Necro
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Interview

Ein Independent-Rapper aus Amerika, der sich in der HipHop-Szene einen soliden Status zwischen Underground und Mainstream aufgebaut hat und mit bekannten Metal-Muckern arbeitet!? Das will ich noch genauer wissen und begebe mich ins Berliner Kato. Dort wartet NECRO samt Crew im Backstage-Bereich. Der MC sitzt vor einem Computer und natürlich reiße ich trotz seines Hinweises erst mal das Kabel aus der Steckdose, soll damit allerdings im Verlauf des Gespräches nicht der einzige bleiben. Begleitet von einem kühlen Bierchen, kann die Fragestunde beginnen, während der man NECRO eigentlich fast nur Stichworte zuwerfen muss, bevor er schließlich noch für ein Foto posiert. Sein typisches Selbstbewusstsein wird dabei vielleicht nicht jedem schmecken. Wie meint Herr Braunstein zwischendurch: „Es wird nach diesem Interview Leute geben, die sagen: „Fuck NECRO!“ Aber vielleicht wird es auch ein paar zum Nachdenken bringen…“

NecroExpliziter HipHop und Death-Metal-Wurzeln – klingt für viele Leute sicher nach einer unheiligen Allianz des schlechten Geschmacks…

Yeah, danke.

Und natürlich war nach der Ankündigung dieses Interviews die erste Frage, warum sich ein Rapper von einem Metal-Magazin interviewen lässt.

Es ist meine Idee, Fusionen mit Metal-Künstlern zu erschaffen und ich will promotet werden. Dass ich jetzt speziell ein Interview für Metal.de gebe, liegt vermutlich an der lokalen Promotionagentur.

Die Hörer und Leser sollten verstehen, dass NECRO wahrscheinlich in Metal-Bands gespielt hat, bevor sie überhaupt angefangen haben, Metal zu hören. Ich bin also ein Metalhead und man sollte mich eher als Kameraden betrachten, als Metal-Bruder, der halt auch ein unglaublicher Rapper ist. Ich glaube nicht, dass es auf der ganzen Welt jemanden gibt – auch nicht die größten Oldschool-Kerle wie Brian Slagel von Metal Blade -, mit dem ich mich nicht hinsetzen und über Metal unterhalten könnte, ohne dass er mich danach respektieren würde.

Gibst du oft Interviews für Rock- oder Alternative-Magazine oder kommt das Interesse hauptsächlich aus der HipHop-Szene?

Da die Musik, die ich mache, so explizit ist und Themen von Gewalt über Sexsklaverei (white slavery) bis hin zu Blut, Pornografie, Tod behandelt, interessieren sich viele Leute dafür, aber nicht so sehr der Mainstream. Ich gebe keine großen Interviews für Kerrang, Revolver Magazine oder Metal Hammer. Ich meine, auf fast jeder Underground-HipHop-Seite kannst du ein Interview mit mir finden, während ich auf deutlich weniger Metal-Seiten vertreten bin. Metal hat viele Vorurteile gegen mich – nicht viele, aber genug. Leute sind sehr engstirnig und sollten aufhören, zu denken: „Das ist nur HipHop, ich hasse es! Und das ist Metal, ich liebe es!“ Es könnte sein, dass du nur den kommerziellen HipHop, der im Fernsehen auf MTV läuft, nicht magst und glaubst, NECRO wäre auch so. Oder du belügst dich selbst und sagst dir, ich wäre nicht gut. Aber die Realität ist, dass das, was ich tue, genauso brutal ist wie die brutalsten Death-Metal-Gruppen. Und es ist beeinflusst von METALLICA, SLAYER, MEGADETH, SEPULTURA, OBITUARY – gleicher Einfluss, nur in einer anderen Kunstform.

