Mob Rules
Interview mit Jan Christian Halfbrodt zu "Tales From Beyond"
Interview
Bei MOB RULES läuft es einfach wie geschmiert. Nachdem die norddeutsche Melodic Metal-Formation zum 20jährigen Bandjubiläum die „Timekeeper“-Best-Of-Box veröffentlichte, folgt nun mit „Tales From Beyond“ das inzwischen achte Studioalbum. Stilistisch bleiben sich MOB RULES dabei treu, gehen den eingeschlagenen Weg, mehr geradlinige Power statt ausschweifendem Bombast, weiter und zeigen eindrucksvoll, wie man anspruchsvollen Metal eingängig spielen kann. Wir führten das Interview mit Keyboarder Jan Christian Halfbrodt.
Für euer neues Album „Tales From Beyond“ hattet ihr euch zehn Monate in eurem eigenen Studio verbarrikadiert um an den Songs zu arbeiten. Wie entstanden die Songs, inwiefern haben sich die Songs in dieser Zeit entwickelt, wurde vieles verändert und verworfen? Wie war diese Zeit für euch als Band?
Oh das war schon eine sehr intensive Zeit! Die zehn Monate haben wir uns selbst als Vorgabe gemacht, bzw. unser Label hat uns nach dem Erfolg unserer Jubiläumsbox „Timekeeper“ gefragt, ob es möglich ist, schnell ein Album nachzulegen. Das wollten wir unbedingt schaffen, daher mussten wir auch einiges am Songwriting verändern, was sich im Nachhinein als Glücksfall erwiesen hat. Wir haben uns früher sehr oft in Details verzettelt und einige Parts in gefühlt allen möglichen Varianten probiert, während dieses Album mehr aus dem Bauch heraus entstanden ist. Die Grundlage fast von jedem Song ist die große Riffschublade von unserem Gitarristen Sven. Immer wenn ihm Ideen kommen, werden die aufgenommen und in einem Ordner abgelegt; das Grundthema zu „Dykemaster’s Tale“ ist sogar mitten in der Nacht entstanden. Das ist dann der Start für eine neue Songidee, die dann mit dem Rest der Band ausgearbeitet wird.
Früher haben wir viel im Proberaum komponiert, während dieses Album fast komplett in Svens Studio in seinem Keller entstanden ist, wo wir eine komplette Pre-Production gemacht haben. Dort wurde in kleinen Gruppen dann parallel an mehreren Songs gearbeitet und alle aktuellen Stände in unserem Cloud-Drive online gestellt. So wusste jeder immer Bescheid und konnte seine Ideen einbringen. Natürlich wurde auch viel wieder umgestellt und verworfen, ganze zwei Songs sind sogar komplett irgendwann abgebrochen worden. Aber ansonsten sind wir super voran gekommen und es war toll das Album wachsen zu sehen!
Hattet ihr auch noch alte Ideen die auf dem neuen Album gelandet sind?
Nein, wir haben komplett neu angefangen, wenn man davon absieht dass „My Kingdom Come“ auf dem Album gelandet ist. Diesen Song hatten wir schon im Rahmen von „Timekeeper“ als erste Single des neuen Albums veröffentlicht, quasi als einen Ausblick in die Zukunft, wie es mit MOB RULES weitergehen wird! Ansonsten haben wir mit frischem Kopf ganz neu begonnen.
Was kannst du uns über die Aufnahmen mit Markus Teske (VANDEN PLAS, SAGA) im Bazement Studio berichten? Wurden dort noch Veränderungen an den Songs vorgenommen?
Markus ist so etwas wie unser siebtes Bandmitglied, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Veränderungen nimmt er eigentlich nie vor, sondern versucht, aus dem was wir ihm anliefern einfach das Beste herauszuholen. Insbesondere die Gesangsaufnahmen mit ihm sind immer sehr beeindruckend, da er es wie keiner versteht, Klaus weit über seine Grenzen zu treiben und ihn zu Höchsleistungen anzuspornen. Markus hat auch die Chorpassagen für uns arrangiert und einsingen lassen, und natürlich viele Diskussionen mit unserem Schlagzeuger über den perfekten Drumsound geführt. Ich erinnere mich an Emails, wo es um den idealen Dengel-Ping-Faktor ging, der anscheinend nun gefunden wurde. Man kann sich definitiv auf ihn verlassen, und es ist immer wieder eine Freude mitzuerleben, wie die Songs nach jedem Mix den er uns schickt lebendiger und fetter werden.
Wie kam es zu der Entwicklung eines etwas geradlinigeren Sounds?
Das war von uns so beabsichtigt, da wir denken, dass es zu MOB RULES 2016 am besten passt. Unsere Songs sind geradliniger, erdiger geworden, und so sollten sie dann auch klingen. Wir haben diesen Weg schon seit der „Cannibal Nation“ eingeschlagen, und wollten ihn bei „Tales From Beyond“ konsequent weitergehen. Ich denke, dass wir live auch so klingen, daher passt das ziemlich gut zu uns.
