Necros Christos
Interview mit Sänger Mars Dalos Ra zu "Nine Graves"

Interview

Necros Christos

Mit „Nine Graves“ veröffentlichen NECROS CHRISTOS eine neue EP mit fünf instrumentalen Zwischenstücken, zwei neuen exklusiven Songs sowie zwei Neuaufnahmen älterer Stücke. Auch diese ist wieder geprägt von der tiefschwarzen, okkult sakralen Atmosphäre, wie sie sonst kaum jemand hinbekommt. Was alles dahintersteckt sowie einen kleinen Ausblick auf das leider letzte NECROS CHRISTOS Album erklärt Sänger Mars Dalos Ra.

Necros Christos

„So he let all three of them gather and
commanded his judgement upon them:
Nine curses and death.“
(Sefer ha-Bahir, § 141)

Ihr bringt gerade mit „Nine Graves“ eine neue EP mit 2 neuen Songs, zwei Neuaufnahmen von alten Stücken sowie den für euch typischen Zwischenstücken raus. Welcher Gedanke steckt hinter dieser Veröffentlichung? Wie kam es zu der Idee zu dieser EP?

Nun, nach der Tour letzten Herbst haben wir uns im Proberaum ernsthaft Gedanken gemacht und kamen zu dem Schluss, dass das finale Album noch sehr, sehr viel Zeit beanspruchen wird. Alle und speziell die neuen Mitglieder waren aber absolut heiß darauf, ein neues Lebenszeichen in Form einer Aufnahme zu geben. Als ich dann erwähnte, zwei neue Stücke zu haben, welche vom Konzept her nicht auf das letzte Album passen würden war die Idee zu „Nine Graves“ geboren. Ich bin absolut zufrieden mit dem Output und alle Mitglieder haben eine fantastische Leistung hingelegt.

Worin siehst du selbst die Unterschiede zu euren vorherigen Veröffentlichungen? Ist „Nine Graves“ eine Art Ausblick auf euer letztes Album?

Das ist es in der Tat. Vieles vom Material für „Domedon Doxomedon“  wird deutlich härter, verrückter, aber mit derselben Atmosphäre gesegnet sein. Ich denke, dass gerade „Black Bone Crucifix“ sowie der Titelsong eine gute Richtung vorgeben, so dass der Schritt von „Doom Of The Occult“ hin zum letzten Album besser nachzuvollziehen ist.

„Doom Of The Occult“ basierte in seiner Struktur auf den neunarmigen Chanukka Leuchter. „Nine Graves“ enthält insgesamt 9 Stücke – folgt die EP damit diesem Konzept? Wobei der Anteil der Zwischenspiele und kleinen Intros ja deutlich ausgebaut wurde, mit einem „Gate“ und vier „Temple“ als Intros.

Das Konzept von „Nine Graves“ ist ein völlig anderes. Zum besseren Verständnis für meine Erklärung müsste ein jeder dieses unglaubliche Bild vor sich haben, welches Manuel Tinnemans für das Booklet von „Nine Graves“ gezeichnet hat. Wie auch immer: Neun Buchstaben formen den Namen NECROS CHRISTOS, als da sind S O T I R H C E N. Auf dem erwähnten Bild sieht man neun Schlangen, welche einen neunarmigen Leuchter formen. Alles steht in Flammen und über den Köpfen der Schlangen sind neun Gräber platziert, ein jedes mit einem Buchstaben des Namens NECROS CHRISTOS gefüllt. Nun ergibt sich hier aber ein Anagramm in Form des Wortes Iconresth. Macht man sich die mystische Bedeutung dieses Wortes klar, in Verbindung mit dem, was NECROS CHRISTOS eigentlich meint, hat man das Konzept von „Nine Graves“ erschlossen. Zur Verdeutlichung: Neun Buchstaben formen den toten Körper Iesu Christi, und eben jene neun Buchstaben legen die Ikonen zur finalen Ruhe.

Eure Texte beinhalten oftmals den dualistischen Ansatz, das Konzept von Balance. Ist dies auch bei den Songs auf „Nine Graves“ der Fall? Wovon handeln die Texte?

