Morbus Chron
Interview mit Sänger und Gitarrist Robert Andersson zu "Sweven"
Interview
MORBUS CHRON ist mit ihrem zweiten Album „Sweven“ eine mächtige Überraschung gelungen. War „Sleepers Of The Rift“ noch brutaler, modrig räudiger Death Metal der klassischen alten Schule, geht das neue Werk ein ganzes Stück weiter. Neben dem Todesblei pendeln die Stockholmer nun stärker Richtung Progressive Metal, integrieren aber auch ruhige, atmosphärische Momente genauso wie Psychedelisches. „Sweven“ ist originell, sehr abwechslungsreich, intensiv und spannend. Und dieser Schritt ist auch wie ich finde sehr mutig. Wir sprachen mit Sänger und Gitarrist Robert Andersson.
Euer neues Album „Sweven“ ist eine große Überraschung, denn ihr implementiert in die Musik von MORBUS CHRON neue Elemente, um diese auf ein anderes Level zu hieven. Ihr habt akustische Reprisen eingefügt, genauso wie Post Rock Klanglandschaften, und die Musik im Ganzen ist deutlich progressiver ausgefallen. War dies eine natürliche Entwicklung, oder hattet ihr vorher einen Plan oder Ziel, was ihr erreichen wolltet? Wie habt ihr solch einen großen Schritt vorwärts geschafft?
Das war eine sehr natürliche Entwicklung. Das ist es, was aus uns herauskommt, wenn wir nicht über Einflüsse oder über das Einschränken auf einen bestimmten Stil oder Sound nachdenken. Es kam dann einfach so raus. Ich höre keinen Post Rock an, und auch nicht wirklich viel Progressive Metal. Aber ich höre viel Rock Sachen aus den 60ern und 70ern, akustische Geschichten, klassisches Piano, und natürlich Death Metal. Das alles schärft meine Idee von Musik und färbt unterbewusst den Prozess des Schreibens. Unser Ziel war es immer, uns gegenüber selbst treu zu sein und immer das zu schreiben, was wir wollen. Dieses Mal ist da kein Unterschied.
Was habt ihr in Hinsicht auf das Songwriting verändert verglichen mit früher? In welchem Zeitraum habt ihr die Songs geschrieben? Und haben alle Mitglieder von MORBUS CHRON daran Teil genommen?
Ich schrieb fast das gesamte Album, und mit Edvin zusammen haben wir ein Stück gemeinsam fertiggemacht. Das Songwriting begann einige Wochen nach den Aufnahmen für die „A Saunter Through The Shroud“-EP. Normalerweise wenn wir etwas aufnehmen, habe ich schon massenweise Material für die nächste Veröffentlichung. Aber dieses Mal hatte ich wirklich nichts. Also musste es vom Grund auf 2012 angefangen werden.
Die Art wie ich schreibe und wie wir als Band arbeiten hat sich nicht geändert. Ich spiele immer noch an der Gitarre rum, nehme Sachen auf, die ich interessant finde. Wenn ich einen Song fertig habe, nehme ich mit voller Instrumentierung ein Demo auf und gebe es den anderen Jungs. Während der Proben wird es dann eine Leistung der Band. Jeder spielt den Song auf seine Weise, und das ist es wenn es beginnt, nach MORBUS CHRON zu klingen.
Ich liebe wirklich diese Old School Stimmung und die Brutalität von „Sleepers Of The Rift“. „Sweven“ ist auch brutal, aber nicht so sehr, dafür deutlich komplexer und mit mehr Atmosphäre. Worin siehst du selbst die Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen den beiden Alben, und was ist für dich unterschiedlich?
„Sleepers In The Rift“ ist ein großartiges Album und wir sind alle stolz darauf. Ich kann es mir heutzutage anhören und kann mir selbst auf die Schulter klopfen, kein Problem. Es ist ein Album, das wir geschrieben haben, als wir noch sehr jung waren. Wie du weißt gehen einige Songs zurück auf eine Zeit, als ich gerade einmal 16 Jahre alt war. Ich hatte für lange Zeit nicht Gitarre gespielt und alles, was ich gelernt hatte, war Death Metal. Das war alles, was ich kannte, und auch alles, was ich tun wollte. Alles war gedacht so zu klingen wie AUTOPSY und DEATH. Wie das verlorene Album von 1989 das niemand gehört hat. Und wir gaben uns große Mühe, dieses alte Feeling einzufügen. Wenn ich nun darauf in einem neuen Licht schaue, war das Album nicht sehr originell oder frei. Natürlich sagen die Leute, dass wir unser eigenes Ding in diesen bewährten und wahren Sound eingebracht haben, aber am Ende war es doch ein Tribut an den Death Metal der späten 80er. Wenn du mehr schreibst und mehr spielst, beginnst du damit, deinen eigenen Weg des Ausdrucks zu entdecken und zu entwickeln. Und wir wollten dieser Richtung folgen und schauen, wohin sie uns führt. Das Resultat ist nun mit „Sweven“ ziemlich klar. Die Grenzen, die wir zuvor hatten, sind ziemlich zerstört.
Ihr habt dieses Mal auch mehr psychedelisches in eurer Musik. Was hat euch da beeinflusst?
