Necros Christos
Interview mit Mors Dalos Ra zu "Doom Of The Occult"
Interview
NECROS CHRISTOS feiern ihr zehnjähriges Jubiläum. Allein das wäre schon Grund genug der okkulten Death/Doom Band Platz für ein Interview zu geben, doch darüber hinaus ist mit „Doom Of The Occult“ auch gleich das zweite Album erschienen, dass sich problemlos, aber nicht komplett ohne Veränderung, in die Diskographie der Berliner einreiht. Mors Dalos Ra nahm sich die Zeit ein paar Fragen zur Band und zum neuen Album zu beantworten.
Zu aller erst mal herzlichen Glückwunsch zum zehnten Jubiläum und zum neuen Werk „Doom Of The Occult“. Lass mich hier gleich anknüpfen, warum ist es erst euer zweites Album? Wenn man bedenkt das manche Bands in der Zeit schon 5-10 Alben auf den Markt schmeißen? Seid ihr einfach eine etwas langsam arbeitende Band oder ist es schlichtweg eine Frage der Qualität anstelle von Quantität?
Beides mag eine Rolle spielen, wobei ich uns nicht als langsam bezeichnen würde. Leider zwingen uns äußere Umstände dazu, bis das ganze Material für ein Album steht. Unser Drummer Raelin kommt einmal im Monat für ein Probe-Wochenende nach Berlin gefahren, da wir aber immer auch ein Liveset üben müssen nimmt das leider den Raum, uns nur auf neue Songs konzentrieren zu können. Mag sein, dass Doom… vielleicht ein Jahr früher rausgekommen wäre, hätten wir günstigere Arbeitbedingungen, aber das Album ist 73min lang und enthält zahlreiche, echte Akustikstücke (keine Samples!) sowie einen echten Chor. All das komponiert, arrangiert und nimmt man nicht in einem Monat auf. Qualität steht bei uns an erster Stelle, ich würde nie und nimmer ein Album pro Jahr veröffentlichen wollen/müssen…
„Doom Of The Occult“ wird von Sepulchral Voice und Van Records als Kooperation veröffentlicht. Wie kommt das Zustande, schließlich erscheint der Van inzwischen als Label, dass solch eine Produktion auch problemlos allein an die Öffentlichkeit bringen könnte.
Beide Labels hätten das gekonnt. Ich schätze alle Beteiligten als wahre Freunde der Necros Christos Bruderschaft und möchte betonen, dass das Album zum großen Teil den Jungs von SVR und Ván gewidmet ist.
Bevor wir zum musikalischen Teil kommen. NECROS CHRISTOS versteht sich als okkulte Band. Ich tue jetzt nicht so als sei ich höchst bewandert in der Thematik, die ihr behandelt. Gerade deshalb bin ich aber umso interessierter, ob du eine kleine Zusammenfassung geben könntest, welche Themen und Einflüsse ihr in euren Texten behandelt und verarbeitet.
Da möchte ich kurz auf die Struktur des Albums verweisen. Das Album basiert in seinen Grundzügen auf dem neunarmigen Chanukka Leuchter, ohne jedoch Bezüge zur eigentlichen Thematik dieses Festes zu nehmen.
Der Leuchter ist das Konstrukt, eine architektonische Variante, um diese Masse an Musik in Form zu gießen. Die 9 Metal Songs des Albums sind die 9 Flammen des Necros Christos, durch welche Er sein Wesen und Wirken offenbart. Durch ihr Hören wird eine nach der anderen entfacht und die Entität genannt Christos Necros erwacht zum Leben.
Die ersten beiden Flammen „Baal of Ekron“ sowie „Hathor of Dendera“ sind uralten Götzen und Gottheiten und ihrer Anbetung gewidmet. Die Flammen 3 und 4, „Necromantique Nun“ und „Invoked from Carrion Slumber“, handeln von den dunklen Künsten der Totenbeschwörerin von En-Dor, zu finden im Passus 1.Samuel 28, 7 – 13.
