Mourning Beloveth
Mourning Beloveth

Interview

Mourning Beloveth stammen aus Irland und lassen mit ihrer aktuellen Scheibe "The Sullen Sulcus" die irische Doom-Flagge höher denn je im Wind flackern. Eine in Deutschland noch recht unbekannte, aber dennoch sehr interessante Band und umso erfreulicher war ich, dass sich mir die Chance bot mit Sänger Darren dieses doch sehr ausführliche Interview zu führen.

Mourning BelovethWarum habt ihr „Dust“ re-released, obwohl erst 1,5 Jahre nach der regulären Veröffentlichung vergangen sind?

Der Hauptgrund war eigentlich, dass die 1000 CDs, die wir pressen ließen, schon ausverkauft waren, allerdings viele diese Platte noch haben wollten. Wir hatten damals für eine erneute Pressung kein Geld und deshalb sprangen Sentinel (www.sentinelireland.com) ein und unterstützten uns mit Geld und Möglichkeiten, um unsere CD wiederzuveröffentlichen. Als nun die CD nochmals bei einem Label veröffentlicht wurde, hatte es auch mehr Aufmerksamkeit bei der Presse, als bei unserer ersten Veröffentlichung.

Ihr habt insgesamt vier Jahre (1992 – 1996) gebraucht, um eurer erstes Demo zu veröffentlichen. Warum hat das so lange gedauert?

Ach, das war der übliche Scheiß mit Line-Up-Problemen und auch die Tatsache, dass wir gar nicht wussten, was wir machen wollten. Zwei Jahre hatten wir lediglich eine Gitarre, Gesang und Schlagzeug und außerdem nur ein paar wenige Songs. Als Brian dann den Bass übernahm, gab uns dieses Antrieb endlich mal in die Pötte zu kommen und was aufzunehmen, nur um zu sehen, was wir so machen können. Nach einiger Zeit kamen uns dann die Ideen für die Songs „The Fruit And The Sorrow“ und „Burden“, die wir dann aufnahmen.

Denkst Du nicht, dass ihr in dieser Zeit schon mehr Material hättet herausbringen können, denn ihr seit bereits seit elf Jahren als Band zusammen?

Wie ich gerade schon sagte, hatten wir ja zu Beginn einige Line-Up-Probleme, aber als Adrian dann den Bass übernahm und Brian zur Gitarre wechselte, hatten wir endlich ein konstantes Line-Up (genauso ist es heute auch noch) und konnten so unseren eigenen Sound entwickeln. Wir überstürzen keine Dinge in der Band, aber wir hatten die Songs für unser zweites Demo „Autumnal Fires“ bereits einige Zeit bevor wir sie aufnahmen fertig. Ich denke, dass jede Veröffentlichung einen Schritt vorwärts ist und dies passiert nicht, wenn du jedes Jahr ein Album herausbringst. Manche Dinge verjähren schnell, aber wir mögen es einfach uns Zeit zu nehmen, nicht alles zu überstürzen und einfach zu sehen, was sich ganz natürlich entwickelt. Ich denke, wenn wir mehr veröffentlicht hätten, dann würden wir jetzt schon ausgebrannt sein. Andere Faktoren wären natürlich Geldmangel und Faulheit (haha). Diese haben auch eine untergeordnete Rolle.

Erzähl mir doch mehr über eure Split-7″ mit Lunar Gate. Welche Songs habt ihr für diese Scheibe verwendet?

Wir haben für die Platte mit Lunar Gate einen komplett neuen Song aufgenommen, welcher ganz einfach mit „Part 1″ betitelt ist… also da wird noch mehr kommen. Sentinel hatten die Idee ein paar Split-7“ mit irischen Bands zu veröffentlichen und gaben uns die Ehre die Ersten zu sein. Wir haben den Song im Dezember 2002 im Cosmic Studio in Dublin aufgenommen (das erste Mal seit 1998, dass wir auf irischem Boden aufgenommen haben). Wir nahmen mit einem französischen Typen namens Jean Claude auf, der ein Hippie is. Das war eine sehr kosmische Erfahrung und es gab uns die Freiheit unseren Sound weiter zu erkunden und neue Ideen einzubinden. Auf sieben Minuten beschränkt zu sein war wirklich nicht einfach, aber wir haben es dann doch geschafft. Die andere Band der Split-Platte ist Lunar Gate, eine meiner Lieblingsbands aus Irland. Es ist eine Dark-Metal-Band mir viel Potential und einem ganz obskuren Sound. Es ist wirklich eine Ehre für uns mit ihnen zusammen was zu veröffentlichen.
Das wird die Erste von fünf 7″ sein, die Sentinental veröffentlichen wollen. Andere werden Primordial / Mael Mordha und Geasa / Old Season enthalten. Ein anderer Hauptgrund für diese 7″ war auch, dass wir große Vinyl-Fans sind und es wird sehr aufregend sein, unsere erste Platte in Händen zu halten, wenn sie in den nächsten Wochen veröffentlicht wird.

