Nightrage
Nightrage

Interview

Nightrage – ein weiterer Newcomer am Horizont des melodischen Death Metals. Die einen werden aufstöhnen und von Übersättigung sprechen, die anderen werden anerkennend mit der Zunge schnalzen, da diese Allstar-Band um den Griechen Marios Iliopoulos das bisher vielleicht beste und emotionalste Stück melodischen Schwedentods dieses Jahres veröffentlicht hat und einer keinesfalls wolkenverhangenen Zukunft entgegenblickt. Marios war es auch, der mir auf sehr ehrliche und vor allem offene Weise Frage und Antwort stand und einmal mehr ein Beispiel abgab, wie mächtig Musik in der heutigen Zeit immer noch sein kann.

NightrageFangen wir doch mal in der Zeit vor Nightrage an. Warum ist deine erste Band Exhumation auseinandergebrochen?

Das lag daran, dass die anderen Jungs in der Band einfach total unprofessionell waren. Ihre Einstellung bezüglich der Bandzukunft war nicht sehr förderlich, weswegen wir eine Menge persönlicher Probleme hatten. Einmal haben sie sich sogar geweigert, auf Tour zu gehen, obwohl diese schon von unserem Label Holy Records gebucht gewesen war. Dies hat letztlich auch die Beziehung zu unserer Plattenfirma ruiniert. Die anderen haben die Band immer nur als Hobby gesehen. Das hat es für mich unmöglich gemacht, die Sache weiterzuführen. Leider gab es andere Dinge, die meine ehemaligen Kollegen glücklicher gemacht haben als die Band, ein regulärer 9-to-5-Job zum Beispiel. Wir hatten schon ein paar tolle Momente zusammen, z.B. als wir in Dan Swano’s Unisound Studios unser erstes Album „Seas Of Eternal Silence“ aufgenommen haben, aber ich kann mich nur an die traurigen und unglücklichen Momente richtig erinnern. Deswegen bin ich auch froh, dass Exhumation nur mein erster Schritt in die Richtung war, wo ich jetzt mit Nightrage bin. Jetzt kann ich tun, was ich schon immer machen wollte: gute Musik machen, ohne dass ich irgendwelche Egoisten um mich herum habe, die mich nur anpissen. Ihnen wünsche ich ein gutes Leben und, dass sie sich irgendwann mal selbst anschauen und ihre eigenen großen Fehler realisieren.

Stimmt es, dass Nightrage der Name eines Exhumation-Songs ist? Wie kam diese Namensgebung zustande?

Ja, das stimmt. Als ich zusammen mit Gus G. Nightrage geformt habe, waren wir auf der Suche nach einem Namen. Zuerst wollte ich die Band Traumaticon nennen, welches der Titeltrack des letzten Exhumation-Albums ist. Gus hatte aber die Idee mit Nightrage, was mir noch besser gefiel. Nightrage war auch ein Song auf dem „Traumaticon“-Album. Dieser Name ist stark, denn er repräsentiert Zorn und Energie. Ich denke auch, dass dieser Name etwas ganz Spezielles ist, denn er zeigt meine natürliche Weiterentwicklung von Exhumation hin zu Nightrage, denn diese Band ist stärker und arbeitet zielgerichteter, als dies Exhumation jemals getan hat. Wir unterwerfen uns bei Nightrage einem hohen Arbeitsstandard, denn das war es, was bei Exhumation gefehlt hat.

Würdest du sagen, dass Nightrage dein eigenes Baby ist oder werden alle Entscheidungen bezüglich Songwriting etc. auf demokratischem Wege gefällt?

