Midnight Odyssey
Interview mit Midnight Odyssey

Interview

Midnight Odyssey

MIDNIGHT ODYSSEY haben mit „The Forest Mourners“ im letzen Jahr ein so großartiges Debütdemo vorlegt, dass mich die Veröffentlichung von „Firmament“ wiederum in Eigenregie etwas erstaunt hat. Im Interview kündigt Dis Pater nun an, dass das gute Stück schon bald via ATMF wieder aufgelegt werden soll. Doch während der Rest der Welt noch schlummert, hier ein erster Blick in die Welt von MIDNIGHT ODYSSEY.

Hallo, Dis Pater! Wie geht’s dem Winter in Australien?

Hallo! Der Winter in Australien ist recht warm und sonnig, morgens etwas kühler, am Nachmittag warm, ganz sicher nicht zu vergleichen mit dem finnischen Winter.

Was ist Deine Entschuldigung dafür, anno 2007 noch ein BM-Projekt ins Leben zu rufen?

Meine Entschuldigung? MIDNIGHT ODYSSEY geht eigentlich bis ins Jahr 1999 zurück. Damals habe ich angefangen, BM zu spielen, auch wenn das ehrlich gesagt eher simples Zeug war, eigentlich nur Powerchords. Meine Einflüsse waren DARKTHRONE, BURZUM, frühe EMPEROR und dergleichen. Ein paar Jahre später habe ich dann angefangen, etwas Musik aufzunehmen und das Material auch mal an ein paar Freunde verteilt. 2007 war ich schließlich der Meinung, dass die Zeit reif wäre. Ich hatte mich seit meinen ersten Versuchen deutlich weiterentwickelt, hatte vielfältigere Einflüsse und war kein unreifer Teenager mehr.

MIDNIGHT ODYSSEY ist ein eher junges Projekt, dennoch hast Du schon ein beeindruckendes Niveau erreicht. Was ist Dein Geheimnis? Warst Du vorher in anderen Bands aktiv?

Ja, MIDNIGHT ODYSSEY ist wirklich ein recht junges Projekt, es entfaltet sich gerade erst richtig. In Sachen BM habe ich es immer bevorzugt, allein zu arbeiten, auch wenn ich mal die Keyboards für PAROXYSMAL DESCENT eingespielt habe, eine andere BM-Band hier aus Brisbane. Über Songstrukturen und Komposition allgemein habe ich eine Menge von Freunden in anderen Gruppen gelernt (nicht unbedingt nur Metalcombos). Und natürlich lernt man auch etwas von all den verschiedenen Bands, deren Musik man über die Jahre gehört hat.

Du hast gleich nach der (offiziellen) Gründung Deines Projektes in relativ kurzer Zeit zwei komplette Alben rausgebracht. Kannst Du dieses Tempo aufrecht erhalten, ohne in Richtung XASTHUR abzugleiten? Hast Du vor, weiter so produktiv zu sein?

Ja, die beiden Scheiben sind recht schnell hintereinander erschienen, und das nächste Album ist auch schon in der Mache. Ob ich das lange durchhalte? Ich habe ganz ehrlich keine Ahnung. Ich neige dazu, während bestimmter Wetterperioden Musik zu machen. Wir hatten in Brisbane jede Menge Regen in den letzten zwölf Monaten, viele Stürme. Ich glaube, unter solchen Bedingungen mache ich bessere Musik. Im Black Metal gibt es ja diesen etwas klischeehaften Hang zum Winter, aber das betrifft mich nicht, weil es hier in Brisbane so gut wie keinen Winter gibt; die Bäume sind immer noch grün, die Sonne sorgt für angenehme Wärme.
So schnell wie bisher weiterzumachen, ist natürlich nicht mein wichtigstes Anliegen. Es mag Bands geben, die das gleiche Album dreimal pro Jahr rausbringen und dadurch sehr schnell sehr langweilig werden. Das habe ich nicht vor. Aber solange ich kreativ bin, werde ich natürlich auch neue Musik schreiben.

M.O. ist zur Zeit ein Soloprojekt. Planst Du oder hast Du zumindest schon mal darüber nachgedacht, das Projekt zu einer kompletten Band auszubauen? Oder ist das Ganze eine zu persönliche Angelegenheit, um andere Leute da ranzulassen oder es gar auf die Bühne zu bringen?

