Neaera
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Interview
NEAERA sind gern gesehene Interviewpartner. Nicht nur dass der Tross aus Münster beinahe jährlich ein neues, eigentlich immer sehr gutes Album abliefert, nein, darüber hinaus sind die Jungs auch noch derart sympathisch. Dementsprechend war es ein Bedürfnis, die Herren zu ihrem neuen Album "Foging The Eclipse" zu befragen, und ein überaus freundlicher Gitarrist Stefan antwortete bereitwillig.
Vielen Dank für das Kompliment! Also ja, wir überarbeiten uns nicht, aber die Füße (bzw. Finger) still halten ist auch nicht unsere Stärke. Wir arbeiten so, weil wir Songs schreiben müssen, weil wir einen hohen Output haben und uns die Zeit gerne dafür nehmen. Trotzdem kommt es uns gar nicht so vor, dass wir so schnell sind. Denn zur gleichen Zeit haben wir uns nie irgendeinen unangenehmen Druck gemacht oder machen lassen. (Sonst wäre wohl auch „Omnicide“ nie möglich gewesen….)
Um dem freundlichen Einstieg aber gleich etwas entgegen zusetzen. Sofern ich die Reaktionen auf „Omnicde Creation Unleashed“ im Kopf behalten habe, gerade was Forenbeiträge und Kommentare unter meinem Review auf der Seite angeht, scheinen sich eine ganze Menge Leute nicht mit der Entwicklung anfreunden zu können. Ich glaube auch nicht, dass die Leute sich von „Forging The Eclipse“ wieder einfangen lassen. Wie steht ihr dazu? Ist es einfach natürlich, dass einige auf der Strecke bleiben, oder hat man schon ein weinendes Auge bei der ganzen Kritik von „alten“ Fans?
„Omnicide“ ist sicher etwas unser Ausnahmealbum. Vielen war es zu hart, zu schnell, zu sehr und zu viel aufs Maul. Trotzdem halte ich es für vielseitig (im Rahmen des Möglichen) und melodisch. Dass einige Leute „Omnicide“ nicht so mochten, verzeihen wir jedem. Dieses Album musste genauso gemacht werden wie jedes andere. Weil es einfach genauso aus uns rauskam wie jedes andere.
Allerdings werden wie mit „Forging the Eclipse“ einige Leute wieder zurückgewinnen (falls wir sie denn tatsächlich überhaupt ganz verloren haben). Da bin ich mir sicher.
Auch auf „Forging The Eclipse“ ist die Devise wieder mehr Extreme Metal und viel weniger Core. Ist das ein Reifeprozess, dass solche Elemente einfach immer weniger werden, oder ist das eher dem Zufall geschuldet und etwas, worüber ihr euch gar keine Gedanken macht?
Groove hat sicherlich die Moshparts und Breakdowns der alten neuen Tage ersetzt. Teils bewusst, teils auf ganz natürlichem Wege.
Wir spielen Musik, die sich zwar in einem gewissen Rahmen nur abspielt. Trotzdem gibt es Variationsmöglichkeiten. Oft sind es nur kleine Sachen, die aber stark registriert werden. Letztendlich gibt es aber trotz der ganzen Selbstzitate eine Angst und ein Unbehagen, sich zu wiederholen.
Ihr habt mit Alexander Dietz, Andy Classen und Tue Madsen ein wahres Who Is Who der Produzenten aufgefahren. Inwiefern haben die Produzenten Einfluss auf den Sound des Albums gehabt, oder hattet ihr komplett die Fäden in der Hand und die Herren haben sich vollkommen nach euren Wünschen gerichtet?
Man weiß bei gewissen Leuten, was man bekommen wird. Und diese Leute wissen wiederum, dass Bands wie wir aus genau diesem Grund zu ihnen kommen. Alle beteiligten Produzenten haben die Produktion und den Sound der Platte so positiv geprägt und geformt, wie wir es uns gewünscht hatten. Und das ist eine fantastische Sache.
Im Grunde erübrigt sich ja die Frage zu euren Texten, da sie zwar alle immer verschieden sind, doch der Grundtenor gewohnt sozialkritisch ist. Hat sich da bei „Forging The Eclipse“ etwas verändert? Magst du vielleicht etwas näher auf die Lyrics eingehen, da ich immer den Eindruck hatte, sie seien für euch sehr wichtig.
Unsere Texte sind wie in jeder Band dem einen wichtiger als dem anderen. Aber insgesamt liegen sie uns schon am Herzen, weil wir das Potential eines Textes (wohlgemerkt das Potential, nicht der Effekt) sehr ernst nehmen.
