihr Zuhause fanden. Und mit OPIUM WARLORDS kann ich sie nun genau so aufnehmen wie sie seien sollten, da es hier kein Genre gibt, an das ich mich halten sollte.
Die Tatsache, dass es bei OPIUM WARLORDS kaum Einschränkungen gibt, macht die ganze Sache mittlerweile einfacher, da ich nun fast alles unter dem gleichen Namen machen kann. In ein paar Jahren möchte ich die anderen Bands loswerden und nur noch mit OPIUM WARLORDS arbeiten. Es ist ziemlich anstrengend, gleichzeitig an all diesen verschiedenen Dingen zu arbeiten.
Bei Bands wie SPIRITUS MORTIS, TÄHTIPORTTI und AZRAEL RISING ist das Genre relativ klar festgelegt, und für diese Bands steure ich nur die Texte und den Gesang bei, daher gab es in diesen Fällen keine Verwirrung darüber, wofür die Ideen verwendet werden sollten. Aber auch früher wusste ich in der Regel, was einmal ein REVEREND BIZARR-Song und was ein KLV-Song werden würde.
Einige dieser neuen Projekte entstanden ziemlich plötzlich, aber bei OPIUM WARLORDS war es anders; ich hatte überhaupt keine andere Wahl. Damals brach alles in sich zusammen und ich hatte das Gefühl, dass ich wenigstens noch versuchen sollte, ein weiteres Album zu machen, und so entstand OPIUM WARLORDS. Ich war mental an einem toten Punkt. Dank OPIUM WARLORDS habe ich die Zeit überstanden, aber es hat all diese Jahre gebraucht und selbst heute fühle ich noch diese Dunkelheit. Daher werde ich wohl noch einige Alben schreiben müssen, bevor ich es etwas ruhiger angehen kann, und versuchen kann, für eine Weile zu entspannen.
Mich fasziniert die stimmliche Bandbreite, die du auf dem Album zur Schau stellst, und die jeden Song einzigartig macht. Für mich fühlt es sich so an, als bestünde das Album aus neun in sich geschlossenen Episoden, die alle auch einzeln funktionieren würden. Würdest du da zustimmen?
Für mich ist besonders dieses Werk ein geschlossenes Album und die Songs gehören zusammen, aber sind natürlich auch einzelne Stücke, die alle ihre eigene Struktur haben. Ich stimme dir zu, dass dieses Album, wie alle meine Alben, eine Reise zu einem anderen Ort darstellt, und wie bei jeder Reise gibt es verschiedene Haltestellen. Für mich wäre es sehr uninspirierend, ein Album mit einem einzigen durchgehenden Sound oder Stil zu machen. Bei RAMONES und AC/DC mag das funktionieren, aber ich kann das nicht machen.
Letztendlich überlasse ich es den Hörern, das Album so zu nehmen, wie sie wollen, solange, wie sie sich tatsächlich einmal das ganze ALBUM anhören, und nicht nur ein paar Songs in irgendeinem Internetstream.
Du bist auch als Maler aktiv: Neben den Covern für die ersten beiden OPIUM WARLORDS-Alben, hast du auch Cover und T-Shirts für andere Bands (u.a. JEX THOTH) designt und einige Bilder für ein Kunstbuch beigesteuert. Wie wichtig ist die Malerei für dich? Und wie würdest du ganz allgemein deine Beziehung zur Kunst beschreiben?
Kleine Korrektur: Die OPIUM WARLORDS-Cover stammen nicht von mir, und normalerweise benutze ich meine eigenen Bilder nicht für meine Bands. Ich habe sie allerdings schon bei Bands verwendet, bei denen ich nur eins von mehreren Mitgliedern bin, wie beispielsweise SPIRITUS MORTIS und AZREAL RISING, und es gibt auch ein paar Ausnahmen bei REVEREND BIZARRE.
Ich bin gar nicht so sehr ein Maler als viel eher ein Zeichner. Aber du hast zum Teil recht, da ich für ein paar Alben die Artworks angefertigt habe: TERRORAMAs „Omnipotence“, AZRAEL RISINGs „Azrael Rising“, REVEREND BIZARREs „Slice of Doom“, „The Goddess of Doom“ und die Split mit RÄTTÖ JA LEHTISALO, ein paar FALL OF THE IDOLS-Cover, und außerdem drei Cover für SPIRITUS MORTIS.