MIDNIGHT ODYSSEY war immer mein Projekt, und ich habe nicht vor, eine richtige Band daraus zu machen. Ich glaube einfach nicht, dass meine Musik auf die Bühne gehört. Das ganze Equipment, Licht, die Anwesenheit von Publikum – all das verträgt sich nicht mit der von der Natur inspirierten Atmosphäre, die ich zu kreieren versuche. Es würde einfach nicht funktionieren. Zumindest nicht so, wie ich mir das vorstelle.

Nach dem Demo hast Du jetzt auch „Firmament“ in Eigenregie rausgebracht. Warum das? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Du keine willigen Label gefunden hättest. Bist Du zu wählerisch?

Ich habe mich entschieden, „Firmament“ selbst rauszubringen, damit ich auch weiterhin volle Kontrolle darüber habe, wie das Album klingt und wie es veröffentlicht wird. Außerdem gab es wirklich kein sonderlich großes Interesse seitens irgendwelcher Plattenfirmen. Mittlerweile kann ich aber ankündigen, dass „Firmament“ in naher Zukunft von I, Voidhanger Records wiederveröffentlicht wird, welches ein Sublabel von ATMF aus Italien ist.

Noch was Eigenartiges: Du hast bereits das Demo umsonst verteilt und willst nun auch für das Album kein Geld. Ernsthaft, ist bei Dir alles in Ordnung?

Haha, ob bei mir alles in Ordnung ist? Nun, es ist für eine junge Band ziemlich schwer, etwas Aufmerksamkeit zu erregen, da es schlicht zuviele Gruppen gibt. Die Sachen habe ich in erster Linie für mich selbst gemacht, damit ich nach all den Jahren des Komponierens etwas Konkretes mit meinem Namen drauf in den Händen halten kann. Ich habe schlicht nicht erwartet, dass sonderlich viele Leute daran interessiert sein würden, die CDs zu kaufen, deshalb hielt ich es für die beste Idee, die Dinger an Interessierte einfach umsonst zu verteilen.

Um diese letzten paar Fragen mal zusammenzufassen: M.O. scheint für Dich eine sehr persönliche Angelegenheit zu sein. Etwas, das Du nur für Dich macht und woraus Du keinen Gewinn schlagen willst. Trotzdem bist Du offensichtlich daran interessiert, Deine Musik unters Volk zu bringen, sonst würdest Du sie ja gar nicht erst auf CD veröffentlichen oder gar Interviews beantworten. Das ist insgesamt etwas eigenwillig, meinst Du nicht? Was genau willst Du damit erreichen? Warum willst Du mit Deiner Musik unbedingt Miese machen?

Ja, insgesamt ist das vielleicht nicht unbedingt alltäglich. MIDNIGHT ODYSSEY ist ein sehr, sehr persönlicher Ausdruck meiner Überzeugungen. Leute, die von Anfang an viel Geld für ihre Kunst verlangen, sind in meinen Augen arrogant und mehr an Geld und Ansehen interessiert als an ihren Überzeugungen. Ich finde es spannend, dass andere Leute an meiner Musik interessiert sind. Natürlich habe ich mir das erhofft, es ist großartig, dass jemand meine Musik mag und dafür sogar bezahlen möchte. Ansonsten wäre es ja Unsinn, überhaupt Musik zu veröffentlichen. Es gibt eine Menge Bands, die sehr viel Wert darauf legen, wie undergroundig sie soch seien, und dann bringen sie alle möglichen Alben, LPs und irgendwelche Sammlereditionen raus; mit wirklichem Untergrund hat das doch alles nichts mehr zu tun. Letztendlich denke ich auch nicht, dass ich mit meiner Methode großartig Geld verliere. OK, jetzt muss ich ein bisschen was reinstecken, aber unterm Strich kommt das doch meiner Musik wieder zugute. Kein Gewinn ohne Investitionen.

Um die letzte Frage in gewisser Weise fortzusetzen: Was willst Du mit MIDNIGHT ODYSSEY erreichen? Wo siehst Du Deine Zukunft? Was ist Deine Agenda? Wo wirst Du in zehn Jahren mit M.O. sein, wenn alles perfekt läuft?

Mein Ziel mit MIDNIGHT ODYSSEY ist es, Musik zu schreiben, ohne von Stilgrenzen eingeengt zu werden. Ich höre Musik aus allen möglichen Genres. Und obwohl BM sicher mein Haupteinfluss ist, gibt es viele andere Sachen, die mir etwas geben. In zehn Jahren habe ich hoffentliche zehn Alben rausgebracht, alle von hoher Qualität, aber jedes doch ein bisschen anders als die anderen. Auf jeden Fall mache ich weiterhin Musik, die den meisten Leuten wahrscheinlich nicht gefällt. Ich brauche kein großes Label, keine Musikvideos oder dergleichen. Ich möchte nur mir selbst treu bleiben, nicht irgendeiner Szene oder einem Genre.

