Omnium Gatherum
Obwohl Metal in gewisser Weise monotone Musik ist, bedeutet das nicht, dass es ihm an Emotionen mangelt!
Interview
Mit „Slasher“ veröffentlichen OMNIUM GATHERUM eine neue EP, die wieder einmal modernen, eingängigen Melodic Death Metal mit dunkler Atmosphäre auf hohem Niveau bietet. Wir sprachen darüber im Interview mit Sänger Jukka Pelkonen.
Ihr habt eine neue EP namens „Slasher“, die in ein paar Wochen veröffentlicht wird. Wie kam es zu der Idee, diese EP zu machen?
Ja, das haben wir. Das ist etwas, das wir zwischen den Alben machen wollten. Eine Art Brücke zwischen der letzten Veröffentlichung und der, die in der Zukunft kommt. Wir wollten auch die Songs veröffentlichen, die während der „Origin“-Album-Sessions aufgenommen wurden. Das lag daran, dass es diese beiden übriggebliebenen Songs verdient haben, veröffentlicht zu werden, weil sie ziemlich starke Musikstücke sind, und außerdem hatten wir den Song „Slasher“ bereits in der Demo-Phase, so dass wir beschlossen haben, ihn als neuen Song für diese EP-Veröffentlichung aufzunehmen. Die Idee für den Coversong kam uns etwas später und so haben wir den Coversong „Maniac“ auch zu diesem Zweck aufgenommen. Wir wollten unseren Fans etwas neues Material servieren, das sie genießen können, bevor unser nächstes Album erscheint. Wir haben noch nie eine EP gemacht, also war diese Idee aus dieser Perspektive sehr interessant.
Euer letztes Album „Origin“ hatte eine Menge Hardrock-Einflüsse, 80er-Jahre-Vibe und einige Synthwave-Elemente. Eure neue EP „Slasher“ knüpft daran an. War es von Anfang an geplant, dass ihr in diese Richtung gehen würdet? Welche Musik und Bands aus den 80ern haben euch beim Schreiben inspiriert?
Die Idee dieser Art von Klängen folgt aus der Richtung, die wir teilweise schon in unserem Album „The Burning Cold“ eingeschlagen haben. In diesem Album kann man diese Art von Einflüssen bereits hören, wenn auch nur in geringem Maße, denn es ist ein Teil von etwas, das wir soundtechnisch machen wollen. Das heißt, wir wollen experimentieren und die Klanglandschaft, die wir auf unseren Alben haben, weiterentwickeln. Wir mochten die kleinen Synthie-Wellen auf dem Album, also haben wir sie auf „Origin“ weitergeführt, und dieser Trend setzte sich auch auf der EP fort, weil wir eine Fortsetzung mit diesen Veröffentlichungen wollten. Wir haben uns dabei nicht von bestimmten Bands inspirieren lassen, sondern von der gesamten Klangwelt dieser Ära, von Soundtracks aus verschiedenen Filmen usw.
„Maniac“ scheint zunächst eine eher ungewöhnliche Wahl für einen Coversong einer Melodic-Death-Metal-Band zu sein – aber wenn man an euren 80er-Jahre-Vibe denkt, macht es durchaus Sinn. Warum habt ihr gerade diesen Song gewählt?
„Maniac“ als Song hat einen super coolen Vibe und er hat eine Art Klassiker-Status, also dachten wir, dass wir ihn covern wollen. Markus (Vanhala, Gitarrist von OMNIUM GATHERUM, Anmerk. d. Verf.) dachte, dass es ein Song ist, der wirklich gut in ein OMNIUM GATHERUM-ähnliches Stück umgewandelt werden kann und das hat er auch getan. Außerdem wollten wir ihn wie einen Melodic-Death-Metal-Song klingen lassen, anstatt ihn einfach nur zu covern. Das war einer der Gründe, warum wir fast den gesamten cleanen Gesang herausgenommen haben. Und es klingt tatsächlich wie ein originaler OMNIUM GATHERUM-Song. Es gibt einige jüngere Fans, die zunächst nicht erkannt haben, dass es ein Cover ist.
