Odem Arcarum
Interview mit Ar über "Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth"

Interview

Nach sieben Jahren hat die Münchner Black Metal-Formation ODEM ARCARUM am 1. April endlich ihr neues Album “Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth” veröffentlicht. Was die Band so lange aufgehalten hat und warum es nicht immer sinnvoll ist, sich kurz zu fassen, erzählt uns Ar, Kopf der Band, im Interview.

Grüß dich, wie geht es dir heute?

Gut, danke der Nachfrage!

Da wir noch kein Interview mit euch geführt haben, erstmal ein paar Standartfragen: Erzähl uns mal ein wenig über ODEM ARCARUM, was bedeutet der Bandname? Wer sind ODEM ARCARUM? Was kannst du uns über die fast 15 Jahre, in denen die Band besteht, erzählen?

Der Name ODEM ARCARUM verkörpert eine Art Verschmelzung von Anfang und Ende, eine Art Einswerdung der Gegensätze auf unterschiedlichen Ebenen. Ich befürchte, wir sind keine Band, die lustige Stories und Touranekdoten erzählen kann. Wir sind lediglich vier Musiker, die stetig versuchen, dem näher zu kommen, was sie wirklich ausdrücken wollen.

Alles Gute zum neuen Album “Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth”. Wie fühlt ihr euch damit, nachdem ihr sieben Jahre kein Album veröffentlicht habt?

Natürlich fühlen wie uns recht erleichtert. Es steckt eine Menge Blut und Schweiß in diesem Album, wir haben eine regelrechte Besessenheit entwickelt. Es ist nun als hätte sich die Quelle dieser Besessenheit in Luft aufgelöst. Allerdings war es unsere Entscheidung. Wir hätten das Album auch schon vor zwei Jahren abschließen können, aber es wäre dann bestimmt etwas anderes dabei herausgekommen. Also haben wir uns diese sieben Jahre genommen.

Was für Reaktionen habt ihr von Presse, Label, Fans oder auch dem privaten Umfeld bereits auf das Album bekommen?

Die Reaktionen waren sehr positiv, was uns natürlich freut. Allerdings darf man sich meiner Meinung nach als Musiker nicht zu sehr auf Kritik von Außenstehenden einlassen. Natürlich ist Anerkennung anderer schmeichelhaft, man darf sie allerdings nicht zu nahe an sich heran lassen. Man könnte Gefahr laufen, eine gewisse Unbefangenheit beim Songwriting zu verlieren. Kunst kann nicht frei sein, wenn man sie instrumentalisiert und sei es um Ankennung anderer zu bekommen. Ich denke, dass uns hier auf jeden Fall 15 Jahre Erfahrung zugute kommen.

Was denkt ihr selbst über die Platte? Habt ihr bereits genug Abstand zu den Songs gewonnen, um einzuschätzen, was man hätte besser machen können oder seid ihr vollends zufrieden?

Komplett objektiv kann man seinen Songs nie gegenüberstehen. Und natürlich fallen uns tausend Stellen auf, die wir jetzt anders gemacht hätten. Aber das ist normal, schätze ich. Wenn man vollkommen mit einer Platte zufrieden wäre, wäre das der Moment, an dem man die Band besser auflösen sollte, da man sein Ziel ja quasi erreicht hätte. Musik ist die einzige Kunstform, die im wahrsten Sinne des Wortes vergänglich ist. Man kann unmöglich einen Song, ein Riff, einen Ton zweimal zu 100% identisch spielen. Also ist Musik eine Entität, die atmet und wächst. Ein Album ist eine Art Schnappschuss, man sieht, wo man im Moment steht. Also ein künstlerischer Meilenstein. Um auf deine Frage zurückzukommen. Wir sind stolz auf dieses Album.

Der Titel “ Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth” ist ziemlich lang. So lang, dass er nicht in die Titel-Freizeile gepasst hat, als ich das Review bei metal.de hochgeladen habe, haha! Legt ihr es darauf an, dass man sich den Titel nicht merken kann oder könnt ihr euch nicht kurz fassen?