„Dykemaster’s Tale“ basiert auf der Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm, die in Nordfriesland spielt. Auch „Dust Of Vengeance“ spielt in Norddeutschland, die Geschichte stammt von Florian Gerlach. Welche Bedeutung haben für euch diese Geschichten?
„Der Schimmelreiter“ ist für mich ein ganz wichtiges Buch, und ich finde vom Inhalt wie geschaffen für einen Powermetal-Song. Ich hatte schon länger die Idee und als beim Songwriting dann dieser eine Song entstanden ist, der immer länger und epischer wurde, war irgendwann klar, dies ist die perfekte Grundlage für die Geschichte des Deichgrafen. Und wie du schon sagst, es spielt in unserer direkten Nachbarschaft! Wir wurden nach der „Radical Peace“ von einem amerikanischen Journalisten gefragt, warum wir denn einen Song über das Kennedy Attentat gemacht haben. Da gibt es natürlich viele Gründe für, aber ganz unbegründet war die Frage ja nicht. Daher ist es schön, thematisch auch in unserer Heimat zu bleiben, denn gerade dieser Bezug hat mir beim Lesen des Buches schon immer so viel Spaß gemacht.
Die Umsetzung von „Dust Of Vengeance“ ist eher zufällig entstanden. Florian Gerlach kennt unseren Sänger und hat ihm sein erstes „Smogger“ Buch zukommen lassen und gefragt, ob das nicht thematisch etwas für uns wäre. Ich habe das Buch dann auch gelesen, aber eigentlich waren wir zeitlich so weit mit dem Album fortgeschritten, dass wir nicht mehr eingeplant haben dafür ein Lied zu schreiben. Wir hatten dann diese eher düstere Speedmetal-Nummer und ich habe verzweifelt nach einem passenden Inhalt gesucht, als ich plötzlich das besagte Buch zu Hause rumliegen sah. Plötzlich war alles klar und innerhalb weniger Stunden war der Text fertig. Und ich finde es eine tolle Art des Austauschs, wenn ein Autor aus unserer Heimatstadt die Inspiration für einen Song liefert.
Herzstück ist der dreiteilige Titeltrack, das inhaltlich vom Buch „Der Marsianer“ beeinflusst ist. Wie habt ihr die Geschichte angepasst?
Wir haben gar nicht versucht die Geschichte als solche wiederzugeben, sondern uns eher darauf konzentriert was Musik am besten zu vermitteln vermag, nämlich die Gefühle des Protagonisten. Als ich das Buch gelesen habe und die Idee kam uns übrigens bevor wir wussten, dass auch ein Film geplant ist, musste ich mir immer vorstellen wie es sich anfühlt, so einsam zu sein, quasi der einzige Mensch auf einem ganzen Planeten zu sein. Es beginnt ja ganz euphorisch mit der Verwirklichung eines Menschheitstraums, der Erkundung einer komplett neuen Welt, und dann bricht ein Sturm aus und alles wird auf den Kopf gestellt. Trotzdem verliert der Protagonist nicht den Mut und geht konsequent seinen Weg und stellt sich dieser Herausforderung. Diese drei Parts, der Sturm, die Einsamkeit und die Hoffnung haben wir jeweils in einen Song gepackt.
Vor zwei Jahren konntet ihr euer 20jähriges Jubiläum feiern. Wie blickst du zurück auf all die Jahre?
Ich selbst bin ja gar nicht die vollen zwanzig Jahre in der Band, wobei ich MOB RULES schon seit den Anfängen kenne. Es fühlt sich aber einfach gut an, so lange in der Szene dabei zu sein und ein Teil davon zu sein. Power Metal hat eine schwere Zeit hinter sich seit den goldenen Neunzigern, aber MOB RULES hat es immer gegeben und ist immer durch gute Alben, Weiterentwicklung und trotzdem Bewahrung seiner ich nenne es mal Trademarks aufgefallen. Ich bin sehr stolz in dieser Band zu spielen und mittlerweile ja auch ein Teil davon zu sein. Und ich mag die Entwicklung, die die Band hinter sich hat und freue mich sehr auf alles, was da noch kommen wird!
Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?
Zunächst einmal das Studio hinter uns lassen und wieder die Bühnen zu entern! Das wird auch höchste Zeit! Nach unserer Releaseparty sind wir ab April mit AXEL RUDI PELL auf Tour durch Deutschland, Niederlande, Belgien und der Schweiz. Und ich denke, im Sommer und Herbst werden auch noch ein paar Konzerte folgen. Dieses Jahr werden sicher keine neuen Songs entstehen, alles was danach kommt, hängt wohl auch davon ab wo „Tales From Beyond“ uns hinführen wird!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Perfekt! Dann möchte ich mich auch erstmal für den tollen Support bei metal.de bedanken und an alle Leser: Geht auf Konzerte, unterstützt eure Bands und gebt „Tales From Beyond“ mal eine Chance! Rock On und wenn ihr wollt sehen wir uns im April auf Tour! Bis dahin: Cheers!
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Stile | Heavy Metal, Melodic Metal, Power Metal |
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