In „Arise Black Vengeance“ geht es z.B um die Ölkrise im Golf von Mexiko und darüber, wie der menschliche Ehrgeiz (Profitnot) seine Möglichkeiten übersteigt. In „Eight Thousand Sorrows Deep“ geht es um das jüngste Beispiel eines Völkermords in Europa, nämlich das Massaker in Sebrenica, bei dem die Menschlichkeit mit den Leichen im Massengrab vergraben wurde. In „Heaven’s Descent“ geht es um die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Trotzdem gibt es bei uns auch Optimismus. Wir schreiben persönliche Texte, die aufbauen und Mut machen sollen. Die man vielleicht benutzen kann, wenn man das will. („Rubikon“, „In Defiance“ und „Sirens of Black“)
Um mal etwas allgemeiner zu werden. Soweit mir bekannt ist, hat sich euer Line Up seit eurem Debüt „The Rising Tide Of Oblivion“ (2005) nicht verändert. Wie kommt’s? Sieht man die ganzen Splits und Änderungen bei so manchen Bands, ist das durchaus eine respektable Leistung.
Ich finde auch, dass das eine respektable Leistung ist. Vor allem, weil wir wie viel andere Bands auch recht verschiedene und auch nicht leichte Persönlichkeiten in der Band haben. Diese tragen natürlich zu dem Sound bei, der sonst ganz anders wäre. Aber ja, das Bandleben bringt zahlreiche Konflikte mit sich und es hat schon etwas von einer Familie mittlerweile. Man kennt sich, akzeptiert sich, streitet sich und trietzt sich. Vielleicht sollten wir darauf sogar stolzer sein als auf unsere musikalischen Leistungen.
Ebenfalls interessant finde ich, dass ihr bisher trotz gehörigem Erfolg noch keine DVD auf den Markt geworfen habt. Schließlich machen einige Bands das bereits nach einem Werk. Besteht daran eurerseits gar kein Interesse oder ist da eventuell sogar etwas in Planung? Wie könnte denn für euch eine NEAERA-DVD aussehen?
Wir haben auf „Omnicide“ eine 60-minütige DVD als Bonus dazugepackt mit Interviews und etwas Live Material. Den Leuten hat das gut gefallen. Man braucht es sich zwar nicht öfter als ein oder zwei mal anzuschauen, aber für ein paar Euro mehr eine ganz coole Sache. Wir sollten das tatsächlich mal vertiefen.
Ihr seid immer eine sehr fannahe Band gewesen, ich finde Club-Shows ziemlich cool und finde, dass ihr das ausgiebig praktiziert habt. Ebenfalls nett fand ich, dass ihr, allen voran Benny, immer mal wieder bei Vorbands oder später im Publikum unterwegs wart und kein Gespräch gescheut habt. Sowas halte ich für die Essenz dessen, was diese Szene ursprünglich ausmachen sollte. Gab es denn schon mal Erlebnisse mit Fans, die euch besonders beeindruckt, abgestoßen oder begeistert haben?
Das gibt es zahlreiche. Es gibt so dankbare Fans, die sich besser auskennen als wir mit bestimmten Dingen, die die Band angeht. Es gibt auch fanatische Leute, die sich den kompletten Rücken mit unserem Schriftzug zutätowieren lassen, was ich sehr krass finde. Aber es gibt auch andere Leute, die kein Verständnis haben, wenn man wenig Zeit für sie hat. Aber meistens ist es cool, sich zu unterhalten. Diese Art von Kontakt und Feedback zeigt einem oft die Realität, was man wirklich erreicht hat. Viel besser als Chartplatzierungen oder Soundchecks.
Ihr geht im Herbst/Winter auf ziemlich ausgiebige Tour durch Europa. Mit dabei werden u.a. CALIBAN, ALL THAT REMAINS und SOILWORK sein. Freut ihr euch auf so eine riesige Tour oder habt ihr auch etwas Bammel? Schließlich seid ihr über mehrere Wochen unterwegs.
Die Tour geht dreieinhalb Wochen und ist unsere siebte oder achte Europa-Tour. Da haben wir eigentlich keinen Bammel vor.
Die Frage, die sich mir gestellt hat ist auch, wann es mal wieder eine Headliner-Tour von euch geben wird, da gerade diese besonders reizvoll erscheinen, zumindest reizvoller als euch im Vorprogramm zu sehen.
Da ist bereits etwas in Planung für Anfang nächsten Jahres. Leider steht es noch nicht fest genug, so dass ich nicht viel darüber reden kann. Aber es wird passieren!
Soweit so gut. Für den Moment habe ich alles gefragt, was in den vorangegangenen Interviews der letzten Jahre noch nicht thematisiert wurde. Wenn du noch was loswerden willst, hast du hier die Gelegenheit dazu, mir bleibt nur noch mich für dieses Interview zu bedanken!
Auch ich bedanke mich sehr für dieses Interview! Es ist macht immer wieder Spaß mit Euch, und wir wissen den Support zu schätzen.