Natürlich gibt es auch HipHop-Kids, die nur HipHop mögen. Das ist ebenso engstirnig und ich mag das eigentlich nicht, aber ich kann die Menschen nicht kontrollieren. Ich würde sagen, sie verpassen etwas. Aber erzähl das mal jemandem, der das nicht weiß. Du kannst niemandem erzählen, dass er ohne Jazz etwas verpasst, wenn er beim Hören nicht die Schönheit versteht. Er wird dir sagen, dass du ein Idiot bist, aber für deine Ohren ist es Zucker. Also wenn Leuten etwas nicht gefällt, gefällt es ihnen nicht. Selbst METALLICA hatten schon damals Kritiker. Oder es gab Leute, die einfach MAIDEN bevorzugten. Davor waren es vielleicht BLACK SABBATH, später SLAYER, andere mochten DEATH, wieder andere OBITUARY… Meine Aufgabe ist es, die Leute zu finden, denen es gefällt. Weißt du, wer verdammt auf das steht, was ich tue? Jamey Jasta und Sean Martin von HATEBREED, Trevor von OBITUARY, John Tardy, Igor von SEPULTURA, Vinny Appice von DIO… Ich muss weiter performen, bis so viele Leute wie möglich sehen, dass das, was ich tue, der verdammte Scheiß ist. Und ich glaube, dass ich eine Million Leute haben kann, die lieben was ich tue.

Mit Igor Cavalera hattest du ein Projekt geplant?

Wir wollten etwas in Richtung Thrash-Metal machen. Wir leben äußerst weit entfernt voneinander. Er ist sehr verrückt danach, ein Drum’n’Bass-DJ zu sein, spielt diese ganzen bizarren Beats und mischt sie mit Disco und Drum’n’Bass. In Brasilien ist er gerade sehr groß, zieht sich normal an, trägt kurze Haare, hat seine Frau und ist in einer verdammt anderen Welt. Ich liebe ihn, weil er mein Freund ist, aber er konzentriert sich jetzt auf anderen Scheiß und ich würde lieber mit jemandem arbeiten, der auch mit dem Herzen an einem Metal-Projekt werkeln würde. (Scheinbar hat es sich Igor inzwischen anders überlegt, jedenfalls steht nach der Versöhnung mit Bruder Max eine Scheibe der CAVALERA CONSPIRACY an.) Mike von SUFFOCATION kann beispielsweise auch schneller mal rüber ins Studio kommen. Der Typ ist ein erstaunlicher Schlagzeuger und kann zudem YNGWIE MALMSTEEN auf der Gitarre spielen.

Jetzt läuft gerade deine erste große Europa-Tournee?

Das ist meine erste offizielle Tour in Europa und meine erste Show in Berlin und mein erstes Mal in Deutschland. Ich habe in diesem Jahr dreimal in England gespielt. Im Januar habe ich das Scala in London ausverkauft, später habe ich beim Download Festival auf der dritten Bühne in einem Zelt 3500 Kids gebündelt – und ich war der einzige Rapper auf dem gesamten Festival!

War das schwierig?

Nicht auf diesem Festival, aber ich hatte Probleme auf der Sounds-Of-The-Underground-Tour mit GWAR, CHIMAIRA… Ich habe meinen Auftritt durchgezogen, die Leute haben mich ausgebuht, Scheiße nach mir geworfen, ich habe ihnen gesagt, dass sie sich selbst ficken sollen – und so lief das jede Nacht 25 Minuten. Wir wurden auch aggressiv und ich habe Leuten ins Gesicht gespuckt, Flaschen ins Publikum geworfen und Leute mit Wasser getroffen. Aber ich glaube, ich habe auf jeder Show 200 neue Fans erreicht, also war es das wert. (NECRO stieg aus der Tour jedoch vorzeitig aus, da er wohl zunehmend aggressiv gegenüber dem Publikum auftrat und es Bedenken seitens Management und Organisatoren gab.)

Ich habe die INSANE-CLOWN-POSSE-Tour gemacht, es kommen noch Auftritte in Kanada, ich werde auf dem Stillborn Fest für AGNOSTIC FRONT, HATEBREED und GOD FORBID eröffnen. Ich mache kleine Sachen, damit die Leute sehen, zu was ich fähig bin und ich neue Fans gewinne. Und ich verliere keine Fans auf meinen Shows. Selbst wenn ich verdammt müde bin, gehe ich auf die Bühne und schwitze aufgrund der ganzen verdammten Energie. (Zumindest beim Berlin-Gig hat der Kapuzenpulli sicher auch einen Teil dazu beigetragen.)

