Nevermore
Nevermore

Interview

Nevermore haben zwar kein aktuelles Album in die Läden gestellt, aber anlässlich des Wacken Open Airs, ist die Band immer für einen kleinen Plausch zu haben. Schließlich hat die Band nicht nur eine interessante Vergangenheit, sondern auch einige Pläne für Zukunft. Jeff Loomis gab metalgreg und mir einen kleinen Einblick in die Pläne von Nevermore und erwies sich dazu noch als äußert angenehmer Interviewpartner, der auch über den musikalischen Tellerrand der USA blicken kann, ohne in Verlegenheit zu kommen.

NevermoreDavid und Norman: Hi Jeff – David und Norman von metal.de. Wie geht’s dir?

Jeff: Ah schön metal.de, ich kann mich noch gut an das letzte Interview erinnern. Hat Spaß gemacht damals. Bei Euch alles prima?

Norman: Klar nur ziemlich heiß hier. Sonst alles ist alles bestens.

metalgreg: Da kann ich nur zustimmen, wirklich eine klasse Party hier.

metalgreg: Erzähl uns ein wenig über den Gig heute. Wie wahren Deine Empfindungen?

Jeff: Es war wieder mal ein unglaubliches Erlebnis. (Jeff schielt dabei ein wenig in Richtung der gemütlichen Sofa-Ecke, die sich langsam zu leeren scheint). Was meint ihr Jungs sollen wir es uns nicht drüben bei den Sofas ein wenig gemütlich machen? Ich denke da können wir entspannter plaudern (gesagt – getan – auf dem Sofa platz genommen, hakt Jeff auch gleich bei den Eindrücken zum heutigen Tag ein). Ich kann es nur noch mal wiederholen, es war ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, die Masse war abermals fantastisch, wir waren ziemlich auf der Höhe und haben einen ziemlich guten Tag erwischt, nur was es einfach ein klein wenig zu heiß. Man hat sich beinahe den Kopf verbrannt. Wir sind das Wetter in dieser Form nicht wirklich gewohnt.

Norman: Ja es ist unglaublich heiß heute. Gab es irgendwelche besonderen Vorbereitungen, bedingt durch die Hitze?

Jeff: Oh nicht wirklich, ich hab mich wunderbar gefühlt als ich auf die Bühne gegangen bin. Ich hatte zwar literweise Wasser dabei, das war es dann aber auch schon. Als ich dann wirklich auf der Bühne stand, war es schon fast unerträglich und die Sonne hat mich förmlich erschlagen.

Norman: Lass und mal auf das letzte Album zu sprechen kommen. Wie waren die Reaktionen auf Enemies of Reality?

Jeff: Hmm gute Frage…das ist gar nicht so leicht zu erklären, da wohl die Mehrheit erwartet hat, dass Enemies of Reality wie unsere alten Scheiben klingen würde. Dabei geht es weniger um die Musik an sich, sondern eher um die Produktion. Es gab viele Menschen, die mit der Produktion ein Problem haben. Auch heute haben mich schon einige auf diesen Umstand angesprochen. Es hatte einfach viel damit zu tun, dass wir einen anderen Produzenten für das Album hatten. Außerdem lag es schlicht auch daran, dass wir recht wenig Geld für Produktion der Scheibe bekommen hatten, da man seitens des Labels nicht wusste, ob wir erneut bei Century Media unterschreiben würden. Kelly Gray hat das Album übrigens produziert. Er ist eigentlich mehr als Pop-Produzent tätig, obwohl er auch schon für Queensryche gearbeitet hat. So richtig hat es aber leider nicht bei Nevermore funktioniert, auch wenn er einen guten Job gemacht hat.

Norman: Ich war auch ein wenig geschockt. Wenn man den großartigen Sound von Dead Heart In Dead World mit dem aktuellen Album vergleicht, ist der Sound doch echt dünn und wenig ausbalanciert ausgefallen.