Denkst Du es ist gerecht, dass viele Leute euch mit My Dying Bride vergleichen? Ich denke schon, dass gewisse Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind, aber eigentlich ist euer Stil sonst ganz anders. Stimmst Du da zu?

Da stimme ich vollstens zu. In den Anfangszeiten hat wirklich jedes Review einen Bezug auf My Dying Bride genommen, aber mit jedem Release, besonders „The Sullen Sulcus“, wurde der Vergleich immer und immer weniger. Ich denke, es ist eine ganz natürliche Sache, die Bands zu mögen, die man hört…aber wenn man für eine lange Zeit jeden Tag ein bestimmtes Album hört, dann wird man automatisch davon beeinflusst. Es scheint so, dass wir als Musiker reifer geworden sind und einen eigenen Sound haben. Wie ich sagte, ist dies eine natürliche Sache. Wenn man älter wird, dann geht man seine eigenen Wege und hört lieber auf sich selbst, auch mit dem Aspekt der Verbesserung.

Ihr steht ja kurz vor eurer Amerika-Tour. Welche Erwartungen habt ihr nun bevor es los geht? Freut ihr euch außerdem mit dem Package (Morgion, The Prophecy und Unearthly Trance) die Staaten zu besuchen. Und davon mal abgesehen…welche Schwierigkeiten gab es denn im Vorfeld mit der Tour?

Für uns geht es am 4. August los. Wir werden 24 Shows spielen, ordentlich Bier trinken und dann am 5. September zurückkehren. Die Tour läuft unter dem Banner „The Doomination of America“ und ist eine Fortsetzung unserer Europa-Tour. Es ist für uns wie ein Traum und wir alle sind aufgeregt, denn ein großer Traum wird endlich Realität. 24 Shows von Küste zu Küste werden sicherlich großartig sein. Es ist klasse so eine Independent-Tour durch die Staaten ziehen zu sehen, denn dieses macht uns sehr stolz. Wir werden die erste irische Band sein, die für eine solche Tour nach Amerika reist. Ich habe eigentlich keine großen Erwartungen, es wird einfach ein Traum für uns sein… 24/7 für einen ganzen Monat. Als ich jünger war, da habe ich immer davon geträumt nach Amerika zu fliegen und nun wird es endlich wahr und um die Dinge noch besser zu machen, ist es sogar zusammen mit der Band, die ich mehr schätze als das Leben selbst. Diese Tour wird die Namen aller Bands in der ganzen Welt bekannter machen, also wird dies ziemlich gut sein für alle Beteiligten. Unearthly Trance sind nicht mehr dabei, dafür sind aber Orodruin eingesprungen und ich denke, dass es für den Doom-Fan ziemlich großartig sein wird. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Doom-Bands auf die Live-Bühnen zurückgekehrt sind und dies soll die Flamme des Dooms heller erstrahlen lassen. Jede Band hat einen unterschiedlichen Doom-Sound, und auch wenn es einige Leute nicht für möglich halten, ist es eine sehr variable Mischung. Ich denke, dies ist auch für den Metalfan im Allgemeinen interessant, denn das ist Musik, die von Herzen gespielt wird, kein Poser-Scheiß und das ist alles, was wir anbieten können.
Schwierigkeiten… da gabs einige… zum Glück kümmern sich Rhett, Justin und die anderen von Morgion um den ganzen Scheiß wie die Line-Up-Wechsel etc. Die Scheiße die wir hatten, war die Erhöhung der Flugtickets von 450 auf 900 Euro in einem Monat.

Kannst Du mir mehr über eure Europa-Tour berichten, welche ihr zu Beginn dieses Jahres absolviert habt? Wie war es für euch das erste Mal außerhalb Englands und Irlands zu spielen? Gibt es irgendwelche lustige oder erinnerungwürdige Erlebnisse?

