Necros Christos
Interview zum Abschiedsalbum "Domedon Doxomedon" - Teil II
Interview
Im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Albums „Domedon Doxomedon“ von NECROS CHRISTOS konnten wir Fronter Mors Dalos Ra zu einem ausführlichen Telefongespräch bekommen. Da wir euch keinen Teil der interessanten Themen vorenthalten wollen, wird es ein Special aus 3 Teilen geben, quasi konzeptuell in Linie mit dem Album.
Im zweiten Teil geht es um kommende Tourpläne, den musikalischen als auch „okkulten/spirituellen“ Werdegang von Mors Dalos Ra. Zudem wird ein wenig hinter den Vorhang bzw. die Bedeutung der Wörter geschaut, unter anderem dem Albentitel und diskutiert, ob hier und da Botschaften gefunden werden können (oder nicht).
Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht;
vergiss sie nicht und weiche nicht von der Rede meines Mundes.(Sprüche 4:5)
Dann ist das neue Album ja gewisser weise schon der „Schwanengesang“ NECROS CHRISTOS’s, ich denke mal du wirst der Musik aber trotzdem erhalten bleiben. Gibt es schon Anhaltspunkte, was es danach geben könnte?
Nein, dafür ist es noch viel zu früh. Wir haben gerade erst das Album rausgebracht und fangen erst langsam wieder an, live zu spielen. Wir werden das Album sehr stark promoten, es ist auch viel zu wichtig dafür, es nicht so groß aufzuziehen. Wir spielen erstmal ausgesuchte Shows, dann touren wir und schauen wie lange es so geht. Im günstigsten Fall reden wir ja auch noch über Jahre die es die Band geben wird, nur halt ohne neues Album.
Also legt ihr es schon auf einen großen Tourzirkel an. Gibt es noch spezielle Orte, die ihr von der Weltkarte in dem Rahmen abhaken wollt?
Auf jedenfall. Da gibt es eine Menge. Ich würde gern für längere Zeit in die Staaten. Wir würden auch gern nach Mexiko und Kanada. Persönlich würde ich auch gern mal nach Australien. Die nächste Eurotour sollte auch nicht allzu lange auf sich warten lassen. Wir fangen in der zweiten Jahreshälfte erst richtig an. Da gibt es schon ein paar Infos auf Facebook, zu dem Rest der Tour kann ich leider noch nix sagen, da will ich noch nicht vorgreifen.
Kein Problem. Wie hat sich es generell so entwickelt bei dir, also einmal die Liebe zur Musik aber auch die textliche bzw. konzeptionale Ausrichtung von NECROS CHRISTOS im Speziellen? Wie bist du damit in Berührung gekommen?
Beides war eigentlich schon immer da. Ich hab ganz früh angefangen, Heavy Metal zu hören. Ich hab schon mit sieben, acht jahren die DIRE STRAITS Platten von meinem Vater gehört. Dann kam SANTANA und Hard Rock Sachen wie BON JOVI dazu. Das fand ich als Kind total spannend. Später hab ich dann WARLOCK, MOTÖRHEAD, VENOM und METALLICA noch entdeckt. Ich hatte damals auch immer ältere Freunde, die Metaller waren und mir dann Kassetten überspielt haben. Also Metal höre ich eigentlich schon seit 1986.
Da war ich noch nicht mal in Planung.
Mein Interesse für mystische Themen und religiöse Sachen war auch eigentlich schon immer da. Ich hab relativ früh schon in der Bibel gelesen, weil es mich einfach fasziniert hat. Ohne jetzt da einen gewissen Glauben zu entwickeln. Ich habe mich schon früh für die historische Person Jesu interessiert. Christliche Gnosis und jüdischer Mystizismus, speziell die Kaballah kamen dann später dazu. Ist aber auch schon 20 Jahre her. So ging es los, ich hab mich in die wichtigsten Schriften vertieft, mir zahlreiche Übersetzungen besorgt, habe angefangen das hebräische Alphabet zu lernen. So ging das immer weiter. Irgendwann ist man ganz tief in der Sache drin. Eigentlich ist das auch alles eins, für mich ist eh immer alles eins. Ich kann auf dem Weg zur Arbeit ’ne SLAYER Platte hören und setze mich abends mit einem Buch zu christlicher Gnosis hin, das ist für mich kein Widerspruch.
