Mnemic
Mnemic
Interview
Dänemark war ja bisher immer ein Land, das seinen skandinavischen Kollegen Schweden/Finnland/Norwegen in der Masse nicht ganz folgen konnte, wenn es darum ging, erfolgreiche, hoffnungsvolle Metalkost zu produzieren. Dies ändert sich aber zusehends. Hatesphere und Raunchy haben mit ihren letzten Alben einige Achtungserfolge einfahren können. Jetzt schicken sich deren Landsmänner Mnemic an, mit ihrem Debüt "Mechanical Spin Phenomena" ebenfalls Aufsehen zu erregen. Also wurde flugs mal bei den fünf Jungs nachgefragt, was es denn in deren metallischer Fusion-Future-Welt so Erzählenswertes gibt.
Was genau ist eine „Mainly Neurotic Energy Modifying Instant Creation“? Normalerweise ist Mnemic ja ein lateinisches Wort für ‚Erinnerung‘.
Das ist unser bescheidener Versuch zu beschreiben, dass wir eine Band sind, die einer konstanten Weiterentwicklung unterliegt. Wir wollen unsere Musik immer auf ein höheres Level hieven, ganz egal wo unsere Inspiration dabei herkommt. Ob wir damit Erfolg haben, hängt von den Leuten ab.
Wie es scheint, mögt ihr es, chemische/mathematische/physikalische/futuristische Ausdrücke zu benutzen. In welchem Maße ist eure Musik mathematisch und futuristsich?
Mathematische Kalkulationen und futuristische Themen faszinieren uns gleichermaßen in Musik und Film. Davon sind wir aber nicht besessen, weswegen wir nicht jeden einzelnen Beat in unserer Musik kalkulieren. Wir versuchen eher, die Atmosphäre, die durch die futuristischen Aspekte erzeugt wird, einzufangen. Deswegen hoffe ich auch, dass unsere Musik futuristisch anmutet, denn das war unsere Absicht.
Ist das auch der Grund, warum Mnemic in eurem Fall eben nicht Erinnerung bedeutet? Dieses Wort bezieht sich nämlich immer auf die Vergangenheit.
Es ist sehr wichtig für uns zu betonen, dass wir uns unserer Vergangenheit sehr wohl bewusst sind. Wir sind alle mit Bands wie Black Sabbath und Judas Priest aufgewachsen und haben nicht vergessen, warum wir jetzt hier sind. Also denke ich, dass es eine Kombination ist: Wir machen Musik für die Zukunft, die auf unseren Reflektionen der Vergangenheit basiert.
In welcher Verbindung dazu steht dann der Titel „Mechanical Spin Phenomena“?
Well, es ist ein catchy Titel. (lacht) Der „mechanical“-Teil steht für die Tightness und die Wurzeln unserer Musik, während „spin“ das Lebende und sich stetig Verändernde in unserem Sound und unserer Ausdrucksweise charakterisiert. Ziemlich tiefsinnig, huh!
Noch dazu ist eure Musik aber auch sehr emotional, was besonders durch die Vocals und die elektronischen Parts transportiert wird. Würdet ihr dem zustimmen?
Unsere Musik bedeutet uns sehr viel, weswegen wir auch auf eine ehrliche Ausdrucksweise Wert legen. Du kannst dass emotional nennen oder einfach nur ehrlich.
Was kann man mit einem Synthesizer ausdrücken, was nicht auch mit einer Gitarre oder einem Bass ausdrückbar ist?
Die Synths sind eine ganz andere Spielwiese, die auch eine ganz andere Atmosphäre erzeugt. Wenn man aber mal ganz genau hinhört oder uns live sieht, dann merkt man, dass fast alle Synth-Parts von Mircea auf Gitarre gespielt werden.
Eure Musik ist hart zu kategorisieren. Ihr selbst habt sie „Fusion Future Metal“ genannt. Was bedeutet das genau?
Well, es ist immer sehr schwer, die eigene Musik zu kategorisieren. Wir haben schon so viele Möglichkeiten gehört, wie man unseren Stil beschreiben könnte. Deswegen haben wir uns gedacht, wir erfinden einfach unserer eigene Bezeichnung. Ich glaube, es passt ganz gut. Wir spielen eine Fusion aus mehreren Stilen und Stimmungen, kombiniert mit einem futuristischen Feeling. And hey…It’s fuckin‘ metal!
Da ihr ja jetzt erwiesenermaßen Metal für Zukunft spielt, was haltet ihr für den vielversprechendsten Metal-Stil für die nächsten Jahre? Ich persönlich würde Bands wie euch und Raunchy zusammen mit In Flames oder Soilwork an die Spitze setzen.
Hey, dankeschön. Aber es ist hart, die Zukunft vorherzusagen. Was haben diese Bands, die du jezt genannt hast? Vielleicht ist es etwas Neues und bisher Ungehörtes. Oder es ist vielleicht dasselbe, was sie bis jetzt immer veröffentlicht haben. Ich denke, es werden noch einige neue Bands kommen und vielleicht wird auch der elektronische Einfluss im Metal irgendwann man Mainstream. Wir aber wollen in fünf bis zehn Jahren die Metal-Elite teilen.
Mögt ihr es, mit Namen wie Fear Factory, Meshuggah oder Devin Townsend in Verbindung gebracht zu werden?
