Metallkatharsis
Metallkatharsis

Interview

Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte, die neue Ausgabe der Metallkatharsis ist einzigartig. Nicht nur weil viele Interviews durchaus den gängigen Standardrahmen sprengen, ganz besonders weil die Aufmachung einfach opulent und absolut verschwenderisch ist. Gerade im Bereich der Fanzines wird sich selten so sehr mit dem Optischen Mühe gegeben, allein deswegen sollte man sich man sich dieses Buch, man kann es tatsächlich schon fast so nennen, zulegen. Als neugieriger Mensch wollte ich natürlich auch wissen, was hinter dieser ganzen Arbeit steckt, was der Chef mit seiner Arbeit erreichen will und wie Geschichten über Chips in der Arschritze den Weg in die MK fanden. So befragte ich den guten EHST ein wenig und das Ergebnis ist das vermutlich längste Interview, das je auf metal.de erschienen ist, auf jeden Fall das längste Interview, das ich je geführt habe.

MetallkatharsisDie erste Frage ist natürlich reichlich einfallslos, aber da wir die Massen ja informieren wollen, kommt, was kommen muss: Metallkatharsis- wann, wer, wieso, weshalb, warum? Los, sag an!

Ha! Am liebsten würde ich die Frage ja nun genauso kurz beantworten, wie sie gestellt wurde, aber das wäre zu viel der Information. Der Name Metallkatharsis tauchte im Jahre 2003 das erste Mal auf. Da war ich nämlich das erste Mal im Internet, hehe. Vorher musste ich ja immer vier mal in der Woche zum Zeitungsladen rennen und schauen, ob es neue Metalblättchen (was man sich nicht alles kauft, wenn man irgendwas lesen will, haha) gibt und mir die Faxnummern aus den Anzeigen der Mailorder schneiden. Aber plötzlich war da ganz viel über Metal verfügbar. Lauter Onlinemagazine oder einfach nur so Seiten, welche sich mit Metal beschäftigten. Da wollte ich alter Egomane natürlich dabei sein. Also habe ich schnell mal geschaut, wie man so eine Internetseite bastelt und bekam innerhalb einer Woche sogar eine zusammengeschustert. Eine Augenweide! Eine private Seite war mir aber von Anfang an zu blöd (ich war ja keine 14 mehr). Also versuchte ich das irgendwie so zu gestalten, dass es wie eine Metalseite aussieht. Tja, und dann wurde sehr, sehr schnell ein sogenanntes Onlinemagazin draus. Im gleichen Jahr plante ich übrigens schon die erste gedruckte Ausgabe der MK. Kam ja dann auch recht schnell drei Jahre später, haha. Ich habe sogar noch ein Interview, welches nur für diese 2003er MK gedacht war. Werde ich dann zum zehnjährigen veröffentlichen, hehe. Und mittlerweile ist mir die ganze Onlinesache einfach zu blöd. Ich bin auch viel zu faul.
Aber jetzt halte ich mich ja schon so lange mit dem „wann“ auf. Wir waren in der Zeit einige. Man findet ja schnell Schreiberlinge, welche auch mal ihren Senf in den Äther blasen wollen. Aber die sind ja fast alle schon wieder weg. Da war ich aber auch immer ganz der unfreundliche Diktator und habe die ohne ihr wissen und aus nichtigen Gründen gefeuert. Natürlich ohne mal Bescheid zu geben. Aber hey, der ein oder andere war tatsächlich so an der MK interessiert, dass er es erst ein halbes Jahr später mitbekam. Aber ich blieb ja! Und der gute Herr N. ist ja auch schon ewig dabei. Ich glaube, der hat sich auch festgebissen. Ebenso Boreas. Der gehört ja auch fest ins Programm. S. auch. Und Fotografen habe ich ja auch noch. A., S. und K.. K. ist auch gleichzeitig noch meine Übersetzerin. Du siehst alles vorhanden. Und (sowas will ich ja schon lange mal sagen), unser Line up ist stabil. Jetzt habe ich mich auch mal durchringen können „unser“ zu sagen. Ich rede ja sonst immer nur von mir.
Wieso es die Metallkatharsis gibt, weiß ich gar nicht so genau. Letztendlich muss ich mir die ganze Scheiße nicht antun. Will ich an sich auch gar nicht. Dieser ganze Stress macht mich jedes Mal um Jahre älter. Deshalb will ich auch gar nicht mehr so viel tun. Rezensionen will ich an sich gar nicht mehr schreiben – zumindest nicht mehr über Scheiben, welche mir als Promos zugesteckt werden. Da steht man ja immer in der Pflicht und das kotzt mich an. Ach, und sowieso, ich will die ganzen Aktivitäten etwas beschränken. Einmal im Jahr musses aber trotzdem ein Schmuddelheftchen geben. Das ist wie ein übler Furz, der muss auch raus, sonst platzt man. (Liebe Biologiestudenten, bitte schreibt mir aufgrund dieser Aussage keine Mails!)
So, ich halte ja schon die Klappe. Nächste Frage, Chef! (Ja, heute darfst Du Chef sein)

Du sagst, Dir war die Onlineseite zu blöd und Du zu faul. Ist das pflegen einer Homepage nicht einfacher als ein ganzes Printmag zu basteln, vor allem wenn ein Mag wie die MK dabei heraus kommt?? Oder hatte die Abkehr vom Onlinebetrieb gar ideologische Gründe?