Du warst aber selber „Suchender“ und fandest das interessant, du wurdest jetzt nicht durch das Elternhaus oder so geprägt?
Nein, überhaupt nicht.
Wahrscheinlich bist du darüber dann auch an die eher weltliche bzw. östliche Musik geraten oder? Was dann später in so Projekte wie RAS AL DEE EXPERIENCE gemündet ist?
Da muss ich auch sagen, ich weiß nicht mehr wann das passiert ist. Eigentlich hatte ich das auch schon seit frühester Kindheit drin. Mein Vater war mehr oder weniger Hobby-Archäologe, was ihn in den 80-ern auch in andere Länder geführt hat, so wie die Türkei. Da boomte der Tourismus noch nicht so wie heute und ich weiß, dass er mich damals immer mit geschleppt hat auf alte Ausgrabungsplätze, was ich damals als Kind jetzt nicht so spannend fand, aber die Atmosphäre damals war schon interessant. Ich weiß, dass ich diese fremde, andersartige Musik einfach unglaublich anziehend fand. Später gab es für mich nie die Frage, dass ich die Musik höre weil ich sie spannend finde und ich da was von lernen kann. Das zwar auch, aber ich habe die Musik eigentlich schon immer gehört, weil es sich wie „nach Hause kommen“ für mich anfühlt. Wenn ich das höre wird mein Atem anders und es fühlt sich einfach gut an. Und es war immer sehr vertraut. Genau wie Metal gehört es einfach auf natürliche Weise mittlerweile zu mir.
Kannst du die Schriften im Original dann auch lesen? Oder sogar Hebräisch sprechen?
Da hapert es bei mir dann doch noch ganz schön, vor allem was das gesprochene angeht. Aber was die Sachen aus der Torah betrifft, kann ich viele Dinge lesen. Fließend wäre gelogen, aber ich kann Wörter erkennen und kenne mich mit der Sprache aus, aber beherrsche sie nicht perfekt. Aber das ist ein Ziel von mir.
Hast ja noch ein bisschen Zeit. Ich finde Sprachen auch schwierig, weil man sich in die Denkweise reinfuchsen muss. Sprache ist ja nicht nur immer einfaches Kommunikationsmittel, sondern auch eine kulturelle Sache, darüber wird ja bedeutend mehr vermittelt als nur einfacher Informationsaustausch. Wäre es denn nochmal ein Wunsch von euch in Israel zu spielen?
Nein, aber das wäre ein Traum von mir. Das kannst du zur Liste von vorhin noch dazu packen. Es gibt aber Bestrebungen und Ideen, das in Zukunft mal wahr werden zu lassen, ich hab mit einigen Leuten gesprochen. Unter anderem wollte Chen von SONNE ADAM ein Konzert zusammen mit uns organisieren in Tel Aviv. Das wäre ein Traum von mir und da würde ich mir auf jedenfall ein wenig mehr Zeit nehmen und Jerusalem ausgiebig besuchen.
Da könnte man bestimmt was raus machen…
Definitiv, das steht auf unserer Liste ganz oben. Momentan gibt es natürlich noch anderes zu tun, aber wenn wir die ganzen anstehenden Dinge abgearbeitet haben, werden wir uns so schnell wie möglich daran machen.
Um nochmal auf „Domedon Doxomedon“ zurück zu kommen: Die Dreiteilung. Du hast ja gerade schon gesagt, die mussten so aufgeteilt werden, die drei Platten sind die „drei Altäre“, richtig? Für sich genommen, was stellen die dar? Hat das eine verstecke Bedeutung? Ich mach mir immer einen Spaß daraus und finde es sehr spannend, möglicherweise verstecke Botschaften in den Werken von Künstlern zu finden, egal ob das nun wie bei früheren SLAYER Songs behauptet wurde, oder tatsächlich bei Texten von BATHORY der Fall war. Gibt es so etwas auch bei euch? Für die Suchenden? Oder kann ich mir die Suche sparen?
