Mnemic
Mnemic
Interview
Am Freitag erscheint die neue Scheibe der Dänen Mnemic, mit der sie sich etwas bodenständiger und weniger mechanisch präsentieren. Wir haben Sänger Guillaume ein wenig auf den Zahn gefühlt.
Gerne doch.
Eure neue Scheibe bietet vielleicht den bestmöglichen Sound, den man derzeit von Mnemic erwarten kann, den Fehler, euch noch weiter in die progressive Richtung zu bewegen, habt ihr zum Glück nicht begangen. Ihr verfolgt eher den Weg von „Passenger“ weiter und spielt einen relativ eingängigen Stil mit großen Refrains, trotzdem aber mit viel musikalischer Substanz. Passierte das absichtlich, dass ihr eine „weniger komplizierte“ Scheibe aufgenommen habt?
Also, wir wollten etwas möglichst brutales und melodisches machen, allerdings mit einem natürlicheren Sound als auf unseren früheren Alben. Vielleicht weniger skandinavisch? Wir wollten brutal sein, aber auch eingängig. Ich liebe eingängige Refrains. Das ist mir sehr wichtig, weil ich das allgemein in meiner Musik gut finde. Ein extremeres Album, aber nicht komplizierter. Direkter, aber in der Tradition von Mnemic.
„Sons Of The System klingt für mich wesentlich wärmer, weniger kalt und vielleicht weniger steril als eure ersten Alben.
Genau. Wie gesagt – weniger skandinavisch wollten wir klingen, wärmer, mit organischeren Sounds und verschiedenen Atmosphären. Wir sind heute andere Menschen als früher und unsere Einflüsse sind weit weniger Metal. Wir werden von dem was wir hören viel weniger beeinflusst als früher. Wir werden egoistischer aus künstlerischer Sicht, haha.
2006 wurdest du als neuer Sänger integriert. Jetzt, drei Jahre später und mit dem zweiten Album seit deinem Einstieg, wie ist deine Rolle in der Band bezüglich des Songwritings und der Kreativität? Wie beeinflusst du die musikalische Richtung der Band?
Als ich 2006 bei Mnemic einstieg, war das gesamte „Passenger“-Album bereits komponiert, ich schreib nur meine Texte und Gesangslinien.
Bei „Sons Of The System“ war ich natürlich von Anfang an Teil des kreativen Prozesses. Ich spiele auch Gitarre, Bass und Schlagzeug und betreibe ein Studio als Produzent, also habe ich auch ordentlich Musik komponiert. Bei „Fate“, „Within“ und „Hero“ zum Beispiel. Ich pflege eine etwas zugänglichere Art des Songwritings , das macht es immer interessant, wenn die anderen Jungs ihre Ideen einbringen. Der Wiedererkennungswert von Mnemic basiert auf den unterschiedlichen musikalischen Vorlieben der Mitglieder. Da ich nicht von Anfang an in der Band war, war ich nicht dabei, als dieses Trademark entstanden ist. Heute trage ich aber einen wesentlichen Teil zur Musik bei, und wer „Sons Of The System“ hört wird schnell feststellen, dass die Kombination funktioniert. Viel besser als auf „Passenger“. Durch das intensive Touren fanden wir die Zeit, uns gut kennen zu lernen. Der menschliche Faktor spielt eine wichtige Rolle beim Songwriting. „Passenger“ würde ganz anders klingen, wenn ich von Anfang an am Prozess beteiligt gewesen wäre. Anders heißt natürlich nicht unbedingt besser. Einfach anders. Ich hoffe, das hat deine Frage beantwortet, mein Freund.
Wie läuft der kreative Prozess bei Mnemic denn allgemein ab? Jeder für sich oder mehr im Team?
Es ist eine Mischung aus Beidem. Dann legen wir alles auf den Tisch und suchen das beste Material heraus. Aber selbst wenn jemand von uns einen Song alleine komponiert, trägt in den Proben noch jedes Mitglied seinen Teil dazu bei. Mnemic hat einen hohen Wiedererkennungswert, und dieser Sound ist die Mischung aus all unseren Ideen.
