Officium Triste
Interview mit Pim Blankenstein zu "Mors Viri"

Interview

Officium Triste

Wieder einmal ein richtig starkes Album voll Spannung und bittersüßer, melancholischer Stimmung ist OFFICIUM TRISTE mit „Mors Viri“ gelungen, welche die Niederländer sehr abwechslungsreich und stilistisch offener als bisher präsentiert. Was hinter dem neuen Werk steckt, klärten wir mit Sänger Pim Blankenstein.

Officium Triste

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf euer neues Album „Mors Viri“?

In Anbetracht dessen, dass das Album erst veröffentlicht wurde und wir bisher auch nur wenige Reviews gesehen haben, kommt das Album sehr gut an. Wir haben die CD einigen unserer Freunde vorher vorgespielt, und alle nahmen sie sehr positiv auf. Das gibt uns große Hoffnungen auf die weiteren Reaktionen. Ich nehme an, dass es da draußen auch Leute geben wird, welche unseren Stil nicht mögen, aber davon abgesehen denke ich wird „Mors Viri“ viel großartige Resonanz einfahren.

Bitte erzähle uns ein wenig über die Aufnahmen zum neuen Album im El Pato Studio in Bergweiler!

Unser vorheriger Schlagzeuger und jetziger Keyboardspieler Martin Kwakernaak ist vor einigen Jahren nach Deutschland gezogen. Seit er sich auch intensiv mit dem Aufnehmen von Musik auseinandergesetzt hat, hat er sich im Keller seines Hauses ein eigenes Studio eingerichtet, was für uns ideal zum Aufnehmen ist. Das spart uns viel Geld, wenn es um das Budget für Albumaufnahmen geht, und die Distanz zwischen uns ist auch nicht zu weit. Grundsätzlich können wir immer dann aufnehmen, wenn wir möchten, und wir haben uns auch so viel Zeit gelassen, wie wir für nötig hielten. „Mors Viri“ wurde an verschiedenen Wochenenden während einiger Monate aufgenommen.

Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen  „Mors Viri“ und euren bisherigen Veröffentlichungen?

Da gibt es tatsächlich ein paar Differenzen, welche „Mors Viri“ unterschiedlich zu unseren bisherigen Aufnahmen machen. Zuerst einmal war das die erste Aufnahme mit diesem Line-Up. Unser neuer Schlagzeuger Niels hat einen anderen Schlagzeugstil und ich denke er hat den Songs die notwendige Kraft verliehen. Er hat wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Unser Gitarrist Bram ist seit wir „Giving Yourself Away“ 2007 veröffentlicht hatten dabei, und er brachte viele frische Ideen für die Kompositionen mit. Auch unser Bassist Lawrence hatte dieses Mal viel beigetragen.

Ich glaube, unsere neuen Songs sind deshalb dieses Mal etwas variantenreicher. Letztendlich sind die Arrangements der Songs definitiv das Resultat von jedem in der Band, da sind alle involviert, das hat natürlich das Ergebnis des Albums beeinflusst.

Weiter denke ich hat „Mors Viri“ unsere bisher beste Produktion überhaupt. Wir hatten uns dazu entschlossen, das Album in Schweden von Ronnie Björnström von Enhanced Audio Productions mischen zu lassen, und er legte einen großartigen Job hin. Es war das erste Mal, dass wir jemandem das Album zum mischen gaben, ohne dass einer von uns dabei war, und das Resultat ist einfach richtig stark. Wir wurden auf Ronnies Stärken aufmerksam, da er beide Alben von THE 11TH HOUR gemischt hatte, und Bram als auch ich sind ebenfalls in dieser Band.

Ich glaube, die Texte handeln von dem Tod eines Mannes, richtig? Sind die Texte alle miteinander verbunden? Was ist die Geschichte dahinter?

Das ist nicht komplett der Fall. Grundsätzlich steht jeder Song für sich selbst mit unterschiedlichen Themen. Da gibt es „Your Fall From Grace“ über Sucht, „The Wounded And The Dying“ handelt von den Greueltaten des Krieges oder über die Bürde des Lebens und darüber, mit dieser nicht fertig zu werden, in „Like Atlas“.

Als ich mir Gedanken über einen Albumtitel machte, wollte ich etwas wieder in Latein haben, da so unser Bandname als auch unser erstes Album „Ne Vivam“ ebenfalls lateinisch sind. Da die meisten Stücke über den Tod oder Aspekte des Lebens handeln, welche vielleicht zum Tod führen können, kam ich auf die Idee zu „Mors Viri“, was übersetzt so viel bedeutet wie der Tod eines Mannes. Ich denke, dieser Titel passt sehr gut zum allgemeinen Konzept des Albums, aber es ist kein Konzeptalbum. In diesem Zusammenhang gibt es keine Verbindung zwischen den Songs.

Was ist die dramatischste, bewegendste Sache, über die du jemals einen Song geschrieben hast?

Die meisten meiner Stücke basieren auf Geschichten, die ich erfunden habe. Aber manchmal handeln sie auch von echten Dingen aus unseren Leben. Ein Song, der mir sofort ins Gedächtnis springt ist „The Sun Doesn’t Shine Anymore“ welcher von der Ehescheidung eines unserer Bandmitglieder handelt und davon, dass er seine Tochter nicht mehr so oft sehen kann wie er möchte.  

