Moonsorrow
Moonsorrow
Interview
Mit ihrer eigenwilligen, höchst imposanten Mischung aus dem Black Metal der Neunziger Jahre, ursprünglichem Viking Metal der Marke BATHORY, traditionellen finnischen Folkloreklängen sowie progressiven Rock Sound der Siebziger haben sich MOONSORROW bereits vor Jahren nicht nur ihre eigene Nische im Pagan Metal geschaffen, sondern wurden mit ihren epischen, intensiven und dramatischen Stücken zu einer der Vorreiterbands. Auch ihre mit 68 Minuten eigentlich überlange neue EP "Tulimyrsky", welche jüngst in Finnland auf Platz 2 der Charts schoss, untermauert dies eindrucksvoll, wobei vor allem der monumentale, übermächtige Titelsong heraussticht. Gerade von ihrer Europatour zurückgekehrt, beantwortete Sänger und Bassist Ville Sorvali die Fragen zur neuen Veröffentlichung, allerdings auch zu den jüngsten Anschuldigungen einiger Verblendeter. Enter the fire!
Eure neue EP „Tulimyrsky“ ist um die 68 Minuten lang, womit diese sogar so manches Album an Spielzeit bei weitem übertrifft. Worin lagen die Gründe, diese EP zu veröffentlichen?
Wir wollten etwas anderes machen, bevor wir mit den Arbeiten für unser sechstes Album beginnen. Die Idee für das Stück „Tulimyrsky“ trugen wir bereits sehr lange Zeit in uns, und auch das METALLICA Cover hatten wir bereits fertig. Wir entschieden uns dazu, beides zusammen zu nehmen und weiteres Material, den Demosongs und dem Cover von MERCILESS, hinzuzufügen, um ein interessantes Gesamtpaket zu erschaffen.
In welchem Zeitraum wurde das intensive, epische und monumentale Stück „Tulimyrsky“ geschrieben und arrangiert, und worum geht es inhaltlich? War es geplant, dass der Song so lange wird?
Die Idee zu diesem Song bestand lange Zeit, sie gärte bereits seit Jahren in unseren Köpfen, aber wir fingen nicht vor dem Spätjahr 2007 mit dem Songwriting an. Wir schrieben das Stück innerhalb weniger Monate, es wurde genau einen Tag vor dem Studiotermin fertig, es bestand also keine Zeit, den Song zu proben.
Die Texte sind eine Fortsetzung der Geschichte von „Voimasta ja kunniasta“, wo das Dorf des Protagonisten zerstört wurde; in „Tulimyrsky“ unternimmt dieses Dorf einen Angriff, um sich für die Zerstörung zu rächen. Es war definitiv nicht geplant, dass das Stück 29 Minuten lang sein wird, aber nachdem wir zuerst die Geschichte niederschrieben, musste die Musik dem Verlauf der lyrischen Charakter folgen, wodurch es letztendlich wurde, wie es ist.
Die Songs „Taistelu Pohjolasta“ vom Demo „Tämä Ikuinen Talvi“ von 1998 und „Hvergelmir“ vom 1997er Demo „Metsä“ sind Neuaufnahmen. Wann und wie kam es zu der Idee, diese Stücke neu aufzunehmen? Gibt es noch weitere Songs von diesen Demos, welche ihr neu aufnehmen könnt, oder ist nun bereits alles veröffentlicht?
Die Fans haben bereits seit langer Zeit nach den Demos gefragt, aber wir wollten sie rar halten und sie nicht einfach in ihrer originalen Form wieder veröffentlichen. Als die Möglichkeit für diese EP kam, entschieden wir uns dazu, die beiden Demosongs neu aufzunehmen, welche uns am Besten gefallen, um jedem zu zeigen, wie MOONSORROW begannen. Es gibt noch mehr unveröffentlichte Stücke auf beiden Demos, aber wir haben über weitere Neuaufnahmen noch nicht nachgedacht.
Daneben hattet ihr ja noch zwei weitere Demos, welche niemals veröffentlicht wurde. Werden Stücke aus diesen jemals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?
Höchstwahrscheinlich nicht. Das erste Demo „Thorns Of Ice“ ist verschwunden, und das ist wirklich wahr. Es ist eine Schande, ich würde es selbst wirklich sehr gerne hören. Und unser „Promo“ Tape ist so fürchterlich verzerrt, dass wir, verurteilt wegen Folter, ins Gefängnis gehen müssten, sollten wir es jemals veröffentlichen.
Wie kam es zu dem verrückten Klang des Gesangs auf dem „Metsä“ Demo und weshalb findet sich dieser auf keinem weiteren Release?
