New Wave Of German Metal
Interview mit Florian Milz zu den Hintergründen
Interview
Ein paar Bands tun sich gemeinsam mit einem Promoter zusammen und gründen die NEW WAVE OF METAL. Soweit, so unklar. Aber das Projekt, das aus nicht mehr ganz unbekannten Underground-Perlen besteht, ist vielen der sonst eher unauffälligen organisatorischen Zusammenschlüsse von labellosen Künstlern einen gewaltigen Schritt voraus. Denn wie Promoter Florian Milz (tätig u.a. bei NUCLEAR BLAST RECORDS) uns verrät, sind die Strukturen um einiges gefestigter, die Bands unterstützen sich finanziell, und das entscheidende: Die Erfahrung fehlt nicht! Aber lest selbst, was Florian uns über die NEW WAVE OF GERMAN METAL zu erzählen hat.
Bei der New Wave of German Metal handelt es sich ja nun nicht um ein Genre wie die New Wave Of British Heavy Metal. Was ist die NEW WAVE OF GERMAN METAL, und was treibt ihr so?
Die ist ein unkommerzieller Zusammenschluss von elf Bands aus dem deutschsprachigen Raum, die ihre gemeinsamen Anstrengungen und Energien bündeln und sich gegenseitig unterstützen wollen.
Erste gemeinsame Projekte sind ein kostenloser CD-Sampler, der auf den Gigs aller elf Bands verteilt wird, ein Infoheft, gemeinsame Anzeigen in den großen Printmagazinen, eine eigene Homepage und Facebook-Präsenz sowie eine eigene Bühne beim Out&Loud-Festival (ehemals Beastival) in Geiselwind. Wir haben aber noch viel mehr vor.
Wer hatte die Idee zu diesem Zusammenschluss und wo kommst du da mit ins Spiel? Du bist ja in keiner Band aktiv, sondern als Promoter und Bandmanager von BLEEDING RED unterwegs.
Jepp, stimmt. Die Idee stammt aus Schwaben und Bielefeld. Dort haben sich BLEEDING RED, SOULBOUND und PARASITE INC. überlegt, wie man die Situation für Nachwuchsbands verbessern könnte. Das größte Problem als Nachwuchsband ist, dass man von der Presse und im Musikgeschäft, also bei Labels, Veranstaltern und Agenturen, nicht ernst genommen wird. Die Bands der NWOGM sind alle heißblütig und hoch engagiert, und als Zusammenschluss sind wir gut aufgestellt: Wir haben mich als Promoter dabei, dazu noch Grafik- und Webdesigner sowie Marketing-Profis. Gemeinsam werden wir ernst genommen, können professionell auftreten und ziehen an einem Strang. Wir können wie eine größere Firma agieren, obwohl alles ehrenamtlich und unkommerziell abläuft.
Welche Bands sind alles dabei? Ein paar Namen sind ja schon gefallen, aber…
da zitiere ich aus unserem Sheet:
ARCTURON aus Basel gibt es schon fast zehn Jahre. Die Jungs legen mit ihrem Melodic Death Metal alles in Schutt und Asche! ALL WILL KNOW machen ebenfalls Melodic Death Metal, allerdings etwas moderner und mehr skandinavisch beeinflusst. Die Band gibt es seit Ende 2010 und kommt aus dem Rhein-Main-Gebiet.
BLEEDING RED aus Spraitbach kreieren mit ihrem Mix aus allem, was die harte Musikszene hergibt, ihren ganz eigenen extremen Sound. Sie sind seit 2006 unterwegs.
BLOODSPOT spielen Thrash Death Metal, der sich in die Gehörwindungen frisst. Sie sind ebenfalls schon seit 2006 auf Achse und sind einer von zwei hessischen Vertretern in der NEW WAVE OF GERMAN METAL.
BURDEN OF LIFE aus Regensburg gibt es schon seit 2003. Wer seinen Melodic Death Metal gerne mit progressiven und klassischen Elementen garniert mag, kommt an den fünf Jungs nicht vorbei.