Es ist eine Ehre, mit diesen extrem talentierten Bands in einem Atemzug genannt zu werden. Trotzdem denke ich aber, dass man unsere Musik nicht in eine bestimmte Box mit einem bestimmten Namen packen kann. Beeinflusst haben uns die eben genannten Namen auf jeden Fall. Aber wir passen auf, dass wir sie nicht kopieren. Wir haben hart gearbeitet, damit unsere Musik tight rüberkommt und genau das haben diese Bands auch getan. Das macht uns aber nicht zu ihnen. Ich glaube, wir verdienen ein wenig Anerkennung für unsere eigene Arbeit. (lacht)
Das steht außer Frage. Aber der Vergleich mit Fear Factory kommt vielleicht auch daher, dass ihr euren Song „Blood Stained“ von Rhys Fulber habt remixen lassen. Er war ja sozusagen das unsichtbare fünfte Bandmitglied bei ihnen.
Ja, das könnte auch sein. Aber der Grund, warum wir ihn ausgewählt haben, war seine Arbeit mit Frontline Assembly, die genial ist. Dieser Mann macht einfach erstaunliche Sachen.
Werdet ihr noch öfters solche Remix-Sachen machen. Vielleicht sogar ein ganzes Remix-Album, wie es Fear Factory gleich zweimal gemacht haben?
Hmm, schwer zu sagen. Einzelne Tracks werden wir in Zukunft mit Sicherheit wieder überarbeiten lassen, aber dass wir ein ganzes Album dieser Sorte herausbringen, bezweifle ich stark. FF haben das gemacht und es war spitze, aber unser Stil ist das nicht.
Was war denn der größte Einfluss auf euch, während ihr „Mechanical Spin Phenomena“ geschrieben habt?
Die Musik auf MSP wurde über mehrere Jahre geschrieben, wohingegen die Lyrics in gerademal einem halben Jahr entstanden sind. Desweiteren hat uns noch ein Line-up-Wechsel beeinflusst. Und daneben natürlich das tägliche Leben, Sounds, Stimmungen und einzelne Situationen. Deswegen ist unser Stil auch so schwer zu fassen.
Wie kam es zu dem Deal mit Nuclear Blast?
Wir haben im Herbst 2002 ein Drei-Track-Demo aufgenommen und es auf unserer Homepage zum Download angeboten. Bereits während wir noch dabei waren, es an diverse Labels zu verschicken, haben uns Nuclear Blast schon kontaktiert. Sie hatten unsere Musik gehört. Im Dezember 2002 waren wir uns dann einig und haben den Vertrag unterschrieben. Wir sind sehr glücklich, wie das alles gelaufen ist.
Euer erstes Video zum Track „Ghost“ ist auch schon im Kasten und es ist ziemlich cool geworden. Scheint so, dass euer Label viel auf euch setzt und auch dementsprechend viel Geld in euch steckt, oder?
(lacht) Das ist vertraulich. Aber ich denke schon, dass du recht hast. Wir haben eine super Kommunikation mit dem Label. Und was das Geld angeht…da wissen wir gar nichts. 😉
Wo wir gerade bei „Ghost“ sind: Würdest du auch sagen, dass es an manchen Ecken wie Rob Zombie klingt?
Yeah, anscheinend schon, denn diese Frage musste ich in letzter Zeit oft beantworten. Aber wir selbst haben das gar nicht bemerkt, bis alles abgemischt war und andere das Album gehört haben. Es war also keine Absicht, einen Rob Zombie-Track zu machen. Das hat sich nur irgendwie so entwickelt. Aber es gefällt uns.
Ihr geht demnächst mit Death Angel, Disbelief, Mystic Prophecy und Symphorce auf Tour. Ziemlich uneinheitliches Package, findet ihr nicht? Was bringt das für Vorteile?
Ja, sehr uneinheitlich. Aber das gibt sowohl uns als auch dem Publikum die Möglichkeit, viel verschiedene Musik zu erfahren. Hoffentlich gefällt den Leuten der Mix. Außerdem gibt es uns die Chance, unsere Musik Leuten zu präsentieren, die sie sonst nicht erreicht hätte. Das wird schon gut werden.
Aber solche Kreuz-und quer-Stilmix-Packages können auch nach hinten losgehen. Bestes Beispiel war die Dark Tranquillity-Tour zusammen mit Griffin und Synergy.
Ja, dieses Risiko gibt es immer, wenn man so viele verschiedene Stile mixt. Aber wir hoffen wirklich, dass die Leute dies als Chance sehen, viel Neues zu hören, anstatt zu sagen, dass das nicht ihr Stil sei. Wir müssen abwarten und sehen, was passiert.
Könntet ihr mir gegen Ende noch Mnemics aktuelle Top 5 CDs nennen?
Devin Townsend: Terria
The Defaced: Karma In Black
Soilwork: Figure Number Five
Strapping Young Lad: SYL
Duran Duran: Greatest Hits
Und Mnemics Alltime Top 5?
Devin Townsend: Ocean Machine/Biomech
Judas Priest: Painkiller
Anthrax: Among The Living
Slayer: Seasons In The Abyss
Meshuggah: None
Ein wirklich guter Mix aus Vergangenheit und Zukunft. In diesem Sinne viel Glück für ebendiese und vor allem für die Tour. Man sieht sich dort. Die letzten Worte gehören euch.
Vielen, vielen Dank für das Interview. Und wir hoffen, dass MSP euch allen da draußen gefällt und dass wir uns auf Tour sehen. CHEERS AND ALL METAL ALL NIGHT!
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