„Black Bone Crucifix“ sowie „Nine Graves“ spielen zur gleichen Zeit an gleichen Orten. Es sind obskure Stories über eine Totenbeschwörerin im alten Judäa, teils aus fundierten Quellen, teils mit meinen eigenen, schrägen Fantasien durchzogen. Mehr möchte ich eigentlich nicht sagen, wer sich dafür interessiert, wird die Texte lesen. Ich kann nur sagen, dass ich das erste Mal rundum zufrieden mit meinen Lyrics bin:

„Rock-cut tombs do build her shrine
Body-water serves as wine
The limbs that dried the river Styx
Do bless her black bone crucifix“

(Auszug aus „Black Bone Crucifix“)

Im letzten Jahr gab es zwei Veränderungen im Bandgefüge von NECROS CHRISTOS. Raelin Iakhu und Black Sepherd ov Doom hatten euch verlassen, mit Ivan Hernandez und Peter Habura konntet ihr zwei neue Mitglieder gewinnen. Was waren die Gründe für die Ausstiege, und wie haben sich die beiden neuen Mitglieder eingefügt, wie seid ihr auf sie gekommen? Wie ist das Bandklima?

Das Bandklima könnte besser nicht sein und Mister Hernandez, sowie Mister Habura haben eine unfassbare Power in die Band transportiert. NECROS CHRISTOS klangen Live noch nie so druckvoll und böse wie momentan und ich hoffe sehr, dass sich an diesem Line Up jetzt nichts mehr ändert.

Mister Shepherd wollte sich auf seine eigene Band DROWNED fokussieren, was ich zu 100% verstehe, deshalb sein Ausstieg. Raelins Fall war da etwas anders, im Grunde ging es nur um regelmäßige Proben, nichts weiter. Er musste für jede Probe hunderte Kilometer fahren und wir probten einmal alle 4 bis 6 Wochen. Was zu „Doom Of The Occult“ Zeiten noch gut funktionierte wäre mit dem neuen Material undenkbar gewesen. Außerdem wollte ich Schweiß und Blut im Proberaum vergießen und absolute Höchstleistungen an Hingabe, das ist aber mit einmal proben alle 6 Wochen nicht zu erreichen. Also bat ich Raelin nach Berlin zu ziehen, sollte es aber nicht möglich sein, müssten wir uns nach jemanden Anderen umsehen. Leider war es ihm zum damaligen Zeitpunkt verwehrt und wir haben uns freundschaftlich getrennt. Wie auch immer, Shepherd und Raelin haben unglaublich viel für NECROS CHRISTOS getan und waren/sind Musiker der Oberklasse, insofern werde ich Ihnen immer mehr als dankbar sein.

In welchem Zeitraum entstanden die neuen Stücke, und welchen Einfluss hatten die beiden neuen Bandmitglieder?

Über den Einfluss von Hernandez und Habura habe ich schon gesprochen, ihr Wille und ihr kraftvolles Spiel haben NECROS CHRISTOS auf ein neues Level gehoben. Die neuen Songs entstanden über einen Zeitraum von ungefähr einem halben Jahr, ich hatte Parts von „Black Bone Crucifix“ schon vor der Tour geschrieben, „Nine Graves“ war erst kurz vor den eigentlichen Aufnahmen fertig.

Wie ist es eigentlich das Verhältnis in Sachen Aufwand beim Songwriting und beim Aufnehmen zwischen den Metalsongs und den akustischen Zwischenspielen, die einen wichtigen Aspekt von NECROS CHRISTOS darstellen?

Beides ist aufwändig auf seine Art, wobei die Akustikaufnahmen fast alles Live Takes sind. Speziell die Arbeit mit den Gastmusikern erfordert intensive Gespräche und Proben, die Aufnahmen gehen dann aber meistens super schnell an einem Tag über die Bühne. Es hängt halt immer von der Qualität der einzelnen Musiker ab, ich kann aber gar nicht oft genug betonen dass beide, Sebastian Dreyer (Sitar & Surbahar, Indien) und Mahmood Ramzani (Setar, Iran) unfassbare Könner sind und ein Arbeiten mit Ihnen absolut inspirierend ist. Das gleiche gilt übrigens auch für alle meine Brüder in der Band, ein jeder von ihnen beherrscht sein Instrument bis ins kleinste Detail und schafft es immer wieder, mich damit zu inspirieren.