Jeff: Da kann ich dir nur zustimmen. Viele Menschen waren geschockt und wir haben damit wohl einigen Fans auch ein wenig vor den Kopf gestoßen. Wir werden auch alles daransetzen, dass wir auf dem nächsten Album einen entsprechenden Sound haben werden. Das sind wir unseren Fans einfach schuldig, die Geld dafür auf den Tisch legen. Eventuell wird es auch einen Remix des Albums geben, der zum Beispiel einem der nächsten Alben beiliegen könnte. Dies wäre mir persönlich am Liebsten, dann wäre das Thema erledigt und Fans müssten das Album nicht noch einmal kaufen. Aber wo wir schon gerade darüber sprechen, wir werden im November ins Studio gehen und das neue Album aufnehmen.

metalgreg: Wann habt soll das neue Album denn erscheinen?

Jeff: Es ist zwar noch nicht alles ganz sicher, aber wir haben mal März 2005 ins Auge gefasst. Wir hoffen, dass alles bis dahin so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben.

metalgreg: Würdest Du uns ein wenig über das neue Album erzählen, in welche Richtung es gehen wird bzw. was die Fans zu erwarten haben?

Jeff: Ja gerne…Es wird auf jeden Fall wieder ein ziemlich hartes Album werden. Ich meine Nevermore war schon immer eine recht vielschichtige Band, die versucht hat Abwechslung in ihre Alben zu packen. Nevermore sind eine Band, die sich musikalisch immer im Wandel befindet. So wird es auch auf dem neuen Album sein. Wir versuchen immer wieder neue Einflüsse zu verarbeiten. Ich verspreche Euch aber, das Album wird richtig heavy sein.

Norman: Es gab einige Ungereimtheiten, was Eure Zusammenarbeit mit Century Media angeht, vor allem als Euer Vertrag ausgelaufen war, gab es Gerüchte, dass Ihr einer anderen Plattenfirma den Vorzug geben würdet.

Jeff: Es war einfach so, dass du als Band schauen musst, wo du bleibst. So war es auch, als es um einen neuen Vertrag bei uns ging. Du musst dir eben auch klar machen, wenn du einen weitern Vertrag unterschreibst, bindest du dich erneut für eine gewisse Zeit an das Label und du musst dir verdammt sicher sein, dass das Richtige ist, was du tust. Ich meine es war schon so, dass es extrem viele Labels gab, die sich für uns interessiert hatten, es war wirklich unglaublich, aber letztendlich war es einfach wieder Century Media, die uns das beste Angebot gemacht haben, warum wir auch für weitere drei Alben bei Century Media bleiben werden. Man könnte vielleicht meinen, dass wir Probleme mit dem Label hatten, aber das ist ganz sicher nicht der Fall. Die Leute dort sind sehr nett und wir sind glücklich mit der Entscheidung.

(Das Interview zuvor mit Jeff, wurde von einer ziemlich lasziv gekleideten Brünetten geführt, die nicht nur unsere Blicke auf sich zog. Als sich die Dame sich dann mit aufreizenden Bewegungen an den Nachbartisch setze, konnte sich mein Kollege metalgreg eine Frage bezüglich der leicht bekleideten Dame nicht verkneifen)

metalgreg: Jeff ich hab mal ne Frage etwas abseits vom Thema. Konntest du dich während des letzten Interviews überhaupt konzentrieren, wenn man die Dame gleich neben dir betrachtet, die das Interview zuvor mit dir geführt hat?

Jeff: (Lacht laut) Nicht wirklich, da war schon einiges geboten. Aber ich hab ja jetzt nicht ohne Grund meine Sonnenbrille aufgesetzt.

Norman: Dann lass uns mal wieder zurück zum Thema kommen, sonst artet das noch aus hier. Ihr habt ein neues Bandmitglied. Erzähl uns ein wenig über ihn.

Jeff: Ja gerne. Seine Name ist Steve Smyth und hat, bevor er bei uns war, schon in vielen Bands gespielt, mitunter bei Testament und Vicious Rumors. Angefangen hat das eigentlich so, dass wir ab und an bei Testament Konzerten zu Besuch waren und dadurch ziemlich gute Freunde wurden. Nach einer Weile haben wir ihn dann einfach gefragt, ob er nicht Lust hätte bei uns einzusteigen. Ich meine es ist kein Geheimnis, aber wir hatten schon unglaublich viele Gitarristen in den letzten Jahren, aber es muss einfach passen, versteht ihr. Nachdem wir ein paar Auftritte mit ihm absolviert hatten, wurde uns dann klar, dass er genau der Richtige wäre um die Lücke zu schließen.

metalgreg: Man merkt es, ihr wirkt wie eine richtige Einheit auf der Bühne.