Worum geht e denn in euren Texten? Kannst du uns einen kleinen Einblick gewähren?
Es geht um unseren eigenen Blick auf die Welt. Das System, haha. Mircea und ich schreiben die Texte. Ich beschreibe die heutige Gesellschaft aus meiner Sicht und nach meinem eigenen Empfinden. Aber auf sehr subjektive Art. Ich mag es, wenn man meine Texte auf verschiedene Art interpretieren kann. Mircea macht gewissermaßen das Gleiche, aber bei ihm geht es mehr um die Zukunft in 50 oder 100 Jahren. Und er schreibt die meisten der Leidenstexte. Er muss manchmal verdammt gut drauf sein, haha. Ich bin aber genauso, ich geb’s zu.
Wie ist denn deine Meinung zur derzeitgen Rock- und Metal-Szene? Mnemic haben ja scheinbar einen Schritt zurück gemacht, während sich alle anderen an Extremen und an Chaos überbieten. Glaubst du, dass sich diese Art des Musizierens auf lange Sicht durchsetzen wird oder hältst du das eher für einen Trend, der langsam wieder abebbt?
Ich weiß es nicht so wirklich, aber Mode wird immer irgednwann abebben. Für mich gibt es 100 mal die gleiche Band mit der gleichen Produktion und demselben verzerrten Mastering, die versuchen, so laut wie möglich zu klingen. Das finde ich lustig, aber wenn sie meinen…
Für mich geht es darum, die Musik zu schreiben, die ich mag, und dabei auch mal neue Sachen auszuprobieren. Aber es stimmt, dass manche Bands wirklich lächerlich aussehen mit ihren Frisuren und Klamotten. Das ist ein Trend. Sie vergessen das wichtigste an der Musik, nämich die Musik selbst. Programme wie Pro-Tools helfen zwar guten Musikern, schneller voranzukommen, aber auch völlig Talentfreie Nerds können damit Musik auf dem Markt platzieren. Und sie kopieren sich immer wieder gegenseitig. Das ist traurig, aber die Leute sind ja nicht doof. Sie werden die Scheiße nicht automatisch fressen, nur weil man ihnen 100 Mal sagt, das sei gut. Nur Qualität wird die Zeit überdauern. Es ist wie überall auf der Welt. Das Business runiert Vieles, aber so ist es nunmal und wir müssen uns damit abfinden. Das Business kann auch großartige unbekannte Dinge zu Tage fördern. Es hat immer Vor- und Nachteile.
Freust du dich auf das neue Fear Factory-Album? Ich frage das deshalb, weil sie sicherlich zu euren Haupteinflüssen gehören und nun ein neues Album in Original-Line-Up veröffentluchen. Glaubst du die neue Scheibe wird besser als die letzte?
Ich habe mir ein bisschen was angehört und es klingt wieder etwas mehr nach den traditionellen Fear Factory. Archetype war ein bisschen weniger mechanisch, jetzt finden sie wieder etwas zu diesem industriellen Sound zurück. Es ist weder gut noch schlecht, aber es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Sicher ist, dass Demnaufacture das Vorzeige-Fear Factory-Album ist, und wenn es in diese Richtung geht, kann es kein totaler Reinfall werden. Das Line-Up ist wirklich interssant mit Gene Hoglan an den Drums. Ich kann es kaum erwarten, das live zu sehen.
Ich persönlich mag Archetype und Demanufacture, Trangsression nicht so. Aber ich muss das neue Album natürlich auch erst mal komplett hören.
Wie sind eure derzeitigen Live-Pläne, besonders für Deutschland?
Wir und unsere Booker arbeiten daran, aber ich kann nicht garantieren, dass wir wirklich sehr bald nach Deutschland kommen. Vielleicht als Support für eine größere Band.
Gibt es noch etwas, was du unseren Lesern sagen möchtest?
Danke für das Interview und wir wünschen euch alles Gute für 2010.
Ich hoffe, wir sehen uns bei einer unserer Shows.