Michael Schenker
“Ich nehme die Lyrics mehr als humanes Instrument wahr und nicht als Text mit einer Botschaft“
Interview
Michael Schenker hat die Zeit der Pandemie und die damit verbundene Bühnenabstinenz genutzt, um ein weiteres Album aufzunehmen. Unter der Flagge MICHAEL SCHENKER GROUP erscheint im Mai „Universal“ inklusiver einer Tour durch Europa. Diverse Gastmusiker sind auf dem neuen Werk eingebunden worden. Ein gutaufgelegter Michael Schenker plaudert über seine Anfangszeit in England und wie es zu den Gastmusikern auf dem neuen Album gekommen ist.
Hallo Michael, wie geht es Dir? Bist Du gut durch die Pandemie gekommen? Wie sind die ersten Konzerte gelaufen?
Gesundheitlich ist alles okay. Wir haben mit „Immortal“ und nun „Universal“ zwei Alben erschaffen und uns primär auf die Studioarbeit konzentriert. Die ersten Konzerte sind bereits wieder gelaufen. Wir hatten noch Ende 2021 in UK den ein oder anderen Gig. Nun freuen wir uns auf die kommende Tour.
Lass und zunächst mal über Deine Historie sprechen. Du bist 1973 nach England zu UFO gekommen. Wie ist das damals gelaufen? Bist Du einfach auf die Fähre und hast Dich mit Phil Mogg getroffen?
Bei der Tour mit den SCORPIONS und UFO habe ich auch bei UFO gespielt, da Bernie Mardsen wegen eines vergessenen Passes nicht ausreisen durfte. Ich habe dann das Angebot erhalten, komplett als Gitarrist bei UFO einzusteigen. Ich wollte bereits in jungen Jahren nach England oder in die USA, weil dort die Musik gespielt wurde, welche mich interessiert hat. Dort waren die angesagten Bands zu Hause. Es war bereits bei der „Lonesome Crew“ klar, dass ich die SCORPIONS umgehend verlasse, wenn ich ein Angebot aus den USA oder England erhalte. UFO haben mir ein Flugticket gesendet und dann bin ich nach England rüber geflogen.
„Wahrscheinlich war es gut so, dass ich damals kein Wort Englisch verstanden habe.“
Ist das richtig, dass Du damals quasi kein Wort Englisch gesprochen hast? Wie hat Du etwas zu essen und zu trinken bekommen?
Das ist wahrscheinlich auch gut so gewesen. Die anderen Bandmitglieder von UFO haben viel rumgealbert und oft auch sehr sarkastisch mit dem berühmten schwarzen englischen Humor. So habe ich davon nichts mitbekommen und mich nur auf die Musik konzentriert. Wenn ich verstanden hätte, was die Herren gesagt haben, wäre ich wohl gleich wieder weg gewesen. Pete Way erzählte später, dass er froh war, das ich nicht verstanden habe, was die anderen damals so erzählt haben. Für die alltäglichen Dinge des Lebens hatte ich eine Freundin, die hat entsprechend geholfen.
Wo hast Du Herman Rarebell kennengelernt?
So genau kann ich mich da gar nicht mehr dran erinnern. Ich glaube, wir waren Nachbarn bei den Proberäumen und da die Engländer mitbekommen hatten, dass bei UFO ein Deutsch sprechender Gitarrist war, sind Herman und ich in Kontakt gekommen.
Herman erzählte im Interview, dass Du den Kontakt zu den SCORPIONS hergestellt hast? Wie ist das damals abgelaufen? Hast Du die SCORPIONS in England getroffen oder Deinem Bruder einen Brief geschrieben?
Das ist auch ewig her. Der Herman ist der bessere Redner als ich. Ich kann mir vorstellen, dass er meinen Namen bei den SCORPIONS benutzt hat. Ich kann mich nicht bewusst erinnern, dass ich meinem Bruder Herman vorgeschlagen hätte. Kann aber sein, dass wir bei einem Kontakt drüber gesprochen hatten. So genau weiß ich es nicht mehr. Die SCORPIONS hatten damals häufige Veränderungen in der Band und das nicht nur am Schlagzeug, sondern auch am Bass. Herman wurde von den SCORPIONS zum Vorspielen eingeladen und daraus entwickelte sich eine langfristige Zusammenarbeit.
Lass uns von der Vergangenheit in die Zukunft springen. Du hast eine Tour zum 50. Geburtstag angekündigt inklusive Termine in Deutschland. Die Tour startet kommende Woche endet aber am 15.05. und das neue Album erscheint erst am 27.05. Wirst Du bereits etwas vom neuen Werk präsentieren?
Früher war es nicht ungewöhnlich, dass eine Band auf Tour geht, ohne dass die neue Platte schon draußen ist. Die Scheibe wurde auf der Tour dann promotet. Genauso machen wir das 2022 auch. Durch die Pandemie ist sehr viel durcheinandergeraten und wir müssen die Termine nehmen, die wir bekommen können. Wir werden das ein oder andere Stück von der Universal auf der Europa Tour live präsentieren, das steht fest.
„Ich möchte neue Venues erkunden.“
Über das Cover müssen wir sprechen. Möchtest Du der Welt entfliehen?
Ich möchte neue Venues erkunden. Die Idee entstand schon vor vielen Jahren aufgrund der Vocals von William Shatner, dem Captain Kirk der TV-Serie Raumschiff Enterprise. Ich hatte eine Skizze gemalt, wo ich mit der Flying V in einem Raumschiff sitze und ein UFO hinter mir ist. Diese Skizze habe ich wieder hervorgeholt, und unser Grafiker hat das Cover erstellt. Zusammengefasst bin ich auf dem Weg zu neuen Venues im Universum, und meine Vergangenheit in Form eines UFOs fliegt hinterher.
Wie sind die Tracks von „Universal“ entstanden? Hast Du die Musik und die Lyrics geschrieben und anschließend den passenden Sänger gesucht?
Ich schreibe die Musik als erstes von innen heraus und nehme diese dann auf. Ich nehme die Lyrics mehr als humanes Instrument war und nicht als Text mit einer Botschaft. In jungen Jahren hörte ich ausschließlich englischsprachige Musik von Bands wie THE BEATLES, THE HOLLIES, ROLLING STONES oder THE SMALL FACES, ohne die Texte zu verstehen. Wenn ich eine Aufnahme für einen Song fertig habe, kreiert Michael Voss den Text dazu und singt diesen ein. Es folgen Schlagzeug, Bass und eventuell einige Keyboard-Parts. So entstehen typischerweise die Demotracks für eine neue Scheibe wie jetzt bei der Produktion von „Universal“.
Anschließend überlegen wir, wie wir die Demos optimieren können. Ein Beispiel ist der Song, welchen wir zur Erinnerung an Ronnie James Dio kreiert haben. Zunächst hat Michael Voss die Lyrics zu „A King Has Gone“ geschrieben und die erste Version gesungen. Ich hatte die Idee, einige ehemaligen RAINBOW-Musiker bei diesem Song mit einzubinden. Michael sagte, wenn Dir das gelingt, dann sehr gerne. So kontaktierte ich den Schlagzeuger Bobby Rondinelli, den Bassisten Bob Daisley sowie den Keyboarder Tony Carey, der auf der „Rainbow Rising“ zu hören ist.
Michael Romero, unser Stammsänger, hatte ebenfalls eine Version eingesungen. Markus Steiger von Nuclear Blast hörte sich den Song an und hatte dann die Idee, dass die Nummer gut zum Michael Kiske passen würde. Michael sagte zu und die Kombination seiner Stimme mit dem Schlagzeug und den Gitarren klingt grandios. Auf der Tour wird unser Stammsänger Ronnie Romero die Nummer live singen.
„Die Gastmusiker auf ‚Universal‘ sind allesamt gute Freunde und langjährige Begleiter von MSG“
Du hast wieder etliche Gastmusiker auf der Scheibe. Das erinnert mehr an MICHAEL SCHENKER´S TEMPLE OF ROCK? Was sprach für MICHAL SCHENKER GROUP?
Die Gastmusiker sind eigentlich keine Gastmusiker, sondern allesamt gute Freunde und langjährige Begleiter von MSG. Zum Beispiel Gary Barden ist als Sänger auf den ersten beiden MSG-Veröffentlichungen in den frühen 80ern zu hören. Simon Phillips war unser Drummer auf dem Debüt “The Michael Schenker Group“ und Barry Sparks unterstützte uns in den 90ern am Bass. Doogie White kenne ich eine Ewigkeit und er war bei den TEMPLE OF ROCK und MICHAEL SCHENKER FEST-Alben mit dabei.
Danke für Deine Zeit. Die letzten Worte sind bei Dir.
Keep on Rock ‘in! Ich hoffe, dass wir nach unserer Tour durch die USA und Japan auch noch einige Konzerttermine in Deutschland erhalten, wenn unsere neue Scheibe „Universal“ gut läuft.
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Stile | Classic Rock, Hard Rock |
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