NME.MINE
NME.MINE
Interview
Das Salz in der Suppe jeder melodiebetonten Band ist die Stimme des Sängers. Mit Patric „Smighty“ Schmidt haben die Deutschen NME.MINE eine sehr gut gesalzene Suppe am Start. Seine Stimme schmückt die Melodien auf der metallastigen Rockscheibe „Life Without Water“ und ist mit Sicherheit auch ein Grund dafür, dass die Band bereits eine Videosingle („Out Of Envy“) vorzuzeigen hat. Jetzt gilt es, richtig Fuß zufassen.
David: In der heutigen Zeit ertrinken zu glatte Bands in der Flut der Veröffentlichungen. Wie sieht euer Profil aus, um nicht durchgereicht zu werden, sondern an der einen oder anderen Stelle anzuecken?
Ich denke, wir machen einfach die Musik, die uns emotional am meisten mitreißt. Dabei ist es uns egal, ob wir nun einen Song schreiben, der vielleicht zeitgleich in irgendeine angesagte Musikschublade passt, oder nicht. Wir sind also absolut keine Trendmitreiter. Der Song muss uns einfach rocken. Und ich finde, das hört man uns auch an, dass wir uns nicht irgendetwas anziehen wollen, was nicht zu uns passt. Ich denke, Authentizität ist das, was uns vor dem Durchreichen bewahrt.
David: Wenn man als junge Band einen Plattenvertrag bekommt und die Promotiontrommel gerührt wird, so kann man nicht mehr von einer „mal-eben-so-nebenbei-Band“ sprechen. Wo steckt euer Ziel, das ihr auf eurem Weg stets im Auge habt?
Große, ausverkaufte Welttourneen, in den Medien ständig präsent sein, Hotelzimmer zerstören, Drogeneskapaden… na ja, oder so ähnlich. Jedenfalls ergreifen wir jede Chance, die uns weiterbringt. Wir möchten so viele Menschen wie möglich mit unserem Sound rocken, und so oft es möglich ist auf der Bühne stehen.
David: Ihr habt euch einen auf den ersten Blick etwas – sagen wir mal – umständlich auszusprechenden Namen ausgesucht. Was hat’s damit auf sich?
Der Name ist von dem einmaligen Si-Fi Film „Enemy mine – Geliebter Feind“. Der Widerspruch des Titels spiegelt auch die Art unserer Musik. Die Mischung aus Emotion und Aggression. Die Schreibweise, wie wir sie haben, sieht zum einen cool aus und Leute, die das zum ersten mal lesen, machen sich evtl. länger Gedanken darüber wie das wohl ausgesprochen wird.
David: Wieso sollten unsere Leser euer Album kaufen oder zumindest mal ein Ohr riskieren?
Die Scheibe rockt…
David: Obwohl in eurer Biografie von Hardcore die Rede ist, findet sich meiner Meinung nach kaum etwas davon auf „Life Without Water“ wieder. Wie würdet ihr eure Einflusse beschreiben und wie wurden sie letztendlich auf der neuen Scheibe umgesetzt?
Wir hören alle in der Band sehr viel gitarrenlastige Musik. Von Rock bis Metal bis Hardcore oder Pop. Es ist eigentlich von allem etwas dabei. Wir wollten schon etwas machen, das gut nach vorne rockt, aber auch mosht. Auch die Laut/Leise-Dynamik ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Sounds. Die Umsetzung oder Zusammensetzung ergab sich dann zum größten Teil von selbst.
David: Warum ist der Gullydeckel rund?
Damit wir niemals den Geschmack der Farbe Blau erfahren.
David: Patric, deine Stimme ist zweifellos der Wiedererkennungsfaktor der Band. Wann und wie wurde dir bewusst: Hey! Das, was ich ins Mikro gröle, hört sich gar nicht schlecht an?
Erst mal danke für das Kompliment. Ich denke, mir ist es bewusst geworden als meine Bandkollegen gesagt haben : „Das ist geil, mach das so.“ Und als ich mit Keith Caputo verglichen wurde. Da war für mich auch klar, dass das, was ich da gröle, anscheinend gefällt.
David: Macht das Organ auch live in dieser Form mit?
Kein Bier, kein Rauch, Tee trinken, öfters mal die Fresse halten und Warmsingen. Dann geht das ganz gut.
David: Dazu: Welcher Sänger einer deiner Lieblingsbands hat es live eben nicht „gebracht“?
Chino Moreno (DEFTONES) im Zenith in München, absolut traurige Vorstellung.
David: Ich hätte an der einen oder anderen Stelle gerne etwas mehr Härte bzw. Tempowechsel gehört. Hätte dies einen Stilbruch bei euch hervorgerufen?