Ja, an sich schon. Aber eine Website muss man halt das ganze Jahr über pflegen. So lege ich (mehr oder weniger) ein Jahr die Füße hoch und gebe dann Vollgas. Bei einem Onlinemagazin bekommt man ja auch schon eine Woche nachdem die Promo eintraf Mails, wo denn die Rezension bleibt. Sowas nervt einfach. Und, das muss ich hier mal sagen, ich bin eher der Basteltyp. Ich will was in der Hand haben. Die Arbeit muss greifbar werden.
Aber natürlich hat das Einstellen des „Onlinemagazins“ auch ein stückweit „ideologische Gründe“. Ein Heft zu kaufen und dieses in die Hand zu nehmen verlangt vom Konsumenten wenigstens noch ein wenig Initiative. Außerdem bekommen diese Pisser da draußen mal mit, dass nicht alles selbstverständlich ist. Wenn man etwas haben will, dann muss man dafür auch etwas geben. Es ist eben nicht alles mit einem Mausklick erreichbar und kostenlos. Am liebsten wäre mir ja eh, wenn alle das Geld für das Heft in einen Briefumschlag stecken und mir bar zukommen lassen. Dann wäre die Komponente „Mausklick“ komplett weg. Aber dann würde sich das gar keiner kaufen. Ist ja auch blöd. Außerdem führe ich nicht tage-, wochen- oder (haha) monatelang ein Interview und schieße das dann lieblos ins Netz. Das ist es auch nicht wert. Manche Zwiegespräche sind ja sehr persönlicher Natur. Sowas setzt man ja nicht einfach ins Internet…

Wie lange arbeitest Du denn effektiv an einem Heft? Also von der ersten Interviewidee bis Du das Magazin dann tatsächlich in der Hand hast? Und wie ist die Arbeitsverteilung im Verhältnis Chef/Redaktion, da ja in der neuen Ausgabe einige Interviews von außen herangetragen wurden.

Die Frage ist schwer zu beantworten. So ganz genau weiß ich das auch immer nicht. Vom Anfang des ersten Interviews bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung des ersten Heftes war es dieses Mal gut ein Jahr. Bis die restlichen Hefte fertig sind vergeht aber nochmal ein Monat. Zwischen Juli und Dezember habe ich zudem gar keine weiteren Interviews geführt. Der Großteil kam dann erst von März bis Mai. In der Zwischenzeit bastelte ich immer wieder an der Gestalt des Heftes. Das braucht ja auch immer seine Zeit. Zwischenzeitlich hatte ich fünf verschiedene Versionen. Alle wieder verworfen, weil ich eine andere Idee hatte. Also tatsächlich arbeite ich wohl die drei-vier Monate vor Veröffentlichung am Heft. Das davor nenne ich einfach mal Vorspiel. Die Arbeitsverteilung war dieses Mal richtig ausgewogen. Die erste Ausgabe beinhaltete ja fast nur „Chefsachen“. Dieses Mal sind noch viele weitere Interviews zu finden. Die Abwechslung dürfte dadurch viel größer sein. N. führt ein Interview anders als Boreas und beide wiederum anders als ich.So hat jeder seinen Stil und alle passen zur MK – prima!
Und dann habe ich natürlich noch zwei Interviews mit drin, welche eigentlich im nächsten Wolfensang erscheinen sollten. Aber ob es da noch ein weiteres Heft gibt, ist sehr fraglich. Und Interviews wollen auch gelesen werden, also rein in die MK! Außerdem befinden sich noch zwei Interviews in der MK 0.5, welche eines nachts unter meinem Bett lagen. Keine Ahnung, wo die herkommen. (Eigentlich will der Autor nur nicht genannt werden, aber ich muss mir für diesen Fakt ja irgendwas einfallen lassen)

Du sagtest ja vorhin, dass Du teilweise über Monate Interviews mit einem Künstler führst, also durchaus tiefer gehst, als dies in der Regel der Fall ist. Auf der anderen Seite weiß ich, dass Du sehr viel Zeit und Geschick in das Design und den Druck steckst, ist ja schließlich auch Deine Profession. Kannst Du sagen, was Dir mehr Freude bereitet?

Nein, kann ich nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Die Freude ist bei beiden Dingen eine andere. Bei Interviews komme ich ja selbst ins Grübeln. Ich denke ja selbst über mich und meine Umwelt nach, wenn ich ein Interview führe (zumindest meist) und erlange so eventuell auch Erkenntnisse. Oder die Antworten des Gegenüber zeigen mir eine andere Sicht der Dinge. Natürlich macht das auch Spaß – wenn man denn Spaß dazu sagen kann.
Das Gestalten ist halt wieder eine andere Sache. Praktisch gesehen macht das natürlich wesentlich mehr Freude als Interviews. Andererseits muss ich aber auch nachdenken, wie sich das alles umsetzen lässt und Regeln beachten. Das bedeutet, Kompromisse einzugehen. Und das ist scheiße, hehe. Aber wenn der erste Druckbogen aus der Maschine kommt und das dann so aussieht, wie ich das wollte, bzw. einfach wirkt, das ist dann schon richtige Freude. Aber letztendlich habe ich den ganzen Monat nach Veröffentlichung gar keine Zeit zur Freude. Wenn das letzte Exemplar fix und fertig ist, dann mache ich mir mal ein Bier auf und freue mich ein wenig. Haha, jetzt klinge ich aber irgendwie wie ein Emo.

Bleiben wir doch gleich einmal bei den Interviews. Was ist Dein Anspruch an ein gutes Interview? Du schickst ja sicherlich nicht einfach zehn Fragen an Deinen Gegenüber. Wie gehst Du an ein Interview heran? Und was unterscheidet die MK Interviews von denen anderer Mags?