Hmm…ich hatte ja vorher schon gesagt, dass ich mich musikalisch noch nie so ausdrücken konnte, wie ich das wollte. Deswegen würde ich schon sagen, dass Nightrage mein Baby ist. Dies ist die Band, die ich immer haben wollte. Ich investiere alle meine Energie in sie. Ich bin der Hauptsong- und Haupttextschreiber. Es ist schwierig, Leute zu finden, die dieselben Visionen haben wie ich, da ich viel verlange und ein Perfektionist bin. Ich weiß, wie Nightrage klingen und spielen sollen. Manchmal ist es besser, wenn nur ein oder zwei Leute die Kontrolle über eine Band haben, denn je mehr sich einmischen, desto mehr Probleme treten auf. Auf der anderen Seite bin ich aber natürlich jederzeit offen für interessante Ideen meiner Bandmitglieder. Gus hat z.B. einiges zum Songwriting mit seinen Ideen beigetragen. Und vor allem hat er mir immer wieder die Energie verliehen, weiterzumachen, damit ich dahin kommen konnte, wo ich jetzt bin. Ich bin also den Meinungen anderer gegenüber nicht verschlossen, aber das erste und letzte Wort habe ich. So ist es, denke ich, am besten für uns.

Wieso musstest du aber erst von Griechenland nach Schweden ziehen, um Nightrage zu gründen? Gibt es in Griechenland keine Musiker, die melodischen Death Metal spielen wollen?

Diese Idee wurde geboren, als Exhumation auseinandergebrochen sind. Wenn ich neu anfangen wollte, musste dies in der besten Umgebung dafür passieren. Dabei fiel die Wahl auf Schweden. Dort hatte ich schon alle Exhumation-Alben aufgenommen, weswegen ich das Gefühl hatte, dass ich dort mein neues Leben beginnen konnte. Außerdem kannte ich dort schon einige Leute wie Fredrik Nordström aus dem Studio Fredman. Mit ihm hatte schon zweimal zusammengearbeitet. In Griechenland ist es wirklich schwierig, jemanden zu finden, mit dem man professionell Musik machen kann. Noch schwieriger ist es Personen zu finden, mit denen man Metal machen kann. Sie haben Angst, das Leben in die eigene Hand zu nehmen und warten lieber untätig, bis ein Wunder geschieht. Für deinen Traum musst du Blut schwitzen, aber ich denke, dafür haben die Leute aus meinem Land nicht die Eier. Natürlich haben wir einige coole Bands in Griechenland, aber die sind die Ausnahme. Ich hoffe, das wird sich in Zukunft ändern, wenn eine neue Generation von Metalmusikern heranwächst.

Also scheint es in der griechischen Szene nicht so gut auszusehen, oder? Was kommt nach Rotting Christ?

Naja, es gibt wirklich gute Bands wie Horrified, Septic Flesh, Homo Iratus, Nightfall und einige vielversprechende Undergroundacts. Gerade diese müssen aber noch professioneller und härter arbeiten, um Griechenland wieder auf die Metal-Landkarte zu setzen. In den 90ern gab es einige großartige Alben und Momente, aber eine Menge guter griechischer Bands hat sich leider getrennt, weswegen die Szene schwächer wurde. Viele Formationen verloren die Geduld und wollten einen möglichst schnellen Erfolg, weswegen sie die Planung auf lange Sicht vernachlässigt haben. Arbeit, Geduld und Hingabe…all das sind Fremdwörter geworden. Es wird einem aber auch nicht leicht gemacht. Der Wehrdienst, kein Support von den Fans, keine Promotion, wenige Locations zum Auftreten, keine Unterstützung vom Staat oder sonstigen Organisationen…alles Hindernisse, die einem im Weg stehen. Jeder hört nur diese beschissene griechische Volksmusik, weswegen es keine erfahrenen Produzenten oder Engineers für den Metalbereich gibt. Noch dazu sind die meisten dir gegenüber auch noch feindlich eingestellt, weil sie denken, du seist ein Outsider, wenn du etwas anderes im Leben für erstrebenswert hälst. Das ist schon eine verdammte Umwelt hier. Ich denke, jetzt kann man sich in etwa vorstellen, wie schwer es für jemanden ist, der in diesem Land einfach nur Metal spielen möchte. Die Bands, die es schaffen, trotz dieser schlechten Voraussetzungen zu überleben, sind echte Helden für mich. Sie halten die Metal-Flagge im Wind.

In der Tat keine rosigen Aussichten, die verdeutlichen, warum du abgehauen bist. Wie war es eigentlich, als du mit nichts in der Hand in Schweden ankamst und nur wusstest, dass du unbedingt eine Band formen willst?