Ich denke nicht. Die Songs klingen so, wie sie entstanden sind. Aber wer weiß, vielleicht geschieht das ja bei der nächsten Scheibe.
David: Das kurze Intro des letzten Songs „The Bloodking“ geht unter die Haut. Was hat es mit der Frau auf sich?
Sie schreit um ihr Kind. Vielleicht ist es verschwunden oder sogar tot. Dieses Intro beschreibt genau den Zustand, den der Song vermittelt. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Ich hab das Sample mal vor langer Zeit mit einem Mikro vom Fernseher aufgenommen. Wir fanden es dann alle sehr passend für den Song.
David: Wofür steht die Band inhaltlich und ist es nicht schwer deutsch denkend englisch zu singen?
Wir sind keine Band, die versucht politische Gedanken zu propagieren. Die Texte, die ich schreibe, sind persönliche Erfahrungen und Überzeugungen, die mich beschäftigen. Ich möchte niemandem aufzwängen, was ich für richtig oder falsch halte. Es soll lediglich zum Denken anregen. Bei der Übersetzung hilft mir Allen, der auch unser Management übernommen hat. Ich persönlich finde, auf deutsch zu singen sehr schwierig, da es sich doch sehr hart anhört. Und würden wir es tun, würde man uns sicherlich als „Trendaffen“ bezeichnen, die um jeden Preis auch etwas von dem „Neue-Deutsche-Welle“ Kuchen abhaben wollten.
David: Für mich bedeutet Metal…
…auf der einen Seite Musik, die mich mit einem Schlag einfach Niederwalzt. Auf der anderen Seite eine dieser vielen Retrogeschichten, die man versucht auszuschlachten.
David: Der Hit (wenn man so will) auf der Platte, „Out of Envy“, wurde bereits vorher veröffentlicht. Doch klingt diese Version anders bzw. etwas weniger gut („schlecht“ wäre bei dem Song mit Sicherheit der falsche Ausdruck). Was habt ihr warum verändert?
Im Großen und Ganzen ist der Song, bis auf die Produktion, gleichgeblieben. Verändert haben wir eigentlich nichts. Aber es wird vermutlich die Produktion sein, die den Song jetzt einfach klanglich besser aussehen lässt.
David: Beschreib doch bitte mal das Gefühl, sich mit seinem Musikvideo auf einmal in der Glotze zu sehen.
Erst einmal lautes Lachen, gefolgt von dem Satz :“Scheiße, das sind ja wir.“ Es kommt einem in dem Moment schon etwas merkwürdig vor, seine Kollegen und sich selbst im Fernsehen „rumhampeln“ zu sehen. Doch es ist natürlich ein sehr befriedigendes und stolzes Gefühl, dass man so etwas erreicht hat.
David: MTVIVA – Schande oder Notwenigkeit?
Bedauerlicherweise notwendig, um doch mehr Leute zu erreichen. Hätte wir das ganze zu den „Headbanger´s Ball“-Zeiten rausgebracht, wäre das eine geile Sache gewesen. Doch die graue Realität holt uns ein und Klingeltonvergewaltigungen drängen respektable und verdammt gute Musiksendungen aus dem Programm. Es ist eine große und wichtige Plattform für Musiker, die langsam aber sicher aus Profitgier zerstört wird.
David: Gemäß des Albums ist das Leben…
…das beste, was uns allen passieren konnte. Und deshalb sollten wir ab und zu etwas nachdenken.
David: Was ist dein „Wasser“, ohne das das Leben nicht möglich wäre?
Liebe und Musik, oder die Musik und Liebe, oder die Liebe zur Musik, oder die Musik der Liebe. Das ist mein persönliches Ying und Yang. Meine zwei Hälften. Fehlt eines der beiden, wäre ich nur ein halber Mensch, und diese Eintönigkeit würde mein Lebensgefühl sehr stark einschränken. Es würde mich mit der Zeit sicherlich kaputt machen.
David: Bitte um 5 Gründe, warum ein jeder einen NME.MINE Gig besuchen sollte:
1.Die Show hat sehr viel Energie
2.Wir sind live etwas rotziger
3.Es wird gerockt wie die Sau
4.Man (Frau) kann uns anfassen
5.Der Sänger kriegt sein Maul nicht zu
David: Wie sieht es diesbezüglich in naher Zukunft aus?
Es kommen vereinzelte Shows bis Anfang Januar. Und im Sommer würden wir natürlich am liebsten ein paar große Festivals spielen. Mal sehen ob es was wird.
David: Der rote Teppich ist ausgerollt. Du darfst drüber laufen und noch etwas in die Kamera rufen…
Supportet eure lokalen Bands. Denn mittlerweile gibt es verdammt viel gute Bands aus Deutschland, und können nur überleben, wenn ihr sie unterstützt.
P.S.: Danke Mutti, du hast alles richtig gemacht…
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