Nightingale
Interview mit Dan Swanö zu "Retribution"

Interview

Nightingale

Dan Swanö wird einfach nicht müde. Der Tausendsassa und Hansdampf in allen Gassen ist nicht nur mit seinem Produzentenjob viel beschäftigt und hat mit WHITERSCAPE ein aktuelles Projekt am Laufen, das derzeit eine neue EP veröffentlicht, mehr dazu in Kürze auf metal.de. Auch mit seiner Band NIGHTINGALE, die Dan zusammen mit seinem Bruder Dag betreibt, kommt nun ein neues Album namens  „Retribution“ auf den Markt. Hierüber geht es in diesem Interview.

Nightingale

Bei eurem neuen Album „Retribution“ hast du die meisten Songs geschrieben, während beim Vorgänger „White Darkness“ dein Bruder Dag den größeren Anteil hatte. Wie kam es dazu?

Das stimmt. Ich schreibe Songs seit 25 Jahren, seit ich ein kleines Kind war. Schlussendlich wusste ich, dass die Zeit kommen würde, wenn ich nicht mehr so einfach Songs schreiben kann und dass ich die Schnauze davon voll haben würde, es immer wieder zu versuchen, nur um Songs zu schreiben, die nicht einmal gut genug wären für die B-Seite einer Bootleg-Kassette aus Kasachstan. Daher entschied ich um 2004, dass ich meine Fähigkeiten zum Mixen und Mastern perfektionieren möchte und eine Pause beim Songwriting einlege. Zum Glück für mich hatte mein Bruder noch viele überwältigende Songs zum Auswählen, Zeug das er über einen langen Zeitraum geschrieben hatte. Ein Song wie „Fields Of Life“ war fast schon 25 Jahre alt, als er für NIGHTINGALE neu arrangiert wurde. Ich fühlte, dass wir ein fantastisches Album zusammengestellt hatten, an welchem ich nicht mehr als einige wenige Teile geschrieben hatte. Daher konnte ich mich darauf konzentrieren, die Performance und den Mix richtig hinzubekommen.       

Woher nimmst du all die Zeit, neben WHITERSCAPE sowie andere Bands zu Mixen und zu Mastern noch so kreativ zu sein, auch mit NIGHTFALL wieder aktiv zu sein?

Ich kann mich glücklich schätzen ein Leben zu leben, in welchem ich zwischen 40 bis 50 Stunden pro Woche kreativ sein kann und gleichzeitig nebenher ein normales Leben führe. Und dabei auch noch genug Geld verdiene, ein gutes Leben zu führen. Manchmal ist das Geschäft mit dem Mixen und Mastern wahnwitzig und ich versuche fünf bis sechs Alben gleichzeitig unter einen Hut zu bringen und berühre dann für einige Wochen kein Instrument. Dann sind die Zeiten, an welchen ich nur an wenigen Alben an der Akustik arbeite, was meinen Zeitplan für das Songwriting des nächsten anstehenden Projekts öffnet. Und in diesem Moment habe ich ungefähr 35 Minuten an fantastischem Material für das nächste WHITERSCAPE Album. Um sicherzugehen, dass wir die Deadline Anfang August einhalten werden, müssen wir das Zeug Mitte Dezember fertig machen. Wenn das neue WHITERSCAPE Album fertig ist, lege ich mit meinem ersten an puristischem Death Metal orientierten Solo-Album los.   

In meinen Ohren hat „Retribution“ irgendwie eine stärkere Achtziger Jahre Stimmung. Siehst du das genauso? Hat dich diese Dekade am meisten inspiriert?

Yeah! Ich liebe die Achtziger und ich liebe auch, wie die Bands aus den Siebzigern in den Achtzigern klangen. Meine NIGHTINGALE Songs hatten immer einen stärkeren Achtziger Geschmack als die Songs von Dag. Nun stammen neun Songs von mir, und sein Stück „Chasing The Storm Away“ klingt auch nach Achtziger, daher hat „Retribution“ eine dementsprechend stärkere Atmosphäre als „White Darkness“ oder „Closing Chronicles“.

Gerade „Chasing The Storm Away“ erinnert mich irgendwie ein wenig an „Sacrificed“. Gibt es da eine Verbindung zwischen den Songs?