Sind die Shows hier kleiner?

Nun, ich habe 800 Zuschauer in New York gezogen, 900 in London. In L.A. waren es mal ungefähr 1000. In Melbourne habe ich an einem Abend 700 und an einem der folgenden Abende noch mal 500 oder 400 Karten verkauft. Es ist also immer unterschiedlich. In Schweden und Norwegen war der Auftritt jeweils ausverkauft, in Dänemark nicht, aber das war ein Sonntag und vielleicht hat der Promoter seinen Job beschissen gemacht. Jedenfalls ist es für mich hier das erste Mal und die Leute müssen sehen, dass du lebst und existierst – ich schaue allen Fans in die Augen, wenn ich rappe. Ich glaube, dass das die Leute kümmert und man deshalb sagt, dass touren eine große Sache ist. In der Vergangenheit habe ich das nicht gemacht. Ich war schon vorher groß, habe viel Arbeit in meine Produkte gesteckt, Alben und Musik rausgehauen, gute Interviews gegeben und wenn mich die Leute jetzt live sehen, kann ich das Spiel auf einen ganz anderen Level heben. Das ist bisher eines der fehlenden Glieder gewesen, die ich brauche, um so groß zu werden wie EMINEM oder 50 CENT.

Und wo hast du bisher die besten Groupies gehabt?

In Schweden haben wir zwei blonde Mädchen gefickt. In Norwegen hat eine meinen Schwanz gelutscht und die komplette Ladung geschluckt. Ich würde sagen, von den letzten drei Shows war das die beste. Dänemark war in Sachen Groupies nicht so gut. In Skandinavien bekommt Norwegen den Preis!

Zu Deutschland kann ich noch nichts sagen. Wir sind hier in Berlin, Köln und Münster. Heute Abend kommt ein Mädchen namens Mischka – und vielleicht lutscht Mischka meinen Dischka. London war auch mal ziemlich cool. Australien war bisher am besten, da hatte ich eine großartige Zeit. Wo auch immer wir hingehen, haben wir alle vier, fünf Shows eine gute Nacht. Darum geht es: heiße Girls, die auf unsere Shows kommen und ihre Pussies abgeben.

Lass uns ein bisschen in der Geschichte kramen. Ich habe gelesen, dass du mit deinem Bruder in einer Death-Metal-Band gespielt und für NAPALM DEATH eröffnet hast, als du noch sehr jung warst. Durftest du mit circa zwölf Jahren überhaupt in Clubs auftreten? Gab es damals noch keine Altersgrenze?

Das ist komisch, denn ich habe in dem Alter beispielsweise für OBITUARY und SEPULTURA im L’Amour eröffnet. Das ist ein legendärer Club in Brooklyn. Damals fanden dort alle Shows statt. SLAYER haben dort gespielt, KING DIAMOND, BIOHAZARD – sie hatten 1983 sogar METALLICA mit Dave Mustaine an der Gitarre! Ich spielte in einer lokalen Band in Brooklyn und wir haben für Gruppen wie BIOHAZARD, IMMOLATION und SADIST eröffnet. Ich hatte damals eine B.C. Rich Warlock, wurde offenbar schnell sehr gut an der Gitarre, denn wir spielten technischen Death Metal. Ich meine, der Scheiß war hauptsächlich von DESTRUCTION beeinflusst. VOIVOD, MEGADETH, METALLICA, ANTHRAX, PESTILENCE und besonders KREATOR hatten großen Einfluss auf uns.

Aber wieso haben sie dich damals überhaupt in die Clubs gelassen?