Hehe, da musst du Henri (Sorvali, Keyboard und Gitarre, Anmerk. d. Red.) fragen. Er dachte, es wäre eine gute Idee, den Gesang drei Halbtöne höher zu stimmen. Wir taten das danach nie wieder, da wir es für keine gute Idee hielten.
Überraschenderweise befinden sich auf der EP Coverversionen von METALLICAs „For Whom The Bell Tolls“ und MERCILLES „Back To North“, welche nun beide im typischen MOONSORROW Stil klingen. Weshalb wurden gerade diese zwei Bands und Songs gewählt, was bedeuten euch diese Gruppen?
Das METALLICA Cover wurde bereits 2005 aufgenommen, wir wollten es hauptsächlich verwirklichen, da Henri bereits das Arrangement des Songs fertig hatte und wir dachten, dass es sehr cool klingt. Außerdem hielten wir es für eine interessante Sache für die Fans, etwas zu covern, was sie nicht erwarten. METALLICA waren zweifelsohne für alle von uns ein riesiger Einfluss, als wir noch Jugendliche waren.
MERCILESS hatten ebenfalls einen großen Einfluss auf uns, und da wir bereits früher einige Male „Back To North“ bei Auftritten gespielt hatten, wollten wir diese Hommage an diese unglaubliche Band machen und das Stück aufnehmen.
Welche Gründe gab es, dass die EP von Ende März auf Ende April verschoben wurde?
Wir waren ein wenig spät in unserem Zeitplan, daher empfahl uns die Plattenfirma, die Veröffentlichung ein wenig nach hinten zu verschieben, damit sie sich genügend um das Marketing kümmern können.
Anstelle wie eure anderen Alben, welche in den Tico Tico Studios aufgenommen wurden, entstand die EP im JiVe Studio. Weshalb der Wechsel?
Wir wollten die EP zu einem günstigen Preis veröffentlichen, daher hatten wir im Gegenzug auch nicht so viel Geld für die Aufnahmen zur Verfügung. Tico Tico ist weit weg, es entstehen hohe Kosten für die Anreise und das Hotel, während sich das JiVe in unserer Heimatstadt befindet, so dass es für uns alle sehr einfach ist, dorthin zu kommen, und wir können zu Hause schlafen. JiVe ist auch noch das Studio unser Live-Tontechnikers Jukka Varmo, welcher wir sehr vertrauen, und wir wollten auch mal versuchen, mit ihm etwas aufzunehmen.
Kommen wir zurück auf euer letztes Album „Viides Luku – Hävitetty“, welches ja wirklich durch die Bank fantastische Reviews erhielt. Bist du mit diesem Werk noch immer vollkommen zufrieden oder hat sich im Laufe der Zeit etwas herauskristallisiert, das du gerne ändern würdest?
Natürlich gibt es immer einige Dinge, die ich anders machen würde, hätte ich zu dem Zeitpunkt das Wissen, aber für die Zeit war „Viides Luku – Hävitetty“ genau so, wie wir es wollten. Abgesehen vom Sound, welcher mir schon damals nicht gefiel.
Ich denke, „Viides Luku – Hävitetty“ war das bisher komplexeste und progressivste Album von MOONSORROW!
Definitiv. Wir wollten etwas Massives versuchen, und ich schätze, es ist uns gut gelungen.
Während ihr die Songs für das Album geschrieben habt, war es von Anfang an klar, dass es im Endeffekt zwei solche lange, epische Stücke werden, oder wuchsen sie immer weiter?
Eigentlich planten wir etwas komplett anderes, aber wie immer, übernahm der Prozess des Songwritings das Zepter und wir konnten es nicht kontrollieren. Als Henri das Intro für den ersten Song fertig hatte, welches ich glaube 6 Minuten andauert, realisierten wir, dass das Stück nicht kürzer werden kann.
Ich weiß, dass das totaler Blödsinn ist, aber sicherlich wird dieses Interview auch von Leuten gelesen, welche MOONSORROW noch nicht oder nicht gut kennen und eventuell von den Gerüchten und Anschuldigungen der letzten Zeit etwas mitbekommen haben. Ich bitte um euer Statement bezüglich der Anschuldigungen durch die ANTIFA und BIFF, dass MOONSORROW eine faschistische, rassistische Band wären!
Wir sind keine Nazi-Band, wir haben überhaupt nichts mit Politik zu tun und wir unterstützen die totale Redefreiheit. Die uralten Pagan Symbole, welche wir benutzen, sind ebenfalls keine faschistischen Symbole. Sie wurden von faschistischen Regimes gestohlen und für hasserfüllte Ziele missbraucht. Jeder, der das nicht weiß, ist ein ungebildeter Idiot.