Wie lief eure letztjährige Europatour zusammen mit GRAVE MIASMA? Ihr habt da glaube ich auch mal mit BUNKUR gespielt, wie war das? Und wie war es beim Maryland Deathfest?

Die Tour war ein großer Erfolg und das in vielerlei Hinsicht. Wir sind als Band zusammengewachsen, haben tolle Shows gespielt und GRAVE MIASMA bedürfen keiner Worte (ich liebe diese Jungs und uns verbindet ein echter Spirit!). Die meisten Shows waren extrem gut besucht und wir haben massig positive Resonanzen erhalten. BUNKUR sind…einfach nur total krass. Das war Live noch viel drückender als auf Scheibe, ich war sehr überrascht, dass deren „Musik“ sogar live funktioniert. Und was Maryland angeht: Ich habe noch nie solche Reaktionen erfahren, nach dem Auftritt wurden wir andauernd und überall angesprochen, mussten Fotos machen und Platten signieren, das war einfach nur grandios. Ich hoffe sehr, dass wir in den Staaten bald eine komplette Tour durchziehen können.

Was waren eigentlich die spezifischen Erfahrungen in deinen jungen Jahren, die dich letztendlich dazu gebracht haben, musikalisch kreativ zu werden, NECROS CHRISTOS zu gründen, den okkulten Pfad zu erkunden?

Derer gibt es viele, besonders, was meine spirituellen Erfahrungen angeht. Ich möchte hier niemanden langweilen, noch zu persönlich werden, aber u. a. waren meine frühen Reisen als Kind ausschlaggebend für meine Liebe zum Orient. Mein Vater war eine Art passionierter Hobby Archäologe mit erstaunlichem Wissen, der mich schon von kleinen Beinen an über die Alten Ausgrabungsstätten geschleppt hat. Unter sengender Sonne alte Tempel, Ruinen und die Musik dieser Welt zu hören hat mich unglaublich geprägt. Diese Bilder in mir, verbunden mit meiner Liebe zum Metal erklären vielleicht etwas, warum NECROS CHRISTOS so klingt wie wir klingen.

Was kannst du uns über euer leider letztes Album „Domedon Doxomedon“ berichten? Wird es wieder eine Trilogie geben? Ein lyrisches Konzept? Wird Evil Reverend N. wieder im Sound From Below Studio produzieren?

Dieses Album wird groß und das meine ich völlig ernst. Es wird nicht nur im Umfang das Größte, auch das Konzept ist jenseits von allem, was wir bis jetzt gemacht haben. Ich möchte dazu wirklich noch nicht viel sagen, auch weil sich vieles immer noch stark entwickelt, aber es werden neun Songs, neun Temples und neun Gates enthalten sein und ja, eine Trilogie wird es wohl auch wieder geben. Diesmal mitunter die Extremste aller drei Alben, das verspreche ich Dir!

Wie gesagt soll es sich ja dabei um euer letztes Album handeln. Aber was habt ihr danach vor, geht es doch irgendwie weiter? Tour? Neue Band, neue Ziele?

Um das hier auch noch mal ganz klar zu stellen, da uns eine Menge Leute deswegen angesprochen haben; das Album wird noch einige Zeit dauern, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir vor Mitte 2016 mit den Aufnahmen dazu beginnen können. In der Zwischenzeit schreiben wir Songs, spielen Shows und touren evtl. 2015 in Bereichen, wo wir bis jetzt selten bzw. noch nie zu sehen waren. Nach dem Album werden wir definitiv auch Shows spielen und touren, wir reden hier also noch über mind. 5 bis 6 Jahre an Zeit. Die Leute lesen und hören oftmals nur das, was sie wollen und hinterfragen nicht, wenn man Dinge äußert.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Wir haben zu danken, Markus! Wir sind mehr als glücklich über all die positiven Resonanzen, mehr kann sich eine Band kaum wünschen. Danke an alle!

 

Galerie mit 20 Bildern: Necros Christos - De Mortem Et Diabolum 2018
27.07.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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