Dies war wohl die unsicherste und gefährlichste Entscheidung, die ich je gefällt habe. Aber auf der anderen Seite war ich bereit dafür und wollte es um jeden Preis durchziehen. Dieses Verlangen und die Hingabe, die in mir waren, haben mir geholfen, hier zu überleben. Ich musste tonnenweise beschissene Jobs ausüben, hatte kein Dach über dem Kopf und wurde ab und an von anderen Musikerkollegen nur belächelt und ausgelacht. Dabei habe ich aber nie meinen Traum aus den Augen verloren. Ich glaube an mich und meine Möglichkeiten. Und ich wusste, dass mich nichts aufhalten kann, wenn ich mir selbst treu bleibe. Ich kam hier nach Schweden ohne Geld, ohne Bleibe, aber so ist das, wenn man für seinen Traum kämpft.Für mich war das ein großer Test und ich bin froh, ihn bestanden zu haben. Alle traurigen und schlechten Momente liegen hinter mir.

Was fühlt man dann, wenn jetzt das erste Album kurz vor der Veröffentlichung steht und ein echter Killer geworden ist? Stolz? Glück? Absolute Befriedigung und Bestätigung?

Danke für das Lob! Wenn man so etwas hört, weiß man immer wieder, dass es absolut richtig war, diese ganzen harten Zeiten durchzustehen. Jedes Hindernis, jedes Leid, jedes Opfer, die Einsamkeit, all das hat mich jetzt hier hergebracht und ich habe diese Dinge hinter mir gelassen, um meine Musik zu machen. Wenn ich jetzt sehe, dass „Sweet Vengeance“ in die Läden kommt, wird mein Traum endlich wahr.

Ab wann, würdest du sagen, waren Nightrage eine echte Band?

Ab dem Zeitpunkt, wo ich Basser Brice Leclercq getroffen hatte. Er ist Franzose und ich habe ihn hier in Göteborg kennengelernt. Er ist aus demselben Grunde wie ich in diese Stadt gezogen. Wir haben sehr viel gemeinsam, was unsere Visionen angeht. Vorher hatte ich schon mit sehr vielen anderen Musikern Kontakt, aber dabei ist nie etwas Zählbares herausgekommen. Deswegen war es umso schöner, als ich Brice getroffen hatte und Nightrage so zu einer Band wurden.

Wie kam der Kontakt mir Tomas Lindberg zustande? Stimmt es, dass vorher Gus G. die Vocals übernommen hat?

Ich habe Tomas persönlich angesprochen, als ich hier nach Schweden kam. Er kannte mich noch aus Exhumation-Tagen, als wir 1998 im Studio Fredman aufgenommen haben. Es war ein cooles Gespräch, weswegen ich ihm einige Nightrage-Demos mit der Idee, dass er doch unser Sänger sein könnte, mit auf den Weg gegeben habe. Dann habe ich länger nichts von ihm gehört, wes wegen ich schon dachte, die Sache hätte sich erledigt. Aber als es an die Aufnahmen ging, habe ich einfach nochmal bei ihm angeklopft. Er kam ins Studio, hat sich drei der schon fertigen Songs angehört und war sofort dabei. Er sagte, er mag die Musik, unsere Einstellung und die transportierte Atmosphäre wirklich, weil eine Menge Hingabe darin steckt. Nach seinen Aufnahmen war er sehr stolz auf seine Leistung auf „Sweet Vengeance“. Vorher war Gus für die brutalen Vocals bei Nightrage zuständig gewesen, aber ich habe gemerkt, dass er mit seinen anderen Projekten sehr beschäftigt ist und auch nicht unbedingt in Schweden bleiben wollte, weswegen es besser war, einen festen Sänger für die Aufnahmen zu haben. Nichtsdestotrotz hatte er einige großartige Vocalideen gehabt, nach denen sich Tomas auch gerichtet hat. Auf den Demos war es kein Problem mit Gus am Mikro, aber live wäre das schwierig geworden, da man ja seine Fähigkeiten als Gitarrist nicht vergessen darf. Das wäre schwer für ihn geworden, beides unter einen Hut zu bringen.

