Mustasch
"Ihr habt das beste Bier!"

Interview

MUSTASCH sind seit Gründung 1998 eine Band, die für kompromisslosen, aber auch hymnischen Hard Rock mit Eiern steht. Während ihrer Diskographie experimentierten sie ein wenig mit ihrem Sound und ließen teilweise ein paar elektronische Elemente, symphonische Samples und weitere exotische Elemente mit einfließen. Auf der neuesten Platte „Silent Killer“ scheinen MUSTASCH zurück zu ihren Wurzeln zu gehen – meint No-Bullshit-Attitüde, keine Schnörkel oder Experimente, keine doppelte Böden, nur erdiger und knackiger Hard Rock mit fetten Riffs, einprägsamen Refrains und Melodien – ein wenig Stadion-Rock Atmosphäre, ein wenig Thrash Einflüsse die an MEGADETH erinnern… Die Abwechslung wird dabei nicht vergessen, konnte mich aber nicht zur Gänze überzeugen.
Mit Fronthüne Ralf Gyllenhammar, dem leicht schlitzohrigen, aber äußerst sympathischen Mastermind hinter MUSTASCH, spreche ich ein wenig über das neue Album, die Liebe zum Motorsport und dass er keinen Bock mehr auf „Piano, Synthies und so einen Scheiss“ hat… während im Hintergrund des Telefongesprächs der Teppichleger schon mal anfängt (es wird renoviert im Hause Gyllenhammar, denn Nachwuchs steht an für den ein neues Zimmer geschaffen werden muss! Glückwunsch von der Redaktion an dieser Stelle!).

 

Hallo Ralf, vielen Dank dass du dir Zeit für uns nimmst!

Guten Tag! Ja, kein Problem.

 

Ohh, sogar auf Deutsch, ich bin beeindruckt! Wie geht’s dir?

Mir gehts eigentlich ganz gut. Momentan sind wir dabei… wie sagt man das… unser Haus zu renovieren? (Herr Gyllenhammar sucht – mehrmals während des Interviews – nach den richtigen Worten im Englischen – Anm. des Redakteurs) Wir haben nämlich Nachwuchs auf dem Weg. Und wir müssen ein wenig die Räume umorganisieren. Wir haben geraden den Teppichleger hier und wollten noch Zeug besorgen… Wir wollten sogar eigentlich gerade zu Bauhaus. Habt ihr auch Bauhaus in Deutschland?

 

Ja, haben wir (unnötige und hier nicht weiter ausgeführte Diskussion über Bauhaus, Renovieren und generell das Wohnen in Schweden folgend).

Aber lass uns über Musik reden, ok?

Ja, sicherlich, dafür sind wir ja hier. „Silent Killer“, das neueste, ist euer mittlerweile neuntes Studioalbum, richtig? Wie fühlt es sich an, nach 20 Jahren noch ein neues Album rauszubringen?

Es fühlt sich gut an. Wir werden besser und professioneller in dem, was wir tun. Songwriting und Recording geht uns immer schneller und einfacher von der Hand. Auf dem neuesten Album sind wir leicht in eine andere Richtung gegangen, verglichen mit „Testosterone“. Wir haben auch unseren Produzenten gefragt: „Was magst du am liebsten an MUSTASCH, wann sind wir „at our best?“ Und er meinte in Songs wie „636“, bei unseren Stücken, die dunkel und melodisch sind. Das fanden wir auch und haben probiert das auf „Testosterone“ umzusetzen. Aber die letzte Platte scheint bei unseren Fans nicht so gut angekommen zu sein. Deswegen sind wir auf der neuen wieder „back on track“. Harte Drums, Heavy Metal aus dem Herzen, Schnaps und amerikanische Muscle Cars!

 

(Hier brach nun kurzzeitig die Verbindung ab, kurze Zeit später hatte ich Ralf aber wieder an der Strippe – Anm. der Redaktion)

 

Ah, endlich wieder dran. Sorry für die Unterbrechung. Ich denke genauso, dass ihr auf der neuen wieder „zurück“ geht.  Auf einigen eurer vorigen Alben hattet ihr teilweise eher genre-fremde Einflüsse, hier und da mal Streicher, Synthesizer, Clean-Guitar Intros und so weiter. Das neue fühlt sich für mich mehr „on point“ an, ein wenig reduzierter und fokussiert sich auf die wichtigen Elemente im Hard Rock bzw. Heavy Metal: Griffige Riffs, große Refrains und Melodien. Siehst du das auch so? War das so geplant wegen den schlechten Bewertungen des Vorgängers oder war das eine natürliche Entwicklung?