Woher kommt eure Inspiration, solche Musik mit derartigen Texten zu erschaffen?

Die Inspiration kommt von jeglicher Art von Dingen. Bücher, Filme usw. Aber es ist nicht so, dass wir 24 Stunden am Tag depressiv sind. Es ist einfach nur die Art von Musik, welche uns gefällt zu spielen. Du musst in einem bestimmten Geisteszustand sein, die Musik und Texte zu schreiben, aber das gilt für alle Musik schätze ich. In meinem Fall kann es Monate dauern, bis ich mit einem Text fertig bin. Wenn ich eine Idee habe, denke ich normalerweise darüber eine Weile nach, und wenn ich in der richtigen Stimmung bin, bringe ich sie dann zu Papier.

Stell dir vor, du würdest „Mors Viri“ einer interessierten Person vorspielen, welche vorher vielleicht noch nie etwas von OFFICIUM TRISTE gehört hat. Wie wären die perfekten Umstände um euer Album zu präsentieren?

Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, eine komfortable Haltung wäre ideal, also stelle ich mir einen bequemen Sessel zusammen mit einem guten Drink vor. Der Raum sollte schwach beleuchtet sein, und es sollte nichts weiter passieren, der Fokus müsste voll und ganz auf der Musik liegen. Ich denke, die Musik wird für sich selbst sprechen, und wenn jemand offen für unsere Art von tiefempfundener Musik ist, gehe ich davon aus, er oder sie wird verstehen, worum es bei uns geht.

Officium Triste

Worin siehst du selbst die größte Weiterentwicklung von OFFICIUM TRISTE seit der Veröffentlichung von „Mountains Of Depressiveness“ 1996?

Für mich ist die größte Weiterentwicklung darin, dass wir es geschafft haben, nach uns selbst zu klingen. Auch wenn es offensichtlich ist, dass es da Bands gibt, welche uns beeinflusst haben, kann man leicht hören, dass wir einen eigenen Sound und Stil haben. Das ist unsere größte Leistung.

OFFICIUM TRISTE sind ein Teil der Geschichte des Doom Metals, weshalb ich mir erlaube die Frage zu stellen, was vor 20 Jahren passiert ist. Wer wart ihr damals, als ihr zusammenkamt, was wolltet ihr erreichen?

Wir waren damals schon zusammen beschäftigt in einer Band, die einige Jahre früher begann. Diese Band hieß REINCREMATED und wir spielten Midtempo Death Metal. Um 1994 kamen wir alle darauf, dass wir musikalisch nicht weiterkommen. Es war alles ziemlich mittelmäßig und es gab tonnenweise Bands mit demselben Stil. Wir standen kurz davor auseinanderzubrechen, aber wir hatten gute Gespräche miteinander und kamen zu dem Fazit, dass wir uns mehr in Richtung melodischen Doom / Death Metal entwickeln möchten. Wir waren Fans von PARADISE LOST, TYPE O NEGATIVE usw. Das war, als wir uns dazu entschieden hatten, nochmal anzufangen und mit neuem Bandnamen und neuen Songs weiterzumachen. Es war also unser eigener Antrieb, schweren und melodischen Metal zu spielen.

Ist irgendwas geplant, um euer 20jähriges Bandjubiläum zu feiern?

Nein, noch nicht. Im April nächsten Jahres ist unser Jubiläum, und wir haben darüber noch nicht nachgedacht. Persönlich würde ich gerne einige von unseren alten Alben auf Vinyl sehen, vielleicht ist das eine gute Zeit, um das herauszubringen?

Aufgrund deiner eigenen Erfahrungen mit dem Doom Metal, siehst du dass dieser seine Position in der Undergroundszene verloren hat?

Für mich ist Doom Metal immer noch eine Undergroundsache. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen gibt es nicht viele Bands, welche tonnenweise Leute anziehen. Ich sehe, dass das Interesse für dieses Genre etwas größer geworden ist, und es gibt immer mehr neue Bands. Weiter gibt es inzwischen viele Doom Festivals überall auf dem Globus. Es ist also etwas besser verglichen mit den Neunzigern, aber immer noch ist der Doom Metal relativ klein. Ich denke auch, dass Doom Metal ein Genre ist, welches vielleicht die meisten Sub-Genres enthält, und so gibt es Leute, welche klassischen Doom Metal mögen, aber eben keinen Funeral Doom und umgekehrt. Aber letztendlich ist das alles egal, solange es genügend Leute gibt, denen diese Musik gefällt, ist alles in Ordnung.

Gibt e seine Chance, OFFICIUM TRISTE Live in Deutschland zu sehen?

Hoffentlich. Es gefällt uns immer sehr, in Deutschland zu spielen, was wir in der Vergangenheit auch oft getan haben. Leider haben wir im Augenblick aber noch nichts geplant. Also wenn es da draußen Booker oder Promoter gibt, welche uns wollen, kontaktiert uns!

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ich danke dir ebenfalls. Wir schätzen das sehr! Und jetzt geht raus und kauft „Mors Viri“!

17.03.2013

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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