Ne Obliviscaris
Gebt uns noch fünf Minuten!
Interview
Wo wir gerade beim Singen sind. Bei Konzerten musst du das Singen und das Geigespielen unter einen Hut bringen. Das geht doch sicher auch in den Schreibprozess mit ein, oder?
Ja, sicher. Auf „Portal Of I“ und „Citadel“ überschneiden sich die Geige und der Klargesang tatsächlich niemals mehr als zwei oder drei Sekunden. Bei „Painters of the Tempest“ gibt es am Ende so einen Streicher-Part, aber das ist auch kein reiner Geigen-Part und wir nehmen ihn dann als Sample. Auf dem neuen Album machen wir das ähnlich. Wenn es ein Streicher-Part mit Geigen, Violas und Cellos ist, ist das bei den meisten Bands recht üblich, ein Sample zu nutzen. Wenn es ein Geigensolo ist, wollen wir aber natürlich sichergehen, dass ich das live spielen kann. Auf „Urn“ gibt es aber in „Libera (Part I)“, nach dem Akustik-Teil so bei Minute sieben oder acht, tatsächlich einen Part wo Xen [Xenoyr] und ich gleichzeitig singen und wir gleichzeitig ein Geigensolo und ein Gitarrensolo haben, also vier Leads gleichzeitig (lacht).
Das ist die einzige Stelle auf der Platte, wo ich gleichzeitig singen und Geige spielen muss. Ich habe mich entschieden, das zu machen, weil es musikalisch einfach so funktioniert hat. Ich singe auch nicht die ganze Zeit über, und wir haben es so geschrieben, dass es für mich tatsächlich machbar ist. Als ich den Jungs das Demo geschickt habe, meinten die nur „wie willst du das denn machen?“ (lacht). Ich habe geantwortet, dass ich einfach ganz viel üben werde. Ich habe das bisher nicht live gespielt, also kannst du mich beim nächsten Mal vielleicht fragen, wie es gelaufen ist und ob ich es schon bereue. Aber ich bin zuversichtlich, dass das klappen wird.
Wenn du es dir aussuchen müsstest, würdest du dich aber wohl für die Geige entscheiden, oder? Schließlich singt ja noch ein anderer.
Hmm, ich glaube schon. Also ich will immer das machen, was die Musik von mir verlangt. Ich spiele die Geige, seit ich sechs Jahre alt war. Das war meine erste Leidenschaft. Das habe ich studiert. Als ich 16, 17 war, habe ich mich entschieden, Violinist zu werden, das war DIE Leidenschaft für mich. Das Singen habe ich auch geliebt, habe es aber wegen der Geige etwas stiefmütterlich behandelt. Es war aber toll, das dann in der Band wieder ernsthafter zu verfolgen. Aber ja, wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es wohl für die Geige, weil wir auch Xens Vocals haben.
Kleiner Themawechsel. Die NE OBLIVISCARIS Patreon-Kampagne ist vor 1,5 Jahren gestartet und läuft ziemlich gut. Was hat sich für euch seit dem verändert?
Es läuft super, ja. Als uns die Idee kam, hatten wir keine Ahnung, wie es laufen würde, weil keine Band sowas bis dahin gemacht hatte. In der Band gab es eine kleine Diskussion, ob wir denn verrückt seien, aber das Fazit war, selbst wenn, wäre uns das egal (lacht). Denn das war etwas, das für uns Sinn ergeben hat. Wir waren uns sicher, dass wir unsere Fans gut genug verstehen, um sicher sein zu können, dass es funktionieren würde. Der Einfluss der Patreon-Kampagne und der Ne Obluminati war dann ziemlich unmittelbar. Die Kampagne ist im März 2016 gestartet und in April hat dann schon jeder von uns ein monatliches Einkommen von etwa 500 australischen Dollar erhalten, was so ungefähr 350 Euro sind.
Das war das erste Mal, dass wir jemals dafür bezahlt wurden, dass wir in dieser Band spielen, und NE OBLIVISCARIS gibt es schon seit 2003! Also haben wir 13 Jahre lang gearbeitet, überall auf der Welt getourt, und Leute dachten, wir sind diese berühmten Rockstars und all so einen Quatsch. Und wir hatten noch keinen einzigen Dollar damit verdient. Jetzt, wo die Kampagne schon 18 Monate läuft, kommen wir an einen Punkt, an dem wir alle das Einkommen eines Teilzeitjobs erhalten. Wir arbeiten mit dem „Urn“-Release darauf hin, das in Vollzeit zu machen, und ein wenig mehr mit der Band zu verdienen. Sei es durch Merch oder durch eine Tour, oder durch Patreon. Wir können dieses Level erreichen, was eine ziemlich geile Sache für eine Band ist.