Der Anspruch an ein Interview von mir oder von anderen? Also bei mir habe ich kaum Ansprüche. Ich will mich nur gut unterhalten. Und so gehe ich auch an ein Interview ran. Eigentlich habe ich, bevor ich beginne nur eine einzige Frage parat. Der Rest ergibt sich einfach. Ich stelle eine Frage, lese die Antwort und sage was dazu, bzw. frage. Und so fließt das vor sich hin. Deshalb sind die teilweise auch so lang. Manchmal quatscht man sich an einem Thema fest. Vielleicht macht genau das auch schon den Unterschied aus. Weißt Du, da muss eine gewisse persönliche Ebene entstehen. Ich denke manches Mal gar nicht daran, dass ich gerade ein Interview führe. Letztendlich führe ich die sowieso eher für mich und stelle sie dann zum Lesen zur Verfügung. Ich finde es befremdlich, wenn ich mich als Fragesteller hinsetze und einen Musiker über seine Musik befrage. Ich will nicht unten stehen und zum Musiker raufschauen und die Antworten erwarten. Ich will auf gleicher Augenhöhe sitzen und mich unterhalten, mehr nicht! Dafür braucht man aber auch einen Interviewpartner, der das genauso sieht. Sonst klappt das alles natürlich nicht. Und ich habe dann auch keine Lust mehr. Wenn ich mir die Finger an einer Frage wundschreibe, dann erwarte ich in der Regel keine Antwort des Kalibers „Ja, genau so!“ oder „Nein, so ist das nicht“.Ich muss auch zugeben, dass ich mir die Interviewpartner mitunter auch so aussuche, dass ein gutes Gespräch stattfinden kann. Ich versuche zumindest einzuschätzen, ob jemand etwas zu sagen hat oder nicht. Bis jetzt klappte das ja ganz gut. Und wenn ich auf meine imaginäre „Musste im nächsten Heft haben“-Liste schaue, dann sieht das für das nächste Heft auch sehr gut aus. Ja doch, genau das alles unterscheidet MK Interviews (zumindest meine) von anderen Magazinen.(Ich will jetzt aber nicht behaupten, dass andere Interviews nun schlechter sind – der Großteil ist aber schon ziemlich beschissen)

Na dann wollen wir doch mal von der Theorie in die Praxis gehen. Wie Du ja sagtest, suchst Du Dir Interviewpartner/CDs zum Besprechen selber aus. Welche Kriterien spielen da die wichtigste Rolle für Dich? Gibt es musikalische Grenzen, sprich Bands, die Dir zusagen, die Du aber dennoch nicht in die MK nehmen würdest?

Das fragte ich mich auch oft. Ich kam zum Entschluss, dass es keine Grenzen gibt! Wieso auch? Ich muss niemandem etwas bewiesen. Die MK ist an sich weder ein Black- noch ein Metalmagazin. Natürlich lesen das nur Leute, welche aus dem Metallager kommen, denn praktisch gesehen ist die MK ein Metalmagazin, wenn man es so will. Theoretisch aber nicht.
Den Ausschlag für Interviews gibt in erster Linie die Qualität der Musik! Die muss mir natürlich gefallen. Die Aussage muss mich ebenfalls interessieren. Ich muss das Gefühl haben, dass jemand mit Verstand und Geist hinter der Musik steht. Mich würde es aber durchaus reizen mal eine Band in Kreuzfeuer zu nehmen, welche mir überhaupt nicht zusagt. Aber ich schätze auf ein derart negatives Interview hat keine Band Lust, haha. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, ist einiges in der MK auch pure „Lobbyarbeit“. Da habe ich persönlich auch kein Problem mit. Machen wir uns doch nichts vor. Wenn man jemanden mit einer Band kennt, dann macht man diese Band nicht schlecht, sondern unterstützt seinen Bekannten – egal ob einem die Musik nun wirklich gefällt oder nicht. „Gib mal deine CD her, ich schreibe eine schöne Rezension zu!“ Man muss den Leser dabei ja nicht bescheißen und ihn anlügen. Man kann aber einfach das Positive hervorheben. Das erreicht doch dann auch die Richtigen. Mich kotzt dieses „Journalismus“/Kritiker-Gehabe einiger Leute echt an. Die nehmen sich zu wichtig. Ich sehe Rezensionen als Werbung an. Das Album oder die Demo ist dann präsent und wird wahrgenommen. Ob sich das dann jemand kauft, liegt doch nicht immer an den guten oder schlechten Rezensionen. Wenn mich etwas interessiert, dann kaufe ich das so oder so, egal ob der Großteil der Kritiker nun schlecht darüber schreibt. Na klar gibt es in Rezensionen Anhaltspunkte, welche einem verraten, wie das nun ungefähr klingt. Das ist ja auch Sinn und Zweck der Sache. Ich will jedenfalls nicht mehr kritisieren, sondern nur noch werben. So bekommt man wenigstens keine Scheiße in den Briefkasten geworfen, welche man sich auch noch mehrmals anhören muss.

Wie schaut es mit den Mitarbeitern aus? „Darf“ jeder jeden interviewen oder ziehst Du bei irgendetwas eine Grenze?

Ja, haha. Bis jetzt lehnte ich noch kein Interview ab. Und letztendlich sind die Mitarbeiter Teil der MK und somit gibt es auch da keine Grenzen. Es ist ja nicht so, dass ich mir da jetzt einen Kopf machen muss, mit welcher Scheiße die wohl antanzen werden. Denen vertraue ich einfach. Die wissen doch auch selber gut genug, was zur MK „passt“ oder nicht, was jetzt also nicht komplett deplatziert wirkt. Würde aber trotzdem reinkommen, hehehe.

Kommen wir auf die aktuelle Ausgabe zu sprechen. In Interviews, beispielsweise mit DIE TOTEN KEHREN WIEDER MIT DEM WIND, bist Du nicht gerade zimperlich, wenn es um die Black-Metal-Szene und deren Plattenfirmen geht, ihr lästert ordentlich ab, um es mal auf den Punkt zu bringen. Warum bringst Du Dich aber dennoch mit Deiner Arbeit für das Mag und auch Deinen anderen Veröffentlichungen in eben diese Szene ein? Warum muss es ein weiteres Black Metal orientiertes Mag geben und, wenn die meisten ja (durchaus) Idioten sind, wer soll Dein Magazin lesen? An wen ist es adressiert?