Der Titel ist Teil des Konzepts. Gerade dadurch, dass er nicht besonders eingängig ist, könnte er die Leute dazu ermutigen, sich eingehender mit der Materie zu befassen, um hinter die Bedeutung zu kommen bzw. eine Bedeutung zu finden. Eine Herangehensweise die meines Erachtens das komplettes Album erfordert. Ich denke manchmal ist es angebracht, sich nicht kurz zu fassen. Wir haben uns auf diesem Album nicht kurz gefasst. In die Thematik, welcher Musik, Lyrics und Artwork folgen, muss man eintauchen, um das zu finden, was man möglicherweise sucht.

Euer Info-Sheet beschreibt den Inhalt des Albums als “eine Reise zum Ursprung der Existenz selbst, eine Reise zum innersten Impuls von Selbstbeherrschung und -erhöhung”. Kannst du die Thematik, die ihr auf dem Album verarbeitet, etwas näher ausführen und erklären, warum ihr euch gerade diese gewählt habt?

Das liest sich so irgendwie plakativ und oberflächlich, haha. Man könnte sagen, dass sich das Konzept mit Selbsterhöhung beschäftigt, was wohl eine zentrale Idee im Bezug auf Black Metal oder Okkultismus ist. Allerdings behandeln wir diese Thematik auf eine unpersönliche Art. Dinge passieren wie im Traum, man hat keinen direkten Einfluss auf das Geschehen, man stolpert, treibt durch chaotische, lebendige Dunkelheit. Jedes Kapitel beschäftigt sich mit dem Prinzip einer Zahl. Eine Reise von der Ganzheitlichkeit, dem Unbewusstsein über das Erkennen und der Qual des Bewusstseins zur Gottwerdung, einer Absorption von allem, was zur Rückkehr der Ganzheitlichkeit führt.

Was hat euch so lange aufgehalten, ein neues Album aufzunehmen? Hattet ihr private Verpflichtungen (Job, Familie,…), die es nicht möglich gemacht haben, früher neues Material zu schreiben? Oder liegt es auch daran, dass du in zahlreichen anderen Projekten tätig warst/bist?

Nein, der Grund war, dass wir sehr hohe Erwartungen an das Album gestellt haben. Wir wollten alles in Ruhe ausarbeiten, was auch Probleme mit sich brachte. Man verliert die Objektivität. Manchmal ist es besser, harte Deadlines zu setzen, da man des Öfteren im Nachhinein feststellt, dass die Ur-Idee oft auch die effektivste ist, zu welcher man letztendlich zurückkehrt. „Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth“ wurde darüber hinaus von unserem Drummer C.A. und mir in meinem eigenen Studio produziert. Wir hatten also keinen objektiven Engineer/ Produzenten, der uns in den Arsch getreten hat. Also feilten wir auch im Studio viel an Details. Im Endeffekt hat unsere Arbeitsweise jedoch ganz gut funktioniert. „Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth“ ist wohl ein sehr subjektives Album geworden.

Musikalisch ist eine große Entwicklung seit dem letzten Album offensichtlich. Wie beurteilst du diese? Sprich, an welchem Punkt siehst du das neue Werk im Vergleich zu “Bloody Traces In The Virgin Snow”? Und ist diese Entwicklung automatisch über die Jahre so passiert oder habt ihr euch gezielt entschlossen, gewisse Änderungen vorzunehmen, neue Einflüsse einzubringen usw.?

Ich könnte mir überhaupt nicht vorstellen, mich bewusst dazu zu entschließen, mich „neuen Einflüssen“ zu öffnen oder zu verschließen. Man wird oft von den seltsamsten Dingen inspiriert. Dennoch, der Grundgedanke und die Herangehensweise bei „Bloody Traces In The Virgin Snow“ war eine völlig andere. Wir wollten damals ein hundertprozentiges Black Metal Album schreiben, ein Feeling erzeugen, dass sich von vorne bis hinten durchzieht. Hypnotisch und sogar irgendwie beruhigend. „Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth“ sollte dagegen unvorhersehbar, ungezügelt und launisch werden. Songs die ein gewisses Eigenleben entwickeln. Ein alptraumhafter Fluss.

