Necronomicon
Punk, Thrash, Speed oder Power Metal, da geht mir einfach das Herz auf!
Interview
NECRONOMICON sind echte Urgesteine des deutschen Thrash Metals und haben gerade mit „Constant To Death“ ihr inzwischen 12. Studioalbum veröffentlicht. Wir sprachen darüber im Interview mit Gründer, Sänger und Gitarrist Volker „Freddy“ Fredrich.
Ihr habt gerade ein neues Album namens „Constant To Death“ rausgebracht. Wie aufregend ist das eigentlich noch für euch, ein neues Album zu veröffentlichen?
Es ist immer ein Riesenkribbeln im Bauch. Jedes Mal. Man fragt sich ja als Musiker und Komponist „hast du alles richtiggemacht?“. Besonders bei diesem Album war und ist es besonders spannend, wie die Resonanz sein wird, da ich dieses Mal einen komplett neuen und anderen Weg eingeschlagen habe. Sowohl beim Songwriting als auch bei der Produktion.
NECRONOMICON gibt es bereits seit 1984, das ist ja wirklich enorm! Das heißt ihr könnt nächstes Jahr euer 40. Jubiläum feiern. Habt ihr da irgendwas geplant? Wie fühlt es sich an, schon so lange Teil der Metalszene zu sein und was hält das Feuer in euch am Brennen?
Geplant habe ich da noch nichts. Das wird sich ergeben. Ich würde das gerne mit einer ausgedehnten Europa-oder Asientour verbinden. Fast 40 Jahre im Metalbusiness zu sein macht dich vor allem erst einmal mächtig stolz und erfüllt dich auch mit viel Dankbarkeit. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Aber wenn man das alles rückblickend betrachtet ging die Zeit, wie so oft, fast wie im Flug vorbei. Zumindest fühle ich mich keinesfalls schon im betagten Musikeralter. Und das liegt vor allem daran, dass ich die Art der Musik, also die etwas härteren Klänge im Metal, so sehr liebe. Ob das Punk, Thrash, Speed oder Power Metal ist, da geht mir einfach das Herz auf. Und ich hoffe, ich darf das noch eine ganze Weile so weitermachen.
Was waren die schönsten, was die schlechtesten Momente in eurer Karriere?
Das „Schöne“ und das „Schlechte“ waren da erstaunlicherweise sehr nahe beieinander. Als wir damals unseren ersten Plattendeal unterschrieben, fühlten wir uns wie im siebten Himmel. Endlich hatten wir unser großes Ziel erreicht und das wollten wir auch nicht mehr aus den Augen lassen. Das wir damals im wahrsten Sinne den Pakt mit dem Teufel eingingen, hätten wir uns nie und nimmer träumen lassen. Denn Gama Records war gleichzeitig der Anfang vom Ende. Ohne diese leidige Geschichte und dunkelstes Kapitel zum 100ten Mal zu erzählen – hätten wir uns mehr Zeit gelassen und hätten wir nicht gleich bei diesem Label unterschrieben; vieles wäre anders verlaufen. Zu unseren Gunsten. Aber wir waren jung und naiv und wir glaubten wirklich alles, was die uns versprachen. Im Nachhinein unser größter Fehler in unserer Karriere. Aber jammern hilft jetzt auch nichts mehr und es läuft ja mittlerweile sehr gut mit NECRONOMICON.
Wie sehr hat sich die Szene und NECRONOMICON im Lauf der Zeit entwickelt und verändert?
Ich würde sagen, dass sich die Szene gar nicht so sehr verändert hat. Das wirklich schöne und tolle an der Metalgemeinde ist die Treue und die Beständigkeit der Fans zu der Musik. Ich glaube, das ist Einmalig im Musikgenre. Verändert haben sich die Umstände, vor allem für die Bands. Die technische Entwicklung in Produktion, obwohl ich das nicht nur positiv betrachte, und vor allem die Vermarktung. Social Media, Youtube, Streaming Anbieter, all das sind Herausforderungen, denen du dich als Band stellen musst, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Was mich allerdings sehr mit Sorge erfüllt ist die Entwicklung im Live-Geschehen. Viele Konzert und Festivalbetreiber stehen vor dem Aus. Das wohl prominenteste Opfer ist das Bang Your Head. Es ist erschreckend, wie diese Entwicklung voranschreitet. Das macht mir echt Angst.
Zurück zu eurem neuen Album „Constant To Death“! Das neue Album ist eine Mischung aus Thrash Metal, Punk und Power Metal. Mir ist aufgefallen, dass ihr nicht mehr ganz so oft aufs Gaspedal tretet, gleichzeitig ist der Sound etwas fetter und der Gesang etwas mehr im Vordergrund. Wie beurteilst du selbst das neue Album verglichen mit den vorherigen Alben sowie eure musikalische Entwicklung?