NE OBLIVISCARIS ist nicht so eine Mega-Band wie OPETH oder ARCH ENEMY, die vor vielen Tausend Leuten spielen. Wir sind eine aufstrebende Band, die viele Leute jetzt erst für sich entdecken. Die Patreon-Kampagne hat uns die Möglichkeit gegeben, das ernsthafter zu verfolgen. Als eine Karriere, als Leidenschaft und eine Liebe. Ohne Angst vor einer Zwangsräumung unserer Häuser haben zu müssen, weil wir kein Geld haben, die Miete und die Rechnungen zu zahlen, während wir auf Tour sind. Im März haben wir also angefangen, und buchstäblich im darauf folgenden Monat haben wir eine Nordamerika-Tour gebucht, für die wir einen Teil des Geldes verwendet haben. Ohne dieses Geld hätten wir das nicht machen können.
Das ist auch, was wir unseren Fans kommunizieren wollen. Es geht nicht darum, uns Geld zu geben, mit dem wir uns dann davonmachen. Wir wollen mehr Alben machen und öfter touren. Aber diese Dinge kosten Geld, das ist eine Realität, und 2015 haben wir alle unsere Jobs verloren, weil wir so viel auf Tour waren. Das ist etwas, womit viele Bands zu kämpfen haben. Viele wollen darüber nicht wirklich sprechen, weil sie dieses Bild im Kopf haben, dass man in einer Band diese besondere Person ist, zu der aufgesehen wird, oder sonst so ein Bullshit. Wir wollten das Gegenteil machen und sagen „hey, wir sind einfach normale Typen wir ihr, wir lieben die Musik, die wir machen, wir wollen so viel wie möglich touren. Und wenn ihr uns unterstützt, können wir das machen.“
Das hat sich dann bei den Touren, die wir gemacht haben, auch bewahrheitet. Zum Beispiel mit der US-Tour, oder die Europatour Ende letzten Jahres. Dann wurden wir für die ENSLAVED-Tour gebucht und konnten da eine Headline-Tour durch Großbritannien und Skandinavien mit dranhängen. Explizit durch das Geld, das wir durch die Patreon-Kampagne bekommen haben. Was wir also wirklich klarstellen wollen, ist, dass ein Teil des Geldes wieder in Touren und Alben fließt, damit die Leute auch sehen, was sie für ihr Geld bekommen.
Du hast das Touren ja schon angesprochen. Arbeitet ihr schon an einer neuen NE OBLIVISCARIS Tour, um die abgesagten Termine wieder wett zu machen? Vor allem natürlich in Deutschland.
Wir sind schon dabei, für Anfang 2018 eine Europatour zu buchen. Ich habe erst vor ein paar Tagen mit unserem Booking Agent in Europa gesprochen. Wir haben also auf jeden Fall was für Anfang nächsten Jahres in Arbeit, hoffentlich so früh wie möglich. Wir kommen auf jeden Fall wieder, und ich bin sicher, dass wir auch einige Shows in Deutschland spielen werden.
Ich wäre soweit durch, aber gibt es von deiner Seite noch etwas hinzuzufügen?
Im Grunde wars das. Wir freuen uns wirklich sehr darüber, wie die Dinge aktuell bei uns stehen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Album und sehen, wie wir von immer mehr Leuten wahrgenommen werden. Als wir „Portal Of I“ rausgebracht haben, kannte uns so gut wie keiner und wir waren ein echter Underground-Act. Wir waren wenn dann nur in Australien bekannt. „Citadel“ kam toll an, aber wir sind erst in den zwei, drei Jahren nach dem Release langsam größer geworden. Wir hatten nicht plötzlich einen Haufen Fans, das ging alles sehr langsam. Jetzt fühlt es sich so an, dass die Arbeit der letzten 14 Jahre sich auszahlt. Durch die Patreon-Kampagne und die Touren haben wir ganz andere Möglichkeiten, und können zum Beispiel Headline-Touren in den Staaten und in Europa machen. So viel Spaß es auch macht, ein 35-Minuten Set vor 500-1000 Leuten auf einer Support-Tour zu spielen, es geht nichts über eine 80 bis 90-Minuten Show für deine eigenen Fans, die deine Musik lieben.
Bei einem Set von einer halben Stunde könnt ihr außerdem nur drei Songs spielen.
Weißt du, als wir die Welttournee mit CRADLE OF FILTH gemacht haben, mussten wir, bevor wir der Tour zugestimmt haben, erstmal aushandeln, dass wir 35 Minuten kriegen (lacht). Denn das Angebot war nur ein 30-Minuten-Slot. Wir haben gesagt, dass wir die Tour nur machen können, wenn wir 35 Minuten kriegen, denn bei 30 Minuten hätten wir nur zwei Songs spielen können (lacht). Wir waren uns alle einig, dass wir mindestens drei Songs spielen wollten, wenn wir die Tour machen. Wir brauchten also noch fünf Minuten (lacht). Zwei Songs sind ungefähr 24 Minuten, und keines unserer Stücke ist kurz genug, es als dritten Song zu spielen. Das ist wohl eines der ungewöhnlichen Probleme dieser Band. Mit mehr Alben wird das leichter, weil wir eine größere Songauswahl für Support-Touren und Festivals haben, die wir auch gerne wieder spielen würden.
Also das wäre es bei mir. Vielen Dank für deine Zeit! Ciao!
Ciao!
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Band | |
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Stile | Avantgarde, Experimental, Melodic Death Metal, Post-Metal, Progressive Metal |
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