Die mittlere und fünfte Flamme handelt von der indischen Dreifaltigkeit Kali, Shakti und Shiva und besteht fast ausschließlich aus Hindi. Zahlreiche Übersetzungen und Telefonate mit einem Freund in Indien waren nötig, um den Song gesanglich fertig zu stellen. Die Flammen 6 und 7 werden von „Succumbed to Sarkum Phagum“ und „Visceras of the Embalmed Deceased“ repräsentiert, welche sich aus alt-ägyptischer Sicht mit der Vergänglichkeit des Körpers und des Fleisches befassen. Die letzten beiden Flammen „The Pharaonic Dead“ und „Descending into the Kingly Tomba“ handeln über die letzte Ruhestätte der Pharaonen.
Um auf die Musik zu sprechen zu tun. Aus meiner Sicht knüpft „Doom Of The Occult“, im positiven Sinne, nahtlos an „Triune Impurity Rites“ an. In einem älteren Interview habe ich gelesen, dass ihr die Band umbenennen würdet, wenn sich groß was an eurem Stil ändern würde, das deckt sich ja ungefähr mit meinem Eindruck vom neuen Album. Siehst du das ähnlich oder gibt es für dich gravierende „Neuerungen“ bei NECROS CHRISTOS?
Es gibt schon einige Dinge, die ich noch vor 5 Jahren bei Necros Christos für undenkbar gehalten hätte. Ich bin aber erfreut zu hören, dass Du es anscheinend nicht so empfindest. Meiner Meinung nach klingt das neue Album noch bei weitem dunkler, majestätischer und böser als TIR und das, obwohl es auch viel (Death-) metallischer ausgefallen ist dank des genialen Spiels unseres neuen Drummers Raelin und der begnadeten Gitarrenarbeit unseres 2ten Gitarristen Reverend N.
Ihr habt wieder sehr viele Zwischenspiele und kleine Intros auf das Album gepackt. Das sollte ein jeder Hörer inzwischen gewohnt sein und sie verbinden die einzelnen Stücke auch wunderbar. Allerdings fällt dabei auch auf, dass sich darunter auch ein paar esoterische Momente verbergen, allesamt als „Gate“ betitelt. Was hat es mit den Toren auf sich, auch in Zusammenhang mit den kürzeren Intros, die als „Temple“ bezeichnet werden?
Die gates trennen immer zwei der Flammenpaare des Leuchters (bzw. die große, mittlere Flamme) und stehen ganz in der Tradition persisch-, arabischer Musik. Sie waren u.a. auch die ersten Kompositionen, die ich für das Album begann und mit Hilfe einiger orientalischer Musiker aufnahm. Die temples sind die eigentlichen Intros der Metal Songs und fester Bestandteil der Necros Christos Liturgie seit dem ersten Demo 2002.
Eure Musik bewegt sich irgendwo zwischen Death Metal in seiner ursprünglichen Art, Doom Metal und einer Atmosphäre, die auch bei vielen Black Metal Hörern für Beachtung sorgt bzw. sorgen sollte. Gibt es denn Vergleiche bzw. Parallelen, die du zu anderen Bands siehst, also kannst du von offenen Einflüssen von anderen Bands sprechen oder passiert NECROS CHRISTOS rein intuitiv?
Ganz ehrlich, das kann ich nicht beantworten. Es gibt viele „neue“ Bands, die ich sehr schätze, aber als Haupeinflüsse würde ich immer BLACK SABBATH, MERCYFUL FATE, CANDLEMASS und MORBID ANGEL nennen.
Ihr seid ohne Zweifel eine Band hinter der etwas steht. Ist es für euch wichtig eine Botschaft zu vermitteln oder geht es eher um den Selbstzweck, etwas Inneres auszudrücken? Lass mich das gleich noch mit in die Frage einbauen: Ist es ein „Problem“ für euch, wenn Menschen eure Musik nur hören, weil sie ihnen gefällt und sich um den Inhalt eher weniger kümmern oder ist es für euch wichtig oder gar entscheidend, dass sich die Hörer mit den Themen, die ihr behandelt auseinandersetzen?
Man darf eines nicht vergessen: Wir spielen Heavy fuckin` Metal ganz gleich welcher Spielart und ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn viele Hörer „nur“ unsere Musik schätzen. Wer philosophisch intellektuell gehört werden möchte, schreibt bitte eine Doktorarbeit, wir erzählen dunkle, okkult fundierte Geschichten in Kombination mit wahrhaft bösem Heavy Metal.
