My Silent Wake
My Silent Wake
Interview
Ein wirklich schönes Werk ist das aktuelle MY SILENT WAKE Album "A Garland Of Tears". Geboten wird feinster, faszinierender britischer Doom Metal, welcher sich durch enorme Vielfalt und Spannung auszeichnet. Dabei blicken die Engländer zu gerne über den Tellerrand und scheren sich nicht um irgendwelche Genregrenzen. Um etwas mehr über die Band in Erfahrung zu bringen, suchte ich den Kontakt zu Bandkopf Ian Arkley.
MY SILENT WAKE wurden im Mai 2005 gegründet und gingen aus den sterbenden ASHEN MORTALITY hervor. Worin lagen die Gründe für die Auflösung von ASHEN MORTALITY?
Wir waren aufgrund vieler Änderungen in unseren Leben für viele Jahre inaktiv und hatten geplant, dass es wieder weitergehen soll. Tim Cooper, unser Bassist, war zu dieser Zeit sehr krank und konnte nicht mehr länger in der Band sein. Mein alter Freund Andi Lee jammte mit mir an der Gitarre und war neues Mitglied von ASHEN MORTALITY. Er wechselte zum Bass und wir hatten einen neuen Schlagzeuger, mit dem wir arbeiteten. Aber es klappte nicht mit dem Schlagzeuger, also stieß Jasen Whyte zu uns, welcher ein Freund eines damaligen Freundes war. Wir spielten zwei Auftritte, einen in Norwegen und einen in Großbritannien. Melanie Bolton spielte nicht bei dem letzten Konzert mit, es war also wie der erste MY SILENT WAKE Auftritt.
Auch wenn wir die Band zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegründet hatten, wurden wir alle drei Teil von MY SILENT WAKE. Kurz nach dem letzten Auftritt nahm ich das CENTURY SLEEPER Album „Awaken“ in Amerika auf, und als ich wieder zurückkehrte wusste ich, dass es bezüglich ASHEN MORTALITY einer Entscheidung bedarf. Melanie und ich diskutierten darüber und schließlich kamen wir zu dem Schluss, dass wir die Band beenden. Das war zwischen April und Mai 2005. Es gab hierfür viele persönliche Gründe, weshalb wir nicht weitermachen konnten.
Sehr schnell danach kontaktierte ich Andi und Jasen, welcher inzwischen auch ein guter Freund von mir war, und wir gründeten MY SILENT WAKE. Wir nahmen ein Demo mit zwei Songs zusammen mit einem weiteren Freund, Alan Southorn, welcher ebenfalls zu uns stieß, auf. Das Line-Up wurde durch meine Freundin Kate komplett, und Ende des Jahres hatten wir unser Debütalbum eingespielt. Tim von ASHEN MORTALITY ging es immer schlechter und er starb 2006. Das war ein niederschmetternder Schlag, da wir seit vielen Jahren befreundet waren. Der Song „To Bid Farewell“ vom zweiten MY SILENT WAKE Album ist ihm gewidmet.
Wie du schon erzählt hast, hast du auch mit Andi Lee und Jasen Whyte zusammengespielt, bevor ihr gemeinsam MY SILENT WAKE geformt habt. Habt ihr eigentlich auch Songs oder zumindest Parts dann hierfür verwendet, welche ursprünglich für ASHEN MORTALITY geschrieben wurden?
Ja wir haben einige Songs verwendet, welche geschrieben wurden, während ich bei ASHEN MORTALITY war. Wir spielten einige von diesen Stücken bei besagtem letztem Auftritt. Die Stücke wurden teilweise überarbeitet, da sie schon recht lange existierten. Das war eine ähnliche Situation wie am Anfang von ASHEN MORTALITY, als ich einige Lieder verwendet hatte, welche ich am Ende von SEVENTH ANGEL geschrieben hatte. SEVENTH ANGEL sind jetzt übrigens wieder seit letztem Jahr reformiert und wir hoffen, dass wir im März ein neues Album aufnehmen können.
Dann möchte ich euch nun zu eurem tollen dritten Album „A Garland Of Tears“ gratulieren! Wie sind denn die bisherigen Reaktionen?