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich bei diesem Album neue Wege eingeschlagen habe. Erst einmal war für mich das Songwriting eine richtige Herausforderung. Ich wollte ein Album schreiben und produzieren, das meine Liebe zu den unterschiedlichen Stilrichtungen widerspiegelt. Unsere Wurzeln aus dem Punk, natürlich Thrash Metal-lastige Songs aber auch Stücke, die melodischer, Gesangorientierter sind; Speed- und Power Metal, was ich persönlich sehr liebe. Auch die Herangehensweise ans Songwriting war anders. Normalerweise komponiere ich erst die Rhythmusgitarren. Dann kommen die Gesangideen dazu. Diesmal war es umgekehrt. Ich hatte eine Melodie im Kopf und danach richtete ich das Riffing und die Gitarrenmelodien. Das war sehr spannend. Dann habe ich Achim Köhler auch wesentlich mehr Rhythmus und Melodiegitarren sowie Gesangsspuren und Gesangvarianten zur Verfügung gestellt. So hatte er deutlich mehr Spielraum und konnte die Songs facettenreicher mischen. Musikalisch ist das glaube ich auch deutlich zu hören. Ich bin mächtig stolz auf diese Produktion. Ganz ehrlich!
Was kannst du uns über das Songwriting erzählen?
Da ich immer für das Songwriting zuständig war und bin, ist es nicht leicht, objektiv zu bleiben. Ich habe immer versucht, NECRONOMICON eine eigene Handschrift zu verpassen. Deshalb hole ich mir meine Ideen sehr oft aus Serien, Filmen oder Movies. Da riecht eine kleine Soundpassage und die Idee ist geboren. Ich habe es immer vermieden, mich bei den Kollegen zu bedienen. Das ist auch wirklich so, auch wenn vielleicht dem Einen oder Anderen bei dieser Aussage ein Schmunzeln über die Lippen kommt. Aber natürlich kannst du das Rad nicht neu erfinden und gewisse Ähnlichkeiten sind nun einmal auch da. Aber nie bewusst. An dieser Herangehensweise habe ich auch nie etwas verändert.
Wie gestaltet sich eigentlich eure Zusammenarbeit mit Rik Charron und Glen Shannon? Welchen Anteil und Einfluss hatten beide auf „Constant To Death“?
Rik ist Großartig. Er hat ein unfassbar gutes Gefühl für die Songs und brauchte auch so gut wie keine Anweisungen von mir. Er fragte mich lediglich bei jedem Song, was sich damit ausdrücken möchte und wohin die Reise gehen soll. Dann hat er das unglaublich gut adaptiert und eingespielt. Auch Glen hat einen tollen Job gemacht. Wir haben uns von Anfang an darauf geeinigt, dass er sowohl auf dem „The Final Chapter“ als auch auf dem „Constant To Death“ Album sein wird, sowie die Europatour letzten Jahres als Projektmusiker mitmischt, da er in den Staaten noch seine persönlichen Projekte am Start hat. Dss sind einfach gute Charaktere, die auch sehr professionell arbeiten.
Was kannst du uns über die Songtexte erzählen, was sind die Inhalte und wie ist die Verbindung zum Albumtitel „Constant To Death“ und dem Albumcover?
Auch hier kommen die Wurzeln des Punks hervor. Ich wollte das aktuelle Zeitgeschehen stärker hervorbringen; Sozialkritischer werden und den Finger in die Wunde legen. Gerade das Thema Kirche und die Missstände bzw. Missbrauch waren mir ein wichtiges Anliegen. Natürlich auch der Ukraine Krieg und die brutale Aggression Putins gegen dieses Land. Wir haben das auf der Europatour selbst wahrgenommen, da vor allem die grenznahen Länder wie z. B Litauen extreme Angst vor einer russischen Invasion haben. Das Thema Tod und Gewalt spiegelt sich sehr stark in den Texten wieder. Deshalb auch der Albumtitel und das Cover.
Was sind deine 10 liebsten Thrash Metal-Alben aller Zeiten und warum?
– „Reign In Blood“ – mit Abstand das beste Album aller Zeiten !
– „And Justice For All…“ – Song- und Soundtechnisch ein Wahnsinn
– „Peace Sells… But Who‘s Buying? “ – auch wenn ich nicht mit jeder MEGADETH Scheibe konform gehen kann; diese hier ist eines meiner Lieblingsscheiben.
– „Among The Living“ – ANTHRAX at it’s best
– „The Gathering“ – Dave Lombardo hat hier TESTAMENT auf ein völlig neues Level gehoben. Und die Songs sind einfach nur gnadenlos geil und das Album drückt alles weg.
– „Burn My Eyes“ – keiner wusste, was da auf uns zukommt. MACHINE HEAD Head unfassbar genial
– „W.F.O“ – voll auf die 12!
– „Alice In Hell“ – technisch zu dieser Zeit ein Meilenstein
– „Exhibit B: The Human Condition – das beste EXODUS Album für mich. Voll ausgreift und richtig gut.
Ok, jetzt kommt natürlich auch ein bisschen Seelenmassage:
„Constant To Death“ – vielleicht so etwas wie der Nachfolger von „Invictus“ und für mich mit das beste Album von uns!
Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?
Geplant ist Asien bzw. Japan und Südamerika. Wenn das alles so klappt sollten wir in Kolumbien und Mexiko touren, mit dem Abschluss auf dem „Heaven And Hell“ Festival. Danach kommt eine kleine Japantour. Das ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Dann ist das primäre Ziel die Festivals 2024 in Deutschland
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ich kann mich nur immer wieder bei all den Fans bedanken, die uns seit fast 40 Jahren unterstützen. Für mich ist das auch der Lohn der Arbeit und der Dank, dass ich in diesem Genre aktiv sein darf.
Danke für Alles
Thrashy Greetz
Freddy
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Stile | Old School Thrash Metal, Power Metal, Punk Rock, Thrash Metal |
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