Es war geplant. Ich wollte das alles nicht mehr. Ich wollte mich auf die wichtigen Elemente von MUSTASCH, die wir am besten können, konzentrieren, wie schon gesagt. Lass den ganzen Piano und Violinen-Scheiss raus. Überlass das GHOST. Gib mir Doublebass-Drums, verzerrte Gitarren und Gesang in höherer Tonlage!

Hattest du dafür Gesangsunterricht? Vorher hast du das ja nicht so oft gemacht. Also ich meine in diesen hohen Tonlagen gesungen.

Nein, hatte ich nicht, das konnte ich so. Anfangs fühlte sich das ein wenig lächerlich an. Es kam auch irgendwie zufällig. Es gibt ja zum Beispiel bei dem neuen Song „Winners“ diesen hohen Schrei am Anfang. Und ich fragte die Band und Produzenten bei den Aufnahmen, ob das ok sei, ob wir das behalten wollen. Alle haben laut „JA!“ geschrien und waren begeistert! „Jaaa, das war klasse, DAS ist Heavy Metal!“, während ich mir nur dachte: Oh mein Gott, was hast du dir da an die Backe geholt.

Ich finde es passt sehr gut dazu. Ich weiß von anderen Sängern, dass sie ihre Stimme schonen bzw. extra „behandeln“, etwa mit Alkohol vorher. Tust du so etwas auch?

Nein. Ich trinke auch vor Auftritten nicht.

 

Also erst die Arbeit, dann die Party?

Ja. Aber wenn wir so drei, vier Shows an aufeinander folgenden Tagen haben, trinke ich gar nicht. Nach der letzten, da kann man den Abschluss dann feiern, aber vorher muss ich ganz da sein und abliefern, da kann ich mich nicht betrinken.

 

Ja, macht schon irgendwo Sinn.

Die anderen Jungs haben meistens noch ein paar Bier oder Schnäpse, aber ich geh nach einer Show meistens direkt ins Bett. Und ich bin verheiratet, also fällt Sex mit Groupies auch flach. Ich trinke keinen Alkohol oder nehme Drogen. Manchmal frage ich mich auch, warum ich das tue, was ich tue.

Also sind die wilden Zeiten vorbei.

Ja, das ist ein Fulltimejob heutzutage für mich. Die Stunde auf der Bühne macht am meisten Spaß, der Rest ist langweiliger Kram für mich, mit dem man sich zwangsläufig beschäftigen muss.

Für das neue Album steht bereits eine Tour in Schweden an, gibt es auch schon Pläne im Laufe des Jahres den Rest von Europa zu beglücken oder noch darüber hinaus?

Ja, natürlich. Wir wollen auch auf jedenfall wieder zurück nach Deutschland. Es ist das beste Land zum Touren… auf der ganzen Welt! Das schöne bei euch ist, dass die Gigs relativ nahe beieinander liegen und euer Autobahnnetz so gut ausgebaut ist. Das sind dann keine 800km irgendwo durch die Wallachei gurken, sondern 250 – 300 Kilometer gemütlich in 2 – 3 Stunden zurücklegen, wenn man in der nächsten Stadt spielt. Das ist ganz angenehm. Und ihr habt das beste Bier!

 

Danke für die Blumen. Wenn Mustasch ein Drink wäre, was wäre das für einer?

Es würde denke ich ein Bier sein. Mit einem Shot dazu.

Wie ist es mit der Kollaboration mit Hank von TURBNEGRO in der Videoauskopplung zu „Fire“ gekommen? Wart ihr schon vorher befreundet?

Nein, vorher kannten wir uns nicht, sind aber dadurch nun Freunde geworden. Es war Sony’s Idee, einen externen Künstler mit aufs Album zu nehmen. Wir wollten etwas tun, was wir vorher noch nicht gemacht haben, etwas frisches, neues ausprobieren. Also haben Sie mich auch gefragt, ob mir da jemand in den Sinn kommen würde. Scherzhaft habe ich „James Hetfield“ geantwortet, aber sie wollten jemand spezielles, auch jemand lokales, der lange nicht mehr so im Rampenlicht stand. Und dann sind sie auf Hank gekommen. Clever!