Mein Bruder war damals sechzehn und ich hatte Haare bis zum Arsch. Vielleicht sahen sie mich und dachten… Ich muss ziemlich klein gewesen sein. Ich erinnere mich, dass wir sogar in einem S&M-Club aufgetreten sind. Dan Lilker von NUCLEAR ASSAULT und BRUTAL TRUTH lief rum und kam mir total groß vor. Heute sieht er für mich normal aus. Das war damals verrückt. Während der Proben kamen sechzehn-, siebzehnjährige Mädchen. Ich habe sechzehn, siebzehn Jahre alte Pussies mit zwölf bekommen, weil ich der Gitarrist war! Ich habe an Tittchen gesaugt. Ich habe noch nicht gefickt, war aber dicht dran. Es war wirklich ziemlich interessant, weil ich diese Fähigkeit hatte (Gitarre zu spielen). Man hätte mich nicht in die Gruppe gelassen, wenn ich nicht gut gewesen wäre, denn jeder hat auf mich herabgeblickt, weil ich Bills kleiner Bruder war. Man hatte keinen Respekt vor mir. Als kleines Kind war ich ein Stück Scheiße, aber es war nicht zu leugnen, dass ich brutalen Death Metal spielen konnte. Und ich habe diesen technischen Scheiß auch geschrieben! Deshalb kann mir niemand was über Metal erzählen – weißt du, irgendwelche Kids, die Scheiße reden… Trever Peres von OBITUARY hat ein INJUSTICE-Shirt getragen, als ich zwölf war. Und ehrlich gesagt…(Einer der Organisatoren stolpert über das Kabel, der Laptop rutscht vom Tisch und neigt sich um 90 Grad…)

Guter Fang! Er hat nicht den Boden berührt, richtig?

Hoffentlich.

Ich habe jedenfalls keinen Aufschlag gehört, ansonsten wäre ich jetzt schon ausgeflippt. (Er testet den Laptop.) Ist in Ordnung. Sehr guter Fang, Mann! Habt ihr das gesehen? Dieser Kerl ist verdammt schnell. Du hast unsere Leben gerettet. Danke! Hast du das gesehen? Er hat gerade noch mit seinem Fuß…(beschreibt dem Rest der Crew den Vorfall).

Ist halt noch mein erstes Bier.

Sehr schön. Also, wenn du noch Fragen hast…

Wann kam der Punkt, an dem ihr entschieden habt, Musik professionell zu machen? Und wie kam es, dass ihr euch HipHop zugewendet habt?

Nun, wir haben ein professionelles Demo gemacht. Wir wandten uns dafür an Josh von TYPE O NEGATIVE. “Inhuman Conditions“ klang sehr professionell und steht jetzt sogar auf Myspace (www.myspace.com/injustice1990). An dem Punkt versuchten wir einen Deal zu bekommen, aber Roadrunner und die ganzen anderen Firmen sagten ab. Da haben wir uns für HipHop entschieden. Wir reimten, wir kamen von der Straße, also fingen wir an umzuschalten. Wir dachten einfach, dass es viel besser wäre, sich auf HipHop zu konzentrieren, denn unsere Band hatte tollen Scheiß, aber wir wurden abgelehnt und dachten: „Sollen wir etwa noch ein verfluchtes Demo aufnehmen, damit ihr Motherfucker uns unter Vertrag nehmt?!“ Wir hielten uns für Götter – denk daran, dass wir ziemlich jung waren! Wir wussten nicht, dass es vielleicht zehn verdammte Alben hätte dauern können, bevor wir durch die Decke gegangen wären.

HipHop war also eine innovative Alternative, etwas Neues.

Damals gab es kaum weiße Kids, die rappten. 1990 war da draußen VANILLA ICE, vielleicht noch 3RD BASS und in den frühen Neunzigern haben wir dann angefangen, Metal-Referenzen in unsere Verse einzubauen. Zudem gab es auch Referenzen an obskuren Horror-Scheiß – nicht an Freddy, Jason und fucking Michael Meyers, sondern wir erwähnten Low-Budget-Gore-Streifen. Dazu kam, dass wir uns mit unserer Umwelt messen mussten, weil die Leute um uns herum so aggressiv waren und ständig versuchten, uns auf die Probe zu stellen, mit uns zu kämpfen. Um sie zu schlagen, musste man wie sie und stärker werden. So war damals das HipHop-Ding in Brooklyn, New York. Dann gab es diese ganze Bewegung mit weicherem HipHop wie DE LA SOUL. Wir waren anfangs ein Teil davon, mochten die Independent-Idee – kreative Samples und all das -, aber fühlten uns eher zu einer dunkleren Seite hingezogen.