„Slasher“ scheint eine weitere sehr emotionale Veröffentlichung zu sein. Lasst ihr euch beim Schreiben von Songs und Texten von euren Gefühlen und der Stimmung des Tages leiten, lasst ihr persönliche Erfahrungen einfließen?
Ich denke, es lässt sich nicht vermeiden, dass emotionale Erfahrungen einen Einfluss auf das Schreiben von neuem Material haben. Die eigene Stimmung hat einen Einfluss auf diesen Prozess und ich denke, so sollte es auch sein. Die Songs sind in gewisser Weise Erweiterungen unserer persönlichen und kollektiven Psyche als Gruppe. Der Song selbst ist, wie du beschrieben hast, eine emotionale Veröffentlichung und das ist etwas, dass dem OMNIUM GATHERUM-Stil des Songmachens natürlich ist. Obwohl Metal in gewisser Weise monotone Musik ist, bedeutet das nicht, dass es ihm an Emotionen mangelt. Ganz im Gegenteil. Für OMNIUM GATHERUM ist die Einbeziehung eines emotionalen Elements ein natürlicher Prozess bei der Entstehung der Songs.
Worum geht es in den Texten?
„Slasher“ ist die Fortsetzung und der Nachfolger von „Origin“. Es befasst sich mit der gleichen Umgebung, die auch im vorgenannten Album präsent ist. „Slasher“ ist eine Suche nach innen und danach, denjenigen zu finden, der dich in deinem Kopf verfolgt. Das ist man natürlich selbst, aber in dieser Form kann es als eine äußere Kraft wahrgenommen werden. Deshalb heißt es auch im Refrain: „Shadows in the dark, there is no shadow in the dark“. Die beiden anderen Songs „Sacred“ und „Lovelorn“ sind beide im gleichen Zeitraum entstanden wie die anderen Songs in „Origin“. „Sacred“ handelt von dem Zustand nach diesem Moment im Leben, in dem man erkennt, dass selbst die schwierigsten Zeiten vorübergehen werden, und dass das Gefühl der Verjüngung, das darauffolgt, etwas ist, das man nicht festhalten kann. In gewisser Weise waren sie also vorprogrammiert und dazu bestimmt, zu verschwinden, wie alles andere auch. „Lovelorn“ handelt von der Sehnsucht nach etwas Dauerhaftem und der Einsicht, dass man sich nicht nach einem solchen Zustand zu sehnen braucht, weil er eine Ablenkung ist, mit der man nur fertig werden kann, wenn man die Bedeutung des gegenwärtigen Augenblicks versteht.
„Slasher“ ist eure erste Veröffentlichung mit dem neuen Gitarristen Nick Corle (ex-ARCH ENEMY, ex-ARSIS). Welchen Einfluss hatte er auf den neuen Song „Slasher“ und wie ist das Feeling innerhalb der Band?
Nun, in diesem Fall hat Nick ein Solo für den „Slasher“ gemacht. Der Song war schon geschrieben, bevor Nick auf den OMNIUM GATHERUM-Zug aufgesprungen ist, also brauchte er beim Komponieren nichts zur Suppe beizutragen. Das Solo, das er für den Song gemacht hat, ist allerdings großartig. In Zukunft werden wir Nicks Talent und sein Können gerne in Anspruch nehmen, denn er ist ein großartiger Gitarrist und ein cooler Typ. Das allgemeine Gefühl für die Band ist im Moment wirklich gut. Wie ich schon sagte, ist Nick ein großartiger Gitarrist und er hat keine Angst vor dem Touren, was sehr wichtig ist, denn einer der Hauptgründe für die Existenz von OMNIUM GATHERUM ist es, so viel wie möglich zu touren.
„Sacred“ und „Lovelorn“ stammen aus den Aufnahmesessions zu „Origin“. Was waren die Gründe dafür, dass ihr sie nicht auf das Album genommen habt?