Jeff: Ja absolut, es macht großen Spaß mit ihm zu spielen. Er ist einfach ein klasse Gitarrist und Mensch. Er ist einfach großartig.

Norman: Lass uns mal auf die Vergangenheit zu sprechen kommen und zwar auf die glorreiche mit Sanctuary. Habt ihr manchmal einfach genug davon, wenn die Leute noch immer Fragen zu Sanctuary stellen bzw. während den Konzerten lauthals nach Sanctuary Songs verlangen?

Jeff: Nein auf keinen Fall. Ich meine ich war selbst ein Fan der Band, bevor ich dazu gestoßen bin. Zwar war ich nur einen Monat dabei, bevor sich die Band langsam aufgelöst hat, aber Sanctuary war zu dieser Zeit einfach eine großartige Undergroundband. Ich kann es aus Sicht der Fans wirklich verstehen, wenn sie noch immer Stücke aus dieser Zeit fordern. Wir haben auch bei einigen Touren Sanctuary Songs gespielt, aber es war irgendwann an der Zeit den Leuten zu sagen, dass es so nicht geht. Wir wollten uns einfach weiterentwickeln und von diesem Image wegkommen. Schließlich sind wir Nevermore und nicht Sanctuary.

Norman: Dann habt ihr wohl auch nicht darüber nachgedacht, einfach mal ein ganzes Set nur mit Sanctuary Songs zu spielen? Nur um z.B. den Fans ein einmaliges Erlebnis zu bieten, um dann mit dem Ganzen abzuschließen.

David: Vielleicht sogar auf dem diesjährigen Wacken, weil das Festival ja bekannt ist für besondere Shows.

Jeff: Hmm gute Frage. Also ich hätte damit nicht wirklich ein Problem. Ich würde eher sagen, dass es Warrel ist, der damit ein Problem haben könnte, weil einfach einige Sachen in der Vergangenheit passiert sind, die Sanctuary betreffen. Was eine Sanctuary Reunion angeht, so sehe ich dieses Ereignis nicht wirklich als realistisch. Die Jungs von damals (Sanctuary) sind einfach ein wenig durch den Wind, wie soll ich sagen, ich glaube nicht daran. Es macht mittlerweile jeder etwas anderes. Ich weiß nicht mal ob Lenny (Rutledge Anm. d. Red.) überhaupt noch Gitarre spielt. Man wird sehen was passiert. Vielleicht spielen wir in Zukunft noch den einen oder anderen Sanctuary Song, aber nicht im Moment. Es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

metalgreg: Lass uns noch ein wenig über Wacken sprechen. Was machst du am Liebsten auf einem Festival, mal abgesehen von den Auftritten?

Jeff: Oje, wenn du die Frage jetzt speziell auf dieses Festival beziehst, muss ich leider passen. Ich bin eigentlich nur Backstage. Ich weiß nicht mal, wo es hier überhaupt rausgeht. Sagt ihr mir mal, was draußen so abgeht.

metalgreg: Hier ist es eben dieses Mal verdammt heiß und dazu noch völlig staubig. Sonst gibt es einfach ne Menge verrückter Metal-Fans, die Spaß haben, Party machen und einfach das liebe Bier in Massen trinken.

Jeff: (Lacht) Ja ich kann es mir gut vorstellen. Wisst ihr, für uns ist so ein Festival einfach ein Ereignis, bei dem man ne Menge alte Freunde trifft. So eine Art Familientreffen, bei dem man sich mit alten Kameraden trifft und redet, mit denen man z.B. auf Tour war oder was auch immer. Klar gibt es dabei auch das eine oder andere Bier (lacht). Hier sind einfach verdammt viele Menschen, es ist wirklich unglaublich.