Vielen Dank für dein großartiges Review! Das Feedback ist bisher sehr gut. Wir haben erst ein exzellentes Review im Kerrang! erhalten, was sehr aufregend für uns ist, da es solch ein weit gelesenes Magazin ist. Alle Reviews bisher waren großartig und wir hoffen natürlich, dass es so weitergeht. Die Reaktionen der Fans waren auch durch die Bank positiv. „A Garland Of Tears“ wurde auch auf Vinyl durch Thrashing Rage Productions veröffentlicht, dadurch wurde einer unserer Träume Wirklichkeit.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich eure anderen Veröffentlichungen leider nicht kenne. Worin siehst du die Unterschiede zwischen eurem aktuellen Werk und den ersten beiden Alben?
Das erste Album „Shadow Of Sorrow“ wurde in viereinhalb Tagen aufgenommen und gemischt und ist sehr rau, aber ich bin mit dem Resultat noch immer sehr zufrieden. Das zweite ist ein Doppelalbum, auf der einen Disc ist Metal, die zweite Disc ist komplett akustisch gehalten. Wenn du dieses Album noch nicht gehört hast, war es für dich sicherlich eine Überraschung, diese folkloristischen Songs auf „A Garland Of Tears“ zu hören! Das zweite Album „The Anatomy Of Melancholy“ kam übrigens vor dem PARADISE LOST Werk mit dem gleichen Titel heraus. Es wurde im Vergleich zu „Shadow Of Sorrow“ und „A Garland Of Tears“ anders aufgenommen, diese wurden Live eingespielt mit Overdubs.
Bei unserem zweiten Album haben wir alles separat aufgenommen. Jasen verbrachte aufgrund seiner Verletzung eine Weile damit, sein Schlagzeug zuhause aufzunehmen, dann fügte er alle Tracks auf dem Computer zusammen und wir transferierten sie im Kewsound Studio auf Pro Tools, alles weitere wurde dort eingespielt. In diesem Studio entstanden alle drei Alben. Die Akustikstücke wurden anders herum aufgenommen, die Perkussion kam erst ganz am Ende.
Alle unsere Aufnahmen wurden gemischt und Co-produziert von Steve Allan zusammen mit der Band, welcher inzwischen ebenfalls Teil der Band ist. Es ist eine lange Geschichte, aber Jasen hat sich das Handgelenk verletzt und ist deshalb nicht mehr imstande, über einen längeren Zeitraum Schlagzeug zu spielen. Steve half uns daher für die Konzerte aus, kam dann aber letztendlich schnell in die Band, und Jasen kümmert sich nun mit mir zusammen mehr um den Gesang, von ihm sind die höheren Growls.
Auf dem neuen Album spielen sie beide Schlagzeug, in den Credits ist jeweils angegeben, wer welchen Song eingespielt hat. Das gibt dem Album mehr Vielfalt. Alan hat vor einiger Zeit die Band verlassen, da er weiter weg gezogen ist, aber er hat Bass auf den Akustiksongs von „Anatomy Of Melancholy“ und dem Bonustrack auf „Shadow Of Sorrow“ gespielt.
Eure Musik zeigt eine große Vielfalt an verschiedenen Stilen. Natürlich ist die Basis Death/Doom Metal, aber wir können auch Gothic, sogar Black Metal und Folk mit akustischen Instrumenten hören. Was sind eure hauptsächlichen Einflüsse, und wie ist dein persönlicher musikalischer Geschmack?
Das ist sehr schwierig zu beantworten, da wir solch weite und vielfältige Geschmäcker besitzen. Ich persönlich höre viel von DEAD CAN DANCE, welche meine Lieblingsband sind. Ich mag eine große Anzahl an Musik, von Mittelalter bis hin zu Black Metal. Eine Band, welche ich seit kurzem höre sind MORGION. Ich liebe ihr letztes Album. Ich kann nicht sagen, dass sie ein Einfluss sind, da ich erst begonnen habe, sie anzuhören, aber viele anderer Bands dieses Stils hatten einen Einfluss auf uns, und genauso Gothic Bands, Prog Bands, traditionelle Doom Bands genauso wie Death Doom Bands, und anderer Metal, Folk und Rock.