Es ist an die adressiert, die es gern lesen. Punkt! Es sind ja nicht alles Idioten. Aber mir ist es auch egal, wenn Idioten das Heft kaufen. In erster Linie mache ich das Heft nur für mich. Ja, das klingt nun wieder unheimlich doof und aufgesetzt, weil Bands das über ihre Musik auch immer behaupten. Aber es ist so. Ich habe den Drang so ein Ding zu machen und dann mache ich das auch! Ich will daran wachsen (primär natürlich in gestalterischer Hinsicht) und wer weiß, vielleicht die MK in ihrer Gestalt zur Meisterschaft führen. Das ist, so arrogant und egozentrisch das auch klingen mag, nunmal meine Hauptintention. Und dann gibt es halt Leute, die wissen die MK sehr zu schätzen und das ist doch prima. Und für die ist das Heft dann. Natürlich muss ich dafür nun keine 500 Exemplare drucken, da reichen sicher auch 100, aber dann würde das Heft 25 Euro und mehr kosten. Das will doch dann keiner haben. (Obschon ich zukünftig nicht ausschließen kann, dass genau dieser Fall eintritt)
Mit den Veröffentlichungen ist es das gleiche. Gut, die waren von der Aufmachung bisher jetzt noch nicht so wirklich gut, aber da kommt noch Einiges! Da will ich einfach was verdammt Schönes (ja, was Schönes!) schaffen. Etwas Ästhetisches, was auch zum Inhalt passt. Das ist eine schöne Herausforderung. Aber bei den Veröffentlichungen geht es darum nicht primär. In erster Linie will ich natürlich, dass die Musik in die Welt gerotzt wird – ganz klar! Da draußen gibt es Menschen, die wollen genau das hören und fühlen sich von der Musik angesprochen. Die sollen das dann eben auch hören. Das kann man doch dann nicht verheimlich, hehe.
Weißt Du, ich mecker zwar immer wieder über die Szene, aber letztendlich ist mir das alles auch verdammt wichtig! Black Metal ist eine verdammte Passion und da draußen denken noch einige mehr so. Die Leute, welche absolut ernstzunehmen sind, welchen Black Metal direkt ins Blut geht, die, die von Black Metal geradezu besessen sind, die machen für mich die Szene aus. Gut, ob ich die jetzt mit Veröffentlichungen von ASCHEFALL und FÄULNIS unbedingt bediene, ist die andere Frage…Und zu der Sache mit den Labels. Damit sind fast ausschließlich diese kleinen Pisslabels gemeint! Ich hoffe, die Antwort liegt jetzt im Rahmen der Frage.

Knapp, allerdings nimmste mir da gleich nen Batzen Fragen vorweg, du Schelm. Bleiben wir doch, um das Ganze auch schön übersichtlich zu halten, haha, ein bisel beim Thema Lästern und Black Metal. Was sind denn Deine derzeitigen Lieblingslästerthemen? Ich weiß, Du bist alt, darum hoffe ich, Du hast heute noch nicht so viel Kaffee getrunken und der Puls bleibt normal!

Oh verdammt, Du Arschloch, haha. Ich will mich ja nicht auf Knopfdruck echauffieren, aber ich muss ja die Frage beantworten. Und da weiß ich auch gar nicht, wo ich anfangen soll. Lästerthema ist vielleicht auch das falsche Wort. Lästern kann man über diesen Heidenscheiß. Aber das berührt mich gar nicht so sehr. Was mich aber auf die Palme bringt, sind, wie weiter vorn schon angesprochen, diese Selbstverständlichkeiten. Da reißen sich Leute für den (Black) Metal den Arsch auf, gehen den ganzen Tag arbeiten und kümmern sich abends dann noch um ihr Label und irgendwelche Pisser meckern lauthals dass ihr Paket zwei Tage nach Bestellung noch nicht da ist. Manch einer scheint den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und auf die Postfrau zu warten. Und der, der den ganzen Tag schuften geht (und das mitunter auch nur, um sein Label zu finanzieren) muss sich von solch verwöhnten Rotzgören auch noch solch Mist anhören, wieso denn alles so lange dauert. Und wenn dann alles da ist, dann ist es nicht gut genug, die Spielzeit ist zu kurz, die Aufmachung ist nicht so, wie das Balg sie sich vorstellte und so weiter.
Und, das Drama überhaupt, die Lieblingsband klingt nicht mehr so, wie man es sich wünscht. Ja fickt Euch doch, die Band spielt die Musik, die sie spielen möchte und nicht die, die Ihr hören wollt! So etwas geht in meinen Kopf nicht rein. Natürlich ist es schade, wenn eine Band ihren Stil abrupt ändert, aber deshalb ist doch die Band nicht plötzlich scheiße oder sind gar Verräter. Aber ich glaube, die meisten hören sich Musik eh nur an. Das ist halt cooler, brutaler Black Metal. Ich will nicht mutmaßen, obschon ich mir recht sicher bin. Den meisten Gören ist doch gar nicht bewusst, was sie da hören. Man kann doch nicht abgrundtiefe Alben, bei denen die Band sich etwas (Höheres) dachte, auf Grillparties hören. (Betonung liegt auf Party) Natürlich ist Musik erstmal Unterhaltung, aber es gibt genug Alben, die haben eben einen höheren Zweck, wenn man das so nennen mag. Kurz gesagt: Die Meisten sind einfach nicht besessen/beseelt genug. Aber hey, wer bin ich, dass ich darüber richten darf? Es sollte mir eigentlich egal sein, da es mir reicht, wenn bei mir diesbezüglich „alles in Ordnung ist“. Aber irgendwie bricht es dann ja doch raus. Und zumindest kenne ich ein paar ganz wenige Leute, bei denen die Einstellung stimmt. Eigentlich kann man diese ganzen Komiker nur belächeln. Weißte was? Ich mach das jetzt glatt mal, hehe.