Dein neues Album heißt “Death Rap“. Es wurde von einigen als Kombination aus HipHop und Death Metal beschrieben, klingt allerdings für mich eher nach einer Rap-Scheibe, auf der es lediglich einige harte Gitarrenriffs und Hardcore-Schreie gibt.

Ich persönlich habe nie behauptet, es sei eine Fusion von Death Metal und Rap. Ich würde eher sagen, ich bin die Death-Metal-Version des Raps, denn Death Metal ist düster und brutal; mein Rap ist düster und brutal. Nicht jeder Song ist musikalisch gesehen Metal, aber dafür kann man meine Brutalität hören, weil man versteht, wenn ich sage: „Ich will dich in Stücke hacken, deinen verdammten Kopf abschneiden und ihn deiner Mutter schicken.“ Dieses Bild hättest du bei „uhuhuh“ (imitiert Death-Metal-Grunts) nicht. Death Rap bedeutet, ich rappe über Tod, Gewalt und meine Wut. Jeder aus der HipHop-Szene, der behauptet, “Death Rap“ sei hauptsächlich Death Metal, gemischt mit Rap, ist ein Trottel, denn es gibt auf dem Album nur drei Songs mit Gästen aus dem Metal-Bereich.

’Keeping It Real’ würde ich Heavy Metal nennen. Ich vergleiche das mit METALLICAs ’Sanitarium’ – etwas Akustisches geht in ein schweres Riff über. Auf ’Suffocated To Death By God’s Shadow’ gibt es diese schnellen Blast-Passagen, die man ins Death-Metal- oder Grind-Genre einordnen könnte. Der Refrain könnte irgendein SEPULTURA-Scheiß sein, gemischt mit BIOHAZARD. Das anschließende Solo von diesem Kumpel, der in LAMB OF GOD spielt, könnte man als eine Art PANTERA-Dimebag-Scheiß bezeichnen und bei dem Teil in der Mitte war ich gedanklich von MEGADETHs ’Wake Up Dead’ beeinflusst – auch wenn es nicht genau wie ein MEGADETH-Riff klingt. Dieses Riff ist eine Art Kreuzung aus Thrash Metal und Hardcore. Ich habe also nie behauptet, das “Death Rap“-Album hätte eine Million Death-Metal-Riffs. Aber textlich ist es verdammt Death Metal, wenn ich beispielsweise in ’Creepy Crawl’ die Charles-Manson-Morde darlege.

Die Zusammenarbeit mit Ray Adler von FATES WARNING hat mich besonders überrascht. Er ist eigentlich nicht dafür bekannt, explizite Texte zu singen. Und jetzt schreit er in ’Evil Rules’: „…schneide dir deinen Kopf mit einer Machete ab / Das Böse herrscht…“

Ich habe ihn dazu gebracht. Mein Manager ist ein guter Freund von Brain Slagel von Metal Blade und es hieß: „Ray ist verfügbar, willst du etwas mit ihm machen?“ Ich dachte, dass das cool wäre und brauchte einen Sänger, der zu dieser Stelle passen würde. Aber das Stück haut mich nicht um, weil ich da etwas in Eile war und eine Frist hatte. Eines meiner größten Ziele ist es, jeweils ein Mitglied von SLAYER, METALLICA, MEGADETH und ANTHRAX für ein oder zwei Tage in einen Raum zu bekommen, um sie auf einem Track mit mir zu vereinen. Ich habe für ’Evil Rules’ Scott (ANTHRAX) und Dave Ellefson (MEGADETH) gehabt, aber ich denke nicht, dass es das Beste ist, was ich von ihnen bekommen konnte. Die erste Sache, die Scott mir gesendet hat, habe ich abgelehnt. Ich habe ihm gesagt: „Hör mal, du bist eine Legende, ich liebe dich, ich bin ein riesiger ANTHRAX-Fan, aber was du mir geschickt hast, fühlt sich für mich nicht wirklich gut an.“ Wir trafen uns persönlich in New York und was er spielte, war eher S.O.D.-Scheiß und ich wollte eigentlich eher ANTHRAX-Scheiß, aber er gab ihn mir nicht, also habe ich letztlich genommen, was ich kriegen konnte.