Es ist ärgerlich, wenn Leute ein Review über uns schreiben, welche sich nicht wirklich mit Doom beschäftigen, weil dann immer die Behauptung aufgestellt wird, wir klängen wie diese oder jene Band. Wir tun einfach das, was auf natürliche Weise bei uns entsteht und versuchen niemals, wie jemand anderes zu klingen. Ein Beispiel ist ein Review in einem großen britischen Magazin welche dachten, mein Gitarrenklang wäre der gleiche wie von Gregor Macintosh (Gitarrist von PARADISE LOST, Anmerk. d. Verf.). Ich glaube das lag daran, dass ich mir ein Wah-Wah gekauft hatte und Inspiration daraus schöpfte, Bands der Siebziger wie HAWKIND angehört habe, ich wollte nicht wie PARADISE LOST klingen! Natürlich lieben wir die frühen PARADISE LOST und MY DYING BRIDE, und es gibt natürlich einige Ähnlichkeiten in dem, was wir tun, aber wir sind keine Klone. Es gibt da eine Liste einiger weniger unserer Einflüsse auf unserer Myspaceseite, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs!
Erfordert es für das kreieren solch eines Albums eines depressiven Geisteszustandes während des Songwritings und der Aufnahmen?
Wir schreiben alle Songtexte aus unserem selbst heraus und versuchen nicht, etwas Depressives oder was auch immer um der Sache willen zu kreieren. Es sind ehrliche, aufrichtige Texte, und sie handeln hauptsächlich von echten Erfahrungen. Oftmals durchläuft das Songwriting gerade eine schwierige Zeit, daher wird dies von den Texten reflektiert.
Und wie entstehen bei euch neue Songs?
Manchmal beginnen sie mit der Musik und manchmal mit den Texten. Manchmal hat man einige Ideen, die sich zueinander fügen, während man an Texten und Musik zusammen arbeitet, es gibt hierfür bei uns also keine Formel. Oftmals beginnt ein Song nur mit einer vagen Idee, welche wächst und dann ein ganzes Stück wird. Ich finde oftmals die Inspiration für meine Texte leichter, wenn ich durch die Wälder oder über das Land laufe.
Manchmal findet man sich selbst wieder, Ideen auf ein Stück Papier oder Quittungen zu schreiben, und wenn man keinen Stift dabei hat, schreibt man eben in sein Handy. Es ist erstaunlich, woher die Inspiration manchmal kommt, und ich glaube dafür gibt es keine Regeln. Letzten Sommer habe ich viele akustische Stücke in meinem Sommerhaus geschrieben, welches ich im Frühjahr erworben habe. Das ist ein großartiger Platz, um zu schreiben, zu lesen und zu trinken.
Was kannst du uns denn über die Texte von „A Garland Of Tears“ berichten? Steckt irgendeine Art Konzept dahinter?
Die Texte für dieses Album wurden von drei von uns geschrieben. Ich schrieb drei, Kate zwei und Andi einen. Es gibt kein durchgehendes Konzept und die Songs sind ziemlich persönlich für uns alle. Das Stück „By My Own Hand“ wurde von Kate geschrieben und ist im Herzen ein Anti-Selbstmord-Song. Ich fühlte persönlich ein großes Bedürfnis für einen solchen Song und Kate hat wirklich einen erstaunlichen Job hingelegt.
Eines der Stücke das ich schrieb, „Cruel Grey Skies“, handelt vom Auseinanderbrechen einer Beziehung und dem Fertigwerden mit den Nachwirkungen. Unser wahrer Wunsch ist es, dass die Texte diese Leute trösten können, welche gerade solche Dinge durchleben. Wir sind nicht fähig, zu allem immer die perfekten Antworten zu geben, aber wir haben viele Situationen selbst erlebt und wissen, wie es sich anfühlt.
Nicht viele Bands können von sich sagen, dass sie gleich vier Sänger in ihren Reihen haben. Was führte dazu, dass dies Teil eurer dynamischen Musik wurde? Ich finde, dadurch unterscheidet sich eure Musik nicht nur sehr von anderen Bands, sondern das macht es auch noch interessanter!
