NILE
Interview mit Karl Sanders, August 2012
Interview
Eine gute Gelegenheit um mit Karl Sanders über das neueste NILE-Werk „At The Gate Of Sethu“ zu plaudern, bot sich auf dem diesjährigen Summer Breeze in Dinkelsbühl. Der kleine, rundliche US-Amerikaner zeigte sich dabei demonstrativ äußerst überzeugt vom Schaffen seiner Band und schoss so plakativ in Richtung jeglicher Kritiker, dass es schon MANOWAR’sche Züge annahm.
Das neue NILE-Album „At The Gate OF Sethu“ wurde vor einem guten Monat veröffentlicht. Was habt ihr im Vergleich zum Vorgänger „Those Whom The Gods Detest“ anders gemacht?
Nun, bei den Aufnahmen zu „At The Gate Of Sethu“ haben wir einige Dinge anders gemacht. Der Prozess des Lieder-Schreibens war zwar gleich, doch haben wir uns dieses Mal viel mehr Zeit genommen. Als wir die ersten Demo-Aufnahmen hatten, haben wir alles noch einmal genaustens auf die Probe gestellt, Sachen verfeinert, sogar Gesangs-Aufnahmen in diesem frühen Stadium gemacht – was wir sonst eigentlich nicht tun. Bevor es zu den finalen Aufnahmen kam, hatten wir das Album sozusagen schon drei Mal eingespielt.
Ich habe wie immer sehr positive Rezensionen gelesen, aber es gab auch wenig begeisterte Stimmen. Nimmst du dir Kritik zu Herzen oder ist es etwas, auf das du wenig gibst?
Nun, über das letzte Dutzend an Jahren habe ich wirklich etwas darauf gegeben, was andere Leute sagten. Doch als ich die Kritiken zum aktuellen Album las, realisierte ich, dass die Schreiber ihre Arbeit viel mehr dazu nutzen, sich selbst darzustellen, als wirklich etwas zur Musik zu sagen. Ich kenne alles auf diesem Album, jede einzelne Note, ich habe alles so oft gespielt, ich habe es abgemischt. Wenn ich dann diese Meinungen lese – positive, negative oder irgendetwas dazwischen –, erfahre ich meist nichts über das Album, nur über den Verfasser. Manchmal zweifle ich, ob die Leute die Scheibe auch nur ein einziges Mal gehört haben.
Ich verstehe, was du sagen willst und sehe das mit dem Selbstdarstellungsdrang sehr ähnlich. „At The Gate Of Sethu“ besteht aus überwiegend kurzen Stücken, nur das letzte namens „The Chaining of The Iniquitous“ ist mit sieben Minuten etwas länger ausgefallen. War es eine bewusste Entscheidung, keine solch monströsen Lieder wie das mehr als elfminütige „Unas, Slayer Of The Gods“ auf dem Album zu haben?
Ja, das war in der Tat eine bewusste Entscheidung. Ich wollte etwas zurück zu den direkteren Nummern auf den frühen Veröffentlichungen. Man verliert sich nicht darin, sondern sie kommen auf den Punkt, sie treffen dich mit voller Wucht [Karl schlägt dazu mit der Faust in die andere, offene Handfläche – Anm. d. V.]. Ja, darum ging es.
Und wie funktionieren die neuen Lieder deiner Meinung nach live? Profitieren sie von ihrer Direktheit, wie du es nennst?
Nun, die neuen Lieder sind zunächst einmal sehr herausfordernd. Sie sind nicht nur hart und schnell, sondern es passiert einfach eine Menge in ihnen. Das macht es zum einen interessant für uns, aber auch für diejenigen, die das heraushören können und es zu schätzen wissen. Ein Stück wie „Enduring The Eternal Molestation of Flame“ erfordert höchste Konzentration, absolute Fokussiertheit. Oder auch „The Inevitable Degradation Of Flesh“ – Junge, es verlangt dir alles ab, das als Band vernünftig auf die Bühne zu bringen. Und jeder, der sich abfällig darüber äußert, hat einfach keine Ahnung, wovon er redet.
Und heute können wir eine Mischung aus neuem und altem Zeug erwarten?
Ja, wir werden versuchen, so ziemlich alles abzudecken – was immer man in 45 Minuten quetschen kann. [lacht]
„At The Gate Of Sethu“ ist bereits die siebte NILE-Platte. Da interessiert es natürlich, wie du diese Art von Musik für dich selbst frisch und interessant hältst?
Für uns ist ja jedes Album ein wenig anders. Wir sind und bleiben immer NILE, aber jedes neue Werk hat einen leicht anderen Anstrich. Wir probieren neue Dinge an den Gitarren, am Schlagzeug, gehen anders an die Stücke heran, versuchen in technischer Hinsicht immer noch eine Schippe draufzulegen, uns immer wieder damit zu motivieren, dass es vielleicht alles noch ein bisschen besser geht.
Jetzt haben wir viel über NILE gesprochen, lass uns einen Blick auf das Summer Breeze werfen. Was hältst du vom Festival und vom Billing?
Oh, mir gefällt es. Ich sah, dass meine Freunde von BEHEMOTH gestern gespielt haben und heute sind KRISIUN zu sehen. Ich liebe diese Band. Sie sind die brutalste Band überhaupt.
Na, ich weiß nicht, ob sie die brutalste Band überhaupt sind …
Sie sind die brutalste Band auf dem Planeten Erde, ohne Scheiß! [lacht laut]
Lass uns am Ende einen Ausblick wagen: NILE feiern nächstes Jahr den 20. Geburtstag – gibt es aus diesem Anlass schon spezielle Pläne, vielleicht ein Live-Album oder etwas in dieser Richtung?
Wir hören die Frage in letzter Zeit recht häufig und viele verlangen nach einem Live-Album. Aber ich denke, dass wir uns für eine Tour entscheiden – eine Tour, auf der wir jeweils zwei komplette Stunden spielen werden. Die Band existiert jetzt schon so lange und das bedeutet, dass wir auch eine Menge an Material haben. Jeder NILE-Fan hat seine Lieblingsstücke – und je länger wir spielen, desto größer ist die Chance, dass er sie auch zu hören bekommt.
Hm, aber es dürfte hart werden, mit eurer Musik zwei Stunden auf der Bühne zu stehen.
Da hast du verdammt Recht. Aber wir werden den Leuten zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind. Jeder, der Scheiße über diese Band erzählt, wird sich wundern. Sie sollen sich ihren eigenen Schwanz in ihre Lästermäuler stecken, diese Band hier tritt mächtig Arsch.
Das ist, denke ich, ein passendes Schlusswort für unser Gespräch. Danke.