Hauptsächlich ist NECRO ein Rapper. Es ist jedes Mal ein Experiment für mich, wenn ich mit etablierten Metal-Musikern kollaboriere. Ich habe immer nur zwei, drei solcher Songs auf einem Album, sonst würde es wie eine Jazz-Platte aus den Siebzigern klingen, weil all diese Musiker verschieden sind. Und wenn ich morgen mit KING DIAMOND einen Song machen würde, dann wäre das ein Experiment, weil ich noch keine fertige Idee in meinem Kopf hätte. Er wäre einfach involviert, aber die Leute aus der Metal-Szene sollten dann kein KING-DIAMOND-Stück von mir erwarten. Das würde keinen Sinn machen und es wäre langweilig. In den Siebzigern gab es diese ganzen Bassisten und du kannst vielleicht Ron Carter (MILES DAVIS und Co.) erwischen, wie er an einer Stelle einen bestimmten Bass-Stil mit Bob James spielt, aber du willst nicht hören, wie er auf jeder verdammten Platte das Gleiche macht. Das durchschnittliche Metal-Kid fragt sich vielleicht nur, warum Max Cavalera mit diesem Rapper gerappt hat (meint wohl die Zusammenarbeit mit seinem Bruder ILL BILL): „Ich liebe SOULFLY, ich will das nicht hören!“ Nein, aber du solltest es hören wollen! Du solltest hören wollen, wie Max als Künstler wächst. Du solltest sehen wollen, wie er experimentiert. Das hält ihn am Leben. Philosophisch gesprochen: Für die Welt des Fortschritts musst du gegen das angehen, was jeder denkt.

Deine Shows sind reine HipHop-Konzerte. Hast du mal darüber nachgedacht, auch Gitarren oder Drums auf der Bühne zu verwenden?

Nein, denn wenn ich die beiden Kulturen verbinden würde…

…wie es Ice-T mit BODY COUNT getan hat…

Er hat es meiner Meinung nach eher beim Metal belassen. Um Metal und HipHop zu verbinden, müsste ich eine Band haben und dann wäre ich der Frontmann-Rapper… Ich weiß nicht. HipHop ist nicht dafür gedacht, mit einer Live-Band aufgeführt zu werden, sondern es gibt einen DJ und Samples. Wenn ich Gitarren und Doublebass verwenden würde, wäre das die Fusion mit Metal. Aber diese Fusion sollte nicht den ganzen HipHop wegnehmen und durch Band-Musik ersetzen. Das ist es nämlich, was jeder macht – und es scheitert immer. Beim HipHop geht es nicht um die Band, sondern den Master Of Ceremony (MC) – wenn der dich nicht fasziniert, solltest du nach Hause gehen. Es wäre der wirklichen HipHop-Erfahrung abträglich, wenn die Erzeuger der Riffs, des Sounds in den Mittelpunkt der Show rücken würden. Ich wäre dann nur noch ein Rapper in einer Band.

In ’Mutilate The Beat’ gibt es diese Stelle, an der es heißt: „…kill you like Euronymous…“ Eine Anspielung auf MAYHEM?

Ja, ich meine dort, dass ich dich genauso töten werde.

Aber ich nehme nicht an, dass du…

…mit der Sache sympathisierst? Nein, ich habe gegen niemanden etwas oder schlage mich auf eine Seite. Ich benutze das nur als Referenz, als Beschreibung.

Gab es für dich auch schon Grenzen, die du lieber nicht überschritten hast?

Ab und zu kommt das schon vor. Ich meine, wenn du intelligent bist und dir über Konsequenzen Gedanken machst…

19.12.2007

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