Als ich noch jünger war, war Malen das wichtigste für mich und die Musik war für mich nur der zweite Weg, um mich auszudrücken. Aber heute ist es genau anders herum, und eigentlich ist die Malerei nicht einmal mehr der zweitwichtigste Weg mich auszudrücken; ich male nur noch, wenn ich darum gebeten werde, und zur Zeit nehme ich gar keine Anfragen an, außer sie kommen von JEX THOTH.
Ich denke nach wie vor sehr bildlich, und natürlich kümmere ich mich bei allen meinen Bands um das Grafikdesign, aber die Malerei selbst, als ein Weg um mich selbst auszudrücken, ist für mich nicht mehr so wichtig. Aber Kunst ist mir immer noch sehr wichtig! Seit ich ein Kind war, habe ich mich für alle Arten von Kunst interessiert, und das ist ein wichtiger Teil meines Lebens.
Ich bin selbst ein begeisterter Vinyl-Sammler, daher meine nächste Frage: Was ist deine bevorzugte Wahl, wenn du dir Musik anhörst: CDs, die wahrscheinlich das praktischste Format darstellen, Vinyl mit all seinen verrückten Farbvariationen, oder sogar ganz altmodisch Kassetten? Und was hältst du von rein digitalen Veröffentlichungen?
Ich mag CDs am liebsten, nicht nur als Hörer, sondern auch als Musiker. Als ich anfing Musik zu hören, habe ich natürlich mit Vinyl begonnen, aber schon damals habe ich die ganzen Störgeräusche von abgenutzten Platten gehasst – ich weiß, dass genau das für manche Leute mit dazugehört, aber wenn ich als Musiker solche Geräusche auf meinen Alben haben wollte, dann wären sie schon direkt bei der Aufnahme dabei. Und wenn dann noch die Nadel in einer Rille hängen bleibt …
Aber solange LPs erhältlich waren, habe ich sie auch gekauft, da ich keinen CD-Player hatte. IRON MAIDENs „Fear Of The Dark“ habe ich zum Beispiel noch auf Vinyl gekauft. Als die LPs dann verschwanden, musste ich für eine Weile Kassetten kaufen. Dazu muss ich sagen, dass ich schon etwas merkwürdig finde, dass einige der Leute, die CDs hassen, gleichzeitig Kassetten so mögen, obwohl gerade die für das Veröffentlichen von Musik das schlechteste aller Formate sind. Wenn es um das Aufnehmen von Musik geht, sind sie aber sogar ganz gut, da ungewollte Frequenzen automatisch herausgefiltert werden. Aber dann bekam ich endlich einen CD-Player, und seitdem sind CDs mein bevorzugtes Format. Meine ersten CDs waren VENOMs „Welcome To Hell“ und eine MARC BOLAN- und T-REX-Compilation, haha! Trotzdem habe ich nie aufgehört, Vinyl zu kaufen, besonders 7″ und EPs.
Als ich anfing, mich mehr mit Mixing und Mastering zu beschäftigen, begann ich damit, die Kompromisse, die man bei der Arbeit mit Schallplatten eingehen muss, zu hassen. Ich rede dabei nicht nur von dem begrenzten Platz einer Plattenseite – sämtliche REVEREND BIZARRE-7″ sind beispielsweise im Arsch, weil wir einfach nicht verstanden haben, dass man 8:29 Minuten Musik nicht auf eine Seite einer 7″ bekommt. Unwissenheit war ein Segen! Aber es gibt auch noch viele andere Dinge zu beachten, wenn es um die Produktion und das Mastering des fertigen Werkes geht; wie zum Beispiel, dass das Format einer Schallplatte die Reihenfolge der Songs beeinflusst, da du einen extrem basslastigen Song nicht an das Ende einer Seite setzen kannst.
Beim arbeiten mit CDs hast du dagegen alle Freiheiten, und das fertige Produkt klingt genauso wie das Mastering. Bei Schallplatten gibt es den zusätzlich Effekt – oder sagen wir Horror –, wenn das fertig gemasterte Material ins Presswerk geht. Da kann einiges schiefgehen. Aber trotz allem bin ich sehr froh, meine Alben auch auf Vinyl zu veröffentlichen, und im Fall von OPIUM WARLORDS habe ich diese Einschränkungen schon während der Produktion akzeptiert, da alle OPIUM WARLORDS-Veröffentlichungen von Anfang an in beiden Formaten herausgebracht werden sollten. Das macht es natürlich etwas einfacher als wenn man im Nachhinein versucht, die REVEREND BIZARRE-Alben auf eine Schallplatte zu bekommen. Das hat sich als ein sehr leidvoller Prozess erwiesen.
