Mother of Millions
Kunst genießen und kreieren
Interview
Mit „Artifacts“ haben die griechischen Metal-Magier von MOTHER OF MILLIONS soeben ihr drittes Studioalbum veröffentlicht, eine Prog-Rock-Platte, die vor spannungsgeladener Atmosphärik nur so knistert. Panos, Bassist der fünfköpfigen Athener Truppe, hat uns im Interview das lyrische Konzept hinter den Songs erklärt, was Sisyphos mit Artefakten zu tun hat und unter welchen Einflüssen die Band zu ihrem einzigartigen Sound gefunden hat, den Panos nur unter Vorbehalten als Prog bezeichnen will.
Panos, vielen Dank, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast. Mit „Artifacts“ habt ihr ja wirklich wieder eine tolle Platte am Start! Kannst du mir verraten, was es mit dem kryptischen Albumtitel auf sich hat?
Gern geschehen, und vielen dank für das Kompliment! Um das verständlich zu machen, muss ich ein wenig ausholen (lacht). Kennst du die Sage von Sisyphos?
Wurde der nicht für irgendwas von den Göttern bestraft?
Ja, genau! Sisyphos erhielt für seine Untaten auf der Erde in der Unterwelt die Strafe, einen gewaltigen Felsbrocken auf einen Berg hinaufrollen zu müssen, Doch jedes Mal, wenn er den Gipfel erreicht hatte, ließen die Götter den Fels wieder herunterrollen sodass Sisyphos das Ganze noch einmal von vorne angehen musste. Dieser Fels stellt für ihn gewissermaßen ein Artefakt dar. Der Begriff kommt ja eigentlich aus dem archäologischen Bereich, wo er ein wertvolles Fundstück bezeichnet.
Wir verwenden ihn auf unserem Album aber eher allegorisch: Die Artefakte, um die es in unseren Songs geht, sind die Lasten, die jeder Mensch in seinem alltäglichen Leben mit sich herumträgt-. „Soma“ behandelt beispielsweise die Angst vor dem Tod, „Rite“ den Zwang, der einem durch die Traditionen eines Landes oder einer Gesellschaft auferlegt werden kann. „Amber“ ist ein Song über gefangene, unerfüllte Hoffnungen, daher das Bild des Bernsteins: Wie eine Fliege ist die Hoffnung darin gefangen und versucht, sich zu befreien, Realität zu werden.
Interessant! Ich nehme an, auch das Albumcover hat demnach eine tiefere Bedeutung?
Ach, das war eigentlich eine ziemlich lustige Geschichte (lacht): Wir haben dem Künstler, der dann das Covedesign erstellt hat, unsere Lyrics und Songtitel geschickt und ihm gesagt, er solle einfach zeichnen, was auch immer ihm dazu in den Sinn kommt. Mit dem Resultatwaren wir dann sehr zufrieden. Der Hirsch, der auf dem Bild zu sehen ist, steht übrigens für Freiheit. Jene Freiheit, die wir nur erlangen können, wenn wir uns mit den erwähnten Lasten unseres Lebens auseinandersetzen, uns sozusagen von diesen Artefakten lösen. Gerade so, wie Sisyphos immer wieder versucht, sich von dem elenden Felsen zu befreien. Unser Bandmotto lautet ja „Rise Evolve“. Das spielt da auch hinein; wir steigen auf, werden frei, wenn wir unsere Lasten abschütteln.
Du hast den Song „Soma“ erwähnt. Als ich den zum ersten Mal hörte, hat er mich unglaublich stark an OPETHs „Damnation“-Album erinnert. War das eine bewusste Hommage? Seid ihr bei MOTHER OF MILLIONS OPETH-Fans?
Eine bewusste Hommage würde ich es nicht nennen, wobei unser Sänger George OPETH tatsächlich sehr gerne mag. Was den musikalischen Geschmack anbelangt, haben wir alle ganz verschiedene Bands, die wir gerne hören. Unser Drummer George etwa war ursprünglich klassischer Pianist, hatte mit Metal also nie wirklich viel am Hut (lacht). Er hat für das neue Album auch Piano-Passagen beigetragen, die Keyboarder Makis dann nach seinem eigenen Stil arrangiert hat. Um aber auf unsere Einflüsse zurückzukommen: Ich persönlich mag TOOL sehr gerne. Nicht nur die Musik, sondern auch die ganzen Konzepte und Themen, die sie in ihre Alben reinpacken, diesen Hauch von Mystizismus.
„Beeinflusst wird man schließlich immer.“
Der gemeinsame musikalische Nenner ist bei uns wohl Pink Floyd, von denen sind wir alle große Fans. Aber, du siehst: Jeder von uns bringt seine eigenen Einflüsse und Inspirationen mit, und so schreiben wir auch alle Songs im Team: Wir jammen dann stundenlang im Studio, nehmen das Ganze auf und bauen zu Songs aus, was uns gut gefällt. Bewusste Anlehnungen oder Hommagen an unsere Lieblingsbands würden wir jedoch nie machen. Wenn etwas ins Songwriting einfließen mag, so sicherlich nur auf unbewusster Ebene. Beeinflusst wird man schließlich immer: Man genießt Kunst, verarbeitet den Eindruck und kreiert dann selbst wieder neue Kunst!
Auf dem Titeltrack „Artefact“ ist eine längere Spoken-Word-Passage zu hören. Handelt es sich da um Griechisch? Worum geht es in dem Text?
Ja, der Abschnitt ist in der Tat griechisch. Kostas, unser Gitarrist, hat ganz zu Beginn der Sessions für das neue Album ein Gedicht geschrieben. Es ist sehr allegorisch und lässt sich nur schwer so auf die Schnelle zusammenfassen. Im Booklet der CD haben wir deshalb eine englische Übersetzung abgedruckt. Vereinfacht kann ich aber sagen, dass es auch darin um Lasten geht, um die Artefakte, die wir alle mit uns herumtragen. „Artefact“ ist ja der letzte Song des Albums und greift quasi als Zusammenfassung die Inhalte aller anderen Tracks noch einmal auf. Tatsächlich hatte Kostas das Gedicht geschrieben, bevor wir auch nur einzige Note des Albums gespielt hatten: Wir hatten das lyrische Konzept also vor dem musikalischen vor Augen.
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Stile | Progressive Metal |
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