Nuit Noire
Nuit Noire
Interview
Es gibt wenige Gruppen im extremen Metal von heute, die es schaffen, wirklich noch etwas Neues zu erschaffen. NUIT NOIRE aus Frankreich ist so eine Band. Der Begriff "Fäerical-Blasting-Punk" wird wohl all denjenigen, denen NUIT NOIRE völlig unbekannt war bisher, kaum gleich eröffnen, was für Musik dahinter stehen soll. Aber diese Selbstbezeichnung der Band ist dennoch die bestmögliche Umschreibung für einen einzigartigen Stil. Gerade auf Grund dieser Einzigartigkeit werde NUIT NOIRE sicherlich bei weitem nicht jedem gefallen und die Hörerschaft polarisieren. Zuweilen sind hier sehr kindliche, unbeschwerte Melodien zu finden und auch der Gesang geht in diese Richtung, während die Drums mit vielen Blastbeats dazu einen starken Kontrast bieten. Im folgenden Interview gewährt Tenebras einen Einblick in seine Gedankenwelt und gibt deutliche Statements gegenüber denjenigen ab, die versuchen NUIT NOIRE ins Lächerliche zu ziehen. (Photo (c) Noel Benoit)
Hallo Tenebras, wie fühlst Du Dich heute Nacht? Du nennst Deine Musik „Fäerical-Blasting-Punk“ – es ist nicht ganz einfach, zu erraten, was man sich darunter vorstellen soll, wenn man NUIT NOIRE noch nie vorher gehört hat. Wie würdest Du Deinen Stil jemandem beschreiben, dem Deine Musik völlig unbekannt ist? Außerdem, war es wichtig für Dich, Dir ein eigenes Genre zu schaffen, anstatt einen bereits existierenden Begriff auszuwählen?
Hi, ich fühle mich gut, danke. NUIT NOIRE hat einen sehr speziellen Gitarrensound voller Echos und ungewöhnlicher Einstellungen. Das, verbunden mit punkigen, mysteriösen und überirdischen Melodien, stellt die nächtliche und spitzbübische Natur der Feen dar. Die Stimmen sind ebenso überirdisch und kindlich – die Unschuld der Feen. Und die Drums sind schnell, sogar extrem schnell stellenweise. Ich habe mich nicht ausdrücklich bemüht, einen neuen Stil zu erschaffen. Ich wollte einfach das, was ich tief in mir trug, durch Musik entfliehen lassen und ich nannte es „fäerical blasting punk“, da es meine Erläuterung von eben ziemlich gut umschreibt, wie ich finde.
Deine Demos waren sehr viel näher am Black-Metal, warum hast Du Dich entschieden, Deinen Stil in Richtung Punk zu verändern? Gab es irgendein spezielles Ereignis oder dergleichen? Auch würde ich gerne wissen, ob Dich irgendwelche Bands in Deinem Stil beeinflusst haben? Ich kenne keine einzige Gruppe, die sich wirklich mit NUIT NOIRE vergleichen ließe.
Als ich im Sommer 2004 das aufnahm, was eigentlich als das erste Album „Inner Light“ geplant war, benutze ich eher geheulte Vocals auf dem ganzen Album und, während ich das Ganze abmischte, war ich einfach angepisst von meinem Gesang. Ich war auch schon davon angepisst, als ich aufnahm. So zu singen, war einfach nicht ich und ich konnte damit nicht ausdrücken, was ich eigentlich wollte. Also versuchte ich etwas anderes und sagte mir, ich solle „einfach tun, was von Natur aus aus mir heraus käme“ und diese punkigen New-Wave-Vocals kamen dabei heraus. Ich bin von der kalten und transzendentalen Atmosphäre der New-Wave der 80er fasziniert, seit ich ein Kind war und als Künstler fühle mich SANDRA, KIM WILDE oder MYLÈNE FARMER so viel verbundener als MAYHEM, DARKTHRONE oder BLASPHEMY.
In letzter Zeit bekam ein weiteres, vom Punk beeinflusstes „Black-Metal“-Projekt aus Frankreich einige wohlverdiente Aufmerksamkeit. Ich rede von AMESOEURS! Wie gefällt Dir diese Band? Meinst Du, man könnte diese Band irgendwie mit NUIT NOIRE vergleichen oder gibt es vielleicht sogar ähnliche Beweggründe, dem Black-Metal „den Rücken zuzukehren“?
Ich schätze „Ruines Humaines“ [AMESOEURSs Debut-EP, Anm. d. Redaktion] sehr. Ich denke, sie haben einen negativen und fatalistischen Ansatz, den NUIT NOIRE nicht hat. Außerdem glaube ich, dass Neige, genau wie ich mit NUIT NOIRE, niemals darüber nachgedacht hat, ob das, was er mit AMESOEURS macht, Black-Metal ist oder nicht.
Die Texte (und die Musik sicherlich auch) von NUIT NOIRE scheinen komplett um das Thema „Feen“ herum aufgebaut zu sein. Kannst Du uns mehr zu diesem „Konzept“ sagen? Ich habe noch nie irgendetwas anderes darüber gehört oder gelesen.
Das, was ich „Feen“ nenne, ist eine Art Flüssigkeit, die ich in mir habe und die mich mich gut fühlen lässt und außerdem veranlasst, dass ich anders bin als andere Menschen und nicht die gleichen Beweggründe und Verhaltensweisen wie die meisten Menschen an den Tag lege..
Auf Deinem neuen Album „Fantomic Plenitude“ gibt es sogar ein Lied, das „I am a fairy“ heißt. Ich will wirklich nicht respektlos sein, aber wie ernst sind derlei Lieder gemeint? Ich glaube, es gibt einige Leute, die denken, dass so was als Witz gemeint ist.