Die Songs auf dem Album sind alle ziemlich lang. Denkt ihr nicht, ihr macht es euch damit schwerer, die Spannung innerhalb der Kompositionen immer aufrecht zu erhalten? Gibt es einen bestimmt Grund für die Überlänge der Tracks oder entstehen sie in eurem Songwriting-Prozess einfach in dieser Form?

Ich denke, es ist sehr schwer, kurze Songs zu schreiben, die wirklich Atmosphäre aufbauen. Bei langen Songs kann man Parts besser wirken lassen, mit unterschiedlichen Emotionen spielen und musikalische Muster über den Track hinweg Entwicklungen unterziehen. Kurze Songs funktionieren meist nur, wenn man sich an das klassische Rock´n Roll Schema hält. Versteh mich nicht falsch, ich liebe catchy Songs. Allerdings ist das nicht unsere Herangehensweise. Ich denke, es ist nur dann schwer, die Spannung aufrecht zu erhalten, indem man versucht, in dem Song mehr zu sagen, als man eigentlich zu sagen hat. Wir überlegen niemals, bevor wir ein Stück schreiben, wie lang es werden soll.

Sind die Erfahrungen, die du in den anderen zum Teil sehr bekannten Bands gemacht hast, mit in ODEM ARCARUM eingeflossen? Wenn ja, inwiefern?

Ich erkenne keine Ähnlichkeiten zwischen ODEM ARCARUM und anderen Bands oder Projekten, in die ich involviert bin, allerdings bin ich ja auch nicht objektiv. Ich denke, dass jede dieser Bands auf einer klar definierten Idee basiert. Und in jeder dieser Partizipationen sehe ich einen besonderen Zweck und eine persönliche Erfüllung.

Nächstes Jahr gibt es ODEM ARCARUM, wie bereits erwähnt, 15 Jahre. Wie habt ihr vor, das zu feiern? Habt ihr besondere Pläne?

Hmm, ich glaube nicht, dass wir das wirklich in irgendeiner Form feiern werden. Vielleicht bringen wir feierlich unser drittes Album raus. Das wäre für unsere Verhältnisse sehr spontan. Ironischerweise steuern wir einen Track zum offiziellen ENSLAVED –Tribut-Album bei, das nächstes Jahr im Rahmen deren 20-jährigem Bandbestehen erscheint.

Ihr habt für “Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth” bei Osmose Productions unterschrieben. Wie kam es dazu und was kannst du bereits über die noch recht junge Zusammenarbeit sagen?

Wir haben uns ganz klassisch bei verschiedenen Labels beworben und uns letztendlich für Osmose entschieden. Osmose schienen von Anfang an von unserem Material überzeugt zu sein, was meiner Ansicht nach das wichtigste ist. Ansonsten sind wir soweit mit der Arbeit von Osmose sehr zufrieden.

Plant ihr, um euer neues Album bestmöglich zu promoten, eine Tour oder generell häufiger live zu spielen?

Es gibt vage Tourpläne. Wir werden sehen. Ich möchte nichts überstürzen. Wir würden dem Publikum gerne hochwertige Shows präsentieren können.

Was können Fans künftig von euch erwarten? Plant ihr, schnell wieder neues Material zu schreiben, um nicht wieder eine so lange Wartezeit entstehen zu lassen oder fühlt ihr euch dahingehend nicht unter Druck und wartet, bis die Kreativität ihren Lauf nimmt?

Sich unter Druck zu setzen ist immer verkehrt. Wir werden allerdings keine weiteren sieben Jahre verstreichen lassen. Wir haben viel aus Fehlern und Sackgassen gelernt. Außerdem haben wir bereits in etwa drei neue Songs geschrieben. Das nächste Album wird sicher etwas anders klingen, der nächste logische Schritt in unseren Augen.

Danke für das Interview. Dir gehören die letzten Worte!

Vielen Dank für den Support!

Schaut mal bei
http://www.myspace.com/odemarcarum666
http://www.myspace.com/secretsofthemoon
http://www.myspace.com/officialdordeduh
http://www.myspace.com/gatewaystoascension
www.sos-studios.com
rein!

18.05.2010
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