LEGACY OF VYDAR machen epischen Death Metal und kommen aus Köln. 2007 sind sie gestartet und haben schon drei Veröffentlichungen draußen.
NECROTTED aus Abtsgmünd gibt es seit 2008. Hier ist für jeden was dabei, und sie sind definitiv eine der brutalsten Bands der NEW WAVE OF GERMAN METAL.
PARASITE INC. : „Kein cleaner Gesang, keine Kompromisse!“ Sie kommen aus Aalen und sind seit 2007 aktiv.
SOULBOUND kommen aus Bielefeld, spielen sich regelmäßig den Arsch ab und machen das seit 2009. Alternative Metal nennen sie ihre Mischung aus Schwedenstahl, Metalcore und Schwermetall.
SPIRIT OF THE FUTURE SUN aus Alfdorf sind auch schon seit 2006 on Tour. Moderner melodischer Death Metal steht auf dem Menüplan!
THE LAST HANGMEN machen Melodic Extreme Metal und sind unsere östlichsten Vertreter und ebenfalls sehr aktiv. Sie stammen aus Dresden und gründeten sich 2009.
Kann man als Newcomer Mitglied werden? Falls ja, was sind denn die Aufnahmekriterien?
Das ist die Millionenfrage …
Die Überlegung war, wie man gemeinsam mehr erreichen kann. Dazu muss natürlich in erster Linie die Musik gut sein – sonst ergibt alles andere keinen Sinn! Geschmäcker sind verschieden, daher die subjektive Definition von „gut“: Die Musik muss professionell aufgenommen und abgemischt sein, und die Leute müssen ihr Instrument beherrschen. Klar, jeder fängt klein und mit einer Demo an, aber man muss sich eben auch eingestehen, dass ein beschissen aufgenommenes Tape niemanden mehr hinter dem Ofen hervor lockt.
Als zweites muss die Band eben auch gewillt sein etwas zu leisten! Viele Bands sind auf der Suche nach einem großen Label, weil sie hoffen, dann nicht mehr viel machen zu müssen – dass die Firma die „Drecksarbeit“ für sie übernimmt.
Das ist bei uns komplett anders, denn das Projekt lebt vom Engagement der Bands. Das könnte als Aufnahmekriterien angesehen werden, allerdings haben wir am Anfang gar nicht geplant, weitere Bands mit aufzunehmen.
Und das steht unumstößlich fest?
Erstmal schon. Es ist ja alles schon länger geplant gewesen … und als dann die Homepage und die Facebook-Seite online ging, wir innerhalb von einem Tag über 1.000 Likes hatten und von Bandanfragen überschüttet wurden, mussten wir uns fragen, wir das mit „neuen Bands“ lösen. Daher auch die Millionenfrage.
Da, wie gesagt, alles schon länger geplant war, ist es jetzt schwierig, das Projekt zu erweitern. Der CD-Sampler ist im Presswerk und das Infoheft gedruckt. Die Bühne vom Out&Loud ist fix gebucht, und es wäre sicherlich falsch, jetzt neue Bands aufzunehmen. Schließlich hätten die „neuen“ Bands nur Nachteile. In einem Jahr kann das aber natürlich anders aussehen.
Das klingt ja nach einem ziemlich großen Vorhaben. Du hattest ja angedeutet, dass sich die Bands finanziell unterstützen. Kann man sich das so vorstellen, dass ihr eine feste Arbeitsteilung habt, oder läuft das eher locker und entspannt ab?
Da kommen wir direkt zurück zum Marketing. Egal ob Facebook-Werbung, Banner für Webmagazine, Anzeigen in Printmedien: Alles kostet Geld. Eine ganzseitige Anzeige in einem großen Magazine kostet z.B. 3.000 Euro. Eine einzelne, junge Band kann sich so etwas niemals leisten! 3.000 Euro bedeutet für Bands z.B. eine Woche Tonstudio … und soviel Geld steckt niemand in die Werbung in einem Magazin. Gemeinsam sieht das schon wieder anders aus. Bei zehn Bands, wären es pro Band nur noch 300 Euro – und es wäre vertretbar! Das ist die Grundidee, wie wir uns finanziell unterstützen. Das „Printmagazin-Beispiel“ hab ich nur gewählt, da das am einfachsten zu erklären ist! Im Moment ist noch keine Anzeige geplant – dafür läuft die Facebook-Werbung. der CD-Sampler und das Infoheft … alles kostet Geld und ist gemeinsam einfacher zu tragen als alleine.