Gut gebrüllt Löwe! Auf ihrer letzten Europa-Tour hatten IMPALED NAZARENE ja leider ganz schön heftige Probleme diesbezüglich mit der ANTIFA, weshalb sogar einige Shows abgesagt werden mussten. Hattet ihr auch so große Probleme während eurer Paganfest Europa Tour?
Nein, hatten wir nicht. Wir mussten einige Statements veröffentlichen, um uns vor den falschen Anschuldigungen zu verteidigen, aber weiter hatten wir keine Probleme. Die ANTIFA drohte uns mit einer Demonstration in Berlin, aber letztendlich waren da nur wenige Polizisten welche aufpassten, dass alles in Ordnung ist. Durch die ganze Geschichte, die ganze Auseinandersetzung, erhielten wir gute Aufmerksamkeit, und eine Berliner Zeitung schrieb sogar einen positiven Artikel über uns. Ich hoffe, dass nun allen klar ist, dass wir keine faschistische Band sind, ich musste das nun schon so oft sagen.
Wie war diese Tour, wie waren die Reaktionen der Fans? Welche Beziehung hattet ihr zu den anderen Bands ENSIFERUM, KORPIKLAANI, ELUVEITIE und TYR?
Die Tour war ein großer Erfolg für alle Bands, wir hatten zusammen eine gute Zeit. Die Hälfte der Konzerte war ausverkauft, und das Publikum zeigte überall seine Wertschätzung. Ich denke, alles in allem war das eine gute Zusammenstellung. Wir haben uns mit den anderen Bands angefreundet und bleiben in Kontakt, während die anderen die Tour in Amerika fortsetzen.
Wo wir gerade über dem großen Teich sind, wie waren denn die Shows in Kanada? Was kannst du uns über die dortige (Pagan) Metal Szene erzählen?
Ich kenne leider die Szene Kanadas überhaupt nicht, aber unsere Erfahrungen dort waren extrem gut. Alle unsere Shows hatten zwischen 200 bis 500 Besucher, mit einer Ausnahme, wo vielleicht 10 Leute erschienen. Das Publikum war wirklich verrückt. In Quebec sang das Publikum vor dem Konzert, es war wie wenn man zu einem Fußballspiel kommt. Die Reise selbst war ebenfalls eine tolle Erfahrung, wir sahen viel vom Leben in Kanada, speziell in der Gegend von Quebec.
Was bedeutet es für dich, Teil einer Pagan-Metal-Band zu sein?
Pagan Metal ist ein wichtiger Bestandteil meiner Identität, und ich bin stolz darauf, Teil einer so erfolgreichen Band zu sein. Als wir MOONSORROW gründeten, hätten wir niemals daran gedacht, dass wir so weit kommen, aber wir hatten unser ganzes Herz in dieser Musik, da wir daran wirklich glaubten. Unsere Botschaft beinhaltet Dinge, die uns wirklich etwas bedeuten, gegen die moderne, materialistische Gesellschaft und religiösen Fanatismus.
Wie beurteilst du die heutige Pagan/Viking-Metal-Szene?
Die Szene ist nun bereits seit einigen Jahren ganz schön groß, ich dachte eigentlich, sie würde wieder etwas kleiner werden, aber sie tut es nicht. Die meisten Bands der Szene interessieren mich einfach nicht, aber es gibt einige wenige wirklich gute. Wie TYR, welche ich immer für ihren originellen Sound und ihre profunde Annäherung Pagan zu sein bewunderte. Alles in allem denke ich, dass diese Szene gut daran tut, die Botschaft zu verbreiten, welche die Leute wirklich hören sollten; Respekt für die Natur, Stolz für seine Wurzeln haben, mit anderen in Frieden leben.
Am Ende des Interviews möchte ich dich bitten, zu den genannten Worten das zu antworten, was dir als erstes in den Sinn kommt!
Quorthon / BATHORY
Das große „B“, eine der einflussreichsten Bands in der Geschichte des extremen Metals!
PRIMORDIAL
Die beste Pagan-Metal-Band der Welt! Vielleicht sogar die beste Band von allen.
MANOWAR
Kings Of Metal. Sie haben sogar BATHORY beeinflusst, hehe.
Deutsches Bier
Abgesehen von Jever ist jedes deutsche Bier gut.
Humppa
Absolut nicht mein Ding, definitiv.
Englische Songtexte
Es fällt einfacher, idiotisches Zeug in Englisch als in der Muttersprache zu schreiben.
Satan
Freier Geist.
Metal
Nichts, wofür man stirbt, aber nahe dran.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke dir, und vielen Dank an alle, die uns während der Paganfest Tour durch Europa unterstützt haben. Wir sehen uns beim nächsten Mal!
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