Narnia
Narnia
Interview
Ich denke, Fans von Narnia werden es mir nicht übel nehmen wenn ich sage, dass bei weitem weniger Leute die Band kennen würden, wenn sie sich nicht nach der berühmten Buchreihe von C.S. Lewis benannt hätten, und in ihren Songs nicht überall deutlich zu ihrem christlichen Glauben stehen würden. Umso mehr Spaß machte aber das Interview mit Sänger Christian Nivel, der sich als großer Fan des Narnia Kinofilms outete und zugab, dass die Deutschen im Achtelfinalspiel gegen Schweden einfach zu gut waren.
Hi Christian, schön mit dir zu reden!
Ich kenne Narnia seit längerer Zeit und die Entwicklung in der neuen Scheibe ist unüberhörbar.
Ja, wir sind jetzt als Band 10 jahre zusammen und haben hart an der Entwicklung und produktion unserer Songs gearbeitet. Die letzten drei Jahre seit „The Great Fall“ waren sehr gut für uns, und das hört man auf „Enter The Gate“ eindeutig heraus.
Wie im Opener „Into This Game“, der mit einem starken Progrock Riff beginnt, welches mich etwas an Dream Theater erinnert. Magst du Prog?
Ich mag Symphonic Rock, ich mag Metal und ich mag auch Pop. Wir wollen Metal mit kraftvollen Melodien spielen, aber auch mit abwechslungsreichen Passagen. Nichtsdestotrotz steht das Arrangement immer im Mittelpunkt.
Warum habt ihr gerade das etwas experimentivere „Into This Game“ als Opener gewählt?
Das Lied zeigt genau was Narnia ist. Gerade in diesen harten und chaotischen Zeiten verstehen wir uns als eine Band mit einer Aufgabe gegenüber dieser Welt. Wir sind quasi ‚in diesem Spiel‘ um Leuten das Licht zu zeigen, und demonstrieren dass das Leben viel mehr gibt, wenn man sich jenem nur öffnet. Es wird Zeit unsere Art zu leben zu verändern. Jeder sollte anfangen seinen Teil beizutragen, diese Welt zu etwas besserem zu machen. Genau deswegen sind wir ‚into this game‘. Wir sind eine positive Band und brauchen positive Menschen, wenn wir die ganze Egozentrik um uns herum sehen.
Etwas in diese Richtung schlägt wohl auch „The Man From Nazareth“. Ist es schwer ein Lied über das Leben von Jesus zu schreiben?
Wir lieben diese langen epischen Kompositionen und einer emotionalen, starken Story. Jesus Christus hat alles für uns verändert. Carl [Johan Grimmark, Gitarrist] hat den Text erdacht und mir gesagt, dass er sich in der Stimmung fühlte ihn aufzuschreiben. Es war auf jeden Fall ein spiritueller Augenblick, und ich liebe diese Präsenz und Kraft in dem Lied. Ich bin ewig dankbar für das was Jesus für mich getan hat.
Apropos Carl Grimmark: Ein wirklich starker Gitarrist. Gab es Momente im Entstehungsprozess der Platte, in dem er völlig verrückte Sachen auf der Gitarre runterkomponiert hat und du ihn bremsen musstest um die Hörer nicht völlig vor den Kopf zu stoßen?
Nein, nein. Wir haben eine großartige Zusammenarbeit und möchten einander keine Regeln beim Komponieren auferlegen. Wir fühlen einfach ob ein Song zu Narnia passt oder nicht.
Habt ihr eigentlich Angst irgendwann den typischen Bandstil so ausgereizt zu haben, das ihr euch zwangsläufig grundauf verändern müsst um etwas neues zu schaffen? Schon auf „Enter The Gate“ sind ja viele experimentive Sachen drauf.
Nein, wir haben keine Angst. Wir lieben die Entwicklung die die Band in den letzten drei Jahren durchgemacht hat, und sind gespannt welche Zukunft Narnia live und im Studio noch bevorsteht.
Ihr habt dieses Jahr ja schon eine Live DVD veröffentlicht. Als ich danach gesucht hab ist mir aber aufgefallen, dass da keine Songs von „Enter The Gate“ drauf sind. Wäre es da nicht besser gewesen bis nach der Veröffentlichung der Platte mit der Aufzeichnung zu warten?
Oh, die Live DVD wurde schon 2004 veröffentlicht! Wir haben das Konzert am 29ten März in Owen, in Deutschland aufgenommen. Du meinst die CD Version, die erst ein paar Monate vor „Enter The Gate“ erschienen ist. Wir mochten die Aufnahme auf der DVD sehr, weswegen wir das Konzert auch ohne Bild veröffentlichen wollten. Die ersten 4 Alben sind damit wunderbar präsentiert.
Ich hab mich beim Hören der neuen Platte gefragt, wer das Keyboard auf dem Album spielt. Auf der Promobeilage stand nichts darüber dabei.