Ich fande auch, dass das fantastisch mit der Zusammenarbeit im Video geklappt hat. Es war gut ihn wieder zu sehen.

Ja, dabei sah er gar nicht so gut aus. Er hat einen Magenbeipass bekommen, während dem Video-Shoot war er noch sehr dick. Aber mittlerweile ist er wieder sehr dünn und sieht besser aus.

 

Oh, das wusste ich gar nicht, dass es ihm so schlecht ging. Hoffentlich geht es ihm wieder besser. Ist nicht mit zu spaßen, wenn man so etwas nötig hat, oder?

Ja, auf der einen Seite schon auf der anderen Seite nicht. Wir haben uns da schon ein wenig drüber lustig gemacht. Ich mein man muss es mit Humor nehmen. Wenn da jemand vor dir steht, der offensichtlich zu viel auf den Rippen hat und eine Woche später sieht man denselben Mensch mit 40 Kilogramm runter, dann muss man doch lachen, oder? Er brauchte das. Aber man muss nicht immer an alles so ernst heran gehen. Er war auch nicht sauer auf uns oder so. Wir nehmen das alle kumpelhaft hin und nehmen uns gegenseitig auf den Arm.

 

Bist du immer noch bei TV7 vom „Aftonbladet“ (kurze Zeit war Ralf Gyllenhammar bei einer schwedischen Fernsehsehdung, produziert von der auflagenstärksten Zeitung in Schweden – Anmerkung d. Redaktion)?

Die Fernsehshow? Nein, das war vor langer Zeit. Ich habe ein paar Musikshows für das schwedische Fernsehen damals gemacht, aber das tue ich nicht. Ich hatte es satt. Weißt du, es ist so kitschig und billig, nette kleine Familienunterhaltung für den Samstagabend. Ich mag es nicht mehr. Es war gut als ich es vor 10 Jahren gemacht habe, einfach als Erfahrung, aber heute habe ich so etwas nicht mehr nötig. Vor ein paar Tagen habe ich sogar eine Anfrage von einer anderen schwedischen Fernsehshow bekommen, wo es um Kochen mit Stars geht. Was zur Hölle? Nein, nein, nein. Es war irgendwas mit Backen glaube ich… Apfelstrudel oder so? Jede Woche mussten die etwas backen, dann wurden die Stars bewertet und konnten weiter gevotet werden oder so ein Quatsch. No-fucking-way!

 

Witzig, was ihr Schweden immer mit TV-Shows habt… CORRODED haben auch für „Survivor“ einen Song beigesteuert.

Ja, das mag sein. Ich schaue heute kein TV mehr. Ich wurde auch mehrmals gefragt, ob ich bei der schwedischen Version von „Let’s Dance“ mitmachen will. Für 100.000 Euro vielleicht. Pro Folge. Wenn überhaupt. Ich HASSE tanzen.

 

Aber du bist immer noch großer Motorsportfan, oder? Ist das eine Leidenschaft, die du vor der Musik hattest?

Ja, klar. Die Musik war natürlich an erster Stelle.

Hast du auch privat einen Fuhrpark? Irgendwelche dicken Karren oder ein Motorrad oder so etwas?

Ich hatte zwei Muscle Cars. Einen Chevrolet Camaro und einen Dodge Challenger. Den neuen Challenger allerdings, das Modell von 2014 mit 500 PS. Geiles Teil. Hab ich geliebt. Dann wurde meine Frau aber schwanger und es musste etwas familienfreundliches her. Ein Dodge Durengo ist es dann geworden.

 

Ok. Das war es so weit von mir, entschuldige bitte nochmal die kurze Unterbrechung und vielen Dank dafür, dass du dir unter solchen Umständen noch Zeit genommen hast.

Kein Problem. Wie war nochmal dein Name? Franz? (Genauso wie mit der Liebesbekundung an unser Bier fühlte ich mich auch hier leicht veräppelt, aber muss auch gestehen, dass man so sympathischen Interviewpartnern den Humor dann liebend gern zu gesteht – Anm. der Reaktion)

 

Alex. Nochmals danke, vielleicht sieht man sich auf Tour!

Wir sind mit ein paar Promotern im Gespräch und versuchen im Herbst diesen Jahres wieder auf deutschen Bühnen zu stehen. Ich muss nun Schluss machen, meine Frau guckt mich böse an und der Teppichleger steht in der Tür! Tschau!

Quelle: Ralf Gyllenhamar, Sony Music Entertainment
31.03.2018
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