Zusammen mit Morgion und The Prophecy haben wir in 14 Tagen elf Shows gespielt. Im Februar waren wir in Irland, auf den Britischen Inseln, Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Holland und das Feedback war wirklich großartig. Es war unser erstes Mal, dass wir so viele Gigs zusammen gespielt haben, deswegen war es eine riesengroße Erfahrung für uns. Wir haben so viele Leute getroffen und viele neue Freunde gefunden. Wir spielten vor 80 Leuten in Paris mit einer super Atmosphäre, 400 Leute in Portugal und das gleiche Bild, Spanien war ruhig, Belgien und Holland waren auch super. Bill Steer war auf unserem Gig in Paris, My Dying Bride in Bradford, als Fred von Ataraxie für uns alle Champagner kaufte und mitfeierte. In Portugal haben wir Fernando von Moonspell getroffen. Wir sind zwei Wochen auf Achse gewesen und in Zeiten in denen es besonders hart war weiter zu machen, da waren immer ein paar nette Leute, die mit uns ihre Wohnung und das Essen teilten. Dies erleichterte uns die ganze Sache doch sehr und machte uns hungrig, auch nächstes Jahr wieder dorthin zu kommen. Vielleicht dehnen wir es auch aus, um noch mehrere Länder miteinzubinden. Ich will dich jetzt nicht mit den üblichen Alkohol-Exzessen langweilen, aber es gab da schon ein paar versoffene Nächte und großartige Konzerte… so werden wir es immer in Erinnerung behalten. Die drei Bands waren ein gutes Team und wir hatten eine schöne Zeit.

Kannst Du mir mehr über eure DVD erzählen? Was wird darauf enthalten sein?

Wir haben mit dieser Idee bereits einige Zeit herumgespielt, doch als die Doomination Europe-Tour bestätigt war, da hat uns Haavard/ Aftermath Music gefragt, ob wir nicht auf der Tour so viel wie möglich filmen wollen, um es dann als DVD zu veröffentlichen. Wir haben also 40 Stunden Material gesammelt und es mit Hilfe von Gary (Morgion) zusammengeschnitten. Es beinhaltet vier Live-Songs und eine Foto-Kompilation der Tour. Die DVD sollte eigentlich diesen Monat veröffentlicht werden, aber wir haben entschieden, dass wir lieber bis Oktober warten wollen, denn so können wir noch etwas von der Amerika-Tour mit draufpacken. Außerdem einige Biographien, ältere Fotos etc.. So wird es eher ein komplettes Packet, wenn es dann im Oktober mit Hilfe von Aftermath das Licht der Welt erblickt.

Wie seit ihr mit dem norwegischen Label Aftermath Music in Kontakt gekommen? Ich denke, dies ist eine interessante Konstellation, denn eigentlich ist Norwegen ja eher für Black Metal berühmt und nun nehmen sie eine irische Doom Band unter Vertrag…

Ich habe schon seit dem „Dust“-Album zu Haavard Kontakt und als wir die Promo CD-R aufnahmen, da schickten wir ihm auch eine. Er mochte die Songs, aber das war alles. Wir haben dann die Songs, zusammen mit Magz an den Reglern, im Academy Studio aufgenommen und schickten Haavard abermals eine Kopie. Er liebte die Songs, wir unterzeichneten bei ihm und erhielten auch einige Kosten zurück – so waren alle glücklich. Ich denke, dass Aftermath sich wirklich mausern die letzte Zeit, denn sie veröffentlichen einige sehr dunkle und obskure Sachen…nicht diese Schiene von Millionen an Black-Metal-Bands. Poema Arcanus und Runemagic haben ihren ganz eigenen Sound mit einigen Doom-Elementen. Er (Haavard) hat außerdem gerade Funeral Orchestra unter Vertrag genommen und die Doom-Götter Reverend Bizarre werden auch eine 7″ herausbringen. Haavard ist ein ehrlicher und hart arbeitender Mann und wir sind sehr froh, dass wir bei Aftermath sind. Außerdem…wer kann schon irischem Doom widerstehen?

Alle Songs sind bei euch ja ziemlich lang. Ist es da manchmal nicht schwer immer neue Riffs und Melodien für solch lange Tracks zu finden? Wer schreibt bei euch denn die Lyrics und gibt es da ein spezielles Rezept, wir so ein typischer Mourning-Beloveth-Song entsteht?

Für uns ist es einfacher längere Songs zu schreiben und unsere Gedanken mit der Zeit zu entwickeln. Wir haben den Song für die 7″ geschrieben und das war verdammt schwierig für uns (haha). Wir setzen uns keine Muster die wir befolgen, wenn wir einen Song schreiben, denn die Ideen kommen aus so unterschiedlichen Richtungen: Bei den Proben oder jemand bringt ein neues Riff mit. Wir spielen einfach was uns Mund und Finger überliefern. Die einzigen Vorläufer für einen Song sind die Emotionen und solange diese da sind ist alles ok. Wir alle arbeiten an den Songs, also es ist eher eine Gruppenarbeit.

Könntest Du eure ersten Veröffentlichungen mit eurer aktuellen Scheibe „The Sullen Sulcus“ vergleichen? Inwieweit unterscheiden sie sich?