Vielleicht ist der Grund für dieses Ausbrechen ja eventuell die Leidenschaft, die noch immer in einem lodert? Mir geht es da durchaus ähnlich, wobei bei mir die Gleichgültigkeit immer mehr die Oberhand gewinnt. Vielleicht das Alter? Vielleicht geht die Leidenschaft aber auch tatsächlich flöten, weil es einfach zu viel ist? Und doch gibt es sie ja immer wieder, diese kleine Perlen, die einen plötzlich packen und einem quasi ein Gefühl von „zuhause“ geben, wenn Du verstehst, was ich meine? Was waren denn die Perlen, die Dein rostiges Blut in letzter Zeit zum Kochen brachten? Welche Bands haben Dich besonders berührt und warum? Ich nehme einmal an, dass es zumindest die Bands sind, die Du in der aktuellen Ausgabe befragt hast, oder?

Natürlich weiß ich, was Du meinst. Genau das ist es ja! Plötzlich durchzuckt es mich und .. ja, die Musik umnebelt mich, nimmt mich gefangen, wie auch immer man das nennen mag. Ich bin dann geradezu besessen. Diese pure Dunkelheit, welche sich dann ausbreitet. Und ja, Du hast recht, man fühlt sich wie zu Hause – geborgen wäre jetzt eventuell das unpassende Wort, auch wenn ich es gern so beschreiben würde. Das sind dann auch die Momente ich denen ich merke, dass ich „im“ Black Metal gut aufgehoben bin. Solch Reaktionen gibt es bei keiner anderen Musik (subjektiv, natürlich!) Bezüglich der Bands, welche das schafften, irrst Du dich gewaltig. Zumindest fast. WATAIN, ACRIMONIOUS und THE DEVIL’S BLOOD gilt es natürlich zu nennen. Ironischerweise habe ich diese Interviews aber gar nicht geführt, haha. Das ist nichts gegen die anderen Bands, deren Musik schätze ich auch, aber anders.
Desweiteren wären noch CELESTIAL BLOODSHED zu nennen, welche mich, zumindest mit dem titelgebenden Lied des Debüts, vollkommen umbliesen. NECROS CHRISTOS können auch nicht oft genug laufen. Da braucht es ja gar nichts weiter, die Lieder sind eh pure Rituale! Ach siehste, die sind ja auch im Heft. DROWNED muss ich in diesem Zusammenhang auch nennen, ganz klar. NIHIL NOCTURNEs „Entheogen“ ist auch wieder so ein Album, welches wahnsinnig macht. Packt nicht so brutal, hat aber eine sehr, sehr starke Wirkung. Der Albumtitel kommt nicht von ungefähr! Ansonsten kann ich gerade gar nicht viel nennen. Aber ich muss noch einfügen, dass DISSECTIONs „Reinkaos“ gnadenlos unterschätzt wird. Das wirkt in Anbetracht der Verkaufszahlen usw. zwar etwas komisch, aber man lese die Zeilen hier vor.

Ok, bevor wir zuhause sind, kehren wir mal lieber wieder in die direkten Gefilde der MK zurück. Wie Du bereits sagtest, siehst Du die Interviews nicht als Interviews, sondern eher als Gespräch, welches später veröffentlicht wird. In der neuen Ausgabe gibst Du teilweise viel von Dir preis, denke ich nur an das Gespräch mit NEITHAN. Nutzt Du die MK durchaus bewusst auch als Plattform Deiner eigenen Gedanken, um Dich quasi selbst ein wenig darzustellen (Ich weiß, dieses Wort hat immer eine etwas negative Konnotation, aber Du verstehst mich schon)? Beschneidest Du eventuell nach den Gesprächen nochmal Deine eigenen Antworten, weil sie vielleicht zu persönlich sind oder wird alles direkt übernommen?

Nein, beschnitten wird da nichts mehr. Vielleicht feile ich nochmal an der Wortwahl oder der Formulierung, weil ich mir beim Schreiben nicht ganz so viele Gedanken darüber machte, aber ansonsten bleibt das alles so. Es wäre ja dem Interviewpartner gegenüber auch nicht fair, wenn ich da plötzlich das ganze persönliche Zeug rausnehme. Ich finde, das ist ein Geben und Nehmen. Wie ich schon sagte, da muss sich eine persönliche Ebene auftun. Und wenn Void (im Falle NEITHANs) mir zum Beispiel eine Frage zurückstellt, kann ich ja nicht sagen „Nee Du, hör mal, das geht so nicht, ich stelle hier die Fragen.“ Ob ich mich damit selbst darstellen möchte, ist eine gute Frage. Darüber habe ich mir noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Wahrscheinlich schon. Das liegt ja auch in der Natur der MK. Ich will mich eben persönlich mit den Interviewpartnern unterhalten und da ist dies nötig. Und außerdem ist die MK an sich ja schon eine persönliche Sache. Ich denke, da gehört Selbstdarstellung natürlich dazu. Das schafft für den Leser ja auch eine ganz andere Stimmung beim Lesen, oder? Ich weiß es nicht, ich lese die MK ja nicht mehr wirklich, wenn sie gedruckt ist, hehe.

Tust Du nicht? Ehrlich? Neben den “normalen“ Interviews haben sich auch einige Kurzgeschichten des Autors Jürgen Landt in das Buch geschlichen. Wie bist Du auf diesen ja doch eher unbekannten Mann gekommen? Was gefällt Dir an seinen Geschichten?

