O.R.K.
Kein Autopilot
Interview
Bald gehen O.R.K. mit LIZZARD auf Turning Wild Tour. Wir hatten ja bereits mit LIZZARD über deren Live-Eindrücke und Visionen gesprochen, sodass es nur recht und billig ist, nun mit O.R.K. darüber zu reden, was das Touren für diese außergewöhnliche Band bedeutet. Immerhin ist deren Debüt „Inflamed Rides“ unter besonderen Umständen entstanden und hat die Band vor eine interessante Herausforderung gestellt. Das und mehr verriet uns Bassist Colin Edwin im Interview.
Colin Edwin von O.R.K. äußerte sich…
… die frühen Live-Erfahrungen von O.R.K.
Um uns selbst herauszufordern haben wir unser Debüt „Inflamed Rides“ via Internet promotet und es in Eigenregie veröffentlicht. Das haben wir via Crowdfunding getan, was für uns eine ganz neue Erfahrung darstellte. So läuft das eben heutzutage und man muss sich dem anpassen, wenn man nicht im Strom der Zeit untergehen möchte. Über das Netz haben wir uns ein Publikum erspielen können, das wir mit konventionellen Mitteln wohl deutlich umständlicher erreicht hätten. Das Ziel war es, das Album zu veröffentlichen und so schnell wie möglich einige Gigs dafür zu ergattern. Das war eine schwere Aufgabe, anlässlich dieser Shows haben wir uns als Band erstmals wirklich komplett getroffen und nach zwei intensiven Proben ging es auch schon los. Das erfordert einiges an Vertrauen in die Fähigkeiten der jeweils anderen. Aber die Deadlines haben uns ausreichend motiviert, um das letzten Endes zu schaffen. Und das war der Unterschied zu „Soul Of An Octopus“, dass hier hier ein Label im Rücken gehabt haben und die Erfahrung als Band zu dem Zeitpunkt schon gemacht hatten. Wir haben die Musik zu diesem Zeitpunkt schon etwas erforscht, unsere Rollen innerhalb der Band gefunden.
… über die interessantesten Erfahrungen
Wir hatten einige fantastische Shows in Italien gespielt, am meisten hat mir dabei Catania gefallen. Es war ausverkauft, was für dich als Künstler natürlich immer großartig ist, egal wie beschaffen dein Portfolio sein mag. Und mich macht das auch immer glücklich, wenn ich es aus der Sicht der Leute betrachte, die zu den Shows kommen. Es muss ein sehr familiäres Gefühl sein, eine intensive Situation. Auch in Prag haben wir einen schönen Gig gespielt. Erst anfang letzten Jahres waren wir dort erstmals. Vermutlich hat uns das Publikum auch nicht so recht auf dem Schirm gehabt. Es ist immer ein tolles Gefühl, vor einer frischen Crowd spielen zu können. Das war die Tour zu unserem letzten Album „Soul Of An Octopus“.
… über die Flexibilität der Songs
Wir versuchen immer so viel zu touren wie wir können. Natürlich ist jeder einzelne von uns sehr beschäftigt und nicht immer hat jeder die Zeit, die er dafür bräuchte. Wir haben schon einige Touren in Europa hinter uns und haben uns so gut aneinander und an das Material gewöhnt. Live bauen wir unser Material immer aus. Wir sind natürlich keine Jazz-Band, erwartet also keine ausufernden Improvisationen. Vielmehr versuchen wir, auf die Inspiration einzelner Mitglieder einzugehen, um die Songs, die wir schon geschrieben und aufgenommen haben, noch weiter zu erforschen, um ihnen ihr maximales Potential zu entlocken. Wir wollen die Vibes unserer Songs immer ein wenig anpassen, jammen viel auf den eigenen Songs herum, sodass sich die Musik beim Spielen wie von selbst verändert. Solche Ideen kommen oft auch während der Soundchecks. Die Musik ist einfach sehr flexibel. Es herrscht natürlich auch gegenseitiges Vertrauen in die Fähigkeiten der Bandmitglieder. Es ist also wirklich schön, wenn du sagen kannst, dass die aufgenommenen Stücke nicht die entgültige Version deines Songs darstellen, dass deine Live-Auftritte immer noch etwas besonderes darstellen. Allein dafür lohnt es sich, zu uns zu kommen.
… über das Ziel einer O.R.K.-Performance
Letzten Endes wollen wir gute Vibes transportieren. Sowas passiert ganz spontan. Wir mischen ja eine ganze Menge klassischer Rock-Spielweisen miteinander, nehmen diese Musik dann und versuchen damit irgendwo anders hinzugehen. Solange dich die Musik antreibt, nach Möglichkeiten zu suchen und nicht auf Autopilot zu fliegen, stecken deine Live-Performances voller Potenzial. Natürlich, obwohl das jetzt so klingen mag, sind wir keine reine Jam-Band, aber wir forschen gerne und gehen mit unserer Musik auf Wanderschaft – im übertragenen Sinne natürlich. Und wir hoffen, dass wir irgendwann mal eine der Shows aufzeichnen und veröffentlichen können, einfach um diese Vibes einzufangen. Sie sind roh, aber auch ansprichsvoll. Unsere Gigs sollen lebhaft wirken, weshalb wir uns wenig daraus machen, unseren Studio-Sound einfach nur zu emulieren. Das würde den Live-Moment ruinieren. Und wir wollen uns nicht auf reine Reproduktion beschränken. Das wirkt einfach nicht real, weder für mich noch für die anderen. Wir verlassen uns auch nicht auf Backing-Tracks, da es absolut wichtig ist, dem Publikum genau das zu geben, was es sieht. Klar ist es wichtig, Musik aufzunehmen, aber eine Band wie die unsere lebt nun mal auch von ihrer Live-Präsenz. Dabei ist uns die Größe der Venues ziemlich egal, da es immer eine Frage der Vibes ist. Bei einem Open Air Gig in Italien beispielsweise hatten wir mal das Problem, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Das hat uns die Stimmung ziemlich ruiniert. Aber wir hatten schon sehr viele großartige Gigs als O.R.K., haben dementsprechend viel Vertrauen in unser Handwerk und haben auch eine Affinität für die kleineren Venues entwickelt, in denen diese Kunst einfach mehr resoniert.