Monolithe
Interview mit Sylvain Bégot zu "Monolithe IV"
Interview
Mit „Monolithe IV“ beenden die Franzosen MONOLITHE, der Name ist hier Programm, ihre Saga über das Universum, welche vor über 10 Jahren ihren Anfang nahm. Das neue Werk ist wieder einmal ein finsterer, atmosphärischer Brocken, dabei kontrastreicher, dynamischer und spannender als alle vorherigen Alben. Wir sprachen mit Meister Sylvain Bégot.
Dieses Mal habt ihr es geschafft, das neue Album „Monolithe IV“ deutlich schneller zu veröffentlichen, ein Jahr nach „Monolithe III„, als die vorherigen Alben in der Vergangenheit. Wie habt ihr das hinbekommen? In welchem Zeitraum wurden die neuen Stücke komponiert?
Tatsächlich wurde „Monolithe III“ viel schneller als „Monolithe IV“ komponiert. Aber da ich direkt nach der Fertigstellung seines Vorgängers begann, das neue Album zu schreiben, konnte ich mir erlauben, all meine Zeit die ich benötigte für die Kompositionen zu verwenden, und so konnten wir innerhalb von nur einem Jahr als Band das Album aufnehmen und veröffentlichen. Wir proben nicht zusammen, wir spielen nicht Live, wir gehen nicht auf Tour, also haben wir reichlich Zeit, kreativ zu sein, wenn wir das möchten.
Dieses Album besteht, wie auch seine Vorgänger, von einem Stück über ca. 50 Minuten Spiellänge. War es von Anfang an geplant, alle Alben nach diesem Schema aufzunehmen? Stellt das für dich, neben anderen Dingen, eine besondere Herausforderung dar? Wie schwer ist es, immer einen Song mit solch einer langen Spielzeit zu komponieren?
Ja, tatsächlich war es von Anfang an geplant, die Alben auf diese Weise zu erschaffen. Das war eine meiner hauptsächlichen Spezifikationen welche ich im Kopf hatte, als MONOLITHE entstand. Für mich gab es nie große Unterschiede, ob ich nun einen kurzen oder langen Song schreibe. Es ist, als ob man eine Symphonie schreibt, es ist lang und hat seine eigenen Ausprägungen, aber wenn man hart genug arbeitet, kann man das auch schaffen. Es kann kompliziert werden und man kann sich leicht im Prozess verlieren. Aber nun bin ich da so eingespielt, so zu arbeiten, dass es für mich schwieriger wäre, zurückzukehren und kürzere Stücke zu schreiben.
„Monolithe IV“ ist im selben musikalischen Genre beheimatet wie eure vorherigen Alben und führt euren typischen Sound, welchen ihr erschaffen habt, weiter. Man erkennt aber schon eine Weiterentwicklung, meiner Meinung nach ist „Monolithe IV“ nochmals kontrastreicher. Worin siehst du denn selbst die Unterschiede zwischen dem neuen Album und „Monolithe III“?
Was offensichtlich die Alben miteinander verbindet ist, dass sie alle Doom Metal enthalten. Ich versuche und nutze kreative Freiheit innerhalb des eingeschränkten Rahmens, welches solch ein festgeschriebenes Genre hat, aber es gibt nicht grundsätzlich ein Doom Metal Album, ein Death Metal Album und ein Zouk Album. Es herrscht eine Kontinuität und Einigkeit innerhalb unserer Diskografie, da wir das absichtlich so gestalten. Was gesagt wurde stimmt, alle Alben unterscheiden sich, da wir mit jeder neuen Aufnahme neue Dinge und neue Ansätze versuchen. Eine unserer Absichten war es, innerhalb des gesteckten Rahmens kreativ zu sein, die Grenzen dieser Art von Musik so weit auszudehnen wie wir können. Was „Monolithe IV“ anbelangt stimme ich dir zu, es ist ein sehr kontrastreiches Album, mit sehr kalten, düsteren Momenten und wunderschönen, melodischen Teilen.
Habt ihr etwas in eurem Arbeitsprozess während der Aufnahmen und Produktion zum neuen Album verändert?
Im Laufe der Jahre, und speziell mit „Monolithe III“, hat sich unsere Art und Weise, wie wir Alben produzieren, geändert. Es war damals wie ein frischer Neustart, ein Fortschritt. Wir hatten für dieses Album nur mit unserem eigenen Equipment gearbeitet und gingen für den Mix in ein anderes Studio, zu einem völlig Außenstehenden, was wir zuvor nie getan hatten.
Wir haben exakt dieselbe Arbeitsweise mit „Monolithe IV“ wiederholt. Es gab nur einen kleinen Wechsel in der Aufnahme-Software, aber allgemein entstanden die beiden letzten Alben auf die gleiche Weise, im selben Ort, mit denselben Leuten. Wir nehmen nun auch langsamer und geduldiger auf, die Sessions zogen sich über einige Monate hin anstatt an wenigen Tagen oder Wochen. Keine Eile, kein Stress.
„Monolithe IV“ schließt nun die Geschichte. „Monolithe III“ beschreibt den Niedergang der Menschen, das Ende der menschlichen Rasse. Was aber ist das Ende der Geschichte von „Monolithe IV“, was kommt nach der Menschheit?