Das war einfach ein Fall von Platzmangel. Sie wurden nicht ausgelassen, weil sie minderwertig waren oder ähnliches. Als wir über die Reihenfolge der Songs auf „Origin“ nachdachten, kamen wir zu dem Schluss, dass es besser ist, diese beiden Songs wegzulassen, weil das Album sonst zum Beispiel zu lang werden würde. Die andere Sache war, dass die Reihenfolge der Songs, die für das Album ausgewählt wurden, so gut war, dass es keinen guten Grund gegeben hätte, die beiden Songs zwingend in das Ganze aufzunehmen. Solche Entscheidungen sind immer schwierig und müssen gut durchdacht sein, weil es ein empfindliches Gleichgewicht für das Gefühl auf dem Album gibt, und das kommt zum Teil von der Reihenfolge, in der die Songs auf dem Album sind. Die andere Sache, die vielleicht nicht so wichtig ist, ist die, dass es gut ist, zusätzliche Songs zu haben. Wie in diesem Fall sind sie auf der „Slasher“-EP gelandet.
Ihr habt zwei Videos für die EP gedreht. Was kannst du uns über die Videodrehs erzählen?
Die Videos wurden in zwei Sessions an zwei verschiedenen Orten in dieser großen alten Fabrik gedreht. Und oh Mann, war das kalt. Das Video für „Maniac“ wurde zuerst gedreht und wir haben 12 Stunden damit verbracht, die Teile des Videos, in welcher die Band zu sehen ist bei Temperaturen unter Null Grad Celsius zu drehen. Wir waren froh, dass die Jungs von Coldstone Productions, die Firma, die die Videos gedreht hat, so professionell waren, dass wir unsere Parts in diesem Zeitrahmen drehen konnten, denn wie ich schon sagte, war es verdammt kalt. Nach dem „Maniac“-Video haben wir am nächsten Tag die Aufnahmen für „Slasher“ gemacht, und die gleiche kalte Atmosphäre hielt an. Aber wir hatten uns darauf geeinigt, dass die Location toll aussieht, also haben wir die Kälte ertragen und konnten meiner Meinung nach wirklich cooles Material für die Videos drehen.
Es gibt viele Bands im Norden, vor allem in Finnland und Schweden, die eine Variation des Melodic Death Metals spielen. Wie leicht oder schwer ist es, in einem so umkämpften Musikmarkt seinen eigenen Platz als Band zu finden und sich eine Fanbasis aufzubauen? Was war nötig, damit sich OMNIUM GATHERUM von der Masse abheben konnten?
Ich denke, es ist eine Kombination aus mehreren Dingen. Zunächst einmal lieben wir es, zu touren, und deshalb können sich unsere Fans darauf verlassen, dass sie uns live spielen sehen werden. Der Live-Aspekt der Musik ist super wichtig, sowohl für das Metal-Publikum als auch für unsere Art von Bands, die gerne touren. Musikalisch gesehen ist die Sache von OMNIUM GATHERUM immer die, dass wir einen Sound haben, der transformativ ist. Es gibt die Elemente, die man auf jedem Album finden kann, aber wir sind ständig bestrebt, unsere Musik weiterzuentwickeln, damit sie für unser Publikum und auch für uns selbst frisch bleibt. Der letzte Punkt in dieser Kombination ist die harte Arbeit, die wir bereit sind, in diese Sache zu stecken, damit sie funktioniert.
Was habt ihr in der nächsten Zeit geplant?
Ein neues Album wird natürlich kommen, hoffentlich im Jahr 2024. Davor touren wir so viel wie möglich. In der nahen Zukunft gibt es Sommerfestivals und im Herbst werden wir durch Europa touren. Die Ultima Ratio Tour mit PARADISE LOST und PRIMORDIAL wird am 28. September beginnen. Neue Musik und Live-Shows sind also die Dinge, die uns am Laufen halten.