Norman: Jeff, welche Pläne habt ihr für die Zukunft, mal angesehen vom neuen Album?

Jeff: Also mit Nevermore haben wir gerade eine DVD in Planung. Das schwebt uns schon ne ganze Weile vor und ich denke, wir werden das auch bald realisieren. Ich persönlich würde gerne ein Soloalbum veröffentlichen. Mal sehen wie es hinhauen wir.

metalgreg: Das ist ein ganz gutes Stichwort. Könntest du dir bei einem Soloalbum auch vorstellen, dass dabei einige andere berühmte Musiker beteiligt sind? Und wenn ja, aus wem würde diese Band bestehen?

Jeff: Das ist wirklich eine richtig schwere Frage. Ein heißer Kandidat wäre sicher Fredrik Thordendal von Meshuggah und sonst…hmm…ich natürlich (lacht). Im Moment bin ganz zufrieden so wie es ist und ich bin auch damit zufrieden, wo ich mich gerade befinde.

Norman: Meshuggah haben gerade eine neue Single in die Läden gebracht. Hast du sie schon gehört?

Jeff: Ja ich hab sie mir kürzlich über das Internet bestellt. Das Album besteht ja nur aus einem Song der über 20 Minuten Spielzeit hat. Ich persönlich liebe die Musik von Meshuggah, aber es gibt genügend, die mit der Band nichts anfangen können. Vielleicht verstehen sie die Musik einfach nicht. Ich hab keine Ahnung. Ich liebe die Härte und Aggressivität in ihren Songs.

Norman: Ich hab mir das Album vor ein paar Wochen besorgt und ich bin restlos begeistert. Ist Meshuggah eine Inspirationsqualle für dich?

Jeff: Ich kann dir nur zustimmen ich liebe die Scheibe auch. Meshuggah sind definitiv eine Inspirationsquelle für uns. Der Song I Voyager ist z.B. einer von diesen. Er hat viele Elemente, für die uns Meshuggah eine Quelle waren.

metalgreg: Was hältst du denn von diesen ganzen Bands, wie Mnemic, die die harten Parts von Meshuggah mit den eingängigen Melodien von z.B. In Flames und Soilwork vermischen und im Moment ganz groß aufspielen?

Jeff: Haha…Jetzt hab ich auch schon die dritte Variante gehört, wie man den Bandnamen aussprechen kann. Aber Spaß beiseite ich mag diese Art Musik wirklich unheimlich und die haben doch auch diesen neuartigen 3D-Sound verwendet, wenn ich mich nicht irre. Das finde ich richtig interessant und ich finde es cool, dass diese junge Band mit so einem Novum aufwarten kann.

metalgreg: Denkst du, dass der Metal der Zukunft in diese Richtung gehen wird? Ich meine hier sind Dio und Saxon die Headliner. Bei den Kerlen den Kerlen handelt es sich ja bereits um alte Männer. Wer denkst du, ist eine Band, die Zukunft hat.

Jeff: Also Soilwork gehört ganz sicher zu den Bands. Sie haben einfach diese eingängigen Refrains, die sich im Ohr festsetzen. Ich weiß aber sonst nicht, wohin die Reise wirklich gehen wird. Du wirst ein Festival dieser Art sicher nicht in de USA finden. Die Headliner will in den USA nicht wirklich jemand sehen. Ich meine, was mir gerade gefällt ist, dass es in jede Richtung gehen kann. Alles ist offen. Ich finde es klasse, dass es wieder aggressiver und härter wird. Natürlich dürfen aber die Gitarrensolos nicht fehlen (lacht). Man merkt, dass ich etwas bewegt, vor allem in den Staaten. Headbangers Ball ist gerade wieder am Laufen und sorgt für mehr Abwechlsung. Ich bin wirklich froh über diese Entwicklung.

Norman: Vielleicht noch zum Schluss ein paar Worte an die deutschen Fans?

Jeff: Klar! Wir sind immer sehr glücklich hier spielen zu können. Die Fans sind einfach unglaublich. Ich kann den Fans nur danken und ich verspreche euch wird sind bald wieder da.

27.09.2004

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