Ich hasse Bands, die sagen, dass das besser ist und das schlechter und so was alles. „Dust“ bestand aus alten Songs und auch ein paar neuen, die in einer Zeitspanne von ein paar Jahren geschrieben wurde. The Gitarren sind sehr geräumig, bleiben aber trotzdem heavy. „The Sullen Sulcus“ ist wie ein kompletter akustischer Angriff und erstickt den Zuhörer mit einer enormen Intensität. „The Sullen Sulcus“ wurde innerhalb eines Jahres geschrieben und ich denke, dass man dieses auch an der Atmosphäre hören kann. Der Zuhörer bekommt keine Chance sich einfach zurückzulehnen und die Dinge zu nehmen wie sie kommen, bis das Album zu Ende ist. Mit jedem Release finden wir unsere Identität neu, denn es hilft uns, dass wir auf unsere früheren Werke zurückgreifen können und so hören was gut ist und was nicht. Das alles ist ein Lernprozess, aber was wir immer machen werden ist, dass wir schreiben, was wir fühlen und wir hoffen, dass man das in der Musik hören kann.

Ich finde euer Artwork wirklich faszinierend, aber auf der anderen Seite auch irgendwie eigenartig… kannst Du mir mehr über das Cover sagen und auch, ob es Bezüge zu den Lyrics von „The Sullen Sulcus“ hat?

Es wurde von Paul McCarroll (www.unhinged-art.co.uk) aus Nord-Irland erschaffen. Paul und ich haben mehrere Wochen damit verbracht über das Cover zu diskutieren. Jede Person hat eine eigene Interpretation von den Bildern der CD, deswegen will ich lieber über den Titel und die Lyrics sprechen. Sulcus ist eine tiefe Furche im Gehirn und jeder Song ist über eine bestimmte Emotion, welches das Gehirn auffrisst, die Person verrückt macht und in ihrer eigenen Welt leben lässt. Die Lyrics vom Album handeln von diesem Gebiet und direkt nach den Aufnahmen, als wir über einen passenden Titel nachdachten, fiel uns auf, dass jeder Song von den Lyrics her mit den anderen verbunden ist. Auf der musikalischen Seite merkten wir, dass das Gefühl von Isolation, Elend und Melancholie sich mit seinen tiefen Rottönen und der leeren Atmosphäre auf das künstlerische Cover auswirkten. Auf mich wirkt es so. Sorry, wenn ich hier etwas kurz angebunden bin, ich will nicht angeberisch klingen, aber jede Person soll sich wirklich selbst damit befassen. Wir sind glücklich, dass wir von Mourning Beloveth uns schon so lange kennen, denn wir wissen, was jeder durchmacht. Da gibt es für Musik, Lyrics und Artworks immer ein einheitliches Thema. Es ist ein ganzes Paket, nicht einzelne individuelle Stücke eines Puzzles, welches nicht beendet werden kann.

Was sind eure nächsten Ziele (mal von der Tour abgesehen)? Habt ihr bereits Ideen oder Pläne für das nächste Album oder sind die Vorbereitungen für die Tour jetzt wichtiger?

Es ist seltsam, aber unser richtiger Drummer Tim kann aus persönlichen Gründen nicht mit auf die Amerika-Tour kommen. Er ist immer noch in der Band, aber wir mussten einen Ersatz für die Tour finden. Der Ersatz ist ein langjähriger Freund der Band, deswegen fällt es uns auch leicht mit ihm zu arbeiten und er ist ein sehr guter Drummer. An den Wochenenden proben wir mit Tim neues Zeug und innerhalb der Woche mit dem Aushilfs-Drummer den Set für die Tour. Wir hatten niemals einen anderen Drummer und es ist immer noch ein bisschen komisch, aber wir fangen so langsam an uns daran zu gewöhnen. Für uns ist es im Moment ziemlich schwierig neue Songs zu schreiben. Wir haben zwar viele Ideen, aber der Kopf ist voll mit Träumen von den Staaten und der Tour. Wenn wir zurück sind, dann schließen wir uns für sechs Monate ein und schreiben Songs mit unserem alten Drummer (hehe). Wir haben für nächstes Jahr auch ein paar Festivals geplant, deswegen solltet ihr für News unsere Webseite www.mourningbeloveth.com im Auge behalten

Vielen Dank für das Interview! Ich wünsche euch außerdem viel Glück für die U.S.-Tour! Hast Du noch irgendwelche letzten Worte?

Thanks for the interview
Check out some Irish bands such as Geasa and Primordial
And www.mp3.com/mourningbeloveth
www.metalworksmagazine.com

10.07.2003

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