Das mag sich merkwürdig anhören, aber auch als Artworkdesigner mag ich CDs lieber. CDs sind vielschichtiger und bieten mehr Kombinationsmöglichkeiten als die doch sehr zweidimensionalen LP-Cover. Als in den frühen 80ern die ganzen älteren Alben auch als billige CD-Versionen erhältlich wurden, war der Sound (der direkt vom Vinyl-Mastering übernommen wurde) natürlich furchtbar. Genau wie die schlecht bearbeiteten Coverbilder, die nicht vom Originalbild übernommen, sondern einfach von den alten Alben gescannt wurden. Aber bei Alben, die direkt auf CD erschienen sind, sieht die Sache natürlich ganz anders aus.
Viele der Vorurteile, die die Leute gegen CDs haben, stammen noch aus dieser frühen Zeit. Der Gedanke, dass der Klang auf Vinyl besser sei, ist völliger Schwachsinn! Es kommt immer auf das Mastering an. Wenn man für CDs gemasterte Musik auf Vinyl packt – und genau das ist bei einigen modernen Schallplatten der Fall –, dann hört es sich scheiße an, und das gleiche gilt meistens auch anders herum.
Ich nehme an, ich bin ein bisschen zu alt, um diese digitalen Veröffentlichungen überhaupt als richtige Veröffentlichungen anzusehen. Ich brauche das physische Produkt, mit Coverbild und allem. Wenn es aber um extrem kurzlebige, kommerzielle Musik geht, da wünschte ich, dass Alben ausschließlich als Downloads erscheinen würden, da es auch so schon genug Plastik in der Welt gibt. Es ist wohl nicht nötig zu erwähnen, dass aufgrund dieser Downloading-Kultur ständig Plattenläden und Labels schließen müssen, und für Musiker wie mich, die auf Labels und Studios angewiesen sind, wird es dadurch auch immer schwerer.
Bis jetzt hast du mit OPIUM WARLORDS noch nicht live gespielt. Kannst du dir vorstellen, dass diese Art von Musik auf der Bühne überhaupt umsetzbar ist?
Zumindest bräuchte es dafür einen ganz besonderen Ort, und definitiv etwas anderes als einfache Straßenklamotten, die ich bei Live-Auftritten mit meinen anderen Bands trage. Und um das ganze etwas besonders zu machen, und um ein Line-Up zusammenzustellen und einen Ort für die Proben zu finden, für all das braucht man Geld, das ich nicht habe. Zum Glück habe ich aber auch gar nicht mehr so viel Lust, live aufzutreten, daher bereitet es mir eigentlich auch keine Kopfschmerzen. Aber vielleicht passiert es ja doch eines Tages!
Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus – nicht nur in Bezug auf OPIUM WARLORDS, sondern auch was andere Projekte betrifft?
Ich werde die Vocals für das nächste SPIRITUS MORTIS-Album aufnehmen, mich um das Mastering für die AZRAEL RISING-Compilation kümmern, und hoffentlich auch irgendwann das THE PURITAN-Album fertig kriegen. Demnächst kommt auch noch ein TÄHTIPORTTI-Album raus, aber die Aufnahmen dazu sind schon abgeschlossen. Außerdem plane ich irgendwann um 2016, von allen meinen anderen Projekte frei zu sein, und endlich zu lernen, mich ein bisschen auszuruhen und meine Gesundheit zurückzubekommen.
Danke, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast! Wenn du noch etwas loswerden möchtest, kannst du das gerne tun.
Vielen Dank! Tut mir leid, dass ich Vinyls so schlecht gemacht habe, aber bitte seht mich als eine Art einsamen Ritter, als den Don Quixote der CDs!!! All ihr Vinyl-Freaks habt einen besonderen Platz in meinem Herzen! Hört mal in OPIUM WARLORDS, MARCH 15, TÄHTIPORTTI, AZRAEL RISING und SPIRITUS MORTIS rein, und lebt lang und in Frieden!
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