Wenn du dir anhörst, was momentan unter dem Banner Death Metal alles läuft, wirkt NECROS CHRISTOS beinahe Antik, was gleichermaßen natürlich auf ein paar weitere Bands zutrifft. Wie siehst du die Entwicklungen in diesem Bereich, gerade in dem Zusammenhang, dass Stimmung im musikalischen und thematisch im inhaltlichen Sinne dort kaum noch zu finden ist, zumindest meiner Meinung nach.
Viele dieser neuen Strömungen verursachen bei mir mittelschweren bis starken Brechreiz, egal, in welchem Bereich des Metal. Ich kann weder Mathcore noch der ganzen Paganbewegung etwas abgewinnen, aber vielleicht bin ich dafür auch schon zu alt. Grundsätzlich erhebe ich aber nicht meine Stimme wenn es in Interviews darum geht, irgendetwas schlecht zu machen. Ich ziehe nicht über andere Bands her und erwähne lieber die, die ich zu 100% unterstütze.
Verfolgt man Interviews und auch Auftritte von NECROS CHRISTOS habe ich bei euch immer den Eindruck gewonnen, auf gefestigte und bodenständige Menschen zu treffen, die zwar in einem gewissen Maße eine Art Attitüde haben, aber weit davon entfernt sind, auf ein künstliches Image zu setzen oder sich gar vollends abgehoben zu präsentieren. Wo seht ihr da die Unterschiede zwischen euch und sagen wir mal, diversen Black Metal Bands, die es scheinbar für notwendig erachten mit provokanten Aussagen und extremen Aussehen auf sich aufmerksam zu machen, obwohl es, in einigen Fällen, ja durchaus auch die Musik allein schaffen könnte?
Viele dieser Personen geben Interviews, die so verdammt böse sind, das ich mich schwer an Monty Python erinnert fühle. Ich habe Sachen in meinem Leben gesehen und Dinge erlebt, bei denen sich viele dieser Leute eigenhändig in Therapie begeben würden. Das heißt aber wiederum nicht, dass ich alles als Witz abtue. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass eine Band wie WATAIN verdammt ernst zu nehmen ist, ebenso wie unsere Brüder von ARCHGOAT, TEITANBLOOD, NEGATIVE PLANE, GRAVE MIASMA, ASCENSION, SECTRETS OF THE MOON, DEAD CONGREGATION, GRIFTEGARD, THE DEVILS BLOOD und noch einige andere…
Mal kurz weg von NECROS CHRISTOS. Wie sieht es eigentlich bei DROWNED aus, schließlich ist dort auch seit 2008 nichts Neues herausgekommen, obwohl sich im Line-Up ja etwas getan hat. Kann man dort auch auf etwas Neues hoffen? Eventuell sogar ein Full-Length Album?
Das kann ich jetzt leider nicht beantworten, da ich mich aus Zeitgründen von DROWNED verabschieden musste. Ich weiß aber, dass Tlmnn mit einem neuen Drummer und Bassisten regelmäßig probt und schon einiges an neuem Material steht. Ich hoffe sehr, dass die Jungs bald mit einem Full-Length Album um die Ecke kommen und der Welt zeigen, was eine Band wie DROWNED wirklich bedeutet.
Bleibt zum Abschluss noch die Frage nach den Live-Plänen. Am 02. April steht der Release Gig in Hamburg an und zudem ist noch ein Festivalauftritt geplant. Wird dort noch weiteres folgen?
Ja, definitiv. 2.4. Hamburg, 30.4. SWR Barroselas Metalfest Portugal, 4.6. Deathkult Open Air Germany, 9.7. Metal Magic Denmark, 1.10. Italien mit Mortuary Drape, Abysmal Grief, Denial of God und Black Oath sowie evtl. erste Konzerte in den Staaten…
Damit wären wir auch schon durch und mir bleibt nur mich für das Interview zu bedanken und euch die abschließenden Worte zu überlassen.
Ich danke!
The grand Necros Christos bestoweth its blessings unto you,
mors dalos ra
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