Mit Lindberg als Bandmitglied werdet ihr aber auch automatisch mit einer Band ganz besonders verglichen werden: mit At The Gates. Wie stehst du dazu?

Ich weiß, was du meinst. Diese Band hat Tomas groß gemacht. Aber wie ich vorher schon gesagt hatte, wir hatten gar nicht mehr damit gerechnet, dass er zu uns stösst. Vielleicht werden einige wieder denken, dass Nightrage eine Band sei, die nur mit ihren großen Namen beeindrucken wolle, aber ich kann all diesen sagen, dass es sogar für mich eine Überraschung war, dass Tomas bei dem Album dabei sein wollte. Alles, was ich wollte, war ihn als Sänger zu haben, weil sein Stil einfach gut zu uns passt. Die Wiederbelebung des At The Gates-Sounds hatte ich nie im Kopf. Als Tomas dazu stieß, waren alle Songs schon fertig komponiert und aufgenommen. Aber natürlich ist es einfach, uns wegen seiner Vocals mit dieser Band zu vergleichen. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn man uns in einem Atemzug nennt, denn es ist ganz gewiss eine Ehre für Nightrage, mit einer solch einflussreichen Band verglichen zu werden, oder gesagt zu bekommen, dass man deren Sound fortführt.

Wie sieht es mit anderen Einflüssen bei dir aus?

Ich bin ein großer Fan des 80er Jahre Heavy und Thrash Metals. Ich bin mit Bands wie Thin Lizzy, Iron Maiden, Scorpions, Metallica, Testament, Megadeth, Sepultura, Ozzy, Quiet Riot, Judas Priest und Black Sabbath aufgewachsen. Als dann später der Death Metal aufkam und einige meiner Lieblingsbands wie Testament kommerzieller wurden, habe ich angefangen Sachen wie Death, Obituary, Pestilence und Atheist zu hören. Diese haben meinen Songwritingstil enorm beeinflusst, weil sie mir zeigten, wie ich mich als Musiker verbessern wollte. Dazu höre ich noch eine Menge an akustischem Gitarrenkram und Melodic Rock. Ich bin ziemlich offen und versuche, von überall her Ideen für mein Gitarrenspiel und Songwriting zu bekommen. Nightrage wollen puren Metal ohne jegliche Trendscheiße spielen. Unser Metal kommt von Herzen und nicht vom Trend des Monats. Wir machen Musik, weil wir es mögen, sie zu spielen.

Was ist mit Tom S. Englund und Per M. Jensen? Sind sie richtige Bandmitglieder? Auf dem Bandpic sind sie nämlich nicht zu finden.

Sie dazuzuholen war Fredrik Nordströms Idee. Sie waren nur Sessionmusiker für die Aufnahmen. Live werden sie uns nicht begleiten. Deswegen sind sie auch nicht auf dem Foto zu sehen. Wir hatten Glück und haben unser Album zeitgleich mit The Haunted eingeholzt, weswegen Per sein Drumkit natürlich aufnahmefertig hatte. Er ist ein unglaublich guter Drummer, sein Stil passt perfekt zu uns und er arbeitet absolut professionell. Nach drei Tagen war er fertig mit seinen Parts und hat mich regelrecht mit seiner profesionellen Einstellung und seinem exorbitantem Drumming weggeblasen. Tom kam auch eines morgens ins Studio und hat seine Vocallines aufgenommen. Seine Stimme ist meiner sehr ähnlich, da vorher ich die melodiösen Parts übernommen hatte. Auch er ist absoluter Profi und bringt seinen eigenen Stil und sein Talent auf „Sweet Vengeance“ hervorragend ein.

Ist es eigentlich möglich, mit dieser Bandkonstellation zu touren? Gus und Tomas sind noch in einige andere Projekte involviert?

