Necrophobic
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Interview

"Hrimthursum" heißt die neue Langrille der Düsterheimer von NECROPHOBIC. Da ihr letztes Album "Bloodhymns" nun auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, drängte sich die Gelegenheit quasi auf, bei den Schweden einmal nach dem werten Befinden zu fragen und zu sehen, was sich hinter dem Album mit dem unaussprechlichen Namen verbirgt. Schlagwerker Joakim Sterner brachte Licht ins – im wahrsten Sinne des Wortes – Dunkel.

Grüße nach Schweden! Eure neue Scheibe „Hrimthursum“ erscheint am 22. Mai und ist ein ziemlicher Brecher geworden. Man kann zwar alle eure Trademarks heraushören, aber ein bißchen überrascht war ich dann doch, weil ich ein Album wie dieses nicht erwartet hätte: es ist düsterer, bedrohlicher und auch aggressiver. War das Absicht, oder kommt die Musik einfach so aus euch heraus?

Wir planen nie wie sich unsere Musik anhören wird. Wir spielen ein bißchen mit den Gitarren herum, nehmen die interessanten Parts und bauen dann einen Song darum auf. Ganz auf die altmodische Art! Bei mir persönlich ist es so, obwohl ich Schlagzeuger bin, daß ich Melodien im Kopf habe, die ich auf meiner Gitarre nachspiele und das dann an die Gitarristen weitergebe. Es freut mich, daß du gleich unsere Trademarks erkannt hast und dir auch die Neuerungen gefallen.

Die Musik verbreitet eine kalte und aggressive Stimmung. Kannst du mir auch etwas über die Texte erzählen?

Die Lyrics sind immer noch fast gleich, das heißt anti-religiös. Aber dieses Mal gibt es mehr „Fantasy-Zeug“. Die üblichen Visionen, um die eine Art Konzept erschaffen wurde; es ist aber dennoch kein Konzeptalbum. Es gibt auch eine Menge „Armageddon“- mäßige Texte. Vieles auf „Hrimthursum“ wurde spontaner als in der Vergangenheit, einfach basierend auf dem Sound des jeweiligen Songs, geschrieben. Trotzdem wird jeder, der die Texte liest, seine eigene Interpretation haben.

Kann es sein, daß du etwas schneller spielst, mehr „Black Metal“? Und Tobias, euer Sänger, singt irgendwie auch ein bißchen anders, auf „Bloodshed Eyes“ sogar clean!

Yeah, das ist das schnellste Album in unserer bisherigen Laufbahn, aber ich würde nicht behaupten, daß es mehr Black Metal ist als für NECROPHOBIC üblich! Nur eben ein wenig schneller, hehe. Ja, es stimmt auch, daß Tobias hier und da auf der Platte ein paar verschiedene Stimmen ausprobiert hat. Wir hatten das Gefühl, daß manche Songs nach mehreren Dimensionen verlangten, um die für diese Band so wichtige Evil-/Horror-Atmosphäre zu erzeugen. So sind alle Schreie, die man auf dem Album hört und für Keyboards hält, in Wahrheit von Tobias. Auch die weiblichen Gesangsparts, die an einigen Stellen auftauchen, sind von einem echten Menschen. Sie stammen von einer professionellen Sängerin, die Tobias noch aus seiner Zeit mit Therion (1996-1998) kennt.

Vergleicht man „Hrimthursum“ mit eurer letzten Scheibe „Bloodhymns“, fällt einem auf, daß es wieder mehr Gitarren-Soli gibt, und die sind der Hammer!

Die haben wir auch immer gemocht, aber wir benutzen kein Solo, nur damit eben eines da ist. Dieses Mal gab es aber mehr Freiräume dafür und so ist es dann halt passiert – und ja, die Soli sind verdammt noch mal brillant! Es geht um mehr, als nur Angeberei, wenn du verstehst. Sie bedeuten etwas für den Song, sie erfüllen einen Zweck.

Mein Lieblingssong ist „Eternal Winter“ mit der wunderbaren Lead-Gitarre im Refrain. Welchen magst du am liebsten?

Ich mag alle! Ich will nicht hochnäsig klingen, aber ich wünschte, ich wäre ein NECROPHOBIC-Fan. Dann könnte ich rausgehen, mir dieses neue Album kaufen und mich wegblasen lassen!

Warum habt ihr nicht wieder mit Tomas Skogsberg zusammen im Sunlight Studio aufgenommen?

In der Vergangenheit haben wir immer mal wieder davon gesprochen, wo anders aufzunehmen. Da wir aber nicht außerhalb unserer Heimatstadt Stockholm arbeiten wollen, landeten wir jedesmal wieder im Sunlight. Es ist auch nichts falsch daran, ins Sunlight zu gehen, zumal wir dort unsere Art, den NECROPHOBIC-Sound zu erschaffen, entdeckt haben. Mit Tomas sind wir auch immer super zurecht gekommen, was das Aufnehmen immer sehr erleichtert hat. Jedenfalls ist Tomas nach dem letzten Album aus Stockholm weggezogen, und somit aus dem „Raster“ gefallen. Jetzt konnten wir den jahrelangen Plan, weiterzugehen, endlich in die Tat umsetzen. Auch für uns persönlich war es wichtig, andere Leute um uns herum zu haben, die uns helfen konnten, unseren Sound weiter zu entwickeln. Wir machten letzten Oktober im Kellerstudio eines Bekannten also ein paar Testaufnahmen, um zu sehen, ob wir unseren Sound bei ihm auch hinbekommen würden, und hörten nicht auf, bis wir uns sicher sein konnten, daß die neue Scheibe einen Killer-Sound hat!