Nee, mache ich nicht. Das ist für mich dann abgeschlossen. Ehrlich gesagt, kann ich das Heft irgendwann auch gar nicht mehr sehen. Wenn man dann etliche Stunden dran rumgebastelt hat, die ganzen Hefte zusammenschraubte und verpackte… ich glaube, ich werde es in ein paar Wochen hassen, haha.
Ich kam gar nicht auf Jürgen, er kam auf mich zu. Er bekam irgendwie Wind von der ersten MK 0.1 und fragte, ob ich ein paar seiner Kurzgeschichten haben möchte. Ihm gefiel die MK. Das habe ich auch mal als Lob aufgenommen, hehe. Ich meine, hey, der hat mit Metal usw. rein gar nichts zu tun. Was mir an seinen Geschichten gefällt? Sie sind nicht künstlich mit Intelligenz aufgebauscht. Frei von der Leber weg. Locker und spritzig. Etwas überspitzte Realität. Ich mag das. Einfach frei nach Schnauze geschrieben, ohne jetzt irgendwie auf die Wortwahl zu achten. Außerdem, das muss ich zugeben, fand ich den Gedanken, solch Geschichten in der MK zu haben, sehr reizvoll. Die stehen ja nun auch völlig allein da. Über etliche Seiten wird über die Welt, die Kaballah, Black Metal, Prosa, Magie usw. diskutiert und am Ende kommen dann Geschichten über wunde Muschis, Chips in der Arschritze und Plus- und Minusmenschen. Das gefiel mir einfach.

Wie ist er denn auf die MK gekommen, wenn er mit Metal gar nichts zu tun hat?

Ich hielt es für eine gute Idee mich im Fanzineindex zu präsentieren. Wie der Name schon sagt, werden da ziemlich viele Fanzines aufgeführt. Alles, was man sich an kleinen, billigen Fanzines so vorstellen mag, hehe. Und da hat er die MK entdeckt.

Liest man sich die Geschichten des Herrn Landt durch, dann könnte man den Eindruck bekommen, dass er die Inspiration für das aktuelle Werk eine Dame namens Roche ist, hehe. Kennst Du sie und ihr Buch “Feuchtgebiete“? Hast du Landt persönlich kennengelernt? Zudem muss ich sagen, dass die Geschichten nicht unbedingt allein da stehen. In gewissen Zügen wird beispielsweise in “knabberfrei“ oder “halterlos“ ja die Perversion thematisiert, die kleinen (ekelhaften) Erlebnisse des Alltags, wenn natürlich ein wenig überspitzt. Und was, wenn nicht Perversion und Ekel, passt zum BM, wenn wir den ollen Deibel mal außen vor lassen?

Nein, persönlich kenne ich den Herren leider nicht. Wäre aber sicher mal interessant mit ihm ein Bierchen trinken zu gehen. Ich denke, er hat viel zu erzählen. Das Buch „Feuchtgebiete“ habe ich nicht gelesen und werde es auch nie tun. Mal abgesehen davon, dass ich die Alte sowieso scheiße finde, interessiert mich das Buch auch nicht im Geringsten.
Und doch, im Heft stehen die Geschichten ziemlich allein da. Im Kontext Black Metal natürlich überhaupt nicht, da hast Du recht. Hätte er nur über politische Dinge geschrieben, wären die, auch wenn sie dann immer noch allein für sich stehen, nicht im Heft gelandet. Ich wollte damit ja nicht ausdrücken, dass die Geschichten fernab der Gesamtthematik stehen. Und natürlich gehört Perversion zum Black Metal. Jedwede! Ich muss zwar gestehen, dass ich beispielsweise Ankacken nicht so dufte finde, aber jeder hat so seine Vorlieben. Aber das gehört nur bedingt in die MK, auch wenn das eine Seite der Medaille ist. Gleiches gilt für die übermäßige Präsentation irgendwelcher Symbolik. Das reizt mich nämlich gar nicht. Manche mögen meinen, dass ich solch eine Abitur-Black-Metal-Schwuchtel bin, weil man der MK den ganzen BM Kram z.B. gar nicht ansieht, aber da haben sie sich gewaltig getäuscht! Ich mag diese ganzen intellektuellen Pisser nicht, welche meinen, dass Satan und Gewalt im Black Metal ausgelutscht seien und dies auch immer kundtun müssen. Natürlich befassen sich 90% der Bands kaum wirklich mit der Thematik und sind einfach nur plakative Idioten, aber das finde ich immer noch besser als solch pseudo-intelligenten Wald- und Wiesenrotz. Das hat mit BM genausowenig zu tun wie dieser neue Trend, dass man positive Gefühle usw. in Black Metal verpackt. Das Verarbeiten jedweder Gefühle mag ja legitim sein, aber dieser helle, romantische Scheiß ist doch nun wirklich zu viel.

Dekadenz, Fanatismus und Dunkelheit- drei Begriffe, die auf der Homepage als scheinbare Leitmotive für die MK standen. Inwiefern siehst Du sie in der aktuellen MK repräsentiert und welche Bedeutung haben sie für Dich persönlich?