Ich habe nie verstanden, warum manche Menschen das als Witz verstehen. Wenn das alles ein Witz ist, dann ist es ebenfalls ein Witz, ein umgedrehtes Kreuz zu schwenken und dabei „Hail Satan!“ zu schreien.
Neben Feen scheint das Thema „Nacht“ ebenfalls sehr wichtig für Dich zu sein und Du beschreibst sie oft als wunderschön. Was ist Deine spezielle Verbindung zur Nacht?
Die Nacht ist alles für mich, dort vergisst Du Deinen Körper und Deine Eigenschaften als Mensch und das Licht der Feen kann Dir erscheinen. Wenn Du Dich der Nacht einmal geöffnet hast, verändern sich viele Dinge, wie zum Beispiel der Sinn des Lebens, da materielle Erwägungen dann nicht mehr Deinen Geist verderben.
Da Du Deine Wurzeln in der Black-Metal-Szene hast und immer noch Konzerte mit Bands aus diesem Bereich spielst, wie sind die Reaktionen, die Du von einem solchen Publikum bekommst? Dein „Fäerical-Blasting-Punk“ ist ja sehr speziell und einzigartig und passt sicherlich nicht so richtig in das Weltbild eines in Nieten und Leder gekleideten Black-Metal-„Kriegers“. Auch Dein Auftreten auf der Bühne wird sicherlich einige Leute provozieren.
Es ist richtig, dass wir immer noch Konzerte mit Black-Metal-Bands spielen, aber auch mit Gruppen aus dem Punk oder Alternative. Wenn irgendwelche „True-Black-Metal-Warriors“ im Veranstaltungsort sind, versuchen einige manchmal, uns lächerlich zu machen, aber keiner hat es bis jetzt gewagt, uns direkt anzugreifen. Daher denke ich, dass sie enttäuscht sind, von uns ignoriert zu werden.
Wo wir gerade bei Euren Konzerten sind: Was ist das Konzept hinter Eurer Erscheinung? Ihr habt diesen transparent-schwarzen Banner zwischen Euch und dem Publikum, wollt Ihr vielleicht damit die Nacht darstellen?
Natürlich! Diese Stoffaufhängung ist das „theatralische“ Element, das die Nacht auf die Bühne bringt und die Kleidung, die ich trage, ist die von Tenebras, dem Geist mit dem Mondschwert.
Alles klar, lass uns noch mal ein „Business“-Thema anschneiden: Ihr habt das Label für Eurer neues Album von Todestrieb zu Armageddon gewechselt, was hat es damit auf sich?
Als ich beschloss, „Fantomic Plenitude“ aufzunehmen, hatte Todestrieb gerade „Infantile Espieglery“ veröffentlicht und auch schon die „The Demo Tapes“-Compilation geplant. Daher wäre ein weiteres Album einfach zu viel für ein einzelnes Label gewesen. Und zur selben Zeit war da dieses japanische Label Armageddon, das etwas von NUIT NOIRE veröffentlichen wollte. Trotzdem weiß ich nicht so recht, wie es in der Zukunft im Bezug auf Labels weitergehen wird, da Todestrieb, Armageddon und einige andere an unseren zukünftigen Veröffentlichungen interessiert sind und ich habe zu dem noch mein eigenes Label Creations Of The Night.
Oh, wir haben noch gar nicht über das neue Album selbst gesprochen. Erzähl uns bitte etwas mehr dazu. Wieso habt Ihr Euch entschieden, es als halbes Studio- und halbes Live-Album zu machen?
Ende 2006 erhielten wir diese Live-Aufnahmen vom „Tapette Fest II“. Die gefielen uns so gut, dass wir sie einfach nicht unveröffentlicht lassen konnten und daher entschied ich spontan, neue Lieder auszuwählen, die ich in Reserve hatte, um diese zu den neun Live-Songs hinzuzufügen. Für diese neun Studiotracks hatte ich seit einiger Zeit Entwürfe, aber nichts davon war endgültig umgesetzt, was ich dann schnell geändert habe. Nur „Les Fées Volent Dans La Nuit“, der Eingangstrack, war ein wirklich brandneuer Song, den ich kurz bevor ich die Aufnahmen im Frühjahr 2007 begonnen habe, geschrieben hatte. Dieses Album ist außerdem das Erste, das ich mit meinem „neuen“ Equipment aufgenommen habe, was mir einige neue Möglichkeit und einen neuen Sound ermöglicht hat.
Ihr habt ebenfalls einige andere Veröffentlichung in nächster Zeit, eben auch diese Demo-Compilations. Wie denkst Du darüber, dass Euer altes Material jetzt wiederveröffentlicht wird? Ich meine, Euer Stil hat sich seit damals sehr verändert, denkst Du, dass die alten Aufnahmen NUIT NOIRE immer noch vollständig repräsentieren? Wie sieht es mit zukünftigen Plänen aus?
Ich wollte schon seit einer Weile, dass alle Demo-Tapes auf einer CD zusammengetragen werden, da sie anderweitig nicht mehr erhältlich sind und ich sie immer noch sehr mag. Diesmal wird es Lyrics abgedruckt geben und so werden die Leute sehen können, was die wahre Bedeutung von NUIT NOIRE schon damals war und sie werden vielleicht verstehen, dass meine Band niemals Black-Metal gespielt hat. Auch haben wir einige Lieder von diesen Demos vor gar nicht all zu langer Zeit live gespielt und das werden wir auch in Zukunft machen.
Okay, das war die letzte Frage. Vielen Dank, dass Du Deine Gedanken mit uns geteilt hast und ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft! Die letzten Worte gehören Dir.
Vielen Danke für dieses Interview, mögen die Feen mit Dir sein!
Tenebras
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