Wenn Death Metal meine erste Liebe war, muss psychedelische Musik auf jeden Fall meine zweite gewesen sein. Ich mag verrückte Musik, die nicht auf irgendwelche gesetzte Formeln basiert. Die 60er und 70er Jahre waren eine Zeit von Freiheit und des Experimentierens. Für mich ist das eine Schatzinsel von großartiger Musik. Aber das ist etwas, was ich nicht aktiv versucht habe in MORBUS CHRON einfließen zu lassen.
Vielleicht können oder wollen einige eurer bisherigen Fans eurem jetzt eingeschlagenen Pfad nicht folgen. Ist das etwas, wovor ihr euch fürchtet, oder fokussiert ihr euch einfach darauf, was ihr mit der Band erreichen wollt?
Wir schreiben die Musik für uns selbst. Jeder andere Grund würde für uns nicht funktionieren. Natürlich werden die Leute ihre eigenen Meinungen haben, aber darüber machen wir uns keine Sorgen. „Sleepers In The Rift“ ist immer noch da für diejenigen, die nicht mit uns weiterziehen möchten.
Ihr habt wieder zusammen mit Produzent Fred Estby (ex-DISMEMBER) gearbeitet. Bitte beschreibe uns die Zusammenarbeit mit ihm! Wie verliefen die Aufnahmen im Studio?
Das war unser zweites Mal mit Fred und es ist immer eine gute Zeit. Beide, Fred als auch Nicke Andersson (ex-ENTOMBED, THE HELLACOPTERS), fangen einen bestimmten Sound ein, den wir liebgewonnen haben. Wir wollen das Feeling einer Band die gerade spielt, und das ist etwas was wir dort bekommen. Die Session verlief so glatt wie es nur sein konnte. Wir benötigten etwas mehr Zeit als für unser erstes Album, aber ich bin mir sicher, dass dies niemanden überraschen wird.
Ist „Sweven“ eine Art Konzeptalbum? Wovon handeln die Texte?
Man kann das sagen. Die Musik, die Texte als auch das Artwork folgen alle demselben Thema. Das ganze Album ist gebaut auf dem Konzept des Träumens. Hauptsächlich die Befreiung die uns ein kräftiger Traum bieten kann. Ich wollte ein Album schreiben, das sehr fern von unserer Realität ist. Etwas, in das man sich selbst verlieren kann.
Für das Artwork habt ihr zusammen mit Raul Gonzales gearbeitet. Bitte beschreibe uns, in welcher Verbindung das Artwork mit der Musik und den Texten steht!
Paul machte das Cover und jeweils ein separates Gemälde für jeden Song. Wir sprachen über Ideen skizzierten diese lange Zeit bevor die Aufnahmen überhaupt stattfanden. Wir wussten, dass wir dieses Mal etwas mehr Ambitioniertes wollten. Wir schickten ihm die Texte und die Demoaufnahmen von den Songs und sagten ihm, dass er das ganze Album illustrieren sollte. Er hat wirklich einen großartigen Job gemacht und ich kann mir „Sweven“ ohne seine Kunst heutzutage überhaupt nicht vorstellen.
Wie gefällt dir „The Headless Ritual“, das aktuelle Album von AUTOPSY?
Ich war von gemischten Gefühlen erfüllt als sie sich zur Reunion entschlossen hatten. Auf der einen Seite war ich extrem glücklich da ich nun die Chance bekam, sie mir Live anzusehen. Auf der anderen Seite waren seit „Shitfun“ 15 Jahre vergangen, und die Zeit kann ihren Tribut verlangen. Aber ich meine, ABSCESS hatten nie aufgehört Arsch zu treten, also war ich natürlich aufgeregt wie verrückt. Ich flog zum Maryland Death Fest nur um AUTOPSY zu sehen! Ich war 18 und reiste alleine. Es gab keine Frage, ich musste sie sehen. Ich saß bei der Bühne für Stunden nur um sicher zu gehen, dass ich einen guten Platz dann haben werde. Sie kamen heraus und spielten eine Wahnsinns Show! Ich hätte nicht glücklicher sein können. Das wird immer eine meiner schönsten Erinnerungen bleiben.
Von dem Zeug, was sie seit der Reunion veröffentlicht haben, finde ich die „Horrific Obsession“ EP als stärkste. Beide neuen Alben sind auch großartig, aber ich kann sie doch nicht mit ihrem frühen Zeug vergleichen, dagegen flachen sie ziemlich ab. Aber das trifft doch im Grunde wirklich alles, was sich mit „Mental Funeral“ vergleichen lassen muss. Es ist gut, dass sie wieder da sind. Sie werden immer der Inbegriff des Death Metals sein!
Was habt ihr mit MORBUS CHRON in nächster Zeit noch geplant?
Wir haben im März eine Tour mit NECROWRETCH, und danach einige Shows hier in Schweden. Wir planen auch noch einige andere Sachen, aber ich kann jetzt noch nichts mit Sicherheit sagen. Wir werden sehen, was wir noch machen werden.
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Stile | Death Metal, Post-Metal, Post-Rock, Progressive Death Metal, Progressive Metal, Stockholm Death Metal |
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