Nochmal zurück zur Ausgangsfrage: Wie ist das mit der Arbeitsteilung?
Wie bereits gesagt, gibt es innerhalb der Bands eben viele „Fachkräfte“: Grafik- und Webdesigner übernehmen die Gestaltungen für Flyer, Anzeigen und Homepage. Jeder bringt sein Wissen und Können ein und übernimmt seine Aufgabe.
Es geht also in erster Linie um Marketing und auch Liveshows etc. Begebt ihr euch für einzelne Bands auch auf Labelsuche? Habt ihr einen Vertrieb oder einen gemeinsamen Shop?
Soviel ich weiß, sind alle unsere Bands bei kleineren Labels unter Vertrag! Also besteht kein akuter Bedarf – daher gab es auch keine Labelsuche.
Ein gemeinsamer Online-Shop ist bereits in Planung. Die Seite www.nwogm.de ist gut aufgebaut, und es finden sich zu jeder Band Infromationen – Videos und Songs lassen sich ebenfalls anschauen bzw. anhören. Daher wäre es natürlich toll, wenn CDs und T-Shirts ebenfalls direkt erhältlich wären …
Was in Zukunft noch alles kommt, kann ich im Moment nicht sagen. So wie die Idee zum Online-Shop entwickeln sich viele Ideen eben erst, während wir am Projekt arbeitet. Dinge, die fehlen oder hilfreich wären, fallen uns meist erst während der Arbeit auf, und dann überlegen wir, wir die das lösen können. So entwickelt sich das Ganze stetig weiter … Wer weiß, vielleicht sind wir in fünf Jahren ein Label mit Vertrieb und produzieren alles selbst. (lacht)
Ich denke, damit haben wir jetzt schon eine ganze Menge über die NWOGM gelernt. Ich danke dir für deine Zeit Flori und falls du noch was ergänzen möchtest, hier ist der Platz:
Ich danke Dir auch für das Interview und die Chance, unsere Projekt vorzustellen! An alle da draußen, schaut einfach mal auf www.nwogm.de vorbei, hört Euch die Songs und schaut Euch die Videos an. Oder kommt Ende Mai zum Out&Loud Festival nach Geiselwind, dort könnt ihr alle NEW-WAVE-OF-GERMAN-METAL-Bands live erleben und Euch von der Klasse des deutschen Undergrounds überzeugen! In diesem Sinne, Stay Metal! \m/
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Von der Idee har echt gut muss ich sagen, hab mir aber die Bands angehört und muss sagen es ist einfach nicht die überrragende Qualität. Man orientiert sich doch zu sehr an seinen Vorbildern. Deutsche Bands wie War from a Harlots Mouth oder Weg einer Freiheit zeigen eindeutig dass es möglich ist, aber eben nur durch Eigenständigkeit und Kreatvität
Super Idee. Vielleicht ist es auch an der Zeit sich als Musiker von Labels und anderen Meinungsmachern loszusagen. Macht weiter so!
@Konsti. Ich habe mir zwar nicht alle Bands angehört, aber nen großen Teil. Stellen Weise kann ich Deine Kritik nachvollziehen, dass man Vorbilder raushören kann. Die Bands sind echt gut und liefern sehr solide ab. Hier ist viel Potential was sich sicher auch noch entwickelt. Schließlich sind es noch Newcomer. Da hör Dir mal die ersten Alben so einiger Bands an, die jetzt größer sind. Da kannst du auch recht gut noch die Vorbilder erdenken. Geben wir der Sache mal ein wenig Zeit. Ich finde es gut und unterstützenswert!