Miasmal
Ständig auf der Suche nach Wissen - Interview mit Frontmann Pontus zu "Tides Of Omniscience"

Interview

Göteborg oder Stockholm? Was bei MIASMALs bisherigen Alben noch als Frage aufgeworfen wurde, findet bei Album Nummer drei der Schweden endlich eine Antwort: Hauptsache Death Metal! „Tides Of Omniscience“ ist ein souverän eingespieltes Album, das geschickt die letzten zweitausend Jahre Death Metal in 41 Minuten Spielzeit fusioniert und die Band von solchen Fragestellungen völlig unbeeindruckt zeigt. Klar, dass wir Frontmann Pontus zum Interview bitten und uns das Album gleich mal in seine Bestandteile zerlegen lassen mussten.

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Für Eure neue Scheibe „Tides Of Omniscence“ habt Ihr wesentlich kürzer gebraucht als für den Vorgänger „Cursed Redeemer“. Wie kam es dazu, dass Ihr diesmal so schnell gearbeitet habt?

Das ist einfach so passiert. Wir waren sehr hinterher, das Rad am Laufen zu halten. Wir haben eigentlich nie sonderlich viel Zeit gebraucht, um eine Platte zu schreiben, nicht länger als ein halbes Jahr. Es waren dann eher anderer Scheiß, der die Sachen verzögert hat. Als wir unsere erste Platte gemacht haben, wohnte ich gerade in Norwegen, und mit dem Nachfolger „Cursed Redeemer“ haben wir erst richtig angefangen, als ich nach Schweden zurückgekehrt war. Zwischen der ersten LP und „Cursed Redeemer“ habe ich auch noch mit meiner anderen band AGRIMONIA ein Album eingespielt, was ein sehr fordernder Prozess war.

Inwiefern wolltet Ihr „Tides Of Omniscence“ anders klingen lassen als „Cursed Redeemer“?

Wir wollten die Intensität weiter steigern. Wir hatten ein wenig mit den Midtempo-Sachen abgeschlossen, die auf den vorherigen Veröffentlichungen reichlich vorhanden sind. Diesmal wollten wir schnellere und gleichzeitig dynamischere Stücke haben. Das macht auch ziemlich viel Spaß, so etwas live zu spielen. Das im Hinterkopf sind wir dann zur Tat geschritten – die neuen Stücke klangen wirklich frisch, und wir hatten im Proberaum jede Menge Spaß; wir wussten also, dass wir auf der richtigen Spur sind.

Wovon handelt der Titel „Tides Of Omniscence“?

Der Titel ist quasi zu mir geflogen, als ich die fertige Umschlagabbildung betrachtet habe. Oftmals ist es ja genau umgekehrt. Ich saß also da und überlegte mir, was die Geschichte hinter der Abbildung sein könnte: Wer sind diese Figuren, welchem Weg folgen sie und woher kommen sie?! Eigentlich will ich, dass sich jeder sowohl beim Visuellen als auch bei den Titel und den Texte seine eigenen Gedanken macht. Eine meiner Interpretationen ist, dass „Tides Of Omniscence“, sowohl was die Abbildung als auch den Titel angeht, in einer Weise die Menschheit in der heutigen Zeit repräsentiert. Ständig auf der Suche nach Wissen, danach, alles zu verstehen, ohne dass wir uns Gedanken um die Folgen und die eingesetzten Mittel machen.

Im Folgenden möchte ich Dich bitten, ein paar Sätze zu den einzelnen Songs auf „Tides Of Omniscience“ zu sagen. Los geht’s mit…

Axiom

Das erste Lied, das wir fertig hatten. Aus irgendeinem Grund ist das bei uns immer so, dass das Stück, das wir zuerst fertig geschrieben haben, auch an erster Stelle auf unseren Alben landet. Ich denke, bei dem Intro kann man gut abbangen. Der Text hat eine deutliche Inspiration: Ich war ziemlich von der Serie „Hannibal“ gefesselt, und gleichzeitig habe ich eine Doku im schwedischen Fernsehen gesehen, die von einem Jungen mit schweren psychischen Problemen handelte. Er bekam leider nicht die Hilfe und die Medizin, die er gebraucht hätte, und am Ende ist er auf die Straße gegangen und hat aufs Geratewohl Leute niedergestochen. Wirklich tragisch. Der Text handelt davon, dass man fest im Griff einer anderen Person ist, die die Macht hat, einen selbst zu steuern.