Nun, ursprünglich war ich der einzige Sänger auf dem ersten Album, abgesehen von einem kleinen Part mit Jasen und mir in einem Song. Danach hörte ich ein Demo, welches Jasen mit seiner alten Band gemacht hatte, und ich mochte seine Growls wirklich sehr. Also wollten wir, dass er etwas Gesang auf „The Anatomy Of Melancholy“ übernimmt. Das war alles noch vor unserem ersten Auftritt, bei welchem Jasen und ich uns den Gesang geteilt hatten, Jasen übernahm dabei einige Sachen, welche ich auf dem Album gesungen hatte.
Auf „A Garland Of Tears“ machte es Sinn, dass Jasen noch mehr Gesang übernehmen sollte. Ich mag es sehr, dass ich nicht mehr den kompletten Gesang Live mache, da ich auch noch Gitarre spiele, es wurden dieses Mal die meisten Songs so geschrieben, dass der Großteil des Gesang für Jasen gedacht war.
Was die anderen anbelangt: Kate und Andi sangen etwas auf „The Anatomy Of Melancholy“. Beide verfügen ebenfalls über großartige Stimmen, was wir im Laufe der Zeit entdeckten. Kate und Andi leisteten einen der Akustiksongs zusammen, und Kate übernahm viel Hintergrundgesang auf verschiedenen Teilen des Albums.
Auf „A Garland Of Tears“ übernahm Andi etwas Gesang auf „Wilderness Of Thorns“, dieses Stück hat er zum Großteil selbst geschrieben. Er sang einige großartige klare Stimmen in diesem Song im ruhigen Teil und auch wieder mit Kate. Kate sang dieses Mal auch mehr, oft mit meiner Stimme gedoppelt. Auf „Wilderness Of Thorns“ kann man uns alle vier hören.
Das ist auch etwas, worüber wir in der Band sehr froh sind, dass wir die Möglichkeit haben, verschiedene Klänge zu erzeugen, ohne die Teilnahme von irgendwelchen Gastmusikern oder Sängern. Die Band ist eine sich immer wieder weiterentwickelnde Einheit, ohne irgendwelche Regeln, nach welchen wir uns richten müssten. Kate versucht of verschiedene neue Instrumente aus, sie ist multitalentiert, ihre neuesten Instrumente sind ein Harmonium und ein Dulcimer.
Welche Idee steckt hinter dem Coverartwork von Matt Vickerstaff?
Ich liebe seine bisherigen Arbeiten und fragte ihn, ob er unser Cover machen würde. Ich denke, er hat einen wundervollen Job hingelegt. Er fragte danach, das Album anzuhören, bevor er mit seiner Arbeit beginnen würde, und Andi gab ihm einige vage Ideen per Email. Ich denke, es passt perfekt zum Gefühl und den Texten.
Wie verlief eure Tour mit THE DROWNING und THE PROPHECY?
Großartig! Ich mag beide Bands wirklich sehr, es war daher ein Vergnügen, mit ihnen zusammen diese Auftritte zu spielen. Wir haben die Headlinerposition immer wieder gewechselt und hatten eine tolle Zeit. Ich kenne THE DROWNING persönlich und wir sind mit ihnen befreundet, aber es war das erste Mal dass ich THE PROPHECY getroffen habe. Alle waren richtig cool. THE DROWNING werden nun einige Songs für ein Split-Album mit uns aufnehmen, und wir hoffen, dass wir unsere Beiträge im Mai aufnehmen können.
Was ist in der nächsten Zukunft noch mit MY SILENT WAKE geplant?
Einige wenige Konzerte und die Aufnahmen für das Split-Album. Wir haben einen neuen Song aufgenommen, welcher eine Coverversion von „Two Gods“ von ATTRITION ist. Das Stück wird auf dem kommenden ATTRITION Tribut Album enthalten sein. Ich werde auch später im Jahr einige Auftritte mit SEVENTH ANGEL absolvieren, genauso wie wir dort unser drittes Album in Angriff nehmen möchten. Ich könnte also dieses Jahr ziemlich beschäftig sein!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke für das Interview und die großartigen Fragen. Ich möchte mich bei unseren Fans und Freunden bedanken. Jeder, der noch nie was von uns gehört hat, kann einige Songs hier hören: www.myspace.com/mysilentwake und hier www.myspace.com/mysilentwakeacoustic
Cheers!
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