Ja, das sind generell die Leitmotive der MK und auch von mir persönlich. Demnach müssen sie alle in der MK vertreten sein, sonst wäre es ja keine echte MK, hehe.
Dekadenz: Erstmal muss ich klarstellen, dass ich das Wort nicht im ursprünglichen Sinn einsetze, sondern so, wie es das gemeine Volk ebenfalls gern anwendet. Ich mag edle Dinge. Ganz besonders richtig gutes Papier. Mir ist das alles sehr wichtig. Meinetwegen können jetzt einige „materielles Schwein“ brüllen, aber da scheiß‘ ich drauf. Wenn ich mir etwas Edles leisten kann, dann kaufe ich mir das auch. Und die MK soll gut aussehen, deshalb kaufe ich mir auch sündhaft teures Papier (Für den Preis des Umschlages zum Beispiel drucken andere schon ein ganzes Magazin). Das braucht so ein „Fanzine“ (ich sehe es ja nicht als Fanzine) natürlich überhaupt nicht. Deshalb ist das totale Verschwendung, wenn man es so will.
Fanatismus: In allen Definitionen! Erstens das Heft überhaupt zu machen. Und zwar eben so zu machen, wie ich das möchte. Ich habe ein Ideal vor Augen und versuche diesem so nah wie nur irgendwie möglich zu kommen. Da bin ich dann geradezu besessen von. Wenn etwas schief geht… nun ja. Egal ob mich davon jemand abbringen möchte, ich zieh das durch, koste es, was es wolle. Ich akzeptiere in vielen Punkten der MK einfach keine andere Meinung. Wo kämen wir denn da hin?
Dunkelheit: Muss immer irgendwie präsent sein! Anders geht es gar nicht. Mehr will ich dazu eigentlich gar nicht sagen.

Würdest Du dann, gerade wenn Du auch sagst, dass Du die MK zur Meisterschaft führen willst, soweit gehen, dass Du behauptest, die MK ist so etwas wie Dein Lebenswerk?

Ja, auch wenn das unglaublich pathetisch klingt. Aber ich könnte mir ein Beenden der MK einfach gar nicht vorstellen. Deshalb nehme ich mir auch Zeit für neue Ausgaben. Wenn ich jetzt das Ziel hätte, ich müsste alle drei-vier Monate eine neue Ausgabe rausbringen, dann hätte ich irgendwann die Schnauze voll und sowieso wäre ich dann ausgebrannt. So lasse ich die Dinge kommen, wie sie halt so kommen. Und wenn es drei Jahre dauert bis eine neue Ausgabe da ist…

Und was, wenn das Ziel erreicht ist, DIE Ausgabe steht?

Darüber mache ich mir noch gar keine Gedanken. Ich glaube auch nicht, dass dies je geschehen wird. Ich muss ja erstmal die Ausgabe 1.0 erreichen. Und das ist ja schon ein sehr großes Ziel. Das wird dann auf jeden Fall ein Buch. Und zwar ein richtiges Buch – mit Fadenbindung und allem Pipapo. Das Problem ist halt nur, dass ich mir noch gar keine Fadenbindung beigebracht habe, hehe. Und ich lasse da ja keine anderen Menschen ran. Und wenn das erreicht ist, dann gibt es andere Ziele. Ich kann also gar nicht so alt werden, dass ich eine perfekte (wirklich perfekte) MK hinbekomme. Aber jetzt mache ich Dir ja die ganze dramatische Frage kaputt.
Also nochmal: Dann höre ich auf und werde Mönch.

Ok, dann kommen wir gaaaanz langsam zum Ende. Hier möchte ich gern Deine Meinung zu einigen Aussagen, die die Künstler in der neuen MK getroffen haben, hören! Nummer 1:

“Jeder will ein glückliches Leben führen, wer etwas anderes sagt, lügt“

Dem stimme ich vollkommen zu. Jeder wird sich sein Leben so gestalten wollen, dass er damit glücklich ist. Der eine benötigt dafür ein wenig Geld, der andere jeden Abend ein anderes Paar Brüste in der Koje und wieder ein anderer ist nur glücklich, wenn er blutet wie ein Schwein. Glück kann jeder für sich anders definieren.

„Tradition dient einzig dem Zweck, dass zu sichern, was war und nie mehr sein wird“

Ist mir ja fast peinlich, aber wer hat denn das gesagt? (Selim/THE DEVIL’S BLOOD- Philip) Aber gut… Komische Aussage. Tradition transferiert ja das, was war in die Gegenwart, somit ist es und wird auch sein. Halt nur im Rahmen der Tradition. Aber gut, vielleicht will derjenige die Sache an sich auch nur anklagen. Ick weeß dit ja nich. Ich finde Tradition wichtig, da ich der Meinung bin, dass vieles früher besser war. Da rede ich jetzt nicht vom Lebensstandard, sondern vom Handwerk und seinen Produkten. Und auch von der allgemeinen Einstellung, was Disziplin und Fleiß anbelangt. Gut, das muss ich einer Weberin, welche Opfer der Industrialisierung wurde, nun nicht gerade auf die Nase binden, haha, aber generell schon. Ich bin ein Freund des alten Handwerks und finde es auch wichtig, dass diese Tradition fortgeführt wird. So, jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben. Weiter im Programm.

„Ich glaube, dass Menschen zu einem ganz bestimmten Moment in ihrem Leben alle Bücher, all ihr angelesenes Wissen vergessen und in den Scheiterhaufen Gottes springen sollten, um aus sich selbst heraus zu lernen“

Durchaus! Das, was gemeinhin als Wissen bezeichnet wird, also das ganze Zeug aus den Büchern zu verschiedenen Gebieten ist, wenn wir mal ehrlich sind, einen Scheiß wert! Natürlich, man benötigt es, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen usw., aber es bringt Dich als Menschen direkt nicht unbedingt weiter. Es macht Dich auch nicht zu einem besseren Menschen, bzw., um es mal allgemeiner auszudrücken, zu einem anderen. Manch einer weiß sehr viel, kann dir sämtliche Formeln und Texte auswendig herunterleiern, aber tief im Inneren ist er ein lausiger Idiot, welcher eigentlich nichts weiß. Ich denke, alles was man als Mensch über sich wissen muss und kann, liegt tatsächlich in einem selbst. Doch da hört ja kaum einer hin. Die Menschen lesen ja lieber Bücher, glotzen Fernsehen und so weiter als einmal in sich selbst zu schauen und zu lernen! Aber das wird hässlich, ekelhaft und unglaublich belastend. Wer darauf nicht steht, sollte es dann vielleicht doch sein lassen.