Nachdem wir nun ausgiebig Deine Absonderheiten analysiert haben, lass uns doch für einen Moment so tun, als ginge es hier tatsächlich um Musik. Auf „Firmament“ wie auch auf dem Demo scheinen als Haupteinflüsse deutlich SUMMONING und MANES (die bekanntere Version) durch. Das ist aber natürlich nur mein persönlicher Eindruck, deshalb wollte ich fragen, was Dich tatsächlich beeinflusst und den Klang von M.O. prägt.

Viele Bands und Musiker haben mich im Laufe der Jahre beeinflusst. SUMMONING und MANES gehören sicher dazu, aber meine hauptsächliche Inspirationsquelle sind alte norwegische Bands wie BURZUM, ULVER und dergleichen, Doomcombos wie THERGOTHON und MY DYING BRIDE sowie Dark Ambient der Marke ARCANA oder RAISON D’ETRE. Sehr beeindruckt hat mich auch vieles im Ambient und Depressive Black Metal, ganz besonders aus Deutschland und der Schweiz. Schließlich und endlich gehören KATATONIA und BETHLEHEM seit gut zehn Jahren zu meinen Lieblingsbands.

Deine Musik passt mehr oder weniger in die Schublade Ambient Black Metal. Leider ist es ja nun so, dass Ambient alles tut, um das neue Depressive zu werden, d.h. ein Spielplatz für untalentierte Spinner, die ihre Unmusik zwei Wochen nach dem Gitarrenkauf bei Myspace reinstellen und sich ähnlich Unbegabte als „Freunde“ suchen. Sind Schubladen nervig? Ist „Ambient BM“ die momentan nervigste?

Es ist komisch mit Schubladen und Genredefinitionen. Unglücklicherweise ist das die Art und Weise, auf die wir versuchen, unsere Musik Leuten näher zu bringen, die mit ihr nicht vertraut sind. Sicher gibt’s bei M.O. Ambientabschnitte, aber unterm Strich ist es schlicht dunkle Musik. Ich versuche, die Schubladisierung nicht allzu ernst zu nehmen. Aber allgemein hast Du schon recht, Ambient ersetzt Depressive als Schimpfwort der Saison. Ich denke, richtiger Ambient BM würde nur aus Gitarren und Keyboards bestehen, ohne Schlagzeug und mit nur sehr wenig Gesang. Und schon bin ich selbst mit den Schubladen zur Stelle…

Um diese Unterhaltung (fast) zum Abschluss zu bringen, wie wäre es, wenn Du uns guten australischen (B)M empfehlen würdest? Irgendwas Unbekanntes. Wenn’s gar nicht anders geht, kannst Du auch Deine anderen Projekte bewerben.

Wenn es um guten australischen BM geht, kommt man kaum um AUSTERE herum. Ich denke, das ist die momentan beste BM-Band aus Australien. Im untergrund gibt es auch noch weitere gute Truppen, etwa PAROXYSMAL DESCENT, MOON, NEKRASOV und ELYSIAN BLAZE. Aber insgesamt ist in Australien in Anbetracht der Größe des Landes nicht sonderlich viel los. Ich habe übrigens nur ein Nebenprojekt. FIRES LIGHT THE SKY habe ich bisher eher nebenher laufen lassen (nur zwei Lieder im letzten Jahr), aber ich werde mich bald an neues Material machen, das in eine ganz andere Richtung geht. Doch das ist eine Geschichte für eine andere Gelegenheit.

Natur und Popkultur (Kängurus und Terry Pratchett) haben entschieden, dass Australien ein etwas eigenartiges Land ist, von Australiern ganz zu schweigen. Erzähle uns doch zum Abschluss einen Witz zum Thema Australien. Danke für den Lacher und für Deine Zeit.

Ja, Dank auch an Dich. Australien ist schon irgendwie seltsam. Das Lustigste, was ich je gehört habe, sind wohl die Vorstellungen amerikanischer Touristen von Australien. Die sind immer ganz geschockt, dass wir ’ne Königin haben, sie denken, wir hätten alle zahme Kängurus zu Hause, und eine amerikanische Lady hat mal gesagt, sie liebe „all die pelzigen Tiere, die durch das Land hüpfen. Wie heißen die nochmal? Esel?“ (Ich wollte einen Witz über Australier, nicht über Amis, aber ausnahmsweise lassen wir das durchgehen. -Ed.)

25.07.2009

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