Oh, das macht auch unser Gitarrist Carl Grimmark.
Hast du eigentlich den Narnia Kinofilm letzten Winter gesehen? Ich muss gestehen dass ich ihn nicht wirklich mochte, weil es arg kriegsverherrlichend war. Wie in der einen Szene, wo der Weihnachtsmann mit den Worten „das sind keine Spielzeuge, sondern Werkzeuge“ Waffen an die Kinder verteilte.
Man muss das in den Kontext der gesamten Geschichte setzen, die C.S. Lewis schrieb. Man kann da keine Einzelszene rauspicken und den Film dafür verurteilen. Ich hab den Film oft gesehen, alle Bücher gelesen und es sehr gemocht. Geschmäcker sind nunmal verschieden.
Wie unschwer zu erkennen ist, seid ihr alle sehr gläubig. Ich muss zugeben dass ich es nicht sehr mag, wenn man in Lieder persönliche Meinungen glorifiziert.
Was ich in meinen Texten ausdrücke, ist mein Herz und mein Leben. Das ist einfach die natürlichste Sache der Welt für mich. Ich will nicht einfach Geschichten schreiben nur um die Lieder vollzukriegen, sondern lieber das was in meinem Herzen ist, an die Leute weitergeben. Mein Glauben an Jesus, meine Familie und die Beziehungen zu meinen Bandkollegen sind für mich einfach der Lebensmittelpunkt. Genauso wie Dinge die uns allgemein am Herzen hängen und uns den Kampf zwischen Gut und Böse im Leben weiterkämpfen lassen. Mein christlicher Glaube ist bei allen Sachen die ich tue, einfach eine sehr wichtige und natürliche Hilfe.
Wo siehst du die Verbindung zwischen Christentum und Musik?
Für mich hat Gott die Musik genauso erschaffen, wie uns selber.
Wenn ich an schwedischen Power Metal denke, fällt mir nach Narnia direkt Dragonland ein. Gibt es noch andere Schätze nach denen man Ausschau halten sollte?
Ich hab bisher nur kurz in Dragonland reingehört, aber ich fand es auch ziemlich gut. Andere empfehlenswerte schwedische Band sind zum Beispiel Cloudscape oder Human Race.
Du leitest ja auch dein eigenes Label. Kannst du uns etwas darüber sagen? Warum wird Narnia nicht auf Rivel Records veröffentlicht?
Ja, ich hab mein eigenes Label, und genieße die Freiheit coole Platten zu veröffentlichen. Ich bin einfach ein Sammler was Musik angeht, auch meine eigene Musik, und nutze das Label daher auch um die meisten meiner eigenen Sachen zu produzieren. So wie Audiovision, Divinefire oder Flagship. Viele dieser Alben sind aber in Deutschland von Georg Siegl’s Label Metal Heaven veröffentlicht worden.
Wie sollte eine Platte sein, um von deinem Label veröffentlicht zu werden?
Naja, ich konzentriere mich eher auf schwedische Bands. Aber mein Zeitplan ist für die nächsten Jahre so überfüllt, dass jeder neue Release die ganze Sache nur noch komplizierter macht.
Gibt es einen Grund warum „The Great Fall“ nicht in Japan veröffentlicht wurde?
Unser Vertrag mit ‚Pony Canyon‘ umfasste nur drei Alben, und „The Great Fall“ war daher nicht im Vertrag eingeschlossen. Aber wir sind froh dass „Enter The Gate“ jetzt unter ‚Attic Arcade‘ in Japan vertrieben wird.
Hast du beim Eurovision Song Contest für Lordi abgestimmt?
Nein, ich war für Carola, die schwedische Sängerin. Ich mochte ihr Lied „Invisible“ mehr als „Hard Rock Hallelujah“, aber ich bin auch sehr froh dass sie gewonnen haben.
Okay, damit können wir das Interview getrost abschließen. Letzte Frage: Wird es eine Tour mit Konzerten in Deutschland geben?
Im Moment touren wir durch Skandinavien, und im November hoffentlich das erste Mal durch Südamerika. Natürlich würden wir auch gerne in Deutschland spielen, aber zur Zeit ist nichts gebucht. Also schreibt deutschen Promotern dass sie Narnia buchen sollen! Wir haben schon viele Anfragen auf der ganzen Welt bekommen, aber es ist immer ein finanzielles Problem ob wir spielen können oder nicht. Irgendwie müssen wir ja auch unsere Familien und Kinder ernähren… Aber an sich lieben wir es live zu spielen und freuen uns deshalb dass so viele Auftritte gebucht sind. Hoffentlich kommen auch bald welche in Deutschland dazu.
Gut, damit gehören die letzten Worte dir!
Ich wünsche dir und allen deutschen Fans alles Gute! Hoffentlich sieht man sich in Zukunft mal auf Tour! God bless you!
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