Die stabilsten Mitglieder sind ohne Frage Brice und ich. Tomas würde uns live natürlich unterstützen, wenn es sein Zeitplan zulässt. Seine Hauptband ist und bleibt aber The Great Deceiver, was wir auch respktieren. Dasselbe gilt für Gus, der mit seinen anderen Bands auch voll ausgelastet ist. Aber er ist ein sehr guter Freund von mir und mag unsere Musik sehr, weswegen auch er live immer dabei wäre, wenn er kann. Für den Drummerposten habe ich schon einige Lleute kontaktiert und wir hoffen bald, jemanden zu finden. Interesse hat z.B. Dimmu Borgirs Nicholas Barker bekundet, da er von unserem Material sehr angetan war, als wir uns im Studio Fredman getroffen haben. Das hängt alles nur vom richtigen Zeitplan und Timing ab.

Das Studio Fredman wurde jetzt schon sehr oft erwähnt. Warum habt ihr euch eigentlich für dieses Studio als Aufnahmeort entschieden?

Ich kenne Fredrik ja noch aus meinen Exhumation-Tagen. Deswegen war es naheliegend, dort aufzunehmen, zumal er uns die Chance gegeben hat, die Platte kostenlos einzuspielen, und dieses Risiko auf sich genommen hat. Er wollte sie dann an in fertigem Zustand an ein bekanntes Label verkaufen, was ja zum Glück auch geklappt hat. Desweiteren ist aber Göteborg auch einfach eine schöne Stadt. Und natürlich hatte ich auch schon Erfahrung im Studio Fredman. Ich habe seinen Sound schon immer gemocht. Also war es eine ganz natürliche Entscheidung, uns dort einzuquartieren. Noch dazu mochte Fredrik unsere Demos sehr und wir verstehen uns blind, wenn es um den Klang der Gitarren geht. Einfach war diese Wahl aber trotzdem nicht, da ich lange warten musste, bis die Zeit für uns dort gekommen war. Dies hat sich aber im Nachhinein auch positiv ausgeweirkt, da ich so mehr Zeit hatte, an den Songs zu feilen. So ist „Sweet Vengeance“ noch einen Tick stärker geworden.

Wie betrachtest du als Fremder diese Göteborger Szene mit ihren Persönlichkeiten wie eben Fredrik Nordström, eurem Artworkdesigner Niklas Sundin, seiner Band Dark Tranquillity und den ganzen anderen Bands rund um In Flames?

Es war schwer und ich musste hart kämpfen, dort einen Fuss in die Tür zu bekommen. Aber ich hatte damals zu Exhumation-Zeiten schon einige Kontakte knüpfen können, die mir jetzt natürlich einiges erleichtert haben. Aber deswegen bekommst du nichts geschenkt. Wenn wir schlechte Musik machen oder irgendwie unseriös wirken würden, würde sich jeder einen Dreck um uns scheren. Ich persönlich mag die ganzen alten Sachen wie „Slaughter of The Soul“, „The Jester Race“, „The Gallery“ oder „Storm of the Lights Bane“ sehr gerne. Diese Alben unterstreichen auch nochmals, was Fredrik für ein großartiger Produzent ist, der immer wieder mit absoluten Größen wie Dimmu Borgir, Spiritual Beggars und Soilwork zusammenarbeitet. Niklas Sundins Coverartworks sind einfach unglaublich. Nur an in Flames habe ich ein wenig das Interesse verloren. Ihre alten Sachen sind klasse, aber ihr neues Album hat mich ein wenig enttäuscht.

Wo wir gerade bei In Flames sind…stimmt es, dass du auch mit deren Gitarrist Jesper Strömblad zusammengearbeitet hast?

Wie ich vorher schon gesagt hatte, habe ich in meinen ersten beiden Jahren in Schweden mit vielen Musikern zusammengearbeitet. Jesper hat mir mal versprochen, er wolle mir bei Nightrage als Bassist helfen. Aber passiert ist da nicht viel. Anscheinend vergisst er seine Versprechen. Wir wollten auch einige Songs zusammen machen, aber dabei ist ebenfalls nichts herausgekommen. Er hat irgendwie eine komische Einstellung. Aber so, wie es jetzt gelaufen ist, war es mit Sicherheit der bessere Weg für Nightrage und mich.

Was hat es mit deinen Lyrics auf sich? Sie befassen sich mit der Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz. Warum dieses Thema?