„Monolithe IV“ ist aus einer Sichtweise des Wesens geschrieben, welches unbeabsichtigt oder eher unbewusst die Menschheit erschaffen hat. Dieses Wesen ist das Universum selbst. Es hat Leben erschaffen, anderes als sein eigenes, um sich selbst vor Entropie und Bedeutungslosigkeit zu bewahren, in der Mythologie von MONOLITHE sind das Krankheiten. Wenn die Krankheit geheilt ist, wird die Menschheit nicht mehr weiter benötigt. Die Gedanken und der Wille des Wesens („The Great Clockmaker“) sind natürlich für das menschliche Fassungsvermögen unerreichbar, da seine Lebensweise und Ziele so extrem unterschiedlich zu dem sind, was sich ein Mensch vorstellen kann. Daher die verrückten Songtexte!
Um es kurz zu machen, können wir einfach sagen, dass das Universum ein Körper ist und wir, die Menschen, sind einige weiße Blutzellen, Impfstoff oder sowas. Was kommt nach der Menschheit? Nun, wen kümmert das? Nach diesem Maßstab, war die Menschheit an erster Stelle nichts Besonderes. Die Texte von „Monolithe IV“ legen fest, dass alles wieder von Vorne beginnt („Let there be light… Once again“), einfach wie wenn du von einer Krankheit geheilt wurdest, bedeutet das nicht, dass du nicht wieder von dieser Krankheit befallen werden kannst.
Was war deine Inspiration, während du das neue Album komponiert und geschrieben hast?
Das war schon immer eine schwierige Frage für mich, da ich das einfach nicht weiß. Es gibt da die Dinge, die du als Musiker sagen kannst oder musst, und dann kommt die harte Arbeit, um das zu verwirklichen. Das ist alles, was ich sagen kann. Die Musik, welche ich mache, ist sicherlich eine Synthese von Themen und Reflexionen, welche mir wichtig erscheinen. Wie es zur Oberfläche kommt, ist mir unbekannt, aber es ist da und ich übersetze es in das, wozu ich fähig bin: Musik!
Wie viel Freiheit hattest du beim Schreiben von „Monolithe IV“? Was hat sich in deiner philosophischen Sichtweise auf das Universum in den letzten Jahren verändert?
Es gab all die Freiheit, welche wir wollten, innerhalb der Grenzen welche wir uns selbst auferlegt hatten. In meiner Sichtweise auf das Universum hat sich nichts verändert, MONOLITHE erzählen dieselbe Geschichte wie vor 10 Jahren und repräsentieren noch die gleichen Dinge. Könntest du sagen, dass die klassischen griechischen Philosophen heute irrelevant sind, da sich einiges verändert oder weiterentwickelt hat? Das denke ich nicht. Ich schätze es ist alles das gleiche mit solchen Themen, welche sich nahe der Metaphysik drehen.
Wenn du zurückschaust, wie wichtig waren die beiden EPs „Interlude Premier“ und „Interlude Second“ für dich?
Die EPs sind einer absoluter Bestandteil des MONOLITHE Unisersums. Ich sehe beide als eine Art Nebenprodukt von der hauptsächlichen Handlung. Beide sind experimenteller und schwerer zugänglicher als die Alben. Ich mag sie wirklich sehr und ich bin ziemlich froh darüber, dass sie auf der Compilation „Monolithe Zero“ zum ersten Mal auf CD in einigen Monaten wiederveröffentlicht werden. Dann können mehr Leute das Material anhören. Ich denke, das Format einer EP ist perfekt dafür, neue Dinge auszuprobieren, zu experimentieren. Ich sehe MONOLITHE als musikalisches Labor, als vorwärts denkenden Doom Metal.
Vor 10 Jahren wurde „Monolithe I“ veröffentlicht. Woran denkst du, wenn du dir das Album anhörst, wenn du zurückblickst auf die Zeit seiner Entstehung?
Ehrlich? Ich halte es für ein starkes Debütalbum! Es gibt da wirklich viel sehr gutes Zeug darauf. Natürlich gibt es da auch Dinge, welche ich im Nachhinein gerne anders gemacht hätte, speziell beim Schlagzeug. Aber „Monolithe I“ ist eine Darstellung seiner eigenen Zeit. Es ist das, was wir damals machen konnten, und wir sind stolz darauf, was wir letztendlich hinbekommen haben. Die Wiederveröffentlichung des Albums durch Debemur Morti wird dem gerecht, das Material ist remastert und hat ein fantastisches neues Artwork von Robert Høyem.
Ich war traurig darüber zu lesen, dass „Monolithe IV“ den letzten Teil der Saga darstellt. Wirst du dennoch weitermachen, solch atmosphärische Musik zu veröffentlichen? Was kommt jetzt?
Nachdem „Monolithe IV“ veröffentlicht ist, wird es noch zwei weitere Wiederveröffentlichungen geben: „Monolithe I“ und die Compilation „Monolithe Zero“. Es gibt noch weitere Dinge, die wir danach geplant haben. Also selbst ohne Musik werden MONOLITHE noch einige Zeit beschäftigt bleiben. Danach wird es eine Auszeit geben. Vielleicht werden wir eines Tages mit neuer Musik und neuem Konzept zurückkehren, aber es ist noch zu früh, darüber etwas zu sagen.
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Stile | Ambient, Death Doom Metal, Doom Metal, Funeral Doom Metal |
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