Zu den Altären: Ja, die stellen das zusammen das Gesamtwerk da. Zu den verstecken Botschaften: Nein, wobei ich das jetzt auch nicht ganz verneinen möchte. Das würde bedeuten, das man sich mit den Inschriften dieser ganzen Platte nicht so richtig befasst. Diese drei Seiten haben ganz viele unterschiedliche Bedeutungen. Jede Seite ist ein Altar. Jede Seite ist eigentlich auch ein Kreuz von den Kreuzen auf Golgatha. Du wirst das auch auf den einzeln Covern sehen. Das Gesamtwerk hat zwar ein Hauptcover, aber die einzelnen CD’s haben verschiedene Hüllen oder die Platten verschiedene Cover für die Sleeves. Da wirst du jeweils ein Kreuz auf dem Cover mit verschiedenen Symbolen finden. Die Dreiteilung ist auch noch symbolträchtig. Und zwar für den Tempel des Salomon in Jerusalem. Du hast den Eingang, das Ulam, das ist der Vorhof. Dann hast du den Mittelteil des Tempels und sozusagen das „Allerheiligste“ wo nur die höchsten Priester rein durften. Aber das wirst du alles auch im Booklet finden.
Zu viel darf man da glaube ich nicht erklären, sonst geht ein wenig die Mystik flöten.
Definitiv. Zu viel darf man eigentlich nicht sagen, auch wenn ich gerne über die Texte spreche. Für jeden der neun Songs gibt es eigentlich auch einen Engel der dafür steht, aber du wirst das alles später auch im Booklet sehen können. Da wird nach einigem Nachdenken der ein oder andere Geistesblitz vielleicht später aufkommen.
Das heißt „Domedon Doxomedon“ ist dann auch einer der nicht bekannten oder geheimen Namen Gottes? Ich hab mich zugegebenermaßen nicht wirklich tief vorher eingelesen…
Nein, das ist falsch. „Domedon Doxomedon“ ist ein Begriff aus den Nag-Hammadi-Schriften, genauer „Das heilige Buch des großen unsichtbaren Geistes“. Das steht für mehrere Dinge. Eigentlich bezeichnet es ein Zeitalter, ein Äon, das kommt. Für mich ist es aber eigentlich ein abstrakter Zustand und zwar: der der war, der ist und der sein wird. „Domedon Doxomedon“ bzeichnet also zwei Dinge. Einmal dieses kommende Zeitalter und eigentlich ist in der Schrift mit „Domedon Doxomedon“ auch der Raum in dem Gott ist gemeint. Aber es ist keiner der heiligen oder verbotenen Namen Gottes. Da gibt es in der Torah nur einen. Das ist Adonai. Das Tetragrammaton. Adonai ausgesprochen, יהוה geschrieben. Zu deutsch wäre das JHWH. Der heilige Name ist der Shem Hamephorash, der Name der nicht ausgesprochen wird. Wenn in der Schrift das Tetragrammaton steht, sprechen die Juden das nicht aus, sie sagen nur Adonai, was so viel heißt wie Herr.
OK, Adonai gleich Herr, ist hebräisch.
Richtig. Aber „Domedon Doxomedon“ nicht. Es ist griechisch. Allerdings ist die Herkunft und Bedeutung heute noch nicht zweifelsfrei geklärt, ein moderner Grieche könnte mit diesen Wörtern wahrscheinlich nichts anfangen.
Also ähnlich wie in anderen okkulten Schriften, etwa das „Corpus Hermeticum“, was recht viele ägyptische Einflüsse aus der Mythologie hatte, aber auch „griechisch aufgezeichnet“ worden ist.
Genau.
To be continued in Teil III
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Stile | Blackened Doom Metal, Death-Doom Metal |
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