Hier muss ich nochmal einhaken: Du sagst, das Lesen bringt einen als Mensch nicht unbedingt weiter. Ich würde aber sagen, dass ein Mensch gerade durch Literatur viele neue Denkanstösse bekommen kann. Natürlich sollte man nicht blind das übernehmen, was man gelesen hat, aber bei richtiger “Anwendung“ halte ich Literatur für essenziell auf dem Weg der persönlichen Weiterentwicklung.

Möglich, aber wieso sollte man diese Denkanstöße nicht auch durch sich selbst erfahren? Ich meine ja nicht, dass Lesen einen nicht voranbringt (vielleicht kommt das so rüber), ich denke aber, dass man das alles auch allein hinbekommt. Das ist natürlich ein Prozess, der lange dauert, und vielleicht hat der Mensch auch nicht so viel Zeit, aber ich denke doch, dass dies möglich ist. Ich lese sehr wenig, sehr, sehr wenig, eigentlich fast gar nichts und ich bin ja kein dummer Mensch. Ich halte mich sogar für sehr intelligent, wenn ich das mal ganz arrogant hier schreiben darf, hehe. Alles, was man liest, muss man ja auch in sich selbst finden, sonst kommt es gar nicht an. Mal als Beispiel. Man liest ein recht religiöses Buch. Es reicht ja nicht, wenn man da „einfach mal so“ dran glaubt. Man muss es in sich haben. Das Buch ist dabei dann doch nur der Funke, welche die Flamme zum Lodern bringt. Und ich glaube nicht, dass das Buch der einzige Funke für diese Flamme ist. Gut, ich hoffe, Du verstehst, wie ich das meine.

„Black Metal ist Intoleranz und Krieg gegen die ganze beschissene menschliche Rasse, sowie alle Standards des Lebens und sämtliche Begrenzungen. Satan ist der Weg, der Vater und das Licht.Und Metal ist eine simple Waffe um diese Pest zu verbreiten“

Das kann ich unkommentiert so stehen lassen, auch wenn ich diesen Weg im Leben nicht so konsequent gehe.

Darf ich erfahren, was Dich in dieser Hinsicht einschränkt?

Ich mich selbst. Ich mag einige „Standards“ des Lebens. Ich gehe zum Beispiel gern arbeiten, hehe. Ich bin Teil der Rasse und führe (momentan) keinen wirklich aktiven Krieg gegen mich. Ich bin und lebe. Was aber nicht heißt, dass ich einer „Erleuchtung“ im Wege stehen werde – im Gegenteil.

Ok, dann gib mir mal noch einen kleinen Ausblick auf kommende MK Aktivitäten. Auf der Homepage stand etwas von kommenden ASCHEFALL Veröffentlichungen zu lesen, u.a. eine Split mit FÄULNIS, was kannst Du darüber berichten? Eine neue Ausgabe des Magazins wird ja dann wohl erst in einem Jahr erscheinen, oder?

Erstmal wird die ASCHEFALL/FÄULNIS Split EP in Angriff genommen. Das geht jetzt auch bald los. Ich denke, irgendwann nach August/September kommt sie dann auch endlich. Liegt auch ein wenig am Verkauf der MK 0.5. Aber das ist ja nicht nur eine EP, da gibt es auch noch eine CD dazu. Geplant ist ein Kreislauf beider Bands auf der EP und gegenseitige Coverversionen gibt es dann auf der CD und um das Ganze abzurunden, werden sich beide Bands wohl auch nicht lumpen lassen und zusammen ein Lied einspielen.  Das Ganze ist natürlich hübsch aufgemacht. Sollte man sich schon mal vormerken. Und ich denke, das wird auch nicht unbedingt teurer als eine CD. Wenn es nach mir geht, sollten zehn Euro nicht überschritten werden, aber ich mache die Preise des Presswerks ja nicht. Danach kommt dann auch endlich mal die „I Hate Love“ Kassette ASCHEFALLs. Die war ja auch schon ewig angekündigt. Wird natürlich auch eine echt schicke und runde Angelegenheit. ASCHEFALL werden noch für einige Aufhorcher sorgen, das kann ich versprechen.
Ja, und dann wird es auch irgendwann schon wieder Zeit für eine MK, denke ich. Ich habe mir da im Kopf schon eine sehr ordentliche Sammlung an interessanten Bands zusammengebastelt. Es müssen ja auch noch Interviews nachgeholt werden, welche eigentlich schon in der 0.5er erscheinen sollten. Zum Beispiel eben angesprochene ASCHEFALL, dieses Mal auf jeden Fall dabei. Und vielleicht klappt es dieses Mal auch mit MORTUUS INFRADAEMONI. Das habe ich ja irgendwie alles verpennt… ach, lass Dich mal überraschen. Auch von der Gestalt her habe ich mir einige Perlen erdacht. Nur eine Nummer habe ich noch nicht, hehe

Ok, dann sind wir doch tatsächlich durch! Ich danke Dir für deine ausführlichen Antworten und, so ein Arschkriecher bin ich jetzt mal, wünsche dir weiterhin erfolgreiches Schaffen. Das letzte Wort bleibt natürlich Dir überlassen! 

Ich danke Dir für die Unterstützung! So, und jetzt die letzten Worte. Scheiße, da wird ein Interview plötzlich immer schlecht, hehe. Kauft die MK, ich habe Frau und Kinder zu ernähren! (Das ist auch nur ein bisschen gelogen – ehrlich!) Kauft Euch das beste Black-Metal-Heftchen Oranienburgs auch einfach ohne Gedanken an meine Geldnöte, hehe. Jetzt habe ich Black- Metal-Heftchen gesagt, egal… Na was soll ich denn hier auch Kluges schreiben, verdammt nochmal!? BLOODDAWN sucks! Haste nun davon, hehehe.

04.06.2008

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