Nein. Dag ist weder Fan von Gothic Rock noch von „Sacrificed“, aber es ist solch ein fantastischer Song, dass ich darauf bestand diesen für das Album aufzunehmen. Ich fragte Dag nach einem Einblick in die Vergangenheit des Songs, und das ist was er sagte:

„Wie die meisten meiner NIGHTINGALE Songs führt auch dieser lange zurück in die entfernte Vergangenheit. Um korrekt zu sein spielte ich den Song „Hunger“ 1982 mit meiner Band einige Monate bevor wir uns trennten. Ich habe keine Aufnahme davon aber ich denke er klingt ähnlich. Weiter denke ich, dass ich meinen Bandmitgliedern etwas zuschreibe für ihre Hilfe beim Arrangieren. Ich habe diesen Song 1991 mit anderen Texten wiederverwendet und auf einer Kassette veröffentlicht. Es war einer meiner wenigen Liebeslieder namens „Det är ett nöje att få gömma sig“. Als es Rock Zeit für das neue NIGHTINGALE Album wurde, fand ich den Song wieder und schrieb die Bridge um, sie war sogar für NIGHTINGALE zu soft. Der Arbeitstitel war „Car Driving Song“. Wie üblich sang ich in Quasi-Englisch mit vielen Wörtern unter der Gürtellinie. Erik verwendete einige der Wörter für den endgültigen Text. Gute Arbeit. Also hier ist der Song. Mit einem sexy Video. Es ist ein Hit!“ 

Ich finde auch, dass das Keyboard auf „Retribution“ eine größere Rolle spielt und auch der Gesang steht stärker im Fokus. Die Songs sind etwas direkter und eingängiger. Worin siehst du die Unterschiede zu euren bisherigen Alben von NIGHTINGALE?

Ich liebe Keyboards und seit wir Backtracking Aufnahmen der Keyboards vom Album für die Proben und Konzerte verwenden, verbringe ich viel Zeit damit, sie anständig hinzubekommen, da ich weiß, dass sie für die Ewigkeit sind. Und da ist einfach etwas über die perfekte Kombination eines großartigen Gitarrensounds und dem richtigen Keyboardsound der in den Tiefen meiner Seele nachhallt. Würden wir einige der älteren Songs im ähnlichen Stil mit exakt demselben Sound wie auf „Retribution“neu aufnehmen, du wärst überrascht wie nah sie stilistisch klingen würden. Die ersten drei Alben klingen furchtbar und „Invisible“, „Nightfall Overture“ sowie „White Darkness“ klingen ziemlich cool, aber das neue Album hat einfach den richtigen Mix, den ich für die Musik von NIGHTINGALE im Kopf habe.     

„Retribution“ ist ein ziemlich grimmiger Titel für NIGHTINGALE. Wie seid ihr darauf gekommen?

Wir sind grimmig. Wir spielen alle geheim in bösartigen Black-Metal-Bands in Borggård und huldigen Sten Starne, haha! Nein, ernsthaft, ich wollte einen Titel der beinahe biblisch klingt und meine Frau hat ein Gemälde, das „Retribution“, auf welchem man Wasser und einen Haufen Felsen sieht. Nun, zuerst sehen sie aus wie Felsen, aber dann erkennt man, dass es Menschen sind die sich in Felsen verwandelt haben mit verzogenen, gequälten Gesichtern. Für einige Sekunden fühlte ich, dass dies das richtige Albumcover wäre und der Titel des Gemäldes wäre dann natürlich auch der Albumtitel. Später kam ich auf die Idee einer großen Welle, die über die Erde schwemmt, aber gesehen aus dem All, um wirklich die Größe der Welle darzustellen. Das kann man auf dem Backcover des Albums sehen. Aber das fühlte sich noch nicht fantastisch genug an, als ich es sah. Ich dachte über die Welle auf der Erde, so etwas wie die epische Szene im Film „2012“ wo die massiven Wellen über den Mount Everest spülen. Nach mir arbeiteten unser A&R Leif Jensen und Travis Smith weiter an dem Konzept, fügten den Himmel hinzu, die Nachtigall im Baum und solche Dinge, es kam alles zum Leben und als ich das fertige Bild sah dachte ich: „Wau! Ich brauche eine große Version des Bildes für mein Wohnzimmer!“. Es hat exakt die Stimmung die ich wollte.

 

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28.11.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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