Obituary
"Man kann mittlerweile ja nicht einmal mehr vor die Tür treten, ohne irgendetwas einzuatmen, das uns umbringt!"
Interview
In den nächsten Minuten lässt sich Donalds Redebedarf kaum bremsen und er fabuliert darüber, dass sich auf „Dying Of Everything“ eine Menge solider, grooviger OBI-Sounds befinden und das er selbst sehr stolz auf seinen Drumsound ist. „Und dann gibt es ja auch Songs wie „War“ mit diesem Breakdown und den unverzerrten Gitarren.“ Wie um den Song vorab live zu spielen, zitiert Donald seinen Bruder und intoniert den Chorus „War“ in bester Growling-Manier. Dann beatboxed er den Drumpart und gibt à capella zudem das Gitarren-Riff wider. Es ist einfach großartig ihn dabei zu beobachten. Gar spitzbübisch freut sich der gestandene Profimusiker über den Moment, in dem genau dieses Arrangement, jenes Schnipselchen entworfen wurde. Dabei geht er sehr ins Detail und spricht von Clean-Channels auf dem Masrshall-Topteil und ausgestöpselten Stratocasters und seine anfangs müde wirkenden Augen leuchten. „Ganz ehrlich, wenn da jemand sagt „das ist doch kein Death Metal“, sage ich: Fuck Off! (lacht)“. Donald erzählt weiter und lässt sich jetzt nicht mehr einfangen. Die Zeit während der Lockdowns habe man genutzt, jedes Detail der vorproduzierten Songs genauestens zu durchleuchten und so machte er Kenny Andrews den Vorschlag, gewisse Drumparts anstelle von Leadparts an der Gitarre zu ersetzen, was beim Saitenhexer natürlich nicht sofort für Begeisterungsstürme sorgte. Als man das Ergebnis aber das erste Mal gehört hatte, gab es kein Halten mehr. Man merkt sofort, dass hier Musiker mit Leib und Seele am Werk sind.
Obwohl Donald sich derart für den Song „War“ begeistert, liegt die Frage dennoch nahe, inwiefern der Track von den aktuellen Ereignissen in der Ukraine beeinflusst wurde. „Weißt Du, das Lied ist 1 ½ Jahre alt, entstand also lange vor der Sache in der Ukraine und hat nichts damit zu tun. Aber natürlich ist es ätzend, weil wir den Song einfach cool fanden und kein Krieg herrschte, als wir ihn schrieben. Es ist natürlich furchtbar, dass Krieg herrscht und gleichzeitig nervt es auch ein bisschen. Wir sind so stolz auf den Song und den Breakdown, von dem ich Dir gerade erzählt habe. Gleichzeitig wissen wir aber genau, dass wir keine Single daraus machen und kein Video dazu drehen können. Aber letztlich ist es einfach ein großes Unglück, dass überhaupt Krieg herrscht…“
Der langbärtige Drummer gibt später zu, dass es natürlich einfach wäre, all die Wut und das Angepisste in Johns Stimme auf die derzeitige globale Lage zu schieben, wobei OBITUARY vor dreißig Jahren genauso wütend und angepisst geklungen haben. „Aber jeder, der OBITUARY seit einer Minute, einem Jahr oder seit Jahrzehnten kennt, weiß, dass wir immer „Easy-Going“ waren. Sozusagen gutgelaunte Jungs. Wir können behaupten, ein ziemlich cooles Leben zu haben. Als Band und auf der Bühne und das bringen wir auch zum Ausdruck, wenn wir grinsen und dabei Death Metal spielen. John ist eigentlich weniger wütend, als das er eine extrem powervolle Stimme hat, deren Range sich vergrößert hat. Viele Death-Metal-Sänger haben zwar die Power, aber eben nicht die Reichweite wie John sie hat. Er kann tief growlen und ohne jede Anstrengung auch sehr hoch singen. Das ist großartig. Gerade in unserem Alter, nachdem wir das seit Jahrzehnten machen.“
Tardy stimmt der These nur bedingt zu, dass gerade der Umstand, dass OBITUARY unter anderem deshalb noch immer eine der wichtigsten Death-Metal-Bastionen sind, weil sie eben nicht bierernst okkulten Riten frönen und umgedrehte Kreuze in jeder Lebenslage präsentieren, sondern auch immer eine Prise Humor mit finsterer Musik verbinden. „Es liegt teilweise daran, dass wir immer noch gesund sind und eine gute Zeit miteinander haben, klar. Ein weiterer Grund dafür, dass wir immer noch da sind, ist aber auch, dass wir unseren Style nicht permanent ändern müssen. Wir haben auch früher schon gesagt, dass wir uns sehr wohl in unserer Haut fühlen. Letztlich schreiben wir immer noch Alben, die eine Relevanz besitzen. „Dying Of Everything“ ist ein sehr gutes Zeugnis dafür, wo wir in der Metalwelt stehen. Es ist ein Powerhouse. Für mich ist es eines der besten Alben, das wir unseren Fans geben können.“
Der Frage, ob es neue Cartoon-Videos wie zu „Violence“ und „10 000 Ways To Die“ geben wird, muss sich Donald natürlich stellen. Immerhin gibt es wahrscheinlich keine einzige Person auf dem Globus, die diese Clips nicht zumindest liebt. Er quittiert das zunächst mit einem herzlichen Lachen. „Wie ich schon sagte: „Sag Niemals Nie“. Aktuell sind wir ziemlich beschäftigt mit den Live-Streams und dem Fertigstellen des Albums. Das Video zu „Wrong Time“ haben wir direkt vor dem Tourstart mit AMON AMARTH gedreht.
Nachdem OBITUARY zuletzt 2018 mit SLAYER in Europa waren, werden sie zunächst im Januar und Februar zusammen mit HEAVEN SHALL BURN, TRIVIUM und MALEVOLENCE zurückkehren. An einer Headliner-Tour arbeitet die Band aber bereits.
Galerie mit 27 Bildern: Obituary - European Farewell Tour 2024 in Berlin
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Stile | Death Metal, Old School Death Metal |
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