Gib es irgendwelche besonderen Geschichten zum Studioaufenthalt, die der Fanschar nicht vorenthalten werden dürfen?

Nein, ich glaube nicht. Wir haben während der gesamten Zeit einen Studioreport mit Fotos und so veröffentlicht, um die Fans über den Fortschritt am neuen Album auf dem Laufenden zu halten. Ich denke, das wurde von den Fans dankbar angenommen.

Warum hat es denn jetzt so lange mit der neuen Platte gedauert? Außer, daß überragende Songs natürlich nicht einfach so vom Himmel fallen.

Es ist eben mehr, als nur die Musik zu schreiben. So hat uns z.B. der Wechsel der Plattenfirma in kreativer Hinsicht ganz schön behindert. Es ist schon richtig, „Bloodhymns“ wurde vor vier Jahren veröffentlicht, aber man schreibt auch nicht nach Veröffentlichung eines Albums sofort neue Lieder. Jedenfalls nicht in dieser Band. Wir haben auch lieber ein bißchen Zeit zwischen zwei Aufnahmen, und liefern dafür weiterhin Musik, die gut komponiert ist, und einem hohen Standart genügt, als jedes Jahr eine neue Platte mit nur drei oder vier guten Songs auf den Markt zu werfen, um es der Industrie recht zu machen. Wenn wir mit dem Schreiben aber einmal angefangen haben, geht es auch relativ schnell, und ihr werdet bestimmt keine vier Jahre mehr auf das nächste Album warten müssen. Es sieht nämlich so aus, als ob die Dinge für NECROPHOBIC in die richtige Richtung gehen, da wir mit unserem neuen Label richtig zufrieden sind. Wir mußten immer um unsere Existenz kämpfen, und nie wurde uns etwas geschenkt. Das genaue Gegenteil war eigentlich der Fall.

Ich hatte das Glück, euch zwei mal live spielen zu sehen, was wirklich ein tolles Erlebnis war. Andere Bands geben hier aber schon mehr Konzerte; ihr kommt doch hoffentlich auf Tour, oder?

Ja, natürlich! Wir fangen im Juni mit ein paar Shows in Spanien an, um dann im Herbst ganz Europa zu bereisen, wo wir auch definitiv in Deutschland halt machen werden.

Willst du noch etwas ganz dringendes zu „Hrimthursum“ loswerden?

Joakim: Das war’s dann jetzt, den Rest müssen die Hörer alleine herausfinden.

Gibt es Pläne, eure Demos wieder zu veröffentlichen, oder sind die Songs alle auf eurem Killerdebüt gelandet?

Joakim: Nein, alle nicht, es gibt schon noch Material. Ich bekomme auch immer wieder Angebote, die Demos zu veröffentlichen. Und irgendwann, wenn die Zeit dafür reif ist, wird das auch der Fall sein. Es soll auch ein Bootleg mit allen Demos und dem EP-Material im Umlauf sein, aber für diese Schätze lassen wir uns etwas ganz besonderes einfallen!

Auf die Christenheit seid ihr ja nicht so gut zu sprechen. Schildere doch mal eure Beweggründe, nach all den Jahren immer noch mit so viel Inbrunst und Haß gegen diese Plage vorzugehen.

Sie sind immer noch blind, und Trottel…

Seid ihr beim Schreiben eurer atmosphärischen Instrumentals in einer bestimmten Laune, oder braucht ihr nur manchmal etwas Abwechslung, nachdem ihr stundenlang im Proberaum vor euch hingeprügelt habt?

Haha… genau, ich fühle diese starke Macht, die mich den Mond anheulen läßt und… nein, das ist etwas, das man fühlt, oder ein Verlangen verspürt, so etwas zu erschaffen. Schwierig, den Schaffensdrang zu erklären, aber kurz gesagt: das ist etwas, was einfach raus muß.

Haben die „Necroglyphen“, die Symbole für jedes Bandmitglied, die ihr seid „Bloodhymns“ benutzt, einen speziellen Hintergrund? Sind sie frei erfunden, oder hat Tobias sich von etwas inspirieren lassen?

Joakim: Ja, Tobias hat sie erfunden, basierend auf der Persönlichkeit jedes Bandmitglieds. Es sind magische Symbole, die an Runen angelehnt sind, das denke ich zumindest. Du solltest das wirklich Tobias fragen, wenn du ihn einmal irgendwo triffst. Sie sind aber doch wichtig für die Band.

Erzähl doch mal etwas persönliches über euch: Berufe, Hobbys, dreckige Geschichten… was du willst.

Das willst du wirklich wissen? Das Private muß auf der rätselhaften Seite bleiben.

Zum Schluß noch eine nicht ganz so ernsthafte Frage: Denkt euer Gitarrist Johan Bergebäck noch manchmal daran, wie er als Aushilfsbassist für DISMEMBER auf dem Wacken 2003 den Anfang von „Dreaming In Red“ total vergeigt hat?

Das hat er einmal, aber Rickard Cabeza immer, hehe…

Ich danke dir vielmals, für die Beantwortung meiner aufdringlichen Fragen, und kann nur hoffen, daß sich jeder eure neue Platte kauft und eure Konzerte besucht, damit ihr die Anerkennung bekommt, die ihr schon lange verdient habt! Und deshalb, um es mit den Worten einer anderen schwedischen Band zu sagen: „Thank you for the music!“

Gern geschehen!

21.05.2006
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