Sie befassen sich genauer gesagt mit der Leere der menschlichen Existenz. Ich spreche über Sachen, die mich betreffen und ankotzen. Die Texte sind sehr persönlich und tiefgreifend. Sie handeln von einem einsamen Menschen, der immer wieder von seiner Vergangheit eingeholt wird. Ich wollte zeigen, wie böse und fies Menschen sein können. Dieses Album symbolisiert für mich die Wut und die Traurigkeit, die mein Leben in gewissen Situationen bestimmt haben.Deswegen übe ich mit „Sweet Vengenace“ ebendiese „süsse Rache“ an Leuten, die mich früher betrogen und mir weh getan haben. Ich schreie ihnen ins Gesicht, dass ich mir selbst treu geblieben bin. Dieses Album ist die Möglichkeit für mich, diese ganzen Gefühle auszudrücken, die so schwer zu ertragen waren. Dabei basieren meine Texte auf Situationen aus dem echten Leben, die einige Leute bestimmt nachvollziehen können. Ich möchte den Menschen da draußen mal was sagen: Passt auf euch auf und lasst nicht zu, dass euch irgendeine Scheiße in die Knie zwingt. Glaubt an eure Träume und Ziele. Jeder, der tapfer ist, wird sie erreichen. Das zeigt auch das Cover des Albums. Ein Mensch läuft auf einer einsamen Strasse und lässt den ganzen Schmerz, etc. hinter sich. Life is hard, but Nightrage is harder.

Wenn die menschliche Existenz leer ist, was könnte ihr dann wieder Inhalt verleihen?

Ehrlichkeit, Liebe, Freundschaft, Respekt und Vertrauen, eben diese Sachen, die man heutzutage bei fast allen Menschen vermisst. Diese Elemente müssen wieder gefunden werden. Die Leute haben Angst, miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig zu vertrauen. Sie entfremden sich immer mehr und verpassen die Chancen, ihr Leben zu verbessern. Ich liebe die, die mich lieben, und hasse die, die mich hassen. Es gibt keinen Mittelweg. Wenn du merkst, dass dich einer in die Knie zwingen will, dann hasse ihn, weil er es nicht anders verdient. Ich wünschte, ich könnte mit dem Hass und der Eifersucht meiner Feinde zurückschlagen. Diese Welt ist beschissen. Man muss sich nur anschauen, wie schlecht wir uns gegenseitig tagtäglich behandeln. Liebe nur die, die dich auch lieben und verstehen, und tue das von ganzem Herzen mit Hingabe. Aber sei vorsichtig, denn eines Tages werden sie dir vielleicht den Rücken zudrehen. Dann bist du allein und verzweifelt. Meine Musik ist für diese einsamen, dunklen Seelen, die durch eine Menge Scheiße waten mussten. Nightrage ist für euch, meine Freunde, für euch, die ihr auch auf süssem Wege Rache üben wollt.

Und was ist es genau, was für dich das Leben bei diesen ganzen negativen Einflüssen lebenswert macht?

Den Grund zu wissen, dass ich leben möchte, und den Grund zu wissen, warum ich in dieser einsamen, grausamen Welt bestehen will. Und das ist die Musik. Manchmal fühle ich mich so, als könnte ich nur durch meine Musik und meine Texte mit dieser Welt kommunizieren. Die Kunst ist ein Geschenk, das Gott uns gegeben hat. Manchmal macht es uns glücklich, manchmal aber auch traurig, aber wir brauchen es in jedem Fall. Es gibt uns Freude und Schmerz, Traurigkeit und Glück, alle diese unglaublichen Gefühle, die Teil unseres Lebens sind. Jeder Tag, den wir leben, ist schwer, aber die Musik wird mir nie den Rücken zudrehen. Sie ist ein einzigartiger Begleiter, der immer da war und immer da sein wird, um meine Traurigkeit zu lindern, meine Tränen abzuwischen, mir innere Kraft und Energie zu verleihen, meinen Geist zu erhellen. Sie ist das Licht am Ende des Tunnels, die Sache, die das Leben lebenswert macht.

30.06.2003

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