Deception

Bei diesem Song dachte ich von Anfang an daran, dass wir dazu ein Video drehen sollten. In genau der richtigen, knackig kurzen Zeit enthält der Song alle Bestandteile, die MIASMAL ausmachen. Schnelle Teile gemischt mit epischen Melodien. Das Introriff kam mir ganz unvermittelt in den Kopf, als ich gerade den Abwasch machte.

The Pilgrimage

Ich hatte das Intro/Outro schon recht lange auf Halde liegen, ohne dass mir dazu weiter etwas eingefallen wäre. Am Ende wurde es ein Midtempoknaller, eher so im Stil unserer frühen Songs, wenngleich mit deutlich mehr Schwere, wenn du mich fragst. Zum Text würde ich gerne einen Film drehen, vielleicht mit Werner Herzog als Regisseur.

Venomous Harvest

Magnus‘ erstes Lied für MIASMAL! Schnell, kurz, thrashige Geschichte. Vielleicht das Stück auf der Platte, das am ehesten „klassischer Death Metal“ ist, mit einem unglaublichen Drive. Die Inspiration zum Text stammt teilweise von der Strategie eine gewissen Konzerns, die Kontrolle über die Nahrungsmittelproduktion der gesamten Welt an sich zu reißen.

Perserverance

Der letzte Song, den wir für die Platte geschrieben haben. Eigentlich wollten wir daraus erst ein kurzes instrumentales Zwischenspiel machen, aber dann entwickelte es sich zu einem ganzen Lied. Es sticht durch sein langsames Tempo und das ruhige Intro heraus – für mich ist es perfekt auf der Scheibe platziert, um die zweite Halbzeit einzuläuten. Ich denke, das Gitarrensoloduell zwischen Markus und mir am Ende des Liedes ist ziemlich gut geworden.

Key to Eternity

Peng! Das schnellste Lied auf dem Album und ein scharfer Kontrast zu „Perseverance“. Es macht verdammt Spaß, den Song live zu spielen! Der melodische Anstrich ist eine Sache auf dem Album, die ich am meisten mag.

Earthbound

Noch ein Stück, das ein wenig heraussticht. Etwas rockiger als die anderen Sachen, und der Gesang steht in den Versen ein wenig mehr im Vordergrund. Es vermittelt ein wenig BOLT-THROWER-Feeling, gepaart mit den rockigen Refrains und einem düsteren und etwas schiefen Anstrich.

Dark Waters

Eins der letzten Stücke, die wir für die Platte geschrieben haben, auch wenn einige Riffs schon einige Zeit auf dem Buckel haben. Ich habe ein paar Riffs in meinem Archiv gefunden, die ein paar Jahre alt sind und jetzt als Gerüst dienten. Dazu habe ich ein Intro, ein Outro und einen Refrain geschrieben, der vom Song „Do It Again“ beeinflusst wurde, den die schwedische Sängerin ROBYN zusammen mit RÖYKSOPP gemacht hat.

Fear The New Flesh

Der erste Song von der neuen Scheibe, den wir online ausgekoppelt haben. Ich denke, den haben wir gut hinbekommen, und es macht auch richtig Spaß, ihn live zu spielen. Das Soloduell am Schluss zwischen Magnus und mir ist meiner Meinung nach das beste, das wir bislang hinbekommen haben.

The Shifting Of Stars

Dieses Stück hat faktisch auch seinen Ursprung in einer alten Idee. Zuerst stand ein Akustikpart, den ich eigentlich für AGRIMONIA vorgesehen hatte, den ich dort aber nie verwenden konnte. Plötzlich kam mir die Idee, dass es ja auch als Intro für einen MIASMAL-Song funktionieren könnte, und zack! kam der rest des Stückes dazu. „The Shifting of Stars“ ist eines meiner Lieblingslieder von MIASMAL und der perfekte Schlusssong für die Platte. Es hat ein bisschen was von den epischen Qualitäten, die schon der letzte Song von „Cursed Redeemer“ vorweisen konnte.

Danke Dir, das war’s auch schon! Irgendwelche abschließenden Worte für unsere Leser?

Danke selbst. Checkt unsere neue Platte „Tides Of Omniscience“ an, so dass wir uns hoffentlich live über den Weg